Elternforum Rund um die Erziehung

Warum das alles doch (k)alter Kaffee ist...

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Hallo, keine Angst, ich will mich nicht zur Diskussion direkt äußern - da gibt es patentere... Dennoch sollte eines nicht unerwähnt bleiben: schon im 18 Jhdt. hat ein gew. J. J. Rousseau die Idee der sog. Selbstsozialisation des Kindes begründet. In "Emil oder über Die Erziehung" hat er genau die Gedanken postuliert, die hier als revolutionärer Neubeginn konstatiert werden. Demgegenüber hat sich Spinoza für die Sozialisation von außen ausgesprochen. Zumal jede Revolution eine Evolution ist, würde ich meinen, dass die Reinform beider Ansätze ein Wunschdenken ist - von beiden Ansätzen. LG, AyLe


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Hm, ich kann mich nicht erinnern, irgendjemand hätte gesagt, das sei alles ganz neu. Ist mir auch wurscht, ob es alt ist oder nicht. Nur weil etwas alt ist, heißt es nicht, dass es schlecht ist. Vielleicht wurde es damals – wie heute - falsch verstanden/umgesetzt. Vielleicht braucht so eine Bewegung Internet, um sich besser zu verbreiten. Vielleicht hat sich damals nie jemand getraut. Vielleicht MUSSTEN damals auch Kinder einfach arbeiten, sonst hätte die ganze Familie nicht überlebt. Mir persönlich ist es total egal, ob es alt ist oder neu, obs schon Mal probiert wurde und angeblich "gescheitert" ist, ob es antiautoritär hieß oder nicht, ob es Missverständnisse gab oder nicht, obs Rousseau schon meinte oder nicht. Für mich zählen einzig und allein die Fakten und mein Gefühl, und die sprechen in meiner Familie für sich. Wir fühlen uns einfach wohler dabei und wir sehen täglich, dass es "funktioniert" - was auch immer man darunter verstehen mag. Ich bin und bleibe der Meinung, dass die Menschenrechte, die für ALLE Menschen gelten, einfach eingehalten werden müssen, egal unter welchem Ansatz man lebt. Für mich persönlich heißt das in logischer Konsequenz "Nichterziehung". Wenn anderen die Menschenrechte egal sind, oder sie meinen, ihre Art von Erziehung sei durchaus mit den Menschenrechten kompatibel, dann ist doch super und ich freue mich ehrlich für jedes Kind, dessen Eltern dies schaffen, egal wie sie das dann nennen. Ich kann es einfach nicht miteinander vereinbaren, das ist etwa so, wie ein Vegetarier einfach kein Fleisch essen kann. Ich finde nach wie vor jede Art von Erziehung "gemein" und "unfair", "menschenrechtswidrig" – und das soll keine Beleidigung sein sondern schlicht meine Meinung, MEIN Grund, weshalb ich mich geradezu dazu verpflichtet fühle, auf Erziehung (so wie ich sie verstehe) zu verzichten. Und daher ist es mir wurscht, ob es schon Mal da war, es kalter oder alter Kaffee ist oder sonst was. Das ist alles :-) Aber danke trotzdem für den Hinweis, ich wusste nicht, dass Rousseau das schon gesagt hatte! Liebe Grüße Johanna www.unerzogen.de


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Niemand hat behauptet, dass es sich hier nicht um kalten Kaffee handelt. Allerdings sehe ich den Begründer dieser Bewegung in Ekkehard von Braunmühl. Zumindest sind es seine Bücher, die mich vom Unsinn der Erziehung überzeugt haben. Kein anderer vor ihm hat das so plastisch und klar ausgedrückt. Mir ist zumindest nichts annähernd konsequentes bisher - vor ihm - begegnet. Zu J.J. Rousseau und dem von dir erwähnten Buch hat er auch in der "Antipädagogik" geschrieben. Er setzt sich dort über einige Seiten hinweg damit auseinander und schreibt dann: "In manchen Passagen unterscheidet sich Rousseau von dem heutigen Pädagogenpack nur durch eine gewisse Aufrichtigkeit: Er behauptet wenigstens nicht, sein Opfer irgendwann in eine angebliche Selbständigkeit zu entlassen, er bekennt sich (gelegentlich) zu seinem totalitären Motiv und Ziel. Ob ihn seine Nachfolger deswegen falsch darstellen?" Fiel mir jetzt nur ein bei dem Namen J.J. Rousseau und der Erwähnung des kalten Kaffees. LG vina


