Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Bauchlage

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Bauchlage

WinterbabyMama

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Guten Morgen, leider habe ich erst am 25. einen Termin bei der Kinderärztin,  weshalb ich hier meine Sorge teile. Meine Tochter ist jetzt genau 8 Wochen alt. Die ersten zwei Wochen hat sie fast garnicht geschlafen, weshalb ich die Empfehlung zur Bauchlage bekam. Seitdem schlief sie wunderbar. Nun habe ich aber gelesen, dass das wegen des plötzlichen Kindstods zu gefährlich ist. Ich habe alles interessante weggepackt, hat leider nichts gebracht. Ich habe sie im Schlaf auf den Rücken gedreht aber nach ein paar Minuten ist sie wach. Sie schläft dann einfach überhaupt nicht und bleibt den ganzen Tag wach. Über verschiedene Atemkonteollgeräte habe ich mich auch schon belesen, die sollen aber wohl alle nichts taugen? Dazu wäre meine Frage, wie bringe ich ihr bei, dass sie auf dem Rücken schlafen muss? Ich habe mit dem Wissen was passieren könnte keine ruhige Minute mehr. LG


Dr. Dotzauer

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Guten Abend, ja das schwierige Thema mit dem plötzlichen Kindstod. Zuerst einmal ist dazu zu sagen, dass es sich um ein sehr sehr seltenes Ereignis handelt. Das Risiko liegt bei uns in Deutschland unter 0,02 %. Auch wenn die Ursache bis heute ungeklärt ist, steht fest, dass es sich um ein Phänomen handelt, welches multifaktoriell ausgelöst wird. Nämlich nur dann, wenn ganz spezielle genetische und physiologische Besonderheiten bzgl. Atmung und Stoffwechsel auf verschiedene ungünstige Umgebungsfaktoren treffen. D.h. nicht ein einziger Faktor zB Bauchlage ist entscheidend, sondern eine ganze Verkettung von schicksalhaft ungünstigen Einflüssen kommt zusammen. Es gibt Babys welche sehr empfindsam gar nicht gut zurecht kommen mit den allgemeinen Empfehlungen der Kinderärzte aus den Geburtskliniken. Das Liegen in Rückenlage auf der stabilen Unterlage ist für "Lebensanfänger" eine wackelige Angelegenheit und löst bei Bewegungen häufig den Moro-Reflex aus. Das Baby reißt die Arme auseinander und erschickt quasi vor seinem eigenem Schreckreflex. Weinen, Aufregung ist die Folge und entspannter Schlaf rückt in weite Ferne. Der Arm der Eltern wird dann helfen, er gibt Halt und Geborgenheit. In der Bauchlage liegen Babys natürlich stabiler, sie bewegen sich weniger und kommen weniger aus dem Gleichgewicht. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Bauchlage mit einem statisch erhöhtem SIDS Risiko verbunden ist und kann daher auch nicht offiziell empfohlen werden. Aus meiner Beratungspraxis kann ich sagen, dass trotzdem immer wieder Kinder auf dem Bauch schlafen, weil sie ansonsten eben nicht schlafen. Welchen Ausweg aus diesem Dilemma könnte es geben? Ich empfehle entweder das Pucken, welches Sie sich von der Hebamme zeigen lassen können oder die Bauchlage, als modifizierte Rückenlage. Hilfreich dazu ist das Lagern mit Lagerungsrollen (zB gerolltes Handtuch): eine im Rücken und eine am Bauch, das schafft Stabilität. Manchen hilft das Seitenschläferkissen.Auf jeden Fall kann der untere Arm dann schon mal nicht zappeln.  Wichtig ist es auch den kleinen Babys den Weg zur Entspannung zu zeigen und die Wachzeit möglichst auf eine Stunde (in diesem Alter) zu beschränken. Das "Runterkuscheln" sollte möglichst erfolgen, bevor sich Aufregung breit macht. Ruhig in die Ellenbeuge geschnuffelt, liegt das Baby ja bereits in der Seitenlage. Dann könnten Sie sich mit ihm ins Elternbett legen und statt dem Mamaarm die Handtuchrolle in den Rücken legen. Der obere Babyarm und die Hüfte kann noch kurz gehalten werden, so findet das Baby Halt in seinem Nestchen und kommt in den tieferen Schlaf. Leider ist es in diesem Alter häufig der Fall, dass die Babys Zwischenerwachen im Leichtschlaf (REM-Schlaf), da wäre es wichtig die Schlafstimmung aufrecht zu erhalten und zügig dem Baby zum Weiterschlafen zu helfen. Manchmal ist es auch hilfreich die Lage zu verändern und das Baby auf die andere Seite zu legen. Sie werden damit noch etwas experimentieren, beobachten und hinfühlen müssen und wenn es gar nicht anders gelingt, sollten Sie Ihren Frieden mit der Situation machen und darauf achten, dass ansonsten die Kriterien der sicheren Schlafumgebung erfüllt sind. (nicht zu warm, kein Rauch, keine Drogen, keine Kissen, keine Felle, kein Wasserbett etc.). Schlafsack, Stillen, Schnuller und  Schlafen im Zimmer der Eltern, sind statistisch gesehen protektiv. Einige meiner "Bauchschläfer-Eltern" fühlen sich besser mit technischer Unterstützung (Atemkontrolle). Für den Tagschlaf können Sie auch mal die Trage zur Hilfe nehmen, oder Sie stillen im Liegen, dann ist das Baby bereits in der Seitenlage. Ich kann Ihre Unsicherheit gut verstehen aber ich würde die genannten Dinge versuchen. Dieses Spannungsfeld auszuhalten ist nicht leicht und ich wünsche Ihnen dabei alles Gute Herzliche Grüße Daniela Dotzauer  


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