SuitcaseOfMemories
Hallo, Meine Tochter, 14 Monate alt, war noch nie eine gute Schläferin. Seit sie 6 Monate alt ist, wacht sie allerdings immer (außer wenn sie morgens/nach dem Mittagsschlaf ausgeschlafen ist), laut weinend und zT schreiend auf - das geht meist von 0 auf 100, sie wird also nicht erst unruhig und schreit dann, sondern sie schreckt quasi aus dem Schlaf hoch. Phasenweise ging das abends alle 30 Minuten so und nachts alle 2 Stunden. Inzwischen schafft sie ab und zu 3-4 Stunden Schlaf am Stück, aber das laute Schreien blieb. Sie schläft in ihrem eigenen Bett ein (ich liege daneben und halte ihre Hand) und auch nachts liege ich neben ihr. Oft hilft nachts aber weder Ansprache, noch Händchen halten, noch Schnuller. Ich habe sie bis vor kurzem dann meist gestillt. Seit ich abgestillt habe, kommt sie dann nur zur Ruhe, wenn sie direkt neben mir, mit der Stirn an meiner Stirn, einschlafen darf. Aber selbst dann weint sie manchmal noch kurz weiter. Durch das häufige Aufwachen gab es seit 14 Monaten keinen ungestörten, "freien" Abend mehr, noch nie konnte ich seitdem einen Film zuende schauen. Auch würde ich nachts eigentlich gerne wieder in meinem Bett anstatt auf einer Matratze neben ihr schlafen - sie mit ins Familienbett zu nehmen, ist aber keine Option, da sie dort noch unruhiger schläft (haben wir 10 Monate so gemacht). Morgens kann ich nie vor ihr aufstehen, weil sie davon aufwacht und seit sie so oft mit auf meiner Matratze schläft, schlafe ich noch schlechter, weil sie etwa 80 der 90cm für sich beansprucht :D Was mir aber nachwievor am meisten zu schaffen macht, ist das laute Schreien und Weinen. Sie tut mir Leid und ich bin ratlos, woran es liegt und was helfen könnte... Der Nachtschreck kommt doch nicht so früh/lang/regelmäßig, oder? An den Zähnen könnte es liegen, da sie quasi ständig zahnt (Nr 13 bricht gerade durch...), aber es ist ja wirklich JEDE Nacht so... Der Mittagsschlaf klappt übrigens oft ohne schreiendes Aufwachen. Vielleicht haben Sie ja einen Impuls für mich, woran es liegen oder was helfen könnte?
Hallo, vielen Dank für die ausführliche Schilderung. Alle Menschen wachen in der Nacht mehrfach auf, das ist Fakt. Wir Erwachsene können uns nur nicht daran erinnern, da wir das selbstständige Ein- und Weiterschlafen bereits gelernt haben. In der Einschlafwelt Ihrer Tochter braucht es viel elterliche Hilfe: Zugewandte, wache, Händchen haltende Mama, die face to face das Einschlafen begleitet. Wenn Ihre Tochter dann eingeschlafen ist und im weiteren Verlauf checkt, ob die Situation noch die gleiche ist (liege ich noch im Nest?), fühlt sie schon beim Aufwachen, dass diese Erwachenssituation sich von der Einschlafsituation unterscheidet. Ihre Mama ist ihr wieder abhanden gekommen. Selbst wenn Sie auf der Matratze daneben liegen und einfach nur eingeschlafen sind, ist es nicht das was Ihre Tochter erwartet. (nämlich: Zugewandte, wache, Händchen haltende Mama, face to face). Sie adressiert sich an sie, d.h. sie schreit und zwar gewohntermaßen laut und deutlich, um den nötigen Weiterschlafservice von Ihnen zu erhalten. In dieser Situation sind Sie gefangen und das Schlafen im Elternbett ohne Kind ist derzeit leider unrealistisch. Wenn Kinder noch nicht alleine einschlafen können, werden sie auch nicht alleine in ihren Kinderzimmern in der Nacht mit dem Erwachen zurecht kommen. Wenn Sie das verändern wollen braucht es viele kleine Schritte, um Ihr Kind in die Eigenregulation zu führen: 1. Übergangsobjekt (Kuscheltier) vertraut machen. (tagsüber in Tröste-, Beruhigungs-, und Entspannungssituationen immer wieder zum Einsatz bringen, emotionalisieren und als Hilfstool immer an Tochters Seite haben. 