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Huhu! DAS war genau die Stelle, an der ich EvB in die Ecke gekachelt habe und - bei allem guten Willen - auf ewig für die "Nichterziehung" verloren war. Rousseau nicht verstanden haben und das Maul unangemessen weit aufreißen. Hätte er das Denken dann doch lieber dem "Pädagogenpack" überlassen. lg - roma


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also ich finde er seine Denke völlig prima, weiter so! :-) Er schreibt da ja auch ein bissel mehr wie mein Zitat. Das fand ich schon plausibel und eben unheimlich konsequent. LG vina


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Hallo, ich habe gerade über den Autor v. Braunmühl versucht schlau zu machen. Nicht nur, dass er mit den Begründern und dem Vorstand des von ihm mit initiierten Vereins "Freundschaft mit Kindern" verstritten ist und diesen die Perversion ihrer eigenen Ziele vorwirft; nein, viel bemerkenswerter finde ich den Zirkelschluss, den er mit der Forderung: "Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest." Das ist zu viel der Plattitüden. Ein Autor, der mittlerweile seinen Kritikern durch persönliche Angriffe und einen despektierlichen Umgangston auffällt, hat für mich die Glaubwürdigkeit verspielt. So nach dem Motto: "Wer das liest, ist ein Erzieher". ... Oh, gelesen? Also, "anche tu, Brute"? LG, AyLe


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"Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest." da kommt mir doch die alte authentizitäts-debatte in den sinn, wo diverse user schrieben, um authentisch erziehen zu können, müsse man mit sich selbst im reinen sein. -ja, der gute ekkehard hat einen an der klatsche, ABER so gelesen macht der satz schon sinn. lg


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er nutzt wirklich dieses wort? meine güte... damit disqualifiziert er sich schon bei mir, bevor ich eines seiner bücher in der hand gehalten habe.


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Zitat Ein Autor, der mittlerweile seinen Kritikern durch persönliche Angriffe und einen despektierlichen Umgangston auffällt, hat für mich die Glaubwürdigkeit verspielt. Zitatende Mittlerweile ist gut... das ist ja schon ne ganze Weile her. Was du anführst, erklärt mir nicht die Ablehnung seiner Person oder sein "Verspielen". Ich wünschte mir mehr Leute mit nur annähernd seinem Verstand und seiner Klarsicht. Übrigens: was ist despektierlich? LG vina


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bei mir qualifiziert ihn das schon, bevor ich das Buch gelesen habe :-) So gehen Meinungen auseinander. LG vina


