Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Posth, vor kurzem wurde ich mit der Aussage konfrontiert, ein "Nein" sei im Umgang mit einjährigen Kindern zu vermeiden, weil sie sich in ihrer ganzen Person abgelehnt fühlten. Das ergäbe Sinn, wenn die Kinder in dem Alter noch nicht zwischen ihrer Person und ihrem Handeln unterscheiden könnten. Dies wiederum erscheint mir angesichts der Entwicklung des Ich-Bewusstseins ab ca. 18 Mon. (?) schlüssig. Sie empfehlen aber, das Verständnis von Verboten in Kombination mit der sprachl. Kodierung "Nein" ab Beginn des zweten Lebensahres anzubahnen. Abgesehen hiervon frage mich nach der mit der Anbahnung dieses Lernprozesses verbundenen Intention. Die Kinder werden ja naturgemäß mit Grenzen und Regeln konfrontiert. Ist vor diesem Hintergr. ein Einüben von Verboten in diesem Alter überhaupt sinnvoll?
Stichwort: Nein-sagen Hallo, sehr differenzierte Fragen im Grenzbereich von Psychologie und Pädagigk, die Sie mir da stellen. Zunächst einmal versteht das Kind dieses "nein" ja gar nicht als Verbot. Denn es kennt nicht seine negierende symbolische Bedeutung. Sagte ich zu Ihnen auf Chinesisch nein (ich spreche allerdings kein chinesisch), verstünden Sie zunächst auch nicht, was ich von Ihnen wollte. Aber mit meiner Mimik, meiner Stimmlage und mit dem Sachverhalt zu sammen, bekämen sie es schnell heraus. Diese drei Dinge oder Vorgänge in der Interaktion zieht auch das Kind zusammen, und wenn sie ihm dann den Gegenstand noch wegnehmen oder das Kind von der beabsichtigten Handlung trennen, dann weiß es bald, was das Wort "nein" bedeutet. Liegt nun die Botschaft mehr auf dem Sachverhalt, was Sie durch Zeigen und einfaches Erklären verdeutlichen, fühlt sich das Kind nicht im Ganzen abgelehnt. Aber um das zu verstehen, wiederholt das Kind seine Handlung quasi auf Probe. Und wenn dann immer dieses "nein" wieder im selben Zusammenhang kommt und sonst aber nicht, dann macht das Gehirn aus dem Geschehen ein kleines Netzwerk im Verstandescortex, die emotionalen Zentren aber bleiben soweit frei. Erschrecken Sie aber das Kind durch lautet "Anraunzen", Wegreißen des Gegenstandes oder sogar Bestrafen durch eine "Klaps", dann geht die Botschaft weg vom Sachverhalt und landet vorwiegend in den emotionalen Zentren, wo über kurz oder lang das Gefühl der persönlichen Ablehnung entsteht. Es ist also eine Frage des "wie" und "warum", ob Verständnis oder Betroffenheit und Ablehnungsgefühl entsteht. Später zieht sich diese Problematik fort in der Form, dass Sie einen Konflikt entweder auf Sachebene lösen oder auf Beziehungsebene. Z.B. das berühmte Grenzen setzen ist eine Lösung überwiegend auf Beziehungsebene, das Regelkonzept überwiegend eine auf Sachebene. Viele Grüße
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