Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Austicken

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Austicken

Bender

Hallo frau henkes, Ich habe sie schon vor kurzem angeschrieben wegen dem auffälligen und überdrehten verhalten meines 4 jährigen sohnes wenn besuch da ist. Gestern war es wieder so weit. Oma und opa waren da. Im zuge einer umgestalltung unseres obergeschosses wurde das zimmer unseres sohnes gleich mitrenoviert. Oma und opa wollten die fortschritte der baustelle anschauen. Da wir aber nicht zuerst in sein zimmer gegangen sind, ist er völlig ausgerastet und hat die türe zugehalten und rumgeschriehen und meien frau am rücken gekratzt. Er weinte sehr stark und schrie die ganze zeit: mama du bist scheißdreck und papa du bist scheißdreck. Erst nach etwa 30 min ließ er sich beruhigen und kam dann wieder zur ruhe. Es ist uns aber schon oft aufgefallen, dass es immer nach seinem plan den er sich ausgedacht hat gehen muss. Läuft es nicht so wie er denkt, tickt er aus. Egal ob in solchen situationen oder beim spielen. Ich finde, er hat auch irgendwie probleme mit fremden kindern. Wenn er irgendwo hin kommt ( essen gehen, spielplatz, wartezimmer...) und da ist ein fremdes kind, dann geht er oft hin schaut es mit einem verbissenen krimassengesicht an und hat seine hände neben dem kopf und macht so fangbewegungen. Wir fragen ihn dann immer was das soll. Er antwortet dann immer : er macht ein monster. Die anderen kinder drehen sich dann immer weg oder gehen und wollen nix mit ihm zu tun haben. Wir verstehen nicht was das soll. Im kindi hat er aber spielkameraden.  Wir machen uns echt sorgen, was mit ihm los ist. Er war ein zuckersüßes baby und bis zu der zeit als corona angefangen hat ein super soziales kind. Dann mussten wir die kontakte einschränken, spielgruppe, musikschule und kinderturnen war über monate ausgefallen. Dann wurde meine frau schwanger und ungefähr 3 monate vor der geburt ( ca. Oktober 2020) hat sich alles geändert. Hauen, hört nicht, austicken, provozieren, aggresives verhalten sind bei ihm an der tagesordnung. Wenn er mit lego männchen spielt, dann känpfen die immer. Und auch spielzeugautos lässt er immer zusammenprallen. Oder wenn er morgens seinen willen nicht bekommt, dann sagt er : ich geh jetzt in den kindi und haue die anderen kinder. Das macht er dann nicht, aber schon diese drohung geht uns zu weit. Wenn er etwas möchte, zb. Spielzeug und wir sagen : nein, erst nach dem essen. Dann sagt er : dann will ich es nicht mehr, dann mache ich es kaputt. Das macht er dann nicht. Aber dieses aggresieve verhalten können wir uns nicht erklären. Wir sind sehr auf umarmung, bussi und kuscheln zuhause aus. Das gefällt ihm auch sehr und er genießt es. Deshalb verstehen wir das nicht.  Da kommt ganz schön was zusammen für einen 4. jährigen. Müssen wir einen psychologen einschalten? Wir haben angst, dass wir was falsch machen oder ihn irgendwas quält, was wir nicht erkennen. Wir unternehmen sehr viel mit den kindern und bevorzugen ihn sehr, damit er nicht eifersüchtig auf seine kleine schwester wird, aber er sagt oft, wir tun die wieder weg. Wir wissen, dass sie ihn stört. Dass sehen wir auch immer beim spielen. Sobald sie in die nähe kommt, spielt er nicht weiter sondern versucht sie nurnoch fern zu halten. Er konzentriert sich nur noch auf die abwehr auch mit schucken und hauen. Bitte helfen sie uns. Er ist so ein engel, aber er hat eben auch solche seiten. Vielen dank Bender   


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, da lässt sich aus der Distanz nur wenig zu sagen. Ihre Beschreibung hört sich danach an, als kämpfe Ihr Sohn derzeit heftig um Grenzen, bekomme aber davon nicht genügend von Ihnen gesetzt. Wenn er so wütend wird, geht es nicht darum ihn zu beruhigen, sondern ihn zu beschränken. Er ist auch schon alt genug, um sich für seine Beleidigungen Ihnen gegenüber zu entschuldigen. Es ist für alle eine schwierige Situation, wenn ein Vierjähriger es schafft vier Erwachsene daran zu hindern, ein Zimmer zu betreten. Sie dürfen da ruhig entschieden auftreten. Ihr Sohn weiß, dass Sie stärker sind als er und das darf er in solchen Situationen auch erleben. Kinder brauchen starke Eltern und fordern den Beweis dafür häufig heraus. Nur wenn Kinder sich der Stärke Ihrer Eltern sicher sind, können sie sich von ihnen auch dauerhaft gut geschützt fühlen. Sie wissen ja im Grunde, dass sie bei allem Kämpfen und Dominieren wollen noch klein und schwach sind und nicht auf sich selber aufpassen und ihre Sicherheit gewährleisten können. Ihr Sohn erlebt derzeit häufig, dass er Sie verunsichert und hilflos macht. Manchmal hilft Eltern da eine innere Haltung von "Soll er doch drohen, sein Spielzeug kaputtzumachen. Dann hat er eben keins mehr." Sie müssen keinen Kindertherapeuten/in einschalten. Aber manchmal kann das helfen, die eigene Position als Eltern zu klären und gegebenenfalls zu verändern. Falls es das bei Ihnen gibt, können Sie auch eine Familienberatungsstelle aufsuchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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