Elternforum Rund um die Erziehung

Widerspruch?

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Hallo, hab mal so einen Gedankengang zu einem Widerspruch, den ich entdeckt zu haben meine ;-). Was denkt Ihr dazu? Oft ist hier und auch im KIGA-Forum die Rede davon, dass man Kinder nicht überfordern darf - z.B. selbständig Aufräumen oder von einem Dreijährigen verlangen, dass er logische Gründe für sein Handeln nennt... etc. Da ist bestimmt viel dran, ich neige auch manchmal dazu, zu viel zu verlangen (siehe mein Posting von neulich). Umso mehr überrascht es mich aber, dass das hier oft (und nicht nur von "Nicht-Erziehern") propagierte "Alles-Selber-Entscheiden-Dürfen" anscheinend nicht als Überforderung gesehen wird - nach vielen Postings hier zu schliessen?! Ich denke auf jeden Fall, das ist auch Überforderung, wenn ein drei- oder vierjähriges Kind z.B. abschätzen soll, wie müde es ist, ob es dies oder jenes, oder... oder... (zu viele Möglichkeiten) machen will, usw. Wenn die Situation die Kinder überfordert, weinen sie, schreien, sind völlig fertig... Kenn ich aus Erfahrung und viele Mamis bestätigen das. Da haben doch auch wir Erwachsene manchmal Probleme und innere Widersprüche, wenn wir uns entscheiden müssen (und es um was für uns Wichtiges geht), wir dabei vielleicht noch müde sind etc. Aber von kleinen KIndern wird hier verlangt, "vernünftige" Entscheidungen unter Abwägung aller Faktoren zu treffen wie z.B. bin ich müde oder will ich spielen (innerer Konflikt - spielen WOLLEN, aber andererseits müde sein und die Bemühung es zu ignorieren), wo+ mit wem+ in welchem Raum+ ...? So viele Möglichkeiten und die Angst, sich vielleicht falsch zu entscheiden... Hilfe! Ich denke, wenn ein klarer Rahmen gegeben ist und es dadurch auch quasi "geborgener" zugeht, ist das für die Kleinen besser. So können sie stückweise lernen - z.B. erstmal nur zwischen zwei Sachen entscheiden, nicht mehr. Und z.B. was das Schlafen und die angebliche "Selbstregulation des Grundbedürfnisses Schlaf" angeht: Mein Grosser (3) sagt oft, er will nicht nach dem KIGA schlafen - aber ist er dann erst mal im Bett (nach ein bisschen Überreden, Märchen vorlesen etc.), schläft er gleich ein und manchmal dann bis zu 2 Stunden - hat es also eindeutig gebraucht, konnte nur nicht selbst "abschalten"! Hätte ich darauf gegeben, dass er es "selbst entscheiden kann", wäre er nur nölig und unausstehlich gewesen, hätte selbst nicht gewusst warum und evt. der ganze Nachmittag im Eimer! Das nur als Beispiel... Danke im voraus für Eure Meinungen!


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ich fühl mich jetzt nicht so angesprochen, weil ich mich auch als lenkerin verstehe, also sehr wohl für mein kind entscheide, wann es ins bett geht (beispiel). ich denke aber, dass die nicht-erzieher-fraktion einfach die innere motivation des kindes für maßgebend hält. wenn also ein kind nicht aufräumen will, dann soll es von den eltern auch nicht gezwungen werden. wenn es nicht schlafen will, dann muss es das auch nicht. das stellt für das kind KEINE überforderung dar, im gegenteil - es darf ja nach seinen eigenen befindlichkeiten entscheiden. das ist kindgerecht. es ist allerdings eine überforderung, wenn ich von einem kleinen kind dinge erwarte, die erst ein großes kind macht oder gar ein erwachsener (aufräumen, argumentieren usw.). ich weiß nicht, ob ich das jetzt verständlich rübergebracht habe. jedenfalls sehe ich den widerspruch nicht.


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Da hätte ich mir meinen doch etwas zu lang gewordenen Text sparen können. Aber war schon zu spät... LG


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du sprichts mir aus dem Herzen. Ich bin auch dafür dass Kinder in jedem Alter ihre Grenzen brauchen und zwar in kleinen Massen selber entscheiden können aber nicht Grundsätzlich. Natürlich je älter sie sind umso grösser ist auch der Rahmen des selber entscheiden. Ich habe Deinem Text eigentlich nichts mehr hinzuzufügen Gruss Birgit


