Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

2,5 jährige kuschelt extrem

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 2,5 jährige kuschelt extrem

Austria

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Liebe Frau Henkes, meine 2,5 jährige Tochter und ich waren immer schon sehr nah und innig miteinander. Wir haben gerne und viel gekuschelt - vorwiegend zum schlafen gehen und in der Nacht.  vor 6 Wochen ist der kleine Bruder geboren und sie liebt ihn sehr. Sie hilft Windel wechseln, spielt mit ihm, bringt ihm ihr Spielzeug und kuschelt auch mit ihm sehr viel. Wir schlafen alle in einem Zimmer, das Baby im Beistellbett und meine Tochter und ich im großen Bett. Nun ist es eben so, dass wenn ich gerade das Baby stille und meine Tochter aufwacht, es mir nicht möglich ist mit ihr zu kuscheln. Sie möchte immer auf meinem Arm liegen und den brauche ich nunmal zum Baby halten. Ich sage ihr, dass das jetzt nicht geht und sie den Arm bekommt sobald ich kann. Danach lasse ich sie immer wieder auf meinen Arm. Währenddessen sie den Arm nicht haben kann rastet sie völlig aus. Sie weint, tobt und versucht meinen Arm mit Gewalt an sich zu nehmen. in ihrem Zimmer möchte sie auf keinen Fall alleine schlafen und sagt nur wenn ich sie frage: nein, ich möchte bei Mama sein. nun ist es so, dass sie seit einigen Tagen extrem kuscheln möchte. Sie legt sich auf mich, ich muss sie umarmen und ganz fest halten und Wange an Wange liegen. Auch wenn wir alleine - ohne Baby - sind. Ich gehe immer mit ihr alleine zu Bett damit wir Zeit alleine haben. Sie sagt in dieser Zeit ununterbrochen wie sehr sie mich liebt (bestimmt alle 30 Sekunden) küsst mich und sucht wieder extremen Körperkontakt. Ich kann schon nicht mehr atmen...  Habe ich etwas falsch gemacht? Vermittle ich ihr nicht genug Liebe? Ich räume ihr wirklich viel Zeit ohne Baby ein und spiele sogar öfter mit ihr als vorher. ich binde sie überall mit ein und sage ihr oft wie sehr ich sie liebe. Es scheint aber alles nicht gut genug zu sein. Wenn ich sie frage wie es ihr geht, sagt sie dass sie glücklich ist und ihren Bruder liebt und froh ist, dass er da ist. aber woher kommt dann dies Unsicherheit? Vielen Dank für ihre Einschätzung!   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie haben nichts falsch gemacht. Die Geburt eines Geschwisters stellt für Kleinkinder immer eine Veränderung ihrer kompletten Lebenssituation und damit oft auch einen Bedrohung dar. Man spricht von der Entthronung. Ihre Tochter hat verständlicherweise große Angst, durch die Ankunft des Bruders Ihre Liebe und Aufmerksamkeit zu verlieren. Daher versucht sie, mit Ihnen besonders eng verbunden zu bleiben und dem Bruder keinen Raum zu lassen. Das ist nicht in einem aggressiven Sinne gemeint, sondern ihre Art, sich gegen den "Eindringling" zu wehren. Kinder müssen aber lernen, diese Entthronung zu verarbeiten und dem neuen Familienmitglied Platz zu lassen. Dabei können die Eltern vermitteln, dass dem Kind die Liebe der Eltern nicht verloren geht. Auch wenn es schwerfällt, Ihre Tochter muss jetzt lernen, dass sie Ihren Arm nicht mehr immer bekommen kann, wenn sie das will. Sie darf sich darüber ärgern, aber sie muss sich daran gewöhnen. In dieser Phase ist es oft hilfreich, wenn sich der Vater intensiv einbringt und sich um das ältere Kind bemüht. Auch wenn Ihre Tochter das zunächst vielleicht ablehnt, weil sie ja zu Ihnen will, damit das Baby nicht an diesen Platz kann, ist der Vater ebenfalls eine bedeutsame Bezugsperson und Sie wissen alle drei, dass Ihre Tochter bei ihm bestens aufgehoben ist. Die Beziehung der beiden kann sich in dieser Phase nochmal sehr vertiefen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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