Seit anderthalb Wochen geht meine Tochter, jetzt 2 3/4 in den Kiga.Ich bin auch die ersten 2 Tage komplett dabei geblieben, am 3. Tag konnte ich mich schon für einige Zeit in den Nebenraum setzten. Am nächsten Kiga Tag konnte ich auch über eine Stunde im Nebenraum bleiben. Meine Tochter ist eher scheu und zurückhaltend. Wir hatten immer viel Kontakt mit anderen Kindern.. Seit Februar war sie im Vorkiga, dort musste ich aber 2 Monate dabei bleiben und plötzlich ist sie ohne Tränen vergiessen alleine geblieben. Der Trennungsversuch am 5. Tag ist schlecht gelaufen; Kind hat auf dem Arm der Erzieherin geweint, nach Mama geschrien und die Ärmchen ausgestreckt. Ich bin dann schweren Herzens doch gegangen, weil ich an der Stelle nicht zurück rudern wollte. Als ich nach einer Std. wieder kam, weinte sie immer noch. Seitdem ist insgesamt sehr weinerlich, bekommt auch zuhause und bei bekannten Personen Angst. Seitdem bleibe ich bei ihr, aber die Situation bessert sich nicht. Was empfehlen Sie?
von
Sammy13
am 13.08.2012, 07:09
Antwort auf:
Schlechter Kiga Start
Hallo, weiter dabei bleiben lautet die Empfehlung, denn die Erschütterung des Urvertrauens bei der harten Übergabe Ihrer Tochter an die Erzieherin am 5. Tag heilt nur langsam. Es gibt für ein Kleinkind, ja für ein Kind generell zwei dramatische und zugleich traumatische Ereignisse im Leben, die Erfahrung des Nichtbeschütztwerdens oder -seins durch die Bindungsperson bzw. ihr Verlust und die Missachtung oder Misshandlung, resp. den Missbrauch durch die Bindungsperson. Zwar ist dieses einmalige Erlebnis noch kein schweres Trauma, aber die Erschütterung des Vertrauens ist offenbar doch relativ stark gewesen. Kinder gehen dann in die Regression und verhalten sich wieder wie sehr viel jüngere Kinder. Außerdem zeigen sich Angstsymptome.
Den Eltern kann man dann nur empfehlen die Regression zu akzeptieren und dem Kind damit die Gelegenheit geben, seine seelische Wunde wieder zu heilen. Dann vergehen auch die neu entstandenen Ängste. Den Erzieherinnen kann man nur raten, bei Kinder unter 3-4 Jahren die sanfte Ablösung zuzulassen und dabei die individuellen Voraussetzungen zu beachten. Bei so kleinen Kinder wie Ihrer Tochter müssen sie eigentlich immer mit wenistens 3-4 Wochen Ablösung rechnen, es sei denn, es entwickelte sich viel Sympathie zwischen Erzieherin und Kind oder das Kind hätte z.B. durch Geschwister schon lange Kontakt zur Einrichtung gehabt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.08.2012