Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Ängste

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Ängste

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Hallo Dr. Posth, unsere 3 1/2 jährige Tochter war bisher immer ein richtiger kleiner Wirbelwind. Seit dem 11.06. hat sich das grundlegend geändert. An diesem Tsg waren bei uns nachmittags bis abends drei Gewitter mit Hagel. Seit diesem Tag ist unsere Tochter wie ausgewechselt: Sie ist ein ängstliches Kind geworden, das beim kleinsten lauteren Geräusch zusammenfährt, egal ob eine Schranktür mal zuschlägt oder das Garagentor zugeht, immer dieser ängstliche Blick und die Frage, nein eigentlich mehr die Feststellung, "gell, das ist kein Gewitter?!" Es geht so weit, dass sie, die man zuvor immer nur unter Geschrei vom Spielen im Garten ins Haus bringen konnte, gar nicht mehr raus will zum Spielen. Und im Zimmer will sie immer die ganze Familie um sich haben, ich darf schon nicht mehr in ein anderes Zimmer ohne sie. Abends geht sie nicht mehr in ihr Zimmer zum Schlafen, weil sie auch dann Angst hat, wenn sie nachts im dunkeln aufwacht und alleine ist. Auch wenn mal in der Wohnung eine Fliege rumsummt, kriegt sie schon Panik. Seit diesem Gewittererlebnis hat sie wirklich vor allem Angst - ist das noch normal? Im KG versucht sie sich auch vorm Draußen-Spielen zu drücken, aber dort verharmlost sie ihre Ängste, spricht auch schon mal vom Gewitter oder sagt ganz "vernünftig", die Mücken fliegen spazieren und suchen sich was zu essen. Ich bin schon ziemlich beunruhigt. Ich dachte immer Angst vor Gewitter ist anerzogen. Aber bei uns hat niemand Angst vor Gewitter! Und niemals wurde ihr in irgendeiner Weise Angst gemacht. Ich hab ihr auch für sie verständlich erklärt, dass Gewitter zum Wetter gehört wie Sonne, Regen oder Schnee. Aber alles hilft nichts - wissen Sie denn einen Rat für uns ? Sie weigert sich auch "Gewitter zu spielen" oder mal raus in den Regen zu gehen! Nicht mal bei schönem Wetter will sie raus. Wie kann ich ihr helfen? Vielen Dank im voraus. Gaby


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Gaby, Gewitterangst ist ziemlich verbreitet im Kindesalter. Was sich darin ausdrückt sind meiner Auffassung nach Urängste vor der Übermacht Natur. Kinder, die solche Ängst entwickeln, sind aber gewöhnlich von Natur aus etwas ängstlich veranlagt, was aber nicht heißt, daß sie nun vor allem und jedem Angst haben müssen. Eine solche Veranlagung ist eine Grundstimmung, die der Nahrung bedarf, um als Angstgefühl auszubrechen. Wie bei allen Ängsten, können Sie nur eine vorsichtige Annäherung an das angstauslösende Phänomen vornehmen. Z.B. Donner spielen, in dem erst ein anderer, dann sie selbst auf eine größere Trommel schlägt. Den Blitz dazu kann das Zimmerlicht simulieren, und sie selbst kann damit Blitze machen. Vorher kann man Geschichten vorlesen, in denen Gewitter vorkommen, wobei immer alles gut ausgeht. Solche Geschichten kann man sich gemeinsam ausdenken. Irgendetwas in diese Richtung sollten Sie schon tun, damit sich die Vermeidungshaltung nicht weiter festsetzt. Viele Grüße


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