Lilli1122
Sehr geehrte Frau Henkes, Vielen Dank für die Möglichkeit hier bei Ihnen Fragen stellen zu dürfen. Ich habe zwei Töchter (3 Jahre und 3 Monate alt). Die Große liebt ihre Schwester sehr, möchte sie ständig auf den Arm nehmen und küssen etc. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie sehr mit der Entthronung zu kämpfen hat und möchte mich hier gern richtig verhalten. Sie trotzt momentan sehr stark, akzeptiert kein "nein" und macht viele Sachen, die sie nicht soll (vor der Geburt ihrer Schwester war sie meist recht umgänglich und wir hatten eine "moderate" Trotzphase). Z.B. kam gestern Nachmittag die Oma vorbei, plötzlich wollte sie die Kleidung nicht mehr tragen, die sie den ganzen Tag getragen hat. Also zog sie sich bis auf die Windel aus und wollte so in der Wohnung herumlaufen, was ich nicht wollte, da sie momentan erkältet ist. Ich sagte dann freundlich, dass sie sich gern etwas Neues zum Anziehen heraussuchen kann, was sie ignorierte. Die Oma redete auf sie ein, dass sie sich bitte anziehen soll. Ich sagte dann, dass wir im Wohnzimmer warten würden und sie kommen kann, wenn sie bereit ist sich anzuziehen. Sie fing dann an zu weinen, wollte sich aber nicht anziehen. So ging das über eine Stunde lang. Sie zog etwas an, das kratzte dann aber, zog etwas anderes an, was auch nicht recht war etc. Ich wurde immer ungeduldiger und schimpfte dann, dass die Oma extra gekommen ist, um mit ihr zu spielen und sie ja nackt nicht spielen kann. Sie fing dann nur noch mehr an zu weinen/ schreien und man kam gar nicht mehr an sie heran. Sie wollte dann Süßigkeiten (die sie als Beruhigung natürlich nicht bekommt) oder Fernsehen. Alles Sachen, die wir in so einer Situation natürlich nicht machen. Am Ende ist die Oma gegangen, weil sie mit der Situation nicht umgehen konnte, was mich natürlich traurig machte. Wie reagiere ich am besten? Ich versuche ihr viel Aufmerksamkeit zu geben, aber ich habe immer das Gefühl es ist zu wenig. Der Papa arbeitet leider recht lange, aber auch wenn er da ist, geht in solch schlimmen Trotzsituationen nur Mama. Manchmal muss ich mit beiden Kindern gleichzeitig auf dem Arm rumlaufen, da beide gerade weinen, was für mich sehr anstrengend ist. Ich möchte beiden genug Aufmerksamkeit geben bzw. natürlich auch auf die Bedürfnisse der Kleinen gut eingehen, damit sich eine sichere Bindung entwickelt. Dieses hin- und hergerissen sein belastet mich sehr und dadurch reagiere ich vielleicht manchmal auch zu "harsch" und schimpfe, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich gelassen bleiben sollte. Vielen Dank für Ihre Zeit und viele Grüße Lilli
Guten Tag, Sie schätzen das Verhalten Ihrer Tochter sicher richtig ein. Die Entthronung ist ein schwieriger Prozess, der lange andauern und ein Kind sehr belasten kann. In ihrer Not Ihre Beachtung zu verlieren, versucht Ihre Tochter, über negative Aufmerksamkeit auf sich aufmerksam zu machen. In solchen Situationen hilft es Ihrer Tochter, wenn Sie entspannter bleiben können und ruhig auf sie eingehen, ohne dass Sie dazu die Extrawünsche erfüllen müssen. Häufig ist es bei Kleinkindern sinnvoll, selbst aktiv zu werden, statt zu versuchen, das Kind mit Worten zu "steuern". Ziehen Sie Ihre Tochter einfach wieder an. Sprechen Sie dabei mit ihr, darüber dass es für sie sicher blöd ist, dass sie schon alles alleine machen soll, während die Schwester angezogen wird. Dafür kann sie aber auch schon mitbestimmen, was sie anziehen will. Geben Sie Ihre kleine Tochter solange der Oma und kümmern Sie sich um die Große. Die spürt ja, dass die Oma sie beschäftigen sollte, während die kleine Schwester bei Ihnen bleiben darf und wehrt sich entsprechend dagegen. Besprechen Sie möglichst mit der Oma, dass sie Sie in solchen Situationen unterstützt, statt Sie alleinzulassen. Da gibt es bestimmt Möglichkeiten. Sie müssen ganz bestimmt kein schlechtes Gewissen wegen fehlender Aufmerksamkeit haben. Sie tun, was Sie können und das reicht. Kinder brauchen keine perfekten Mütter, sondern Mütter, die sich Mühe geben. Das ist bei Ihnen so und das ist anstrengend genug. Sie können Ihrer Großen nicht alles recht machen. Die Entthronung ist ein innerpsychischer Prozess, der von Ihrer Tochter bewältigt werden will. Sie muss dabei auch mit Frustrationen fertig werden, die sich aus der aktuellen Familiensituation ergeben. Das können Sie ihr nicht abnehmen oder ersparen. In solchen Situationen wäre die Unterstützung Ihres Mannes hilfreich für Sie. Die Kleine kann lernen, sich zunehmend von ihm beruhigen zu lassen; der Großen kann er erklären, dass nur er in einer bestimmten Situation zur Verfügung steht, weil Sie gerade nicht können. Das kann Ihre große Tochter akzeptieren lernen. Sie hat ja zum Vater auch eine gute Beziehung. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Die letzten 10 Beiträge
- Kind 3 Jahre Sprachentwicklung/Erziehung/hört oft nicht richtig zu
- Selbermachen (ausziehen etc.)? - Fehlanzeige (29 Monate)
- 2 Kindern gerecht werden
- Kind möchte, dass andere traurig sind und weinen
- Erziehung/schimpfen 5 jährige
- Ist die Bindung gestört?
- Lautstärke bei Sprachentwicklung
- Schüchternheit
- Sohn hat plötzlich Trennungsangst
- Kind 3 Jahre auffällig impulsiv und sprunghaft