Elternforum Rund um die Erziehung

Willenstarkes Kind macht immer das Gegenteil

Willenstarkes Kind macht immer das Gegenteil

Jay20

Beitrag melden

Hallo,  Vielleicht könnt ihr mir Tipps geben.  Mein Sohn ( im Januar 5 Jahre alt) hat eine extreme Trotzphase seit fast 1,5 Jahren geht es nun so. Aktuelles Thema ist das auf uns hören und auch mitmachen. Er macht immer das Gegenteil oder verweigert sich. Z.b. heute morgen bitte ich Ihn sich hinzustellen damit ich den Reißverschluss seiner Jacke zu machen kann ( im Sitzen klappt das nicht).Ich erkläre ihm auch wieso....nein, ich will sitzen, ich will das anders machen usw. Und das ist nur ein Beispiel.Das zieht sich quasi durch den ganzen Tag.Wir waren bereits bei einer Familienberatung, welche uns gesagt hat, wir sollen klar Grenzen setzen. Machen wir auch. Es gibt abends kein Buch lesen, wenn der Papa beim Zähne putzen gehauen wird oder randaliert wird. Es gibt kein kuscheln nach dem Buch, wenn nicht liegen geblieben wird oder weiterhin provoziert wird. Leider ist nun mehrfach unser Sohn weinend eingeschlafen, weil er trotz trösten und Erklärung es einfach nicht akzeptieren konnte. Ich glaube langsam wir haben etwas total falsch gemacht. Er ist immer Anti und  gegen uns... Erwarte ich zuviel von ihm, dass er beim Zähneputzen, anziehen, zu Bett gehen mitmacht? Oder er aufhört zu toben in der Bibliothek oder nicht wegläuft? Wieso diskutiert unser Sohn immer mit uns und macht nicht mit? Ich sehe immer andere Kinder und denke mir was machen wir falsch.Bei meinen Eltern ist mein Sohn übrigens anders und weniger frech und macht ganz gut mit Wie löse ich das Problem? Muss ich mich mit diesen Machtkämpfe abfinden? Bin echt am Ende nervlich, dieses ständigen Diskussionen und Kämpfe. Vielleicht habt ihr Tipps für mich? Oder auch eine Erklärung wieso das alles so ist? Im Internet steht zum Beispiel das Kind fühlt sich nicht verbunden mit mir.....und es fühlt sich übergangen und Bevormundet. Aber wie soll ich das zum Beispiel auf des Thema wir müssen und fertig machen und los zur Kita beziehen..... Sorry für den langen Text. Viele Grüße Jay


KielSprotte

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Jay20

Nach 1,5 Jahren kann man wohl kaum von einer Phase reden, sondern von einer schlechten Angewohnheit. Warum diskutiert du mit einem knapp fünfjährigen?  Willst du die Jacke zumachen (sollte er in dem Alter locker hinkriegen) oder soll ich, dann musst du aufstehen. Wenn er beides nicht will, geht er eben mit offener Jacke los. Wenn ihm dann kalt wird - selbstgewähltes Schicksal, dann lässt du halt im Nebensatz fallen, dass du ihm die Jacke zumachen wolltest, aber nicht solltest. Er weint- ihr tröstet und erklärt; ihr redet zuviel. Kurze knappe wenn - dann Ansagen und gut. Wenn's dann klappt, könnt ihr loben und euch miteinander freuen, wie gut es dieses Mal geklappt hat.  Bibliothek; vorher erklären, was du von ihm erwartest und was passiert, wenn er a) mitzieht ( dann können wir heute Abend tolle neue Geschichten vorlesen) und b) nicht mitzieht (wir gehen sofort und können am Abend nicht vorlesen). Und das dann auch knallhart durchziehen, eine Vorwarnung ( gelbe Karte,) und dann tschüss, wenn es nicht klappt. Und wenn du ein schreiendes und strampelndes Kind unterm Arm rausträgt ist das so.  Und danach keine langatmigen Erklärungen, wieso, weshalb, warum.  Das er kann, wenn er will beweist er doch bei den Großeltern. Regeln und Grenzen - und die stellt ihr auf, nicht Sohnemann.  Ihr werdet sehen, wie schön es werden wird, wenn er die neuen Spielregeln kapiert hat.  


