Serana
Guten Abend Herr Dr. Nohr, tatsächlich habe ich mir bis vor einiger Zeit quasi nie Gedanken um die Bindung zu meinen Baby, 10 Monate alt, gemacht. Jetzt bin ich zunehmend verunsichert. Auch durch all die Fragen hier. Normalerweise handle ich einfach intuitiv, aber seit neuestem frage ich mich, ob das richtig ist. Ich habe bereits einen 10 Jahre alten Sohn und ich stelle fest, vieles ist anders. Mütter fragen sich, ob es der Bindung schadet, wenn sie ungeduldig werden, wenn ihr Baby sie beißt. Und ich frage mich plötzlich, bin ich altmodisch, wenn ich bestimmt nein sage und es sogar tatsächlich nach einem weiteren mal für kurze Zeit auf dem Boden setze, auch wenn es dann Protest gibt? Bis vor kurzem fand ich es sehr entlastend, dass auch der Papa alles machen kann, wickeln, ins Bett bringen, füttern... Allerdings würde ich auch gar nicht auf die Idee kommen, das ginge nicht und beim leisesten Meckern gleich wieder übernehmen. Ist das plötzlich hartherzig? Ich dachte, ich habe eine innige, herzliche Beziehung zu meinen Baby und zu meinen Großen. Wir reden viel, spielen, lachen, kuscheln aber ich fühle mich auch nicht unvollständig, wenn meine Kinder bei Oma sind. Ich lese von Müttern, die jedes Bedürfnis ihres Kindes sofort befriedigen und sich selbst komplett hinten anstellen. Ist das der Weg? Bin ich altmodisch, wenn ich auch auf mich achte? Ganz herzliche Grüße Serana
Dr. med. Ludger Nohr
Liebe Serana, Sie sprechen da ein wichtiges Problem an: Wie können Eltern eine Sicherheit und Klarheit im Kontakt zu ihren Kindern bekommen, was die Basis für eine gute Bindung ist? Viele Eltern versuchen die eigene Unsicherheit durch Lesen/Wissen zu kompensieren, was nur sehr bedingt möglich ist (Das ist auch die Grenze dieses Forums). Deshalb versuche ich die Eltern darin zu bestärken, ihr eigenes Gefühl für ihr Kind zu entwicklen, ihr Kind wahrzunehmen (das kann kein Fachmann/-frau besser!) , sich da auch was zuzutrauen, auch "Fehler" machen zu dürfen. Den Kindern ein menschliches Gegenüber sein, wohlmeinend, annehmend aber sich selbst nicht verleugnend. Der Entwicklungforscher E.Erikson drückt es sehr klar aus wenn er schreibt: " Denn ganz gleich, was wir im Einzelnen tun, das Kind wird in erster Linie fühlen, wie wir leben, was uns zu liebenden, helfenden und verlässlichen oder aber zu hasserfüllten, unsicheren, mit sich selbst uneinigen Wesen macht". Deshalb ist es wesentlich, die Eltern in ihrer emotionalen Kompetenz und Sicherheit zu stärken, Wissen an manchen Stellen hinzuzufügen und sie so zu befähigen, gelassen und respektvoll, klar und wohlwollend mit ihren Kindern umzugehen und ihre Entwicklung hilfreich zu begleiten. Danke für Ihre Zeilen und bleiben Sie unaufgeregt. Dr. Ludger Nohr
Anett2018
Hallo Serena, du bist nicht altmodisch, du machst alles richtig!
curly14
Danke für die Frage. Du sprichst mir aus der Seele. Genau so ist es bei mir auch. Ebenfalls Danke für die Antwort, Herr Nohr.