Hallo Herr Dr. Posth,
es geht immer noch um Lena, die jetzt 3 Jahre und 2 Monate alt ist. Wir waren inzwischen 5 Mal beim Logopäden und dort wurde mir erst gesagt, sie hätte durch die MOE im 1. Lebensjahr immer 30 % Hörminderung gehabt und das müsse man nun aufarbeiten. Nun waren wir das 5. Mal dort und die gute Frau meinte, sie wisse sich nicht zu helfen und empfahl uns einen Sprachheilkindergarten, das kommt für uns erstmal nicht in Frage. Ich merke auch Verbesserungen bei der Sprache, beschäftige mich aber intensiv mit ihr durch Spiele, die die Sprache fördern. Nun habe ich von einer verbalen Entwicklungsdyspraxie gehört, könnten sie mir das mal verständlich erläutern, was das genau ist und wie ich nun am besten vorgehe? Ich möchte den Logo wechseln, mir eine 2. Meinung einholen. Ist ein Hörtest sinnvoll, der wurde noch nicht gemacht. Sie spricht ja und auch in Sätzen, aber manche Buchstaben kommen ihr nicht über die Lippen. Vielen Dank und liebe Grüße
Tanja mit Lena
Mitglied inaktiv - 07.01.2008, 08:40
Antwort auf:
Logopädie
Liebe Tanja, verbale Entwicklungsdyspraxie ist genau genommen nur die Beschreibung des Zustandsbildes, das bei Ihrer Tochter offenbar vorliegt. D.h. sie kann verschiedene Laute noch nicht richtig mit ihrer Mund- und Zugenmuskulatur bilden. Dyspraxie hebt dabei aber mehr auf den im Gehirn stattfinden Verschaltungsvorgang ab, der eben noch nicht richtig funktioniert, wohingegen (multiple oder universelle) Dyslalie das hörbare Sprachproblem in den Vordergrund stellt. Entscheidend ist dabei die Frage, ob das Ausspracheproblem in der schwachen oder falsch geführten Mundmotorik liegt oder in den falschen Befehlen aus dem motorischen Sprachzentrum. Nur: zu der Theorie gibt es keine praktische Beweisführung für das eine oder andere, denn die Vorgänge im Gehirn lassen sich speziell darauf nicht untersuchen. Dass Mittelohrentzündungen im Sgl.-Alter die Ursache sein sollen ist, eine schlichte Behauptung. Studien legen eher das Gegenteil nahe.
Von verbaler Dyspraxie lässt sich em ehesten reden, wenn auch andere Dyspraxien vorliegen oder das Gehirn durch einen Schlaganfall geschädigt worden ist. Das ist aber bei Ihrer Tochter alles nicht der Fall.
Als erstes sollte eine dezidierte pädaudiologische Untersuchung stattfinden, und dann sollte noch einmal die Suche nach einem/r passenden Logopäde/in stattfinden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.01.2008