EAA20
Guten Morgen Frau Dr. Dotzauer, Es geht um unsere Tochter, 20 Monate alt. Sie schläft seit ihrer Geburt in ihrem Beistellbett mit direktem Anschluss ans Elternbett. Mein Mann schläft allerdings seit einiger Zeit in einem anderen Zimmer, da er um 4.30 Uhr zur Arbeit fährt. Sie wacht also immer mit mir auf. Die Einschlafbegleitung für den Mittagsschlaf übernehme ich auch komplett aus zeitlichen Gründen. Papa und Tochter haben aber ein sehr inniges Verhältnis. Sie verbringen auch Zeit alleine zusammen ohne Mama. Das klappt wunderbar. Bisher haben wir uns auch die Einschlafbegleitung am Abend geteilt. Das Abendritual ist bis auf wenige Ausnahmen das gleiche. 17.00 - 17.30 Uhr - Abendessen Bis 18.30 - 18.45 Uhr spielen (meist mit Papa) Anschließend gehen wir mit ihr hoch zum umziehen und Zähnchen putzen, ganz in Ruhe. Seit einiger Zeit jedoch schreit sie sich in Rage, wenn mein Mann sie ins Bett bringt. Erst liegen sie noch gemütlich zusammen. Dann verlangt unsere Tochter "Mama Hand geben, Papa weg" sie schreit richtig stark danach. Mein Mann bleibt ruhig und redet ruhig mit ihr, dass er da bleibt und ihre Hand halten kann. Es wird immer anstrengender. Aber nach einiger Zeit wird sie dann ruhig und schläft ein. Das kann aber auch bis zu 30 Minuten dauern. Einerseits denke ich, Papa ist bei ihr und kümmert sich. Andererseits fühle ich mich schlecht, da sie nach mir schreit. Aber warum tut sie das plötzlich so stark? Auch am Tag, insbesondere beim Auto fahren, verlangt sie meine Hand, was natürlich nicht geht. Das erkläre ich ihr kurz und biete ihr Alternativen. Eigene Hand halten, den kleinen Teddybären halten etc. Nichts hilft. Abends entscheidet sie quasi schon vorab "Mama ausruhen, Mama Bett bringen". Sie ist da neuerdings sehr fixiert, was bis vor einigen Wochen noch nicht der Fall war in diesem Ausmaß. Ein Kuscheltier als Ersatz stelle ich mir schwer vor, da sie nur wenig Interesse an ihren Kuscheltieren hat. Sie besucht noch keine Kita und ist sprachlich sehr weit. Vielleicht können Sie uns einige Tipps geben. Herzlichen Dank!
Guten Abend, ja es geht hier um das Thema Schlafbegleitung, Einschlafgewohnheiten und das Phänomen: Kind steuert seine Eltern Grundsätzlich ist Schlafbegleitung ist ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits ist das Handhalten zur selbstverständlichen, liebgewonnen Gewohnheit in ihrer Familie geworden und andererseits führt genau dieses Ritual weg von den eigenregulativen Fähigkeiten des Kindes. Ihre Tochter bleibt dabei passiv und lauert darauf, dass Sie nicht weggehen. Im Gegenzug lauern Sie darauf, dass Ihre Tochter einschläft. Dieses Lauern hält per se wach und wenn es nicht zur Zufriedenheit des Kindes ausfällt, wie in Ihrem Fall - vom Papa angeboten, kann es dazu führen, dass stundenlang gekämpft und nicht eingeschlafen wird. Außerdem wird das Handhalten beim nächtlichen Erwachen, vermisst, denn jeder möchte so aufwachen, wie er eingeschlafen ist. Meist wird dann des Nächtens erneutes Handhalten eingefordert. Ich würde Ihnen als Mama empfehlen dieses Handhalte-Ritual abzuschwächen und durch andere schöne schlafhinführende Massnahmen zu ersetzen. Statt langem Handhalten würde ich 1. eine schöne Bilderbuchzeit (in dem Zimmer indem auch geschlafen wird), anbieten. Dann