Barbaray
Kleine Anekdote zur Senkung der Arbeitslast bei Nachkommen: Meine Oma, Trümmerfrau und Bauherr(scher)in ihres Eigenheims (Fußboden im Keller nackter Lehm, alles selbst zusammengezimmert) war überaus stolz auf ihr Lebenswerk aus vier Wänden. Das Gebäude stand abgelegen, das direkte Umfeld wurde nachträglich als Industriegebiet ausgewiesen. Nach dem Tod meines Opas bekam sie vom Bürgermeister das Angebot, ihr Haus gegen eines auf der anderen Seite des Feldes zu tauschen, wo ein Wohngebiet entstehen sollte. Gleiche Grundstücksfläche (knapp 2000m2), gleiche Wohnfläche (gut 200m2). Oma bestand darauf, in ihrem Haus zu bleiben, da es voller Erinnerungen war. Außerdem wollte sie uns ihr Lebenswerk vermachen. Das Ende vom Lied: Oma wurde schwer pflegebedürftig, war extrem schlecht versichert, wir rissen uns jahrelang … ihr wisst schon was… auf und bekamen schlussendlich 21.000€ für Haus und Grund von der Gemeinde. Nachdem wir 35.000€ in Pflege, Heimkosten und Beerdigungskosten gesteckt hatten. Da meine Eltern beide in Rente waren, musste ich (im Referendariat mit 1.200€ monatlichem Einkommen) in der Zeit einen Kredit aufnehmen, da das Sozialamt trommelte und Schulden für den Heimaufenthalt eintrieb. Das zusätzlich zum emotionalen Ausnahmezustand (Staatsexamen Nr. 2 fand drei Wochen vor dem Tod meiner Oma statt) war kein Spaziergang. Wir könnten heute Besitzer zweier, gar dreier Immobilien sein, die Füße hochlegen, weniger arbeiten… wenn Oma damals ihr „Ich will euch was hinterlassen“ etwas sinniger umgesetzt hätte. All die Erinnerungen brachten ihr mit Krebs und Demenz nämlich nur kürzeste Zeit etwas bis zu Krankenhausaufenthalt, Gedächtnisverlust, Heimaufenthalt und Ableben. Macht‘s besser! Denkt und sorgt vor! Seid gründlich! Seid vernünftig. Wer weiß, wozu es gut ist.
Die ungedeckten Kosten für den Heimaufenthalt hättest du doch gar nicht übernehmen müssen? Egal was das Sozialamt trommelt. Oder war da eine ungewöhnliche Konstellation, die dich unterhaltspflichtig machte? Hatte sie dir vor weniger als 10 Jahren eine fette Schenkung gemacht? (Ich war früher so eine Mitarbeiterin im Sozialamt, zuständig für Heimkosten)
Die „Lehmhütte“ war als Zweifamilienhaus deklariert und fiel somit nicht unters Schonvermögen. Fehlende Pflegeversicherung. Natürlich war meine Mutter eigentlich „unterhaltspflichtig“, vielleicht hätte man auch was erstreiten können. Aber - und davon lebt das System ja - in der genannten Konstellation hatten wir nicht einmal die Ressorucen, um uns zu informieren und anwaltlich beraten zu lassen. Ich steckte im Examen, mein Vater war auch schwer krank, meine Mutter hatte gepflegt und war darüber depressiv geworden… bumms! Da fragst du nicht mehr, ob ein kleiner Rechtsstreit nebenbei noch machbar ist. Heute wäre ich auf sämtlichen Barrikaden, aber damals wollte ich einfach nur mein Examen schaffen. Wiederum ein paar Wochen später kam die Lungenkrebsdiagnose meines Vaters. Da war das aufgenommene Geld nebensächlich - und für uns zum Glück nicht der finanzielle Ruin. Bei anderen könnte das durchaus böse ausgehen…
Wieso Rechtsstreit? Die Frage ist doch, warum du die Rechnung bekommen hast: Hast du sie als Bevollmächtigte der Dame bekommen? Dann bezahlst du sie aus dem Vermögen der Oma, falls sie das nötige Geld hat. Falls sie es nicht hat, kannst du sie nicht bezahlen. Du selber hast als Bevollmächtigte keine Zahlungsverpflichtung. Vielleicht hast du das missverstanden und geglaubt, du bist persönlich verantwortlich dafür, die Rechnung zu begleichen und das war gar nicht der Fall? Klar gehen die Rechnungen an die Bevollmächtigten. Die erledigen die Überweisungen - vom Konto des Heimbewohners.
