Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind provoziert

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind provoziert

Ina1421

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Guten Tag, meine Tochter wird im Juni 3 Jahre alt und der kleine ist nun sechs Monate alt. Ich versuche wirklich  jeden Tag mein bestes zu geben und beiden gerecht zu werden, was mal mehr mal weniger klappt, denn oft provoziert meine Tochter total. Es sind so Kleinigkeiten, die mich echt nerven teilweise. Beispielsweise macht sie schmatz Geräusche andauernd oder bohrt in der Nase und steckt sich anschließend  den Finger in den Mund. Wenn er Brei isst, Steht sie daneben und redet die ganze Zeit und möchte auch den Brei essen. Ich erkläre ihr dass ich das nicht schön finde , ignoriere es oder sage dass ich ihre Puppe wegnehme - nichts hilft. Ich vermute stark, dass es mit Aufmerksamkeit zusammen hängt aber sobald der kleine schläft spiele ich ja immer mit ihr. Aber ja manchmal bin ich auch erschöpft (vor allem auch durch den Schlaf Mangel) und bitte sie ein wenig in ihrem Zimmer spielen zu gehen. Oder habe nicht so viel Geduld oder lasse sie ungern mithelfen beim Essen zubereiten etc. Abends habe ich dann ein schlechtes Gewissen und möchte es am nächsten Tag besser machen. Ich frage mich , ob das unsere Bindung zerstören kann, wenn wir beispielsweise einen guten Tag hatten bis nachmittags aber mich dann irgendwas nervt und wir uns dann „streiten“ und ich vielleicht auch mal ungerecht zu ihr bin und laut werde. Ist dann dieser Tag trotzdem schön für sie oder nimmt sie mir das Übel? Seit der kleine da ist hat sich nun mal der Alltag verändert aber ich hoffe doch dass sie langfristig Dankbar sein wird für ihren Bruder und ihre Kindheit schön in Erinnerung behält. Im Grunde habe ich auch das Gefühl dass sie ihn gerne hat und ich binde sie auch viel mit ein aber ja manchmal denke ich an die Zeit vor ihm zurück. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, für Ihre Tochter bedeutet die Geburt des Bruders eine große Veränderung in ihrem Leben. Sie ist nicht dankbar für den Bruder, sondern sieht in ihm einen Rivalen um Ihre Liebe. Sie hat die Entthronung durch ihn noch nicht verkraftet und Angst, dass Sie ihn mehr lieben könnten als sie und ihr Ihre Aufmerksamkeit entziehen. Dies sind für Kleinkinder schreckliche unbewusste Ängste. Ihre Tochter kann diese zudem nicht steuern. Sie braucht intensiv die Erfahrung, dass Sie sie weiterhin lieben wie zuvor und ihr Aufmerksamkeit schenken. Erklärungen oder Bestrafungen nutzen bei Kleinkindern in solchen Situationen nichts. Ihre Tochter versucht dann nur, durch unerwünschtes Verhalten Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Die neue Lebenssituation ist für Sie sicherlich sehr anstrengend. Versuchen Sie jedoch möglichst geduldig mit Ihrer Tochter zu bleiben. Lassen Sie sie schmatzen oder geben Sie ihr einen eigenen Breiteller. Es muss nicht alles so perfekt sein. Seien Sie großzügig. Damit entlasten Sie sich und die anderen. Ihre Bindung wird durch Ihr Verhalten nicht gestört. Die ist durch die frühen Erfahrungen sicher. Ihre Tochter erhält jedoch nicht die benötigte Antwort auf ihre psychische Situation und kann solange die Rivalität zum Bruder nicht bewältigen. Suchen Sie sich Unterstützung bei Familie oder Freunden, um den anstrengenden Alltag mit zwei kleinen Kindern leichter zu bewältigen. Vielleicht kann der Vater sich intensiver um die Tochter kümmern, um die Beziehung zu festigen und Sie zu entlasten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes  


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