Eingewöhnung Tagesmutter-getrennt lebende Eltern

 Ingrid Henkes Frage an Ingrid Henkes Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

Frage: Eingewöhnung Tagesmutter-getrennt lebende Eltern

Guten Morgen Frau Henkes, Meine Tochter ist 20 Monate alt. Der Kindsvater und ich leben seit Dezember getrennt, da er ständig psychische Gewalt bei mir ausgeübt hat und versucht hat meine Tochter zu manipulieren. Er hat in ihrem Beisein immer schlecht über mich gesprochen und mich immer eher von oben herab mich behandelt. Ständig sagte er, dass sie nicht darauf hören soll, wenn ich was sage etc. Ich muss dazu sagen, dass sie schon seit ihrem ersten Geburtstag viele Wörter sprechen konnte und mittlerweile fast alles im Alltag versteht und sich in ihren Worten dazu äußern kann. Es gehört noch vieles mehr dazu, weswegen es zu der Trennung kam, aber das würde hier den Rahmen eindeutig sprengen. Unterm Strich war ich so fertig, dass ich diesen täglichen Kampf mit ihm nicht mehr ausgehalten habe und mein Körper mir signalisiert hat, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Wir sind seit einer Woche bei der Eingewöhnung bei der Tagesmutter, was sehr gut läuft. Ich konnte zum Glück durchsetzen, dass ich die Eingewöhnung mit ihr mache, da ihr eine Verabschiedung /Trennung von mir  nicht so schwer fällt. Bei ihrem Papa ist es nicht immer, aber doch sehr oft ein tränenreicher Abschied, wenn ich sie abhole oder er früher mal das Haus verlassen hat. Auf Grund der Erniedrigungen etc. in der Vergangenheit hat mir das lange sehr zu schaffen gemacht, da ich dachte, dass ich eine schlechte Mutter bin und sie ihren Papa lieber mag, was er mir jeden Tag mehrmals unter die Nase gerieben hat... ich hoffe mittlerweile einfach, dass sie uns auf Ihre Weise gleich lieb hat. Ich muss das hoffen, weil es mir ansonsten zu sehr weh tun würde. Ich hole meine Tochter an den Tagen, an denen sie bei ihrem Vater übernachtet, hat, morgens vor der Krabbelgruppe ( Tagesmutter) ab. Er hat es seitdem immer so gemacht, dass er, wenn er mit ihr aus dem Haus gekommen ist, ich ihr gar nicht richtig guten Morgen sagen konnte, weil er sie getragen hat und sie sich an ihn gekuschelt hat. Er hat sie immer auf den Parkplatz bis zu meinem Auto getragen, was mir irgendwie nicht so gefällt, weil sie sich mit Sicherheit daran gewöhnt und der Abholprozess bzgl. dem Abschied von ihrem Vater, generell nicht immer so einfach für sie ist. Ich bin aber der Meinung, dass sie sich daran gewöhnen muss und das lernen muss genau so wie es bald beim Abschied bei der Tagesmutter oder der Kita sein wird, wenn er sie nach der erfolgreichen Eingewöhnung morgens dort hinbringt. Wenn er sie bei mir abholt, dann stehe ich der Begrüßung auch nicht im Weg und trage sie erst recht nicht bis zu seinem Auto um sie anschließend im Kindersitz anzuschnallen.  Ist meine Einstellung richtig und sollte ich ihm sagen, dass ich die Übergabe an der Tür möchte und nicht gut finde, wenn er sie sogar noch im Kindersitz anschnallt und erst danach eine Begrüßung zwischen ihr und mir möglich ist oder tue ich ihr damit Unrech? Soll ich es weiter so laufen lassen, um es für sie so angenehm wie nur möglich zu gestalten, wie ich es sonst auch immer tue? Es bestärkt ihn halt immer in seiner Haltung, dass ich nur die Mutter bin und das aber keinerlei Bedeutung hat, weil er ihre Hauptbezugsperson ist. ich weiß, dass es sich wahrscheinlich so anhört, als würde es um mich gehen. Ich kann es nur leider nicht besser darstellen. Ich möchte eigentlich nur wissen, wie ich mich für meine Tochter richtig verhalte, damit es ihr gut geht. Ich will ihr ja das Leben nicht unnötig schwer machen. Aber in Watte packen ist für das Leben heutzutage vielleicht auch nicht die richtige Variante.    Für einen Rat wäre ich ihnen sehr dankbar und entschuldige mich für den langen Text. Liebe Grüße   

von 07020822luvmybabygirl am 17.04.2023, 09:35



Antwort auf: Eingewöhnung Tagesmutter-getrennt lebende Eltern

Guten Tag, Ihre Familiensituation ist ziemlich schwierig. In dieser Konstellation fällt es schwer, angemessene Entscheidungen zu treffen. Da der Vater Ihrer Tochter die Tochter hofiert, ist es bei einer Anderthalbjährigen verständlich, dass sie emotional mit dem Vater eng verbunden ist. Das ist auch völlig in Ordnung so. Wichtig ist nur, dass Sie sich dadurch nicht herabgesetzt fühlen. Sie sind nämlich keineswegs eine schlechte Mutter. Im Gegenteil haben Sie durch Ihre Trennung aus dieser destruktiven Beziehung eine wichtige Rolle als Vorbild für Ihre Tochter übernommen. Jetzt ist sie noch zu klein dafür, aber später kann sie durch Ihre Entscheidung erkennen, dass man schädliche Situationen nicht ertragen muss, sondern sie verändern kann. Zur Zeit sollten Sie sich so verhalten, dass Sie gut geschützt sind. Ich vermute, dass es Ihnen nicht helfen wird, die Tochter schon an der Haustür zu übernehmen. Sie wird nicht vom Vater wegwollen; so haben Sie sie wenigstens schon im Auto. Sobald wie möglich sollte der Vater sie selber zum Kiga bringen. Sie muss ohnehin lernen, den Abschied vom Vater zu verkraften - auch wenn Sie sich nicht getrennt hätten. Das können Sie ihr nicht ersparen. Dann liegt es in der Verantwortung des Vaters, diesen Abschied zu gestalten. Für die Entwicklung Ihrer Tochter ist es sehr wichtig, dass ihr Loyalitätskonflikte erspart bleiben. Da Sie das nicht alleine verhindern können, könnte es sich als hilfreich erweisen, professionelle psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ermöglicht Ihnen, die psychischen Folgen Ihrer Beziehung zu verarbeiten und gute Lösungen für Ihre Tochter zu planen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 17.04.2023



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