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"Mein Grosser (3) sagt oft, er will nicht nach dem KIGA schlafen - aber ist er dann erst mal im Bett (nach ein bisschen Überreden, Märchen vorlesen etc.), schläft er gleich ein und manchmal dann bis zu 2 Stunden - hat es also eindeutig gebraucht, konnte nur nicht selbst "abschalten"! Hätte ich darauf gegeben, dass er es "selbst entscheiden kann", wäre er nur nölig und unausstehlich gewesen, hätte selbst nicht gewusst warum und evt. der ganze Nachmittag im Eimer! Das nur als Beispiel..." Du vergisst, dass das Ziehen in Form von Überreden, ins Bett stecken,... zur Änderung des Willen des Kindes Gegenwehr im Kind auslöst. Das kenn ich noch von mir selber, dass ich mich gegen den Schlaf gewehrt habe, wenn meine Eltern mich ins Bett schicken wollten. gähnend gesagt: ich bin nicht müde. Kinder, die nicht gegen ihren Willen ins Bett müssen, haben solche Gegenwehr nicht nötig. Es gibt nichts sich wehren zu müssen. Schon Babys entscheiden, wann sie schlafen und da akzeptieren es die meisten. Essen genauso. komisch, oder? Grundbedürfnisse braucht man überhaupt nicht reglementieren. Und wenn die Rahmenbedingungen doch mal ungeeignet sind und bspw. ein müdes Kind nicht zur Ruhe kommt, dann reduziert man die Reize, die es in seiner Entscheidung überfordern. Wie du selber richtig geschrieben hast, reagieren die Kinder mit Unausgeglichenheit und den zugehörigen Symptomen. Und in aller Regel, wenn man die Kinder auffordert, etwas zu tun wozu sie sich nicht bereit fühlen/ was gegen ihren Willen geht. Das machen die Nicht-Erzieher und teilweie sicher auch die anti-autoritär E. nicht. Sie beobachten das Kind und helfen, wenn sie merken, dass das Kind mit irgendetwas überfordert ist. Wenn Babys oder größere Kinder nicht ins Bett finden, weil sie im Konflikt stehen, dann hilft man den Kindern zur Ruhe zu kommen. Man BIETET ihnen an in einen ruhigeren Raum zu gehen, macht beruhigende Musik an,... Sprich man hilft als Begleiter, aber tut diese Kompetenz nicht von vornherein komplett absprechen - man horcht den Bedürfnissen des Kind und sorgt dafür, dass der Zwiespalt im Kind ein Ende nimmt. Da die Kinder wissen, dass ihnen nix vorgesetzt wird, sondern ihr Wille entscheidend ist, sehen sie Ratschläge nicht als Überredung und somit Druck - sie nehmen den Rat bzw. Hilfe deshalb gern an. Fakt ist auf jeden Fall: die Bedürfnisse Hunger und Schlafen kann schon ein Baby autonom befriedigen. Da muss man nicht eingreifen. Tut man es doch, bringt man das "Pendel aus dem Lot": Stößt/ Drückt man nach der einen Seite, kommt das Pendel mit Gegenstoß/-druck zurück genau in die andere Richtung. Das gilt generell und nicht nur fürs Schlafen oder Essen. Aus all diesen Gründen brauchen Kinder erstmal eine Weile bis ihr Pendel wieder im Lot ist, wenn man ihnen die Freiheit selbst über seine Bedürfnisse zu entscheiden lässt. LG


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Sehr schön geschrieben. Seh ich ganz genauso. *mirjetztauchlangentextsparenkann* ;) LG Trinity


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nein, kein widerspruch. :) schlafen und essen sind grundbedürfnisse, deren erfüllung die meisten kinder von beginn an können. argumentieren und aufräumen dagegen muss es lernen. "alles allein" entscheiden meine kinder trotz nichterziehung auch nicht, aber ich entscheide eben auch nicht für sie, bzw. über ihren kopf hinweg, sondern, wenn sie überfordert sind, dann wir miteinander (das fordern sie dann auch ein). lg


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das habe ich auch schon oft gedacht. Und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass zu viel Entscheidungsspielraum Kinder überfordert, weil ihnen eben viel Erfahrung noch fehlt. Aber mehr schreibe ich nicht dazu. Grüße Tina


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Die Erklärung hast du ja schon von SusanneZ und ny152 bekommen. Ich wollte nur anmerken, dass das Grundvertrauen wichtig ist. Ich vertraue darauf, dass mein Kind weiß, was gut für es ist. Da ich das von Anfang an getan habe, vertraut mein Kind auch mir. Es sucht in manchen Situationen meine Führung, meine Entscheidung UND fordert das ganz klar ein. Eine Überforderung in dem Sinne entsteht so gar nicht. Ich wollte auch noch mal was zu dem Missverständnis "Nicht-Erzieher lassen ihre Kinder ALLES entscheiden" sagen. So ist es nicht. Ich persönlich lasse mein Kind seine Sachen entscheiden. Ich habe aber entschieden, dass ich arbeiten gehen will und meine Kinder fremd betreut werden. Mein Grosser kann sich also nicht frei entscheiden einfach mal zuhause zu bleiben, auch wenn er das gern möchte ab und zu. Aber er kann sich gern um Alternativen kümmern - tut er auch, mal ein Tag bei der Oma, beim Freund.... Wir entscheiden auch wo wir wohnen, wie viel von unserem Geld ausgegeben wird usw. Aber innerhalb dieses Rahmens entscheiden die Kinder (bisher hauptsächlich der Grosse) mit. Aber seine persönlichen Dinge: wo er isst, was er isst, wann er schläft, wo er schläft, was er anzieht, was er spielt, ob er fern sieht, computer spielt uws....DAS entscheidet er. LG vina


