Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

1 jähriger bevorzugt Vater

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 1 jähriger bevorzugt Vater

Clk1490

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Sehr geehrte Frau Henkes, unser Sohn (12 Monate) bevorzugt seit ein paar Wochen seinen Vater extrem. Wenn wir alleine sind, ist alles in Ordnung. Aber sobald Papa da ist, darf ich nichts mehr tun. Er läuft ihm permanent weinend hinterher, wenn er den Raum verlässt und weint wenn ich ihn nehmen möchte, tragen oder ins Bett bringen will. Bei seinem Papa beruhigt er sich sofort. Auch getröstet werden will er nur vom Papa. Wenn ich ihn nehme, windet er sich aus meinen Armen und will zu Papa. Als er ca 10 Monate alt war, gab es schon mal so eine Phase. Dazwischen waren wir wieder gleichermaßen bevorzugt. Eine Mama-Phase gab es bislang nicht. Mein Mann verbringt seit Anfang viel Zeit mit unserem Sohn, ich bin jedoch im Alltag eher etwas mehr verfügbar. Nach der Geburt hatte ich mit Stillproblemen zu kämpfen und mir ging es lange sehr schlecht. Mein Mann hat daher auch einiges in der Anfangszeit übernommen, jedoch habe ich immer versucht für mein Kind da zu sein. Ob eine postpartale Depression dahinter steckt, kann ich leider nicht sagen. Inzwischen geht es mir besser, jedoch bin ich immer noch oft grüblerisch und mache mir viele Sorgen um das Wohlergehen meines Kindes. Ich liebe meinen Sohn über alles und habe immer versucht ihm all meine Liebe zu geben. Ich mache mir schreckliche Sorgen, dass meine negativen Gefühle, der stress und die Überforderung meine Bindung zu ihm negativ beeinflusst haben (auch wenn ich immer versucht habe, mir meine Gefühle möglichst nicht anmerken zu lassen). Ich bin immer möglichst liebevoll mit ihm umgegangen, würde alles für ihn tun, habe ihn nie schreien lassen und versuche stets mein Bestes zu geben. Natürlich gab es auch Situationen, in denen mich die Traurigkeit übermannt haben und ich die Tränen nicht zurück halten konnte. Aber das kam glücklicherweise nicht regelmäßiger vor. Können Sie mir helfen? Was kann ich tun, damit mich mein Sohn nicht so ablehnt? Kann es nur eine weitere Phase sein? Die Situation macht mich wirklich sehr traurig. Herzlichen Dank vorab für Ihre Unterstützung und Ihre Zeit! Viele Grüße 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn lehnt Sie nicht ab. Selbst wenn er es wollte, ist er mit einem Jahr noch viel zu sehr auf Sie angewiesen. Ihr Sohn hat im ersten Lebensjahr bereits eine intensive Beziehung zu beiden Eltern aufgebaut. Nun merkt er, dass er sich den Eltern phasenweise immer mal wieder in unterschiedlicher Intensität zuwenden kann. Für seine psychische Entwicklung ist es von großer Bedeutung, dass er erleben kann, dass beide Eltern dies akzeptieren und ihn weiterhin lieben, auch wenn er sich mal mehr dem anderen Elternteil zuwendet. Nach Ihrer Beschreibung war für Sie das erste Jahr mit Ihrem Sohn eine recht schwierige Zeit. Negative Gefühle belasten Sie weiterhin und erschweren einen unbefangenen Kontakt zu Ihrem Sohn. Es könnte für Sie - und damit letztlich auch für Ihren Sohn - hifreich sein, wenn Sie sich um professionelle Unterstützung bemühen. Das könnte Ihnen helfen, die schwierigen Gefühle der ersten Zeit zu verstehen und zu überwinden. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Clk1490

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Guten Abend Frau Henkes, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich werde mich auf Ihren Rat hin um professionelle Unterstützung bemühen. Mein Sohn darf natürlich auch den Papa favorisieren, ich werde nach wie vor immer für ihn da sein und ihn genauso lieben. Also kann ich davon ausgehen, dass kein Bindungsproblem zu mir besteht? Herzlichen Dank.


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