Frage: Regelkonzept

S.g. Dr. Posth, wie vereinbaren wir ein Regelkonzept mit unserer Tochter (knapp 4J.)? Sie durfte immer viel selbst bestimmen und alleine machen. Eigentlich sind wir bisher ganz gut damit gefahren. Aber seit ein paar Wochen reizt sie die Grenzen immer weiter aus, besonders wenn sie müde ist. Wenn wir dann nicht springen oder geduldig alles mitmachen, folgt ganz schnell ein Trotzanfall. Es sind oft unvorhersehbare Kleinigkeiten (z.B. will sie ihre schmutzige Hose nicht ausziehen, beim Einkaufen auf einmal getragen werden, am Tisch sofort etwas anderes essen, oder ihrer Freundin vorschreiben, wie diese zu spielen hat), da kann ich ja nicht für alles eine Regel vereinbaren, oder? Und wie könnte eine sinnvolle Konsequenz aussehen (z.B. wenn sie sagt: „Der Papa ist doof.“)? Ich vermute, dass sie im Kiga gerade etwas zu kämpfen hat (neue Kinder, sie ist jetzt nicht mehr das Nesthäkchen), aber sie geht weiterhin gerne. LL leider etwas schleppend. Wie können wir ihr helfen? Danke!

von menasse am 07.10.2013, 09:16



Antwort auf: Regelkonzept

Hallo, zunächst einmal wäre zu fragen sinnvoll, was hinter dieser plötzlichen Verhaltensveränderung stecken könnte. Gibt es Probleme in der Gruppe im Ki-ga, gibt es neue Dinge, auf die Ihre Tochter nicht richtig vorbereitet ist, gibt es Veränderungen in der Familie usw. Wenn Kinder mit solchen Änderungen in ihrem Umfeld nicht gut zurechtkommen, kommen solche Veränderungen im Sinne einer Entwicklungskrise zustande. Gelingt es einem nun, die Ursachen der Krise auszuschalten, kehrt das Kind schnell zu seinem vorherigen Reife- und Entwicklungsstand zurück. Also hier sollte ein klareres Regelkonzept nur dann angewandt werden, wenn eine Krise ausgeschlossen ist. Prinzipiell lässt sich alles eine Regel finden. Unser gesamtes Leben besteht aus Regeln, die wir oft klaglos annehmen, bis wir verstehen, wie sehr sie unsere Freiheit auch einschränken können. Gegen verbale Auswüchse gibt es nur das eindringliche Ermahnen, weil es keine sinnvolle Möglichkeit zur Wiedergutmachung gibt. Sicher holen sie die Kinder solche Formulierungen im Ki-ga ab und genießen dann die Wirkungen und Macht der Wörter. Auch in den Ki-gä sollte viel stärker darauf geachtet werden, was zwischen den Kinder an Schimpfworten ausgetauscht wird. Ds darf man dann nicht alles so kritiklos stehen lassen. viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.10.2013