k_ristina
Guten Tag Frau Henkes! Mein Sohn ist 3,5 Jahre und sein Bruder 9 Monate alt. Mir ist aufgefallen, dass mein Mann und ich in letzter Zeit ständig mit unserem Sohn über Sachen diskutieren müssen und ihm alles gefühlt 100x erklären müssen, wenn er etwas machen soll oder etwas nicht darf usw. Wenn ihm etwas nicht passt, dann wird er wütend, schreit, haut uns manchmal und man kann ihm nicht helfen. Wenn wir ihn alleine lassen, damit er sich abreagiert, dann will er dass jemand bei ihm ist. Sobald jemand bei ihm ist, will er alleine sein. Wenn wir versuchen mit ihm zu reden, dann wird er noch mehr wütend. Ich sage und zeige ihm, dass ich ihn und seine Gefühle verstehe, aber das macht die Situation nicht besser. Seinem Bruder nimmt er ständig das Spielzeug aus der Hand, obwohl ich erklärt habe, dass er das unterlassen soll, wenn der Kleine damit spielt. Seine Sachen gibt er seinem kleinen Bruder aber nicht. In der Früh wird er leider sehr früh munter und er weckt dann absichtlich das Baby, indem er es angreift, streichelt und küsst - was ja schön ist, aber er soll es eigentlich in Ruhe schlafen lassen, aber das ist ihm egal, da wird er dann nur noch laut und wütend. Gestern Abend wollte er noch etwas Süßes, obwohl er schon Zähne geputzt hat und bereits im Bett gelegen ist. Naja, er ist dann trotzdem aufgestanden und hat sich etwas geholt. Beim Baden hat er mir absichtlich das kalte Wasser aufgedreht. Beim Hände waschen spritzt er absichtlich alles an und natürlich verlange ich dann, dass er alles wieder trocken wischt. Heute in der Früh habe ich ihm ein paar Mal gesagt, dass er mir sein Teller bringen soll, damit ich sein Frühstück herrichten kann. Als er dann endlich losgegangen ist um es zu holen ist er zuerst zu seinem Bruder hin und hat ihn umgeworfen. Wieso? In einer anderen Situation wollte der Kleine in den Krabbeltunnel rein und der Große hat sich vorgedrängelt und ist drinnen absichtlich stehen geblieben. Das Baby war dann hinter dem Großen, konnte aber nicht weiter krabbeln und hat Angst gehabt und hat zu weinen angefangen, da der Große den Weg versperrt hat. Ich musste den Großen mit voller Kraft rausziehen. Wenn wir ihn bitten etwas zu machen oder zu unterlassen, dann fragt er wieso und nach der Erklärung kommt ein NEIN oder er ignoriert uns ganz und macht es so wie er will. Ich verstehe nicht wieso er diese Sachen macht bzw. sich so verhält. Wenn wir mit ihm ruhig und normal reden und ihm alles oft erklären, dann ändert sich trotzdem nichts. Ich weiß nicht mehr wie wir reagieren sollen und was wir machen sollen bzw. wie damit umgehen? Irgendwann werden wir dann auch laut und müssen drohen, da alles andere nichts bringt und das Drohen bringt auch nur Tränen. LG Kristina
Guten Tag, Ihr Sohn muss vermutlich noch die Entthronung durch den Bruder bewältigen. Er rivalisiert sehr stark mit ihm, weil er unbewusst Angst hat, der Bruder könne ihn verdrängen und sich alleine Ihre Liebe und Zuwendung sichern. Seine Wut auf den Bruder äußert sich in seinem aggressiven Verhalten ihm gegenüber. Dieses kann sich mildern, wenn Ihr Sohn deutlich spürt, dass Sie ihn weiter genauso lieben wie vor der Geburt des Bruders. Geben Sie ihm viele Anlässe sich als großer Bruder gut zu fühlen. Gleichzeitig ist Ihr Sohn in einer Entwicklungsphase, in der er mit Ihnen Machtkämpfe austrägt. Das hat für die psychische Entwicklung durchaus Bedeutung, aber Dreijährige müssen auch lernen, dass sie nicht bestimmen (können) sondern die Eltern. Dazu braucht ein Kind starke Eltern. Es hilft nicht, wenn Sie laut werden oder drohen. Ihr Sohn braucht die Sicherheit, dass Sie ihm gewachsen sind Ihre Regeln und Erwartungen durchsetzen können. Mit Erklärungen errreicht man Dreijährige oft noch nicht, auch wenn man sie häufig wiederholt. Setzen Sie durch eine Handlung deutliche Grenzen. Halten Sie Ihren Sohn fest oder hindern Sie ihn an einer unerwünschten Handlung. Sie müssen mit einem Dreijährigen nicht diskutieren. Auf keinen Fall sollten Sie sich schlagen oder ignorieren lassen. Vermutlich werden Sie manchmal hinter Ihrem Sohn hergehen müssen, damit er das tut, was er soll. Auch wenn das in solchen Situationen nicht immer leicht ist, sollten Sie versuchen, ruhig und gelassen mit Ihrem Sohn umzugehen. Er braucht Grenzen, aber er muss bei allem spüren, dass Sie ihm wegen seines Verhaltens nicht böse sind und ihn weiter lieben. Diese Sicherheit hilft ihm, sich zunehmend an Ihre Vorgaben anzupassen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes