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Midlife Crisis??

Midlife Crisis??

Kuegelchen

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Guten Morgen, mein Mann und ich sind seit 20 Jahren glücklich verheiratet. Wir sind Seelenverwandte und wollen gemeinsam alt werden. Seit etwa einem Jahr verändert er sich allerdings stetig. Er wird schnell unzufrieden, ist ungeduldig und bohrt oft bei den Kindern und mir herum bis er einen "Fehler" findet, den er kritisieren kann. Er leitet eine kleine Firma und behandelt uns zunehmend wie seine Mitarbeiter, von denen er den gleichen Perfektionismus einfordert. Nicht einfach, da wir Teenager haben, die nunmal oft "sinnfreie" Dinge tun, dies liegt allerdings wohl einfach an der Pubertät 😉. Mein Mann hat beruflich viel erreicht, in letzten Jahr viel Gewicht verloren, geht plötzlich mehreren neuen Hobbies nach und möchte sich beruflich noch weiter entwickeln. Seine Art hat sich in manchen Bereichen grundlegend verändert, ich fühle mich "abgehängt". Meint Ihr er ist in der Midlifecrisis ? Liebe Grüße  Kuegelchen


Mijou

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Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Huhu, nach Midlife-Crisis klingt das nicht. Dein Mann fängt viel Neues an, hat Ideen, hat neue Hobbys, hat abgenommen – das ist das Gegenteil einer Krise, gell. Er entwickelt sich offenbar seit einiger Zeit stark weiter. Das ist grundsätzlich erstmal gut. Schwierig ist es natürlich für den anderen Partner, wenn der diese Entwicklung nicht nachvollziehen kann, wenn sie ihm vielleicht sogar ein klein wenig unheimlich ist oder er selbst gerade in einer anderen Phase steckt, wo alles eher so bleibt wie immer und er damit auch durchaus zufrieden ist. Da kann schonmal eine Schere entstehen. Mir ging das vor einigen Jahren umgekehrt auch so: Ich selbst habe mich stark verändert: neuer Beruf, Erfolg, abgenommen, Ernährung auf vegetarisch-vollwertig umgestellt, dreimal pro Woche Ausdauersport, dadurch deutlich mehr Selbstbewusstsein usw. Mein Mann fühlte sich da auch abgehängt und hat nicht so positiv reagiert. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass er mich auch mal lobt, sagt, dass er das toll findet oder vielleicht sogar mitmacht. Aber er tat sich richtig schwer damit. Wir haben dann viel darüber gesprochen, jeder hat seine Sicht erklärt, und allmählich kamen wir uns wieder näher.  Vielleicht müsstest du deinem Mann ab und zu mal ein positives Feedback zu seiner Veränderung geben. Er wünscht sich sicher auch mal Anerkennung von dir und dass du seine Entwicklung würdigst, sie siehst und sie toll findest. Vielleicht könntest du dich ja sogar anstecken lassen und dich fragen, ob es nicht auch in deinem Leben Zeit für neue Impulse ist oder dafür, etwas Neues auszuprobieren, um noch zufriedener zu werden. Das Leben lebt ja von der Weiterentwicklung, die macht zwar Mühe, aber auch Spaß. Man hat Erfolgserlebnisse, und die machen stolz und stark. Das zweite Thema: sein Tonfall. Da musst du straight sein und ihn bremsen. Er darf damit nicht durchkommen, auch wenn das Konflikt oder Streit bedeutet. Mancher Streit ist wichtig. Wenn du Dinge nicht perfekt genug machst und er herumkrittelt, rechtfertige dich nicht, sondern blocke sofort ab. Wenn du nicht wie eine Untergebene behandelt werden willst, darfst du dich auch nicht wie eine Untergebene verhalten. Zu so etwas gehören immer zwei. Sobald einer von beiden das Spiel nicht mitspielt, hat es keine Grundlage mehr. Komm also aus der Defensive raus, reagiere gelassen und souverän, verbitte dir Kritik und bestehe darauf, auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Er kann lernen, dich wieder ernst zu nehmen, aber dabei musst du ihm helfen. Männer neigen ja zur Dominanz, da darf man ruhig kräftig gegenhalten, die halten das aus. LG  


Kuegelchen

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Antwort auf Beitrag von Mijou

Hallo Mijou, Du hast viel Wahres und Richtiges geschrieben, Deine Antwort hat mir in vielen Bereichen wirklich geholfen. Allerdings lobe ich ihn tatsächlich häufig bezüglich seines Abnehmerfolges. Er ist nun viel gesünder, seine Werte sind top! Uneinig sind wir uns in dem Bereich, in dem er sagt man muss bereit sein für Veränderung (so wie er im letzten Jahr) und der Tatsache, das der Rest der Familie eben (noch) nicht bereit ist. Er fordert also Dinge die er selbst jahrelang nicht leisten wollte oder konnte. Ich möchte beispielsweise nicht, dass er das Essverhalten unserer Teenager im Beisein von Gästen kritisiert, das ist demütigend. Ich möchte lieber ein gesundes Essverhalten vorleben, wobei wir nie "ungesund" lebten. Auch für berufliche Veränderung muss man bereit sein, einer muss ja auf die Kinder aufpassen (wir haben noch einen kleinen Nachzügler). Ich kann nicht einfach alles auf links drehen, weil dann niemand für die Kinder da wäre. Momentan leben wir zwei unterschiedliche Leben und die Kinder hängen dazwischen😥.  Liebe Grüße  Kuegelchen


Jorinde17

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Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Wie wäre es mit einer Paarberatung? Das ist keine Therapie, sondern wirklich nur eine Beratung, die aus wenigen Sitzungen besteht. (Also auch gut für wahnsinnig beschäftigte Männer mit wenig Zeit.) So eine Beratung hilft sehr, weil ein Außenstehender auch verborgene Knackpunkte oft besser sieht als das Paar selbst und hier tolle Impulse für den Alltag geben kann, die wirklich rasch etwas verändern. Ich würde jetzt nicht untätig bleiben, denn offenbar kommt ihr selbst aus der unguten Situation nicht heraus. Kostenlose Paarberatung bieten z.B. Caritas oder Diakonie an. Einfach mal anrufen und einen Termin vereinbaren. Und nicht zögern, gell, man wartet sowieso meist eine Weile auf den Termin. Sage deinem Mann, wie viel dir an eurer Liebe liegt und dass du dir deshalb wünschst, dass ihr mal mit einem Außenstehenden über ein paar Dinge redet, die dir Sorgen machen. LG


Paula2006

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Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Hallo,  ich möchte dich nicht verunsichern, aber kann es sein, dass dein Partner jemand anderes kennen gelernt hat? Das was du schilderst würde zu den  typischen Anzeichen, plötzliche Gewichtsveränderung, Zuhause nur nörgeln, ungeduldig, unzufrieden, Termine außerhalb, ..., passen. War nur so ein Gedanke, als ich deinen Thread gelesen habe.  LG    


Kuegelchen

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Antwort auf Beitrag von Paula2006

Hallo, wir haben tatsächlich lang geredet und uns gemeinsam neue Ziele gesteckt. Wir sind auf einem sehr guten Weg, manchmal macht es wohl Sinn Dinge zu überdenken, neue Sichtweisen anzunehmen und Altes und Eingefahrenes über Bord zu werfen.  Gerade die neu polierten gemeinsamen Ziele und Wünsche helfen Verständnis für den Anderen zu entwickeln und gelassen zu bleiben. Danke an Alle für die lieben Ratschläge und Worte! LG Kuegelchen