Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Der Schlaf wird immer schlechter

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Der Schlaf wird immer schlechter

Majaan

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Hallo! Als unser Sohn 2 Monaten alt war, gab es 4h zusammenhängenden Schlaf. Mit 6 Monaten bestand die Einschlafhilfe nur aus einem kleinen Ritual und lediglich daneben sitzen oder im Zimmer sein. Das Baby schlief fast vollkommen selbstständig ein. Nun ist unser Sohn 9 Monate alt und seit 2-3 Monaten verschlechtert sich der Schlaf kontinuierlich. Es wird viel dazugelernt: Brabbeln, robben, hochziehen usw. … Wir haben feste Tagschlafzeiten, sind viel draußen, treffen große und kleine Freunde und lassen den Abend ruhig ausklingen. Nachts brauchen wir viele Anläufe bei der Weiterschlafhilfe. Es wird viele Male geweint und hochgenommen. Die Nächte haben selten 2 Stunden zusammenhängenden Schlaf. Jede Nacht gibt es das Phänomen, dass etwa eine Stunde alle 15min geweint und an die Brust gewollt wird. Wir versuchen es mit dem Wasserbecher, Kuscheltier und ruhigem Summen, bis es beim vierten Mal o.ä. die Brust gibt. Mein Ziel wäre es, ihn maximal alle 2h an der Brust zu haben. Natürlich wären noch längere Schlafphasen für uns ein Segen! Unser Sohn wird gestillt und schläft im Elternzimmer im eigenen Bett. Den Tagschlaf haben wir gerade auf 1x reduziert: Nachmittags im Kinderwagen bis zu 2h. Nun klappt wenigstens das Einschlafen abends wieder gut! Der Nachtschlaf geht 20-8 Uhr. Lässt sich dieses Verhalten irgendwie erklären? Gibt es Tipps oder Aussichten? Vielen Dank schon im Voraus für Ihre Antwort! Ich schätze ihre Mühen sehr!


Dr. Dotzauer

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Guten Abend, Die Erklärung liegt in der normalen kindlichen Entwicklung, Motorik, eigener Wille, feste Erwartungen und wenig eigenregulative Fähigkeiten. Die elterliche Co-Regulation sollte sich an das entsprechende Alter anpassen. 1. Er schläft scheinbar gut ein, aber das liegt an dem hohen Schlafdruck, der ihn sozusagen wegbeamt... Üblicherweise schlafen 9 Monate alte Kinder 2x/d mit Wachstunden 3/3,5/4. Natürlich ist SChlaf individuell und ihr genießt das zügigen abendliche Einschlafen, aber euer Sohn braucht dann zu schnellem Einschlafen auch viel Schalfdruck. In der Nacht immt der Schlafdruck ab und  mit weniger , läßt er sich von Mama gerne helfen. Ich würde nochmal umstellen auf 2 Tagschläfchen 2. Dann würde ich am ersten Tagschlaf üben und das Stillen vom Einschlafen trennen und das Schlafen im Bett üben 3. Ein Kuscheltier kann erst helfen, wenn es tagsüber mit emotionaler Bedeutung aufgeladen wurde. Es ist aber ein wichtiger Baustein und Helfer bei der kindlichen Eigenregulation. 4. Dann sollte auch das Abendeinschlafen nicht mehr an der Brust erfolgen  und er sollte auch nicht an der Brust "runterkommen" denn das ist ja genau die zu übende Fähigkeit. Also das abendliche Stillen ca 30 min vorverlegen 5. Ich würde das Stillen mehr als Mahlzeit sehen und nicht als Beruhigungshilfe. Es ist für das Einschlafen praktisch aber für das Weiterschlafen mühsam. Wichtige Empfehlung: Mahlzeiten kreieren - nicht Dauersnacking! Wenn wenig Beikost dann Ergänzungsstillen im Rahmen der Mahlzeit und nicht 1-2 stdl. Essens/Beruhigungsangebot. Wenn Stillen dann gerne als Mahlzeit beide Seiten und nicht nur Schlückchen als Schnullerersatz. Essenspausen machen Hunger und die mahlzeit wird größer. Kein Aufwachstillen zur Beruhigung, sondern Beruhigung anders üben. Bzw. morgens einfach aufstehen. Frühstück erst mit Hunger anbieten. 6. Beruhigung wird durch Wohlgefühl ermöglicht und das ist auch ohne Muttermilch möglich. Singen, wiegen, schmeicheln, etwas tragen und Popo klopfen, Rücken reiben, Füßchen kneten etc.. 7. Das alles geht natürlich nur wenn das Nervensystem der Bezugsperson ebenfalls ruhig und entspannt  ist, sonst kann keine Entspannung vermittelt werden 8. Auf die Stimmung kommt es an! Versucht noch mal ein verbindendes Lächeln von eurem müden Kind zu ergattern. Dann empfehle ich mein Sortierkörbchen (Objekte gucken) als Vorläufer des Bilderbuchs. (Instagram: dr.danieladotzauer Adventskalendertürchen 8) 9. Optimalerweise kümmert sich der Pap um das Ein- und Weiterschlafen, dann ist es völlig klar, dass es kein Nuckeln als Schnullerersatz gibt. 10. Er könnte dann das Kind zum Stillen zb 2-3 /Nacht bringen. Hört sich vielleicht utopisch oder anstrengend an, aber ich möchte Sie dazu ermutigen, denn viele Familien aus meiner Beratung konnten so das Schlafen deutlich verbessern. Herzliche Grüße und alles Gute  Daniela Dotzauer  


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