Lieber Dr.Posth,
meine zweite Tochter war anfangs so „pflegeleicht“ und konnte sich selbst beruhigen und auch einschlafen ohne Kinderwagen, Tragen oder Stillen. Das war bei unserem ersten Kind ganz anders. Nun aber ist die Zweite 7 Monate alt und hat diese Fähigkeit offenbar völlig verloren. Natürlich ist derzeit alles spannend, sie kann sich besser bewegen und zahnt (schon 4 Zähne), aber kann das der Grund sein, warum sie nicht mal mehr, wenn ich sie durch Tragen oder Hopsen auf dem Petziball oder Stillen in den Schlaf gebracht habe, ablegen kann, ohne dass sie nach wenigen Minuten wieder aufwacht? Mein Mann verunsichert mich, indem er sagt, wir würden das gleiche falsch machen, was wir auch bei unserem ersten Kind in dieser Hinsicht falsch gemacht hatten. Wie kann man denn einem Baby lernen, sich selbst zu beruhigen?
Vielen Dank für Ihre Hilfe
Cornelia
Mitglied inaktiv - 06.08.2007, 08:30
Antwort auf:
Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen
Stichwort: Bindungssicherheit
Liebe Cornelia, entgegen von Behauptungen einiger "Schulen", Säuglinge und Kleinkinder könnten sich tatsächlich schon selbst(ändig) beruhigen und als Eltern müsse man das nur anerziehen, gibt es aus tiefenpsychologischer Sicht diese Fähigkeit nicht. Sie ist auch von der Natur nicht erwünscht, denn die Bindungsstrukturen sind u.a. Ergebnis der notwendigen Beruhigung durch die Bezugsperson(en) und ohne Bindung gelingt keine gesunde psychosoziale Entwicklung. Daher die Empfehlung aus bindungstheoretischer Sicht, die Beruhigung promt und zuverlässig anzubieten. Ein Verwöhnen des Säuglings hierdurch geht nicht, weil der Säugling den persönlichen Vorteil dieser Maßnahmen gar nicht erkennen und begreifen kann. so wie ein Mensch auch nicht einen speziell persönlichen Vorteil darin erkennt, wenn er seinen Durst löscht oder sich zum Schlafen hinlegt. Unter dem Stichwort Einschlafritual können Sie im speziellen Suchlauf Antworten finden, wie man das Einschlafen seines Kindes optimal gestalten kann. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 07.08.2007