iriselle
Hallo, meine jüngste Tochter wird im April 16, geht in die 10. Klasse. Sie war schon als Kleinkind eher ängstlich, mit 6 wurde Mutismus diagnostizier- aber in einer leichten Form. Eine Woche nach ihrer Geburt erkrankte sie am RS Virus, musste einmal reanimiert werden, hat sich davon aber gut erholt. Mit 4 verschluckte sie sich heftig an einem Bonbon, hat anschließend 6 Wochen nur flüssige oder breiige Nahrung zu sich genommen-da waren wir das erste Mal bei einem Kinderpsychiater ( der sie al "leichten Fall" bezeichnete ). Mit 12 hatte sie immer wieder mal Bauchweh mit Übelkeit und Angst zu Erbrechen. Sie ging zwischenzeitlich deswegen nicht in die Schule , sie hat dann eine Therapie bei einer Kinderpsychologin gemacht. Nun ging es 3 Jahre echt gut, Übelkeit und Erbrechen war zwar immer mal wieder Thema- so flüchtet sie sofort wenn mal einer der Hunde würgt oder kriegt Angst wenn mir mal schlecht ist. Wie es scheint hat sich daraus nun eine echte Phobie entwickelt. Seitdem ihr kürzlich in der Schule schlecht war, und wir sie abholen mussten , ist es wieder ein großes Problem. Zum Glück bekam sie wieder zeitnah Termine bei der Psychologin, die meint dass man das sicher recht schnell wieder hinbekommt. Allerdings isst sie seit ein paar Tagen kaum und möchte nicht mehr allein im Haus sein . Ansonsten ist sie eigentlich völlig "normal ", hat keine Anzeichen einer Depression oder dass sie sonstige Probleme hat. Sie hat Freunde, fühlt sich ansonsten wohl in der Schule und ist ein fröhliches Mädchen. Aber es kann dann eben schlagartig kippen... Dazu hat sie noch eine heftige Zahnarztangst- selbst eine Vollnarkose lehnt sie ab, haben alles versucht. Sie läßt ich untersuchen, das wars. Wir haben einige Tipps bekommen, aber für uns ist das auch alles wie eine Gradwanderung von Verständnis und auch Mutmachen. Ich selbst hatte früher selbst eine Angststörung ( da war sie noch nicht auf der Welt ), so dass ich denke dass es da auch einfach eine Art Veranlagung gibt. Sie ist das jüngste von 8 Kindern ( nur sie und ein Bruder wohnen noch zu Hause ) und war / ist immer das Nesthäkchen und vielleicht immer etwas verwöhnt worden. Ich fühle mich grad ziemlich hilflos , obwohl ich selbst weiß wie das ist. Sorge machen mir natürlich auch schulische Versäumnisse. Und dann immer die Gedanken- geht sie heute oder nicht. Die Lehrer wissen Bescheid , sind sehr verständnisvoll und kennen das Problem von einigen anderen Schülern. Vielleicht hat einer von euch noch einen guten Tipp oder mag mir von seinen Erfahrungen berichten ?!
Habt ihr es mal mit klinischer Hypnose nach Milton Erickson versucht? Als mein Mann das lernte , habe ich ein zwei Bücher darüber aus Interesse mitgelesen. Auf Anhieb weiß ich nicht wie man einen Therapeuten findet... oft machen das Heilpraktiker für Psychotherapie als Zusatzausbildung. Vielleicht hilft google weiter. Will sie selbst , das Problem in den Griff bekommen? Das ist denke ich die zentrale Frage.
An Hypnose hab ich auch schon gedacht- auch weil sie zusätzlich eine Zahnarztangst hat- ich habe das bis jetzt nicht wirklich was vertrauenerweckendes gefunden. Werde mal die Therapeutin fragen, vielleicht weiß sie was. Hat es deinem Mann geholfen ? Ja, sie will das in den Griff bekommen, aber ich denke, sie ist auch ein bisschen "bequem"... VG
Nein er hat das als Zusatzausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie gemacht. Beides gelernt und absolviert aber auch nur , um seine Marketingberatung besser zu machen.