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Aslo du meinst, wenn man einem Kind nicht Hilfe stellung giebt, das es schlafens Zeit ist, überfordert ist? ein KInd überfordetr sit es selbst zu bestimmen? also dieser Meinung bin ich auch, ein Kind kann nicht abschätzen, wenn ich zuwenig schlaf habe, am nächsten Tag quenglig ist, ich habe auch schlechte laune wenn ich wenig geschlafen habe. Wir sind dazu verpflichtet einen Rythmus in den Alltag zu bringen. Ein Kind kann dies noch nicht. Grenzen kennen zu lernen, logischekonsequenten eben. mein Kind ist mir zu Wervoll, und darum nehme ich mir auch die Zeit, und die Kraft mich auch mal auseinander zusetzen, kostet zwar Zeit, aber das ist mir mein Kind wert. silvia


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Ich meinte nicht, das Kind ständig zu etwas zu zwingen, sondern eben eher sowas wie Du schreibst - Hilfestellung bzw. eine gewisse "Vorgabe", damit es in der Situation nicht überfordert ist. Es ist ja nun auch nicht so, dass ich nicht versucht hätte, das mit dem Schlafengehen mittags einfach ganz ihm zu überlassen. Ja, dann bleibt er wach, spielt oder wir unternehmen etwas (nach gemeinsamer Absprache), aber er wird dann meist wegen irgendeiner "Kleinigkeit" quengelig und unaustehlich vor Müdigkeit und die ganze Aktion (obwohl sie auf seinen Wunsch stattfand) ist gelaufen :-(! Wenn ich darauf warten würde, würde er sich vielleicht irgendwann von selbst hinlegen wollen - aber vielleicht um 4 oder 5 UHr nachmittags. Ja und das haut dann ja wieder mit dem Abendessen und abends Schlafengehen usw. nicht hin, das gibt einfach Chaos, und dann ist niemand zufrieden (auch er nicht)! Also dann doch lieber ein bisschen "Überreden" zum Schlafen, das find ich jetzt nicht sooo verwerflich... Und ich hab ja auch noch den Kleinen, da muss man den Tag einfach etwas strukturieren, sondt bekommet man überhauot nix "gebacken". Finde manche Ansichten/Vorschläge hier auch etwas "weltfremd" - was ist z.B. wenn man für den Nachmittags verabredet ist auf Initiatvie und/oder mit Zusatimmung des Kindes) und das Kind dann auf einmal sagt, es will nicht?! Dann bestehe ich schon darauf zu gehen, da Verabredungen eingehalten werden (erkläre es ihm, dass ers auch schade fände, wenn auf einmal Freunde nicht kämen, auf die er sich gefreut hat). Mit diesem Warten, ob das Kind wohl gerade möchte, kann man, finde ich, überhaupt nix Gescheites planen und dann auch unternehmen, und genervt sind dann oft alle Beteiligten...!


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WENN ich merke, dass mein Kind mit einer Entscheidung überfordert ist, helfe ich ihm natürlich. Das heißt aber nicht, dass ich ihm grundsätzliche Autonomie über seine Bedürfnisse absprechen muß. Ich denke, es kommt sehr darauf an, mit welcher Grundhaltung ich meinem Kind begegne. Vertraue ich ihm, dass es kompetent mit seinen Bedürfnissen umgehen kann, vermittele ich ihm das natürlich auch. Dann bin ich ein Begleiter und Ratgeber. Oder gehe ich davon aus, dass ich als Erwachsene das eh besser weiß und es für mein Kind entscheiden muß. Dann komme ich von Anfang an ganz anders rüber. Als "Erzieher" nämlich. Die Botschaft ist dann eine ganz andere: "Ich vertraue Dir NICHT, dass Du das selbst entscheiden kannst." Die Kompetenz, die der Säugling eigentlich HAT, wird ihm wieder weggenommen und gerade in der Trotzphase, wenn Loslösung und erwachender Wille dem Kind das Leben schwer machen, muß es sich das mühselig wieder aneignen. Kein Wunder, dass es DANN damit oft überfordert ist. LG Trinity