gibt es 2. Herzenszeit. Das Licht wird ausgemacht, die Tochter darf Handhalten (mit dem Kuscheltier), sie sitzt noch auf Ihrem Schoß und Sie erzählen vom Tag, singen und kuscheln mit ihr (5-10 min) ohne, dass Sie dabei einschläft. Sie gähnt zeigt deutlich Müdigkeitssignale und sie nähern sich dem eigentlichen Einschlafen. Am besten wäre es, wenn Sie sich mit Wort und Gesten verabschieden und sich von ihr etwas wegdrehen könnten. Sie kümmern sich um Ihren eigenen "Fake-"Schlaf. Das geht nicht auf einmal, aber sie kann sich daran gewöhnen. Genauso könnte sie 3. den Wert eines Übergangsobjektes kennen lernen. Dass ihr Kind derzeit kein Interesse am Kuscheltier hat verwundert nicht, denn in Wahrheit nutzt ihre Tochter bevorzugt sie (Mama) als Kuscheltier, mit dem Vorteil sie sind interaktiv und wissen genau was sich ihre Tochter wünscht. Ein passives "Stoffteil" ist bei dieser Konkurenz natürlich nicht von Interesse. Dennoch wäre es für Ihre Tochter ein Gewinn, wenn Sie mit einen Schlaffreund einschläft und diesen dann auch Nachts sofort wieder vorfindet. Dazu müssten Sie sich sehr bemühen, das Kuscheltier (mit einem Namen) emotionalisieren und tagsüber immer wieder in Tröste- Entspannungs- und Beruhigungssituationen zum Einsatz bringen. Die Mama-Hand gibt es fortan immer mit Kuscheltierpfote... Nun zum "Papa-Problem". Schön, dass die Beiden so einen guten Draht zueinander haben. Auch er könnte die genannten Rituale durchführen nur wünscht sich Ihre Tochter derzeit bevorzugt die Mama. Ich würde zB. an einem Samstag mich als Mama eher mal zurückziehen und die beiden machen lassen. Da könnten Sie sich schon vor dem Mittagessen verabschieden auf eine Einkaufsrunde und die Beiden sind schon ganz vertraut miteinander und Papa bringt sie zum Mittagschlaf. Der gelingt oft leichter und wenn Mama gar nicht auf der Bühne erscheint, wird sie beim liebevollen Bemühen des Papas leicht einschlafen. Genauso könten Sie Abends verfahren, denn für Papa und Tochter ist es ersteinmal einfacher, wenn es die Möglichkeit der Mamaunterstützung gar nicht gibt. Natürlich darf daraus kein Kampf werden, sondern die Tochter darf lernen wie schön es mit dem Papa ist. Sie kann sich die Papa-Geheimnisse "erlieben". Bei Protest eher Ablenken und nicht in den Kampf einsteigen. Natürlich geht das nicht jeden Tag so. Ich bin dafür, dass Sie sich abwechseln. Als Mama würde ich es ganz klar formulieren, wenn Papa mit dem Zubett gehen dran ist und das auch der Tochter frühzeitig und mehrfach vermitteln. Dass sie sich die Mama wünscht heißt einfach, dass sie es mit Ihnen gewohnter ist und Sie wahrscheinlich den Großteil der Care-Arbeit machen. Der Papa muss sich diese Stellung in Sachen Geborgenheit und Sicherheit erst erarbeiten. Wenn sich aber die Mama nun schrittweise herausnimmt aus dem Einschlafprozess, kann das Kind lernen wie es zunehmend selber einschlafen kann. Sie bekommt nämlich immer weniger Hand und immer mehr Kuscheltierpfote. So kann ihre Tochter lernen diesen Schlaffreund zu akzeptieren. Das sind die ersten Schritte zu mehr Eigenregulation und dann kann sie das ja selber und natürlich auch bei Papa.Es ist alles Gewöhnungssache... Ich wünsche Ihnen viel Geduld und mit dem Kuscheltier Langmut und Ausdauer. liebe Grüße Daniela Dotzauer