KielSprotte

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Jay20

PS: O-Ton meine Oma (94 Jahre alt): wenn ich schon willensstark höre, bei uns hieß das unerzogen 


Jay20

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von KielSprotte

Deine erste Antwort fand ich ja noch konstruktiv und gut aber diesen Spruch hättest du dir sparen können! Es gibt unterschiedliche Arten von Kindern und manche akzeptieren schneller ein Nein und andere eben nicht. Manche malen lieber andere toben herum. Ich denke nicht das mein Sohn unerzogen ist, sonst würde es in der Kita und bei meinen Eltern nicht so gut klappen. Aber auch denke ich, dass wir ihn vielleicht zu sehr verwöhnt haben und so wie du empfiehlst mehr Grenzen braucht.   


Summer80

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Jay20

So wie du es schilderst, scheint dein Kind ja bei anderen Personen kooperativ sein zu können. Daher scheint es, wie du selber ja auch vermutest, an einer Dynamik zwischen euch zu liegen. Jetzt kann man natürlich aufgrund des kurzen Textes, der ja auch durch deine Sichtweise geprägt und somit nicht objektiv ist, nicht beurteilen, was genau nicht ganz passt. Daher möchte ich dir einige Fragen stellen, die dir vielleicht weiterhelfen, Schwachstellen zu identifizieren: Wie lange seid ihr denn jetzt "konsequenter" nach der Beratung? Bis hier ein Effekt Eintritt, dauert es erstmal eine Zeit. Wie war es vorher? Habt ihr versucht konsequent zu sein, seid aber früher oder später doch eingeknickt und habt ihm seinen Willen gelassen, wenn das Theater zu groß und zu lange war? Wenn ein Kind gelernt hat, dass es nur lange genug "durchhalten" muss um seinen Willen zu bekommen, kann es seeehr ausdauernd sein. Seid ihr transparent und konsistent mit euren Regeln? Also sind es Regeln, die zuverlässig immer gelten oder ist es je nach Laune heute mal so und morgen so? Kinder brauchen Zuverlässigkeit. Wenn Regeln manchmal verhandelbar sind und manchmal nicht, wird das Kind natürlich immer versuchen zu verhandeln. Es weiß ja nicht, ob heute so ein Tag ist oder nicht. Ausnahmen sind natürlich immer drin. Die sollten aber immer klar als solche benannt und begründet werden. "heute ist eine Ausnahme und du darfst länger aufbleiben, weil..."  Hat euer Kind Zeit, um sich auf Situationswechsel einzustellen oder muss es (für sich selbst so empfunden) "plötzlich" das Spielen unterbrechen? Ich bin immer gut damit gefahren, Dinge früh genug anzukündigen, so dass sich das Kind darauf einstellen konnte. Also z. B. Wenn es gespielt hat, wir aber los mussten oder wenn die Medienzeit bald zu Ende war etxc. , habe ich früh genug "vorgewarnt" "du hast noch 5/10 min, dann müssen wir uns fertig machen/wird der Fernseher ausgemacht/gehen wir zum Zähneputzen..." Noch ein paar Tipps: - nie zu viele Dinge gleichzeitig verlangen. Immer nach und nach, sonst sind Kinder mit dem "Berg", der vor ihnen liegt überfordert. - gerne etwas schönes in Aussicht stellen "wenn wir xy erledigt haben, können wir danach abc machen, wenn du möchtest" - helfen! Auch wenn es für uns oft eine Kleinigkeit ist, ist es für Kinder oft eine große Aufgabe. Kinder kooperieren schneller, wenn sie es nicht alleine machen müssen. 


albaconi

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Jay20

Hierzu habe ich einen Artikel gesehen: https://www.merkur.de/leben/familie/liebevoll-begleiten-willensstark-kind-eltern-empathie-entscheidung-zr-93422900.html


kea2

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Jay20

Gerade gibt es mehrere Threads, wo es um, ich nenne es mal unkooperative, Kinder geht. Im Prinzip ist die Lösung immer gleich. 1. Kinder entwickeln ihren eigenen Willen und wollen den durchsetzen, wie jedes Lebewesen. Man muss sich Sorgen machen, wenn das nicht passiert, nicht andersherum. 2. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sinnvolles Verhalten und Sozialverhalten muss erlernt werden. Das ist nicht "ab Werk" vorhanden. Zu viel Entscheidungsfreiheit überfordert kleine Kinder.  3. (Sozial-)Verhalten wird von Kindern durch Testen erlernt. Hier müssen die Erziehungsbeauftragten klare Grenzen setzen und (möglichst logische) Konsequenzen ziehen, wenn das Kind diese Grenzen überschreitet. 4. Das führt selbstverständlich beim Kind oft zu Frust, egal, wie toll man das als Eltern erklärt. Frust heißt, das Kind ist traurig oder wütend. Das muss man als Eltern aushalten. Wenn man hier nachgibt, heißt das für das Kind, dass die Grenze fällt, sobald es Frustverhalten zeigt. Das heißt, beim nächsten mal wird das Kind das Frustverhalten wieder zeigen oder sogar ausbauen, wenn das nicht reicht, weil das ja schonmal ganz prima funktioniert hat. Je mehr Eltern nachgeben, umso schlimmer wird das ganze. Das heißt nicht, dass man das Kind nicht trösten soll. Du kannst z.B. sagen "Ich verstehe, dass Dich das traurig/wütend macht, aber so ist die Regel. Wenn Du xy (die Konsequenz) nicht möchtest, darfst Du nicht z (das "Vergehen") machen." Wenn man will, kann man das an dieser Stelle nochmal erklären. Je mehr sich ein Verhalten verfestigt hat, umso schwieriger wird es, es wieder aus dem Kind zu bekommen. Bei Euch hat es sich seit 1,5 Jahren verfestigt. Das IST ein harter Brocken. 5. Konfliktfreie Erziehung ist ein Märchen. 6. Alle Eltern haben früher oder späte erzieherische Konflikte mit ihren Kindern, egal, wie brav diese Kinder nach außen wirken. Es gibt viele Kinder, die hauptsächlich zu Hause bocken, denn dort ist ihr sicherer Hafen, und die Eltern haben das Kind immer lieb, egal, wie schlecht es sich benimmt. Natürlich gehen Eltern nicht damit hausieren, was bei ihnen zu Hause mal wieder schief gelaufen ist. Bei anderen ist immer alles supi. Wer das glaubt, ist selbst schuld. Unsere Große ist 17, und mir ist noch keine einzige Familie begegnet, bei der ich mehr Einblick habe/hatte, in der es keine solchen Konflikte gab. Wenn Du unsere Tochter mit 5 kennengelernt hättest, hättest Du sie für ein ganz braves Engelchen gehalten. In Wirklichkeit ist sie einer der willensstärksten Mensch, die ich kenne. Wenn sie anfing zu bocken, war Schluss mit lustig. Dagegen war ihr Bruder mit ADHS leicht zu händeln. Bei ihr ging es nicht ohne absolute Konsequenz in jeder Situation und ohne Ausnahmen. Aber außer Haus war und ist sie zu 99% ein Vorzeige-Kind.  7. Längliche Erklärungen, die jedesmal wieder "ausgepackt" werden, bringen gar nichts. Spätestens beim dritten mal weiß jedes Kind Bescheid. Viele Kinder hören nach dem ersten Satz sowieso nicht mehr zu. Kurze Erklärungen und klare Ansagen, wenn das Kind Bescheid weiß, sind hier gefragt. "Im Internet steht zum Beispiel das Kind fühlt sich nicht verbunden mit mir.....und es fühlt sich übergangen und Bevormundet." Kinder, die nicht sicher gebunden sind, sind kreuzbrav bei ihren Eltern, weil sie sich dort nicht sicher fühlen. Eine Freundin von mir arbeitet mit solchen Kindern in einem SOS-Kinderdorf.  Natürlich fühlt Dein Kind sich bevormundet. Aber Eltern sind der Vormund ihrer Kinder, weil Kinder eben keine kleinen Erwachsenen sind (siehe oben). Zu dem Thema kursiert viel Unsinn im Netz, auch von wegen "Erpressung" etc. Da wird die Erziehung von Anno Pief mit sinnlosen Strafen und absurder Strenge, die ohne Hirn zu befolgen ist, mit der heutigen Erziehung mit sinnvollen und, bei älteren Kindern, erweiter- oder verhandelbaren Grenzen, logischen Konsequenzen und Erklärungen gleichgesetzt.  Stattdessen wird behauptet, Kinder seien kleine Erwachsene mit der mehr oder weniger gleichen Entscheidungsfreiheit und dürften nie aufgrund der Entscheidungen der Eltern wütend oder traurig sein. Das würde ganz prima funktionieren, wenn die Eltern ihre Entscheidungen nur gut genug erklären würden und schon herrsche die totale Harmonie. Ehrlich? Das ist Blödsinn. Du kannst ja nicht einmal den Großteil der Erwachsenen mit vernünftigen Argumenten zu sinnvolle(re)m Verhalten bewegen. Ich sage nur ständiges Fliegen oder jede Ultra-Kurzstrecke mit dem Auto. Dabei weiß jeder, dass wir CO2 sparen müssen. Trotzdem werden die Leute sehr pampig, wenn man sie darauf hinweist und erst Recht, wenn man da mit Verboten käme. Das kannst Du denen den ganzen Tag und abends mit Beleuchtung erklären, es wird nichts ändern. Man verlangt also von Kindern eine Vernunft und Weitsicht, die schon sehr viele Erwachsene nicht besitzen und das soll funktionieren? Finde den Fehler...


Piccadilly

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Jay20

Wenn er sich nicht hinstellt um die Jacke zuzumachen, soll er es entweder selber machen oder sie bleibt offen. Da diskutiere ich nicht und mach mir keinen Stress. Mein Sohn ist auch schonmal in Socken zum Auto gelaufen weil er sich die Schuhe nicht anziehen wollte. Das hat er genau 1x gemacht und dann war Ruhe (war nämlich nass draußen aber nicht kalt). Hatte auch Ersatzsocken dabei natürlich die wir dann direkt im Auto umgezogen haben. Bzgl. Zähneputzen: erklär ihm, warum das so wichtig ist. Wir haben immer das Lied vom "Hacki Backi" gehört, ein kleines Monsterchen was die Zähne kaputtmacht wenn man sie nicht putzt. Funktioniert tadellos bei uns. Eine Bibliothek ist für ein Kind extrem langweilig. Lass die erstmal weg mit ihm. Oder bring eine Uhr mit ins Spiel. Wir sind 15 Min. in der Bibliothek, da muss man leise sein (auf der Uhr zeigen wann 15 Min erreicht sind) und danach gehen wir auf den Spielplatz, Du darfst aussuchen welchen. Darf Dein Kind auch mal etwas entscheiden? Ich weiß ja nicht wie Dein Tagesablauf so ist. Oder nehmt Ihr ihm sämtliche Entscheidungen ab? Beispiel nach der Kita: Was möchtest Du heute machen? Spielplatz oder mit dem Hund spazierengehen? Oftmals nehmen wir als Eltern die Entscheidung direkt ab aber Kinder dürfen auch mal was entscheiden. Den Fehler habe ich nämlich auch gemacht und habe immer für das Kind entschieden. Seitdem er auch mitentscheiden darf, sind die Situationen total entschärft. Ins Bett gehen: Du darfst noch 15 Min spielen (Uhr zeigen) und dann geht es ab ins Bett. Mein Kind hat eine Uhr im Kinderzimmer und schaut tatsächlich drauf. Das geht nicht alles von jetzt auf gleich die Umstellung dauert etwas.