Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

3jähriger lehnt mich ab

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 3jähriger lehnt mich ab

Frl.Smith

Hallo,es war schon immer so dass M.(3) ein aufgeweckter,selbstbewusster Junge war.Er war auch schon immer sprachlich sehr weit.Ich habe seine Selbstständigkeit immer bewundert,die Eingewöhnung bei der Tagesmutter/Krippe verlief jedes mal reibungslos und ohne Trennungsängste. M.war nie der große Kuschler,holte sich aber immer mal wieder eine Portion "Zuneigung" ab wenn er wollte und es auch brauchte.Nun ist es so dass wir beide immer mal "aneinander" geraten,er knallt zB mit Vorliebe Türen oder schickt mich auch gern wortreich aus seinem Zimmer.Es finden regelmäßig Machtkämpfe statt und obwohl ich es besser weiss(!!),lasse ich mich immer wieder "provozieren" obwohl ich innerlich absolut weiss dass diese Autonomiephase sehr wichtig und gesund ist.Mir ist durchaus bewusst dass ich der Erwachsene bin und ich ihn in seinem Chaos begleiten muss,dies tue ich auch jeden Tag,versuche ruhig zu bleiben,zeige Alternativen auf,gehe auf Augenhöhe etc.Trotzdem ist es natürlich auch so dass M.klare Strukturen und Grenzen braucht die ich ihm auch liebevoll aber konsequent aufzeige.Seit Kurzem sagt M. Dinge wie "Mama,sei bitte netter zu mir" o.ä.Es bricht mir jedes mal das Herz.Abends bringe ich ihn ins Bett und wenn ich noch kuscheln will sagt er "Du sollst jetzt gehen" und dreht sich weg. Fängt er an mich abzulehnen?


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, nein, Ihr Sohn lehnt Sie keineswegs ab. Es scheint eher so, dass er massiv Grenzen testet. Er scheint zu spüren, dass Sie durch seine Worte verletzt sind und möchte das für sich nutzen, um Sie in Ihrer Grenzsetzung umzustimmen. Selbst wenn man als Erwachsener weiß, das das eigene Verhalten angemessen ist, können es bereits Dreijährige schaffen, einen mit solchen Bemerkungen zu verunsichern. Es ist aber eher so, dass Ihr Sohn sich Ihrer so sicher ist, dass er es wagen kann Sie wegzuschicken. Unsicher gebundene Kinder können das nicht. Sie können Ihrem Sohn ruhig mitteilen, dass Sie der Meinung sind, Sie seien sehr nett zu ihm. Das merke er doch jeden Tag an .... Aber wenn er z.B. Türen knalle, könne das schon vorkommen, dass Ihr Ton mal gerade nicht so nett sei. So kann Ihr Sohn lernen, dass Verhalten sich gegenseitig bedingen kann und sein Verhalten durchaus Ihre Reaktion auslösen kann. So kann er allmählich erleben, dass er auch Verantwortung für die Gestaltung Ihrer Interaktion hat. Das geht auch auf der Ebene von Dreijährigen. Für die Einschlafsituation empfehle ich Ihnen, Ihren Sohn zu fragen, ob er kuscheln möchte. Dann müssen Sie seine Verneinung nicht als Kränkung erleben. Es ist sehr wichtig, dass Kinder hier früh ihr Selbstbestimmungsrecht ausüben. Das schützt sie später davor, sich bedrängen zu lassen. So schwer es oft fällt: Er darf kuscheln, muss aber nicht. Für Ihr Kuschelbedürfnis ist er nicht zuständig. Eltern fällt es oft schwer, sich das klarzumachen, aber seien Sie versichert: Es ist wichtig. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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