89Lina
Hallo. Ich hoffe, dass ich mit meiner Frage, die auf den ersten Blick nichts mit Kindern direkt zu tun hat, bei Ihnen richtig bin. Es geht darum, dass ich mich zur Zeit in einem Umgangsverfahren befinde. Der Vater meiner Töchter (15 Monate und 25 Monate) konsumiert täglich sehr viel Alkohol und Kokain. Zudem nimmt er zur "Überbrückung" bspw. Tavor. Nun möchte ich - bevor überhaupt der Umgang startet - das ein Drogen- und Alkoholtest/screening gemacht wird. Daraufhin diagnostizierte die Verfahrensbeiständin bei mir eine Bindungsintoleranz und die Richterin möchte nun ein Psychologisches Gutachten einholen. Haben Sie Erfahrungen mit einer Bindungsintoleranz? Gibt es wissenschaftliche Ausarbeitungen dazu? Liege ich falsch, dass der Umgang mit einem suchtkranken Elternteil ggfs. negative Auswirkungen auf die psychische Entwicklung der Kinder haben kann?
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, von Bindungsintoleranz spricht man, wenn ein Elternteil den Kontakt des Kindes zum anderen Elternteil ablehnt, negiert oder unterbinden möchte. Das ist m.E. nicht der Fall, wenn es ausschließlich sachliche Gründe für diese Haltung gibt. Das eine schließt das andere aber nicht aus, also man kann sachliche Gründe haben (wie Sie) und es besteht auch eine Bindungsintoleranz, was eine seelische Haltung ist. Das wird in Trennungsverfahren dann oft gutachterlich geklärt, um es auseinanderhalten zu können (und wozu ich leider aus der Ferne nichts sagen kann). Ein stark drogenabhängiger Vater sollte sicher im Umgang eng begleitet werden, was meist die Jugendämter übernehmen. Zur Bindungstoleranz /-intoleranz können Sie schon beim googeln Einiges finden. Es ist aber oft schwer, es auf sich selbst anzuwenden, weil man schwerlich objektiv sein kann. Vielleicht können Sie sich mal in einer Familienberatungsstelle persönlich dazu beraten lassen, da dies ohne persönlichen Kontakt schwierig ist. Ich halte solche Unterstützung in Trennungsverfahren für hilfreich, um sich nicht allein und ausgesetzt fühlen zu müssen. Dr.Ludger Nohr