Wir waren in etwa in der gleichen Situation, mußten aber nie etwas zum Pflegeheim dazuzahlen, obwohl kein Vermögen da war. Wir Kinder bekamen sehr wohl einen Fragebogen und mußten alles offenlegen, aber keiner von uns kam über diese Grenze der Zuzahlungspflicht. wir haben nie wieder etwas davon gehört. Die aangeheirateten ehepartner waren eh außen vor. Und das ist jetzt auch zwei Jahrzehnte her. Inzwischen ist diese Zuzahlungsgrenze so hoch, dass kaum mehr ein Nachkomme zahlen muß.
Die damalige (zur heutigen kann ich nichts sagen) Rechtslage war, dass Besitzer von Zweifamilienhäusern keinem Schonvermögen unterliegen und somit ihren Immobilienbesitz veräußern müssen, um ausstehende Pflege- und Heimkosten zu begleichen. Meine Oma (und somit meine Mutter als Betreuerin) war also in der Pflicht, das großmütterliche Eigenheim zu verkaufen. Wir (also meine Mutter) mussten in Vorkasse gehen (auf massiven Druck vom Amt) so lange die „Lehmhütte“ noch nicht verkauft war. Letztendlich reichte die Verkaufssumme gerade so für die ausstehenden Pflege- und Heimkosten. Die Kosten für die Beerdigung waren nicht mehr drin. Aber der Kredit war ja eh schon aufgenommen. Nicht, weil ich rechtlich dazu verpflichtet gewesen wäre, sondern weil meine Mutter als Rentnerin keinen bekam und ich freiwillig für sie eingesprungen bin, um ihr wenigstens diesen Druck zu nehmen. Pamo, du willst mir nicht ernsthaft erklären, dass du noch nie ein Amt erlebt hast, das unnötig Druck ausübt. Die wissen, wie man emotionale Daumenschrauben anlegt. Und wer da nicht so gesetzestextsicher ist wie du, der knickt halt ein, um Ärger zu vermeiden. Mein Anliegen war, das Augenmerk darauf zu legen, solcherlei Verwirrungen zu vermeiden und sich in Sachen Besitz und Vorsorge primär von ökonomischen Überlegungen leiten zu lassen.
Meine Eltern mussten bei der Oma lediglich den eigenen Verdienst nachweisen und da der nicht so dicke war war da kaum was mit Heimkosten zahlen. Danach wurde das Erbe ausgeschlagen in der befürchtung man holt nach Jahren noch was von uns
Kann ich nur bestätigen. Wer da zahlen muss, der kann das auch.
Ich habe es wiederholt erlebt, dass die Heime Druck auf die Bevollmächtigten ausgeübt haben und diesen nicht klar war, dass dies lediglich für sie in ihrer Rolle als Bevollmächtigten galt. Oder auch Vermieter der leeren Wohnung des Heimbewohners drohten, mahnten und machten dem Bevollmächtigten Angst. Diese riefen mich an und ich habe ihnen erklärt, dass sie sich entspannt zurück lehnen können. Denn ein Heimbewohner im Sozialhilfebezug kann und darf! keine Mieten mehr zahlen. Dumm ist nur der Vermieter, der auf die Kündigungsfrist besteht, obwohl der Mieter dement und pleite ist. --- Keine Chance. Es ist aber vorgekommen, dass Bevollmächtigte selber bezahlt haben, einfach aus Angst. In Vorkasse gehen für das Sozialamt gibt es überhaupt nicht, denn wenn eine Rechnung bezahlt ist, dann ist der Bedarf nicht mehr da und zack das Sozialamt darf gar nicht mehr leisten. Das war sicher eine stressige Zeit für euch. Schade, dass ihr nicht bei mir "Kunde" wart. Alles Gute.
„Vorkasse“ war auch missverständlich ausgedrückt.
Die Rechnung war da, das Sozialamt hat vorerst gezahlt und wir sollten gefälligst zackzack die Schulden begleichen, da stünde ja ein Haus, also dürfte das ja nicht allzu schwierig sein (presslufthammermäßiger Druck auf meine Mutter, da ich eben nicht dabei sein konnte).
Sie war völlig am Boden, neben der Sterbebegleitung und den über Monate eintrudelnden immer höheren Rechnungen auch noch „Schulden“ begleichen zu müssen.
Die „Vorkasse“ meinerseits war so gemeint, dass ich durch mein aufgenommenes Geld die Schulden beim Sozialamt bezahlt habe und nach dem Hausverkauf meinen Kredit peu a peu tilgen konnte.
