Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

Baby beim Weiterschlafen unterstützen

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: Baby beim Weiterschlafen unterstützen

Lolalotus

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Liebe Frau Dr. Dotzauer, ich wende mich mit einer Frage zum Schlafverhalten meiner Tochter an Sie, da ich nicht weiß, wie ich ihr bei einem erholsameren Schlaf helfen kann.    Meine Tochter ist 16 Wochen alt und war von Anfang an ein „anspruchsvoller“ Schläfer. Mit 3 Wochen begannen bei ihr die Blähungen und seitdem war der Schlaf für sie alles andere als erholsam, sie war völlig überreizt. Auf Anraten der Hebamme haben wir sie abends in der ersten Schlafphase in Bauchlage schlafen lassen. Anfangs waren das 3 Stunden, in denen sie immer unter Beobachtung sehr ruhig und tief geschlafen hat – eine Erleichterung für alle. Mittlerweile schläft sie tw. von 20/21 Uhr bis 4/5 Uhr ohne Stillen in Bauchlage durch. Da das für sie ein erholsamer Schlaf ist, lassen wir sie auch so schlafen, was bedeutet, dass wir als Eltern uns die Nacht in Schichten einteilen, um sie zu beobachten. Damit haben wir uns arrangiert. Denn sobald sie in der zweiten Nachthälfte im Beistellbett oder Familienbett auf dem Rücken schläft, wird sie alle 30 Minuten unruhig und schlägt mit den Armen um sich und wimmert. Pucken, Stillen bzw. das Familienbett haben daran bis heute nichts geändert. Sie wird nachts im Bett gestillt, ist aber noch wach bzw. im Halbschlaf, wenn ich ihr ihren Schnuller gebe und sie relativ zügig selbst (ich halte und streichel oft ihre Hand) einschläft.   Tagsüber hat sie bisher am besten im Kinderwagen (2-3h) geschlafen, wobei dieser nicht abgestellt werden konnte. Jetzt wird sie auch hierbei nach 30-40 Minuten munter. Manchmal findet sie selbst wieder in den Schlaf, aber oft muss ich sie dabei unterstützen (Schnuller, Geschuckel, …) und sie schläft nach einigem Geschrei weiter. Bei dem Tagschlaf, den sie im Familienbett hält, gelingt es mir nur selten, sie nach den besagten 30 Minuten noch einmal zum Einschlafen zu bewegen, wobei sie hier bisher immer nur 30-40 Minuten geschlafen hat. Sie ist danach jedoch noch müde und quengelig. Spätestens nach 40 Minuten wach muss ich dann mit dem Kinderwagen rausgehen, wo sie sofort einschläft, aber dann wieder nach 30 Minutenaufwacht. Das geht jetzt bereits seit 2 Wochen so. Ich habe gehört, dass das daran liegen könnte, dass sie Schwierigkeiten hat, die einzelnen Schlafphasen miteinander zu verbinden. Der Kinderarzt sagte auch, ich solle hierbei nicht so schnell reagieren, das Kind müsse lernen, sich selbst zu regulieren. Ich verstehe diesen Ansatz, aber sie kann momentan nach meinem Gefühl nicht allein weiterschlafen. Oder ist es besser, wenn sie nach 30 Minuten aufwacht und dann einfach mehrere kurze Schläfchen über den Tag verteilt hält, um die Selbstregulierung zu schaffen? Auch wenn das bedeutet, abends ein übermüdetes Baby in den Schlaf bringen zu müssen? Wenn nicht, frage ich mich, ob Sie hilfreiche Tipps haben, wie man dem Kind hierbei helfen kann: streicheln, Schnuller, Summen etc. mache ich bereits. Am besten wirkt auch das Geräusch des Föhns, welches wir im Notfall (wenn gar nichts mehr geht) über eine App abspielen, aber daran wollte ich sie nicht gewöhnen. Daneben habe ich noch eine weitere Frage: Während unsere Tochter vorher !immer! abends bei mir auf dem Stillkissen eingeschlafen ist, nachdem ich sie gestillt habe (sie ist danach aber noch wach),  kommt sie hier seit 2 Wochen gar nicht mehr zur Ruhe, obwohl wir das gleiche Ritual wie immer abhalten. Von einem auf dem anderen Tag windet sie sich und verdreht ihren Kopf so sehr, um mit dem ganzen Gesicht in dem Kissen zu liegen. Dann bleibt sie aber unruhig und fängt irgendwann an zu schreien und zu weinen. Selbst Stillen, was für uns immer der letzte Trumpf war, hilft nicht. Mein Mann muss sie jetzt täglich in der Trage in den Schlaf tragen und dabei den Föhn (über eine App) laufen lassen. Wir verstehen einfach nicht, wie sich das von einem auf den anderen Tag ändern kann. Sie ist auch wirklich müde! Zudem ist mir aufgefallen, dass unsere Tochter hier – und nur zu diesem Zeitpunkt des Stillens – zu schwitzen beginnt: ihr Hinterkopf und der Rücken sind richtig nass. Zu den anderen Mahlzeiten hat sie das nicht. Woran könnte es liegen, dass sie jetzt so sehr schwitzt und nun gar nicht mehr auf dem Stillkissen einschläft? Ich danke Ihnen sehr für Ihre Arbeit hier und dass Sie sich die Zeit genommen haben, diesen Beitrag zu lesen. Viele Grüße


