Lieber Herr Dr. Posth,
meine zwei Töchter (4 und 6) streiten ständig. Sie können nicht in einem Raum sein, ohne sich zu zanken. Die Kleine will immer mit der Großen spielen, diese aber nur alleine und fühlt sich gestört. Dann fängt die Kleine an die Große zu ärgern und der Streit beginnt. Oft geht es auch darum, dass eine genau das will, was gerade die andere hat. Das wäre ja alles auch normal, wenn es nicht ständig wäre. Früher haben sie auch mal miteinander gespielt, jetzt fast gar nicht mehr. Begonnen hat, es, als sie in die gleiche Kindergartengruppe kamen. Ich bat die Große, sich um ihre Schwester zu kümmern und das nervte sie. Noch schlimmer wurde es, als ihr Bruder im Februar auf die Welt kam. Meinen Sie , es wird besser, wenn die Große jetzt in die Schule kommt? Wie kann ich mich im Streit verhalten? Soll ich die Kinder viel alleine ausmachen lassen, mich einmischen oder sie trennen?LG
von
wilde13
am 19.08.2013, 08:32
Antwort auf:
Extreme Geschwisterrivalität
Hallo, nach Möglichkeit sollte man die Kinder ihre Streits alleine regulieren lassen, was aber nicht immer gelingt. Da muss man dann als Eltern schon einschreiten, sich aber unbedingt vor zu klaren Stellungnahmen hüten und keine Schuldzuweisungen aussprechen. Jedes Kind ist in diesem Moment von seinem eigenen Recht zutiefst überzeugt. Mit 4 bis 6 Jahren stellt sich allerdings so etwas wie ein Verständnis von der Position des anderen ein, auch wenn diese noch nicht als deren Recht akzeptiert wird. Aber Erklärungen sind natürlich schon zu machen und jedes Kind sollte seinen Standpunkt erklären dürfen. Danach macht am besten gute Vorschläge zur Begleichung des Streits, die einstweilen noch viel auf Tausch und materiellem Ausgleich beruhen. Denn ein Verzeihen oder Verzichten sind noch schwer durchzuführende prosoziale Aktionen.
Es ist häufig so, dass die kleineren Geschwister den größeren nacheifern und an deren Spielen teilhaben wollen. Die Größeren aber wollen sich schon absetzen und zu den noch älteren zugehörig sein. Das lässt sich thematisieren, und Ausgleich und natürlich auch Regeln müssen das ersetzen, was an Bereitwilligkeit und Zugeständnis noch fehlt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.08.2013