Bin so‘n bisschen anti establishment seitdem
Unsere Erfahrungen mit dem MDK und meine mit der DRV machen‘s grad nicht besser.
Sorry, off-topic
Was uns nicht umbringt, lässt uns wachsen.
Wirklich eine Extremsituation. Wenn deine Mutter nicht dement war, dann war ein Verkauf des Hauses ohne ihre Mitwirkung oder ohne Gerichtsbeschluss nicht machbar. Man kann es dann den alten Leuten leider nicht ersparen, dass sie die Auflösung ihrer materiellen Güter bewusst miterleben, wenn die Heimkosten nicht gedeckt sind. Meine Mutter hat sich null vorbereitet. Sie wird uns ein Chaos, Schulden und viel Behördenkram hinterlassen. Ich kann das - trotz Vollmacht - nicht ändern. Ich werde keinen Cent zahlen und das Erbe ausschlagen.
Jap, genau so die Denke meiner Altvorderen (gewesen)
Eine Antwort pro Tag oder zwei - bin gerade temporär alleinerziehend
Meine Oma hatte ein Sarkom im Rumpf (also quasi mehr Krebsgeschwür in sich als Organe) und Demenz - alles wurde erst ärztlich diagnostiziert, als sie per Gerichtsbeschluss mehr tot als lebendig ins Krankenhaus eingeliefert und meine Mutter vom vor Ort ins KH einweisenden Richter als Betreuerin eingesetzt wurde.
Vorher ging gar nichts außer „Lücken stopfen“.
Es gab noch eine palliative Operation und überraschender Weise mehrere Monate Heimaufenthalt. Die alte Dame war zäh und den dadurch möglichen Abschied von allen haben wir ihr und uns von Herzen gegönnt und tatsächlich auch irgendwie genossen, weil sie sehr leicht gehen konnte.
Jetzt erlebe ich mit meiner Mutter eine ähnliche Geschichte. Frühzeitig hieß es „So etwas tue ich dir nicht an, wir regeln alles rechtzeitig.“ Dann noch „Ich lasse mich schonmal auf die Warteliste fürs betreute Wohnen setzen. Dann kann ich mich da schon eingewöhnen, wenn ich noch halbwegs fit bin.“
Jetzt ist sie selbst gebrechlich und wird nachweislich (maßgeblich durch ihren Lebensstil bedingt) dement, nimmt alle Vorsorgevollmachten zurück, bekommt Paranoia und Kontrollwahn und lässt mich so dastehen wie sie selbst vor fünfzehn Jahren dastand: Macht- und hilflos.
Schulden wird es wohl auch geben. Sie legt ihre Finanzen nicht offen. Meint, wir würden ihr Geld haben und über sie und ihr Leben bestimmen und verfügen wollen. In letzter Zeit ist es so massiv geworden, dass ich mich außer Stande sehe, mich weiter zu kümmern, weil ständig neue Stressoren aufkommen.
Zum Glück weiß ich heute um die Rechtslage.
Das Erbe werde ich natürlich ausschlagen.
Die Notizen zu Bestattungswünschen habe ich noch abgeheftet und werde diese befolgen.
Ich hoffe, dass ich wenigstens in die Wohnung gehen und alte Erinnerungsfotos werde mitnehmen dürfen - sofern diese nicht im Messichaos verschütt gegangen oder vergammelt sind.
Der Pflegedienst tut sein Möglichstes zur Aufrechterhaltung des Status Quo, aber das Mögliche ist eben begrenzt.
Man braucht starke Nerven oder entsprechendes Vorwissen, um in solch einer belastenden Situation die Rechtslage klar vor Augen zu haben und diesbezüglich entspannt zu bleiben.
Mit Ende zwanzig hat man weder noch.
Mit vierzig jetzt leider schon so viel Routine, dass ich überlege, ob, wann und wie viel ich wieder arbeiten gehe, weil der Zusammenbruch vorhersehbar ist - und ich in dieser Situation nicht aus dem Abi heraus das Krisenteam managen werde können. Familiäre Katastrophen suchen sich ja leider meist zeitlich ungünstige Passagen im Leben der Angehörigen aus…
Deinen allgemeinen Ausführungen kann ich mich nur anschließen. Ordentliche Finanzplanung, Verwahrung der Unterlagen und Vollmachten über den Tod hinaus machen Hinterbliebenen das Leben leichter. ,
Vorausgesetzt, die Weitsicht und wirtschaftliche Verständnis ist da. Ich denke, unsere Generation macht da von sich aus vieles besser.
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