Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Keinerlei Berührungsängste

Dr. med. Rüdiger Posth

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Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Keinerlei Berührungsängste

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Hallo Dr. Posth, bisher gaben Sie mir immer das Gefühl, dass meine Tochter (ca 14 Mon) eine sichere Bindung aufgebaut hat. Loslösung kommt gut voran, Papa als Ersatzbezugsperson akzeptiert. Es ist zwar weiterhin etwas heikel, wenn Papa sie ins Bett bringt und ich in der Wohnung bin, sonst nicht. Ich kann nun auch ohne Ablenkung einfach mal weggehen. Was mir aber Sorgen macht, ist ihre fehlende Scheu, auf andere Menschen zuzugehen. Ich hatte bereits geschrieben, dass sie alle Menschen anlacht, Reaktionen von ihnen geradezu herausfordert. Auf der Straße läuft sie schnurstracks in fremde Geschäfte hinein, hat kein Problem, wenn sie dann von wildfremden Person einfach auf den Arm genommen wird (nur ich war geschockt). Auf der Spielwiese "lädt" sie sich bei anderen Familien zum Spielen "ein". Nur wenn ich mich mit Leuten unterhalte, fremdelt sie etwas: Versteckt sich zwischen meinen Beinen, und lacht von dort aus die Menschen an. Veranlagung oder stimmt womöglich doch etwas nicht?


Dr. med. Rüdiger Posth

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Hallo, zunächst einmal ist das Zeichen sicherer Bindung nicht unbedingt Scheu vor fremden Menschen oder unbekannten Situationen. Im Gegenteil: durch die sichere Bindung geht Scheu verloren, weil Urvertrauen vorhanden ist. Dann aber bricht die Veranlagung umso stärker durch. Wenn also ein Kind wenig ängstlich veranlagt ist, dann kommt sein Neugierverhalten stark zu Zuge und das soziale Kontaktbedürfnis bricht sich Bahn. So scheint es bei ihrer Tochter zu sein. Nun könnte man spitzfindig hingehen und sagen, einem solchen Kind täte etwas mehr Angst gut und wäre besser nicht so sicher gebunden. Aber diese Haltung ist absurd, erkauft man sie doch für die Preisgabe eines Großteils des Urvertrauens. Solche Kinder muß man vielmehr etwas besser beaufsichtigen und ihnen, wenn sie etwas älter geworden sind erklären, daß die Einhaltung bestimmter Regeln in unserer Gesellschaft auch zum eigenen Schutz dienen. Viele Grüße


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