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Hallo, J.J.Rousseau hat mit Nichterziehung wohl etwa soviel zu tun wie Frau Kast-Zahn und liebevoller Umgang mit KIindern. Mit Verlaub. Ich als NE will meine Kinder zumindest nicht "unterwerfen"oder deren "Willen bezwingen" (s.u. Zitat). Grüße olefine Zitiere mal aus Rousseaus "Emil oder über Die Erziehung" (Sekundärquelle E.v. Braunmühl "Antipädagogik"): "Folgt mit eurem Zögling dem umgekehrten Weg. Laßt ihn immer im Glauben, er sei der Meister, seid es in Wirklichkeit aber selbst. Es gibt keine volIkommenere Unterwerfung als die, der man den Schein der Freiheit zugesteht. So bezwingt man sogar seinen Willen. Ist das arme Kind, das nichts weiß, nichts kann und erkennt, euch nicht vollkommen ausgeliefert? ... Zweifellos darf es tun, was es will, aber es darf nur wollen, von dem ihr wünscht, daß er es tut“ (S. 265 f.). „Das Kind muß sich ganz der Sache hingeben, aber ihr müßt euch ganz dem Kind hingeben, ihr müßt es ohne Unterlaß beobachten und belauern, ohne daß es dessen gewahr wird, ihr müßt alle seine Gefühle vorausfühlen und denen zuvorkommen, die es nicht haben darf“ (S. 398). ~ Dann ist Emile erwachsen: „Soll der Jüngling in einem Augenblick sich selbst überlassen sein, da er am wenigsten weiß, wie er sich zu verhalten hat, und die größten Seitensprünge macht? ... Bisher habt ihr alles nur durch Gewalt oder List erreicht, die Autorität, das Gesetz der Pflicht waren ihm unbekannt; ihr mußtet ihn zwingen oder ihn täuschen, um ihn gefügig zu machen. Aber seht, in wieviel neue Ketten ihr sein Herz gelegt habt. Vernunft, Freundschaft, Dankbarkeit, tausend Gefühle sprechen eine Sprache zu ihm, die er nicht verkennen kann. Das Laster hat ihn noch nicht taub gegen sie gemacht. Noch ist er empfänglich für die Leidenschaften der Natur. Die erste von allen, die Selbstliebe, liefert ihn euch aus, und dazu die Gewohnheit. Wenn eine Augenblicksaufwallung ihn euch entreißt, bringt die Reue ihn euch sofort zurück“ (S. 644 f.). „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie Emile mit zwanzig Jahren fügsam sein kann. Wie verschieden sind eure Ansichten von den meinen! Ich kann es nicht fassen, wie er es mit zehn Jahren sein konnte, denn welche Gewalt hatte ich über ihn in diesem Alter? Ich habe fünfzehn Jahre Arbeit gebraucht, um mir diese Gewalt zu sichern. Damals erzog ich ihn nicht, ich bereitete ihn auf die Erziehung vor. Jetzt ist er lange genug erzogen worden, um fügsam zu sein; er erkennt die Stimme der Freundschaft und weiß der Vernunft zu gehorchen. Zwar lasse ich ihn in dem Glauben, unabhängig zu sein, niemals aber war er mir mehr unterworfen; denn er ist es, weil er es sein will. Solange ich mich nicht zum Herrn seines Willens machen konnte, blieb ich Herr über seine Person; ich folgte ihm auf Schritt und Tritt. Nun überlasse ich ihn manchmal sich selbst, da ich ihn immer beherrsche“ (S. 676).


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Huhu! Ja klar, wenn ich nur EvB gelesen hätte und nicht über meinen Tellerrand gucken würde und in meiner NE-Suppe vor mich hinbrüten würde, könnte ich aus zusammenhanglosen Zitaten auch schließen, dass Rousseau und NE nichts zu tun haben. Falsch, es gibt mehr Übereinstimmungen als Widersprüche. Dass ein Autor mit pseudowissenschaftlichem Anspruch wie EvB Zitate so entstellt und sie zusammenhanglos und reißerisch in sein Werk mit aufnimmt - wo er Tausende von Stellen in Rousseau finden könnte, die seine Thesen untermauern - zeigen meines Erachtens sehr deutlich wes Geistes Kind er ist: Schocken wollen um jeden Preis und eher um Ausschluss bemüht, denn um Integration. NE soll ja schließlich nicht für jeden sein, schon gar nicht für "Pädagogenpack", das man mit dem Emile vieleicht zu packen bekommen hätte. Mehr selbst lesen, mehr denken, weniger zitieren. Ich empfehle Emile selbst oder Hartmut von Hentig zu Rousseau. lg - roma


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och an hartmut von hentig lässt er auch nicht viel gute haare :-) lg vina - arrogant, besserwisserisch, guruanbetend, engstirnig und in ihrer NE-Suppe kochend auf dem weg zur morgendlichen, rituellen verbrennung von büchern des pädagogenpacks ;-)