Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Mittagsschlaf

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Mittagsschlaf

CaroBen1711

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Guten Tag,    mein Sohn (2 1/2 Jahre)  geht seit August in den Kindergarten. Es ist aktuell ein großes Problem rund um den Mittagsschlaf. Er schläft seit seiner Geburt unglaublich schlecht und mittlerweile ist es echt hart, weil er natürlich größer wird und sich nun lautstark wehrt.  Er geht grob gegen 19:30/20 Uhr ins Bett und schläft mit 1/2/3 Unterbrechungen bis etwa 6:00 Uhr. Dann geht er in den Kindergarten und eigentlich hole ich ihn gegen halb 2 ab, damit er dann seinen Mittagsschlaf (etwa 1-1,5 Std) machen kann (im Kindergarten klappt das Schlafen leider nicht). Oft passiert das Einschlafen unter riesigem Protest. Abends dauert das Einschlafen ebenfalls ca. 45 Min bis 1 Std.   Nun haben wir uns in Anbetracht dieses ganzen  Theaters, Geweine und stundenlangen Dabeisitzens überlegt den Mittagsschlaf abzuschaffen und ihn erst gegen halb 3 aus dem Kindergarten abzuholen. An sich hat es auch gut geklappt, er war wenig schlecht drauf und ist abends innerhalb von Minuten eingeschlafen, allerdings ist er (wir haben es schon mal vor Monaten ausprobiert) bei beiden Versuchen am Ende der Woche mit Erbrechen krank geworden. Jetzt fragen wir uns, ob es einfach Zufall war, oder ob er so gestresst, übermüdet und fertig war, dass er sich übergeben musste.  Haben Sie evtl Erfahrungen mit diesem Thema? Denn wir wollten ihn ja nicht komplett überfordern, nur das ewige Geschrei und lange Liegen zum Einschlafen wird ja sicherlich auch für ihn nicht toll sein...  Wir sind echt überfragt- haben Sie eine Idee?    liebe Grüße 


Dr. Dotzauer

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Liebe Caro, Es gibt immer wieder Kinder, die in diesem Alter den Mittagschlaf verweigern. Insbesondere die Kinder, welche Schwierigkeiten mit dem Einschlafen haben. Grundsätzlich wäre es wichtig, dass ihr Sohn lernt wie er mit Ihrer Hilfe zur Ruhe kommen und im weiteren Verlauf selbstständig einschlafen kann. Der Schlüssel zum guten Einschlafen ist einerseits Schlafdruck (d.h. ca. 6 Wach Stunden) und und andererseits Schlafbereitschaft (ruhig friedlich entspannt und schlafen wollen). In Ihrer Situation ist es ungünstig, dass  der Mittagsschlaf so spät erfolgt. Denn wenn er um 14.00 Uhr noch mal 1 oder 2 Stunden schläft bis 15 oder 16:00 Uhr hat er bis zum Abend um 19:30 Uhr viel zu wenig Wachstunden, um seine Müdigkeit wirklich zu spüren. Dann ist es kein Wunder wenn es 45-60 min dauert, insbesondere da Sie ihn dabei noch in den Schlaf begleiten und er auf Sie aufpassen will, dass Sie ihm nicht abhanden kommen, wenn er einschläft. So vermeidet er das Einschlafen erfolgreich zumindest für 45-60 min. Fällt der Mittagsschlaf jetzt weg kaschiert das zügige Einschlafen seine mangelnden Einschlaffähigkeiten. Das kann Sie dann wieder einholen, wenn er älter ist. Alles im allem sehe ich zwei Möglichkeiten: Entweder er lernt in der Kita mit den Erzieherinnen den Mittagsschlaf zwischen zwölf und zwei zu schlafen. Dann würde ich ihn trotzdem erst um zwischen 20 und 20:30 Uhr zum Schlafen bringen, damit es Aussicht auf Erfolg hat (Wachstunden/Schlafdruck). Er sollte sich darüber hinaus an ein Kuscheltier/ Schlaffreund gewöhnen und damit mehr eigenregulative Fähigkeiten entwickeln. Um schlafbereit zu werden braucht es eine schöne Bilderbuchzeit, sowie eine Herzenszeit im Dunkeln, in der der Tag besprochen wird, er wird noch mal gelobt und es besteht insgesamt eine entspannte schöne Atmosphäre. Dabei soll er nicht einschlafen, sondern es wird sich verabschiedet und sich weg gedreht. Der Elternteil kann sich um seinen eigenen (Fake –) Schlaf kümmern. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass Sie den Mittagsschlaf durch eine Mittagsruhe ersetzen und nicht mehr auf das Schlafen bestehen. Natürlich kann er dann abends früher ins Bett zum Beispiel 19:00 Uhr/19:30 Uhr. Und er wird zügigst einschlafen.  Ob die wiederholte Erbrechens-Symptomatik auf einen allgemeinen Erschöpfungszustand zurückzuführen ist, weiß ich nicht sicher, kann ich mir eher nicht vorstellen. Befragen Sie dazu ihr Gefühl, denn sie haben ihren Sohn ja erlebt und wissen, ob er über die Maßen gestresst war oder nicht.  Auf jeden Fall ist langes Geschrei und Schlafvermeidungsverhalten nicht zuträglich für gutes Einschlafen und es besteht definitiv ein Veränderungsbedarf. Dazu braucht es mehrere kleine Veränderungen, um diese Entwicklungsaufgabe zu meistern: Eine Führung durch eine altersgemäße Abendroutine, eine neue Einschlafroutine mit schlafhinführenden Maßnahmen, einen Schlaffreund, ein sich Erreichen im Beruhigungsmiteinander, eine Verabschiedung und Klärung wer für den Einschlafjob zuständig ist (am besten kümmert sich jeder um seinen eigenen Schlaf) Es geht nur im Guten! Liebe Grüße Daniela Dotzauer          


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