Larus
Sehr geehrter Dr. Nohr, mein Sohn ist 6,5 Monate alt. Sein Blickkontakt ist so ziemlich seit Beginn an eine Sache, die mich sorgt. So hält er ihn recht gut aus der Ferne. Sucht ihn dann auch. Allerdings, ist eine bestimmte Distanz unterschritten, weicht er aktiv aus. Diese Distanz ist beispielsweise der Wickeltisch. Am deutlichsten jedoch wendet er sich ab, wenn er Körperkontakt hat. Sprich: auf dem Arm ist. Andere Babys suchen gefühlt durchweg Kontakt zu ihren Müttern. Visuell und verbal. Meins interessiert sich eher für die Umgebung. Er versichert sich meiner kaum. Nun hatte ich ihn 2h bei meiner Mama. Als ich kam, saß er beim Opa auf dem Schoß mit Blick Richtung Tür. Ich begrüßte ihn freundlich, während ich auf ihn zuging. Er schaute mich nicht an. Weder während ich aus der „Ferne“ auf ihn zuging, noch als ich vor ihm stand. Und auf dem Arm ja nun gewohnter Weise auch nicht. Ich habe ihn dann auf die Spieldecke genommen, wollte mich ihm zuwenden. Dann zog ich ihn an, brachte ihn ins Auto, wo er direkt nach dem losfahren einschlief. Das ganze Szenario zog sich etwa eine Dreiviertel Stunde. Innerhalb dieser Zeit haschte ich 2 flüchtige Blicke. Ich hoffe, mein Anliegen klingt nicht idiotisch.. sein Verhalten verunsichert mich mitunter sehr. Ich mache mir ständig Sorgen, dass meine zutiefst Angst- und Stresserfüllte Schwangerschaft ihm nachhaltig geschadet haben kann. Wie schätzen Sie die geschilderte Situation ein? Und den Blickkontakt generell. LG
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, Säuglinge können bei der Geburt nur Schemen wahrnehmen und identifizieren die Bezugspersonen auch nach dem Geruchs- und Tastsinn. Im Laufe des ersten LJ entwickelt sich das Sehvermögen, sodass konkrete Gegenstände und Personen besser erkannt werden können. Dann unterscheidet die Forschung z.B. auch sog. short-looker von long-lookern was deutlich macht, dass es da große Unterschiede gibt. Mütter sind oft irritiert, wenn ihr Kind sie nicht so lange und intensiv anschaut, wie das auf Bildern oder in Filmen oft zu sehen ist. Kinder sind interessiert und neugierig, sehen viel Neues, lassen sich leicht ablenken. Und sie wissen ja, dass Sie da sind und sie sicher sind. Es gibt also nicht viel Grund, langen Blickkontakt zu halten (selbst beim Stillen blicken viele Kinder neugierig umher). Ausschliessen muß man irgendwann, dass das Sehvermögen beeinträchtigt ist, aber da weist ja erstmal nichts drauf hin. Und ob sich eine stressige Schwangerschaft, die sicher irgendwo wirksam ist, auch hier auswirkt, das vermag ich nicht sicher zu sagen. Versuchen Sie am besten sich von Ihrer Annahme und Vorstellung zu lösen und wahrzunehmen, wie Ihr Kind mit Ihnen in Kontakt geht, wann und wo es Sie sucht und wann Sie einfach Umgebung sind. Mit dieser Haltung kann man wieder mehr sehen was tatsächlich ist, da die Sorge einen oft tendenziös wahrnehmen lässt. Dr.Ludger Nohr