2. Damit das gelingen kann sollten Sie sich nicht als wesentlich besseres Kuscheltier zur Verfügung stellen. Dazu sollten Sie sich schrittweise aus dem Einschlaftprozess herausnehmen. (wegschauen, wegdrehen, wegrücken) 3. Händchen halten abgewöhnen, Kind soll Kuscheltier nehmen... 4. face to face liegen abgewöhnen (wegdrehen) 5. Abends näher an den Schlaf heranführen durch ausführliche Bilderbuchzeit. 6. Dann schlafbereit werden in der Kuschelzeit im Arm, im Dunklen mit Singen, Wiegen, Fingerspiel, schmusen (5-10 min) dann aber ganz wichtig: sich immer gleich verabschieden und wegschauen, wegdrehen und sich um seinen eigenen "Schlaf" kümmern. Die Erwachenssituation ist dann die gleiche. Es kann sein, dass sie dann trotzdem beim Aufwachen schreit, denn diese Gewohnheit besteht schon lange. Die Kinder sind kurz desorientiert und fordern eben den gewohnten Weiterschlafservice ein. An der Stelle muss sich auch etwas verändern. Eine soziale verbale Rückversicherung " schschsch, alles ist gut, nimm deine Kuschel, dreh dich rum und schlaf weiter" wäre richtig wird aber nicht gleich funktionieren. Das muss erst erlernt werden, dass jetzt weniger Hilfestellung kommt. Mit dem Maß, wie sich sich schrittweise aus dem Einschlafprozess herausnehmen kann Ihre Tochter eigenregulative Fähigkeiten entdecken. Wenn sie dabei lernt, dass die Erwachenssituation immer die Gleiche ist und sie sich erfolgreich selber helfen kann, wird es besser werden. Solange Sie allerdings Schlafbegleitung anbieten wird es mit dem Elternschlafzimmer nichts werden. Denn wer in den Schlaf begleitet wird, wünscht sich auch Weiterschlafservice. D.h. Sie lehren Ihre Tochter jetzt, dass der mütterliche Weiterschlafservice immer weniger wird und dass sie sich mit ihrem Kuscheltier selbstständig wieder in den Schlaf bringen kann. Wenn das Einschlafen mit weniger Mamahilfe klappt, Sie sich erfolgreich wegdrehen und im weiteren Verlauf wegrücken können, erst dann kommt das Weggehen. Ihre Tochter ist durch Ihre kluge Abendroutine schlafbereit und hat Wegrücken akzeptiert. Dann kündigen Sie ihr an dass Sie heute Wäsche etc. vor der Türe machen werden. Sie können von draußen singen, beruhigen, auch rein gehen oder die Wäsche in der offenen Türe machen. Aber Sie legen sich nicht mehr zum Einschlafen dazu. Wenn das nach einigen Tagen gelingt, dann können Sie ins Elternzimmer umziehen und im Bedarfsfall (nächtliches Erwachen) natürlich soziale Rückversicherung geben, auf das Kuscheltier verweisen, Ruhe ausstrahlen und wieder ins Elternzimmer zurückgehen. Das wird aber erst funktionieren, wenn Ihre Tochter eigene Ein-und Weiterschlafstrategien erlernt hat. Das heftige Schreien beim Erwachen derzeit ist eher eine Aufwachmarotte, welche mit dem Erwerb der eigenen Strategien sich zunehmend abschwächen wird. Es ist noch ein längerer Weg für Sie und es wäre gut, wenn der Papa auf dem gleichen Stand mitarbeiten würde und Sie Schritt für Schritt, in Ihrem Tempo weder sich selbst noch Ihre Tochter überfordern. Es geht nur im Guten mit kleinen Schritten - dabei wünsche ich Ihnen viel Geduld und Langmut. Herzliche Grüße Daniela Dotzauer