sefis
Liebe Frau Hoehl , mein Baby ist 11 Wochen alt und ich stille voll. Bisher hat er nur auf meiner Brust geschlafen. Wenn ich ihn abgelegt habe und er neben mir lag, hat er maximal 1,5 Stunden geschlafen, auf mir hingegen 3 Stunden. Wenn ich ihn ablege und den Raum verlasse, dann schläft er maximal dreißig Minuten. Er wiegt inzwischen über 7 Kilo, und die Nächte werden dadurch zunehmend herausfordernder. Er schläft gerne auf meiner Schulter, was zu starken Schulterschmerzen führt. Ich habe das Buch „Schlafen statt Schreien“ gelesen und begleite ihn jetzt in den Schlaf, indem ich eine Stunde vor seiner Schlafenszeit ihn im Familienbett stille, so lange, bis er müde wird. Es wird ausgiebig gekuschelt. Dann pucken ich ihn, während er schläfrig aber wach ist lege ihn hin, klopfe sanft auf seinen Rücken. Das klappt gut, allerdings nur gepuckt und mit Schnuller. Er braucht etwa 30-45 Minuten, um einzuschlafen, ohne zu weinen, sondern mit immer wieder auf- und zugehenden Augen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass er nicht auf mir schlafen darf. Schade ich ihm damit? Schließlich „überliste“ ich ihn durch das Pucken. Tagsüber trage ich ihn gerne in der Trage. Gewöhne ich ihn zu sehr daran? Verwirre ich ihn, weil er nachts nicht auf mir schläft? Ist es besser, ihn tagsüber ebenfalls zu pucken und alleine schlafen zu lassen? Außerdem etabliere ich mit dem Pucken gerade eine Nachtschlafroutine. Bedarf es tagsüber auch einer Routine? Vielen Dank!
Guten Morgen, Ihr Kind braucht authentische Eltern. Wenn Sie Ihr Kind mit Schmerzen im Arm halten, dann wird es sich auch nicht wohl fühlen. Auch wenn Sie Ihr Kind nicht halten, gestalten Sie das Ritual liebevoll. Das Pucken unterstützt sein Körpergefühl und reduziert Mororeflexe. Allerdings sollten Sie das Pucken beenden, wenn sich das Kind drehen kann, damit es sich nicht samt Puck auf den Bauch dreht und dann nicht aufstützen kann. Insgesamt ist die Zeitspanne, die Ihr Kind benötigt, um einzuschlafen für das Alter recht lang. Das spricht dafür, dass Sie ggf. mit dem Beruhigungsritual zu spät beginnen, dann ist Ihr Kind bereits überreizt. Insgesamt sollte das Kind aktuell inclusive Stillen, Köperpflege und Beruhigungsritual 1-1,5 Wachstunden am Stück nicht überschreiten. (Hierbei werden Kinder häufig überschätzt). Das bedeutet, dass Sie aktuell noch ca 4 Tagschläfchen haben, diese können auch unterschiedlich stattfinden, da Sie Ihren Alltag ja auch noch gestalten müssen. Pro Quartal fällt ein Tagschlaf weg, die Wachphasen werden länger, bis zum 1. Geburtstag nur noch ein Tagschlaf stattfindet und dieser dann häufig ähnliche Rituale benötigt, wie am Abend. Da Ihr Kind nach dem Ablegen nicht schreit, ist es absolt in Ordnung, ihm die Möglichkeit einzuräumen, selbt herauszufinden, wie er am besten zur Ruhe kommen kann. Liebe Grüße, Mechthild Hoehl
sefis
Sehr geehrte Frau Hoehl, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! In den letzten drei Tagen hat sich das Schlafverhalten meines Kindes extrem verändert. Sein Schlafrhythmus ist durcheinander. Bisher ist er immer gegen 21:00-21:30 Uhr eingeschlafen und war dann um 06:30 Uhr richtig wach. Nun wacht er um 05:30 Uhr auf und schläft zu unterschiedlichen Zeiten ein, mal gegen sieben, mal gegen acht, mal gegen neun Uhr abends. Eine Routine einzuführen ist deshalb schwierig für mich, weil ich nicht weiß, wann ich zeitlich mit ihr beginnen soll. Auch Tagsüber schläft er sehr schlecht ein, meist geht es nur in der Trage. Maximal schläft er 45 Minuten, weshalb vier Tagschläfchen nicht ausreichen. Oft findet er erst nach zwei Stunden Ruhe, obwohl ich bereits nach einer Stunde Wachzeit versuche, ihn zum Schlafen zu bringen, weil er quengelig und müde ist. Ich nehme an, dass dies die 4-Monats-Schlafregression ist, er wird morgen 12 Wochen alt. Verwächst sich das? Nachts wacht er außerdem wesentlich öfter auf, etwa sechs Mal, und möchte trinken. Dabei nuckelt er nicht nur, sondern trinkt richtig. In der ersten Hälfte der Nacht trinkt er recht lang, dann nur noch circa die Hälfte, aber trotzdem effektiv. Haben Sie Tipps für mich. Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank!
Hallo, jedes Quartal wird im ersten Lebensjahr der Biorhythmus des Kindes noch einmal komplett durcheinander gewirbelt (von manchen Menschen auch Schlafregression genannt, eigentlich ist es eine Weiterentwicklung!). Ich sage den Eltern gern: Immer, wenn Sie glauben, es im Griff zu haben, entwickelt sich das Baby weiter und Sie müssen sich wieder aneinander anpassen. Beginnen Sie am bestern am Tage zu überlegen, welche Termine bei Ihnen fix sind, z.B. Ihr eigenes Frühstück, dann nähren Sie auch das Baby, bringen es zum ersten Tagschlaf, haben ein wenig Zeit für Ihre Körperpflege bis Ihr Baby wieder wach ist, nach einer bis 1,5 Wachstunden incl. Mahlzeit bringen Sie Ihr Kind vielleicht bei einem Spaziergang im Kinderwagen zur Ruhe (Vielleicht schläft es hier auch länger als eine halbe Stunde), Nach einer weiteren Wachphase incl. Mahlzeit bringen Sie Ihr Kind noch einmal im Bettchen zur Ruhe und die letzte Schlafrunde darf im Tuch oder der Tragehilfe sein. Hier können Sie gut steuern, wann der Schlaf auch wieder beendet ist. Dieses sollte auch ca 1,5 Stunden vor dem gewünschten Nachtschlaf sein. Diese Zeiten sind ein Vorschlag und sind den Familienbedürfnissen anzupassen. Die letzte Tageswachphase ist manchmal dadurch geprägt, dass das Kind noch viel vom Tage "erzählen" muss, vor allem wenn es viele Eindrücke eingesammelt hat und es ggf. etwas spannender oder unruhiger war. Hier braucht er viel Körperkontakt, liebevolle Zuwendung und Zuhören und Geduld ihrerseits, damit er anschließend wieder entspannt in die Nacht geht. Aktuell tut sich viel in seinem Leben, sein Blickfeld wird größer, er sieht mehr und seine Motorik schreitet vorran, das macht ihn unruhiger, was sich auch im Schlafmuster zeigt. Daher sind rechtzeitige Pausen und eine liebevoller Begleitung unruhiger Phasen angezeigt. Nach ein paar Tagen dürfte es dann wieder einen neuen Rhythmus für Ihre Familie und ein ruhigeres Kind geben. Liebe Grüße, Mechthild Hoehl