Dr. Dotzauer

Dr. Dotzauer

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Liebe Lolalotus, Ihr beschriebenes Schlafverhalten ist alterstypisch und das regelmäßige Aufwachen liegt an den regelmäßigen Schlafphasenwechsel, welche Ihre Tochter noch nicht selbstständig bewältigen kann. das ist nicht verwunderlich, denn sie hat ja schon immer viel Unterstützung  beim Ruhigwerden und Einschlafen benötigt. Es sind verschiedene Aspekte hierbei zu verstehen: 1. Sollten Sie das Einschlafen vom Stillen trennen. Sie soll gar nicht nur durch Stillen ruhig werden, sondern durch Ihre schlafhinführenden Maßnahmen in einer immer gleichen Einschlafroutine. Sie können das am besten am ersten Tagschlaf üben. Vorbedingungen: Ihre Tochter ist satt, müde (2 Wachstunden) und ruhig. Sie tragen sie senkrecht wie zum Bäuerchen, dunkeln schrittweise ab und sind selber leise, langsam und langweilig. Es geht darum sich beim Beruhigen zu verstehen, sich zu erreichen und sie sozusagen "online" zu halten. Beginnt sie sich zu wehren, sollten Sie sie ablenken von ihrer Verweigerungshaltung, noch mal ins Helle gehen und dafür sorgen dass ihre Tochter ruhig bleibt und nicht ins schreien kommt. Bleibt sie ruhig, kann sie sich entspannen und es führt kein Weg am Schlafen vorbei. Sie entspannt, legt den Kopf auf ihr Schlüsselbein und gibt Ihnen ein Zeichen der Schlafbereitschaft. Dann können Sie sie in die Waagerechte rutschen lassen, sie schläft anfangs vielleicht auf ihrem Arm ein, aber das Ziel ist, sie in ihr Bett zu legen, sodass sie mitbekommt, dass sie im Bett landet. Denn jeder möchte so aufwachen wie er eingeschlafen ist. Daher sollten Sie sie auch nicht in den Schlaf streicheln, denn das können sie nicht die ganze Nacht über gewährleisten. Die weiteren Schläfchen würde ich anfangs weiterhin in der Trage realisieren. Für das Abendeinschlafen würde ich wieder das Stillen vorverlegen und es mit Einschlafroutine versuchen. Nun kommen wir zu dem nächsten wichtigen Punkt: das Vorgehen in der Nacht. Wir brauchen eine Weiterschlafsprache, die nicht automatisch Stillen bedeutet. Wenn sie diese Einschlafassoziation alle 2 std. bedienen, lernt sie keine eigenregulativen Fähigkeiten, sie assoziiert Trinken und Schlafen und dies kann über Jahre so aufrecht erhalten bleiben. Prompte aber moderate Unterstützung in Form von Lagewechsel ("bitte wenden" oder etwas anders hinlegen), sch.sch.sch-Laute, Popo klopfen, schuckeln, Handauflegen, ruhig sprechen, summen, notfalls kurz hochnehmen, auch Föhngeräusche können hilfreich sein. etc. aber möglichst nicht umhertragen oder sofort Stillen. Das nächtliche Stillen würde ich auf zwei-dreimal pro Nacht beschränken und die anderen Erwachenssituationen versuchen anders zu meistern. Ich würde immer als erstes die Weiterschlafsprache versuchen und erst bei ausbleibenden Erfolg auf das Stillen zurückgreifen. So werden sich zunehmend Situationen ergeben, in denen sie auf das Stillen verzichten und ihre Tochter lernen kann auch ohne schlucken - saugen weiter zu schlafen. Zur Frage mit dem Stillkissen und dem schwitzen: vielleicht ist ihr am Abend mit dem Schlafsack einfach zu warm, sie regt sich zu sehr auf und erlebt das Stillen Nicht mehr ausreichend beruhigend. Aber nachdem sie ja eh das Stillen vom Einschlafen trennen sollten, macht es Sinn sich mit dem Beruhigungsprozess in anderer Art und Weise auseinander zu setzen.  Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und viel Geduld dabei Herzliche Grüße Daniela Dotzauer


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