Hallo, Du hast sicher recht, dass eine gewisse ererbte Veranlagung eine Rolle spielt. Eine wichtige Rolle spielt aber auch das Verhalten der Mutter und der Lerneffekt, den ihr Vorbild auf das Kind hat. Wenn die Mutter (oder natürlich auch der Vater) eine Angstneigung hat, deshalb vielleicht häufig zu Ärzten geht, selbst oder mit dem Kind, wenn sie oft schlimme Befürchtungen hegt oder sich gern mal sorgt, dann schaut das Kind oder der Teen sich unbewusst dieses Verhalten ab. Das weiß ich, weil auch ich betroffen war. Dafür kann aber niemand etwas. Und es geht auch gar nicht um die Vergangenheit, sondern um das Jetzt. Nimm die Problematik Deiner Tochter doch zum Anlass, ihr vielleicht etwas Neues vorzuleben und dazu auch selbst neue Wege zu wagen: Übe Zuversicht, Gelassenheit, Vertrauen. Und eine Technik, die Euch beiden hilft, Ängste zu bewältigen. Hierzu gehören Meditation oder auch Achtsamkeitstraining oder MBSR, eine Technik zur Reduktion von Belastungen, die heute von vielen Psychologen empfohlen wird (Erfinder: Arzt und Autor Jon Kabat-Zinn, einfach mal lesen). Angst- und andere Störungen sind im Teenageralter ja sehr häufig. Und sie haben eine gute Prognose, wenn man sie gemeinsam angeht, nicht nur psychotherapeutisch, sondern auch im Alltag (s. o.). Die moderne Welt ist extrem komplex und fordernd, und das ahnen auch schon Jugendliche. Gleichzeitig ist sie auch beängstigend mit all den Warnungen zum Klimawandel, mit den furchtbaren Kriegs- und Anschlagsbildern in den Nachrichten, mit der Gewalt in Netflix-Serien usw. Da darf man schonmal Angst kriegen. Und diese Angst sucht sich dann ein Ventil, das auf den ersten Blick gar nichts mit den Auslösern zu tun zu haben scheint. Eigentlich sollte jeder Teen und jeder junge Erwachsene schon in der Schule eine Technik an die Hand bekommen, mit den Belastungen des 21. Jahrhunderts gut klarzukommen. Da es das aber nicht gibt, müssen wir Eltern so etwas vermitteln, wenn möglich. Du könntest zusammen mit Deiner Tochter täglich 20 Minütchen meditieren, zum Beispiel nach dem Buch “Gesund durch Meditation” von Jon Kabat-Zinn. Diese Methode ist sehr gut (und wissenschaftlich erwiesen effektiv), weil sie den Körper mit einbezieht. So ein gemeinsames Projekt, so eine Hilfe zur Selbsthilfe ist fast noch effektiver als eine Therapie, bei der man das Ganze ja letztlich an einen Fremden delegiert, anstatt Selbstwirksamkeit zu erleben, die stark macht. Wichtig ist auch, dass Du mit Deiner Tochter über Deine eigenen Ängste sprichst, und wie sehr sie Dich selbst früher eingeschränkt haben. Erkläre ihr auch, dass die meisten dieser Ängste keine Wirklichkeit haben, ihr Objekt ist fast beliebig. Es kann Angst vor dem Erbrechen sein, vor Spinnen, vor dem Fliegen, vor der Höhen usw. Jede dieser irrationalen Ängste ist harmlos. Und dass sie daher auch wieder weggehen. Deine Tochter braucht jetzt etwas Zuspruch, Trost und dass man ihre Gefühle versteht und das auch zeigt. Auch ihr Vater ist daher jetzt gefragt und sehr wichtig: Auch wenn er keine Angststörung hatte, sollte er seiner Tochter von seinen (normalen) Ängsten als Jugendlicher erzählen. So kennen Teens ihren Vater nämlich gar nicht, das interessiert und überrascht sie, und so eine Schilderung des Vaters kann sehr beruhigen und entlasten. Hol ihn also mit ins Boot. Vermittelt ihr auch, dass die meisten Dinge im Leben gut ausgehen, und dass Ihr immer für sie da sein werdet, wenn es doch mal ein größeres Problem gibt. Das klingt selbstverständlich, aber man muss es als Teenager einfach mal hören, das ist ganz wichtig. Deine Tochter braucht gerade ein bisschen vorgelebtes Weltvertrauen. LG
Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort und den Ratschlägen- du hast mir damit sehr geholfen, hast mir viele Gedankengänge aufgezeigt. Ich selbst habe tatsächlich seit 18 Jahren keinerlei übersteigerte Ängste mehr- davor hatte ich allerdings 17 " Angstjahre", es hatte sich richtig manifestiert. Mir half damals ein Klinkaufenthalt und ein SSRI, welches ich in ganz niedriger Dosierung bis heute nehme, und auch nicht mehr absetzen werde. Ich habe damals auch- vor der Klinik- eine lange Gesprächstherapie gemacht, die mir im nachhinein nichts brachte weil ständig Kindheitserlebnisse aufgearbeitet wurden. In der Klinik bin ich neben Entspannungstechiken etc in die Konfrontation gegangen. Es war ein harter Weg, aber nach 6 Wochen ging es mir super- bis heute. Ich habe vielleicht 1-2 x im Jahr leichte " Anflüge" , das wars. Ich hoffe dass ich es schaffe meine Erfahrungen gut weiter zu geben. Momentan meint sie dass bei ihr das ja ganz anders ist wie bei mir. Ja...mir ging es viel schlechter. Aber das möchte ich ihr unbedingt ersparen. Heute ist sie schon mal eine Stunde allein zu Hause geblieben, das ging letzte Woche noch nicht. In der Schule war sie nicht, ich hoffe dass es morgen klappt. Die Therapeutin bezeichnet sie ja als "leichten Fall " , dennoch hab ich grad das Gefühl dass alles irgendwie eine Gradwanderung ist- nicht zu viel drängen, aber auch nicht zu viel vermeiden lassen. Das Buch hab ich mir bestellt, das ganze ist ziemlich komplex, muss mich da erstmal durchlesen. Die Therapeutin hat ihr Atemübungen empfohlen, meine Tochter meint die würden nichts bringen, bin mir aber nicht sicher ob sie diese wirklich ausgeführt ist. Ich bin gespannt wie es weitergeht... LG
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