Mitglied inaktiv
Hallo ihr Lieben,
mein Kleiner ist 15 Monate alt. Er war ein totales Wunschkind, und manchmal bin ich selbst überrascht wie sehr ich ihn liebe. Eigentlich geht es auch immer sehr ruhig und liebevoll bei uns zu, nur in letzter Zeit ertappe ich mich immer öfter dabei, dass ich ihn barsch anrede: wenn er beim Essen in seinem Hochstuhl aufsteht, wenn wir es eilig haben und er sich nicht anziehen lassen will, wenn er mit seiner Flasche den Boden voll tropft... eben in dem ganz normalen Familienwahnsinn
Versteht mich nicht falsch, ich schreie ihn nicht an, oder schimpfe, aber ich "maule".
Natürlich versuche ich mich einfach zusammen zu reißen, und wieder einen anständigen Ton anzuschlagen, aber manchmal ist das echt schwer.
Kennt ihr das auch?
Wie reagiert ihr wenn eure Kinder Blödsinn machen?
Kann man einen 15 Monate alten Rabauken überhaupt "erziehen"?
Ich bin ja der Meinung, nein. Möchte aber vermeiden so eine verwöhnte Rotznase großzuziehen. Verwöhnt wird er nur mit Zuneigung- das muss reichen
Bis jetzt habe ich immer intuitiv gehandelt und bin damit sehr gut gefahren, aber so langsam denke ich, dass es ab der Zeit ist ihm Grenzen zu setzen. Ich möchte ihn positiv erziehen, viel Loben, ermutigen usw. Leider ergeben sich aber eher Situationen in denen ich Verbote aussprechen muss (auch weil es gefährlich für ihn ist). Wie soll man sowas denn positiv vermitteln? Den ganzen Tag loben und nix sagen wenn er quatsch macht? Find ich auch irgendwie seltsam.
Ich wäre euch sehr dankbar für eure Erfahrungen und vielleicht auch den einen oder anderen Ratschlag?
Viele Grüße und Gute Nacht
Wäre das nicht super ätzend? Eine Mutter, die immer gleich nett und liebevoll ist? Ohne Ecken und Kanten und wahnsinnig perfekt? Ich bin - natürllich nur bis zu gewissen Grenzen - sehr dafür, sich authentisch zu verhalten, was du ja auch tust, wenn du sagst, du handelst intuitiv. Dein Sohn muss ja auch verschiedene Stimmungen, Ärger, Wut, etc. erleben um damit sicher umgehen zu können. Also die ganze Palette menschlichen Handelns und Fühlens erfahren, denn er selber hat ja auch alle möglichen Gefühle. Ich persönlich bin somit auch kein Freund davon, Grenzen zu setzen, "nur" damit er etwas pädagogisch wertvolles lernen kann. Bei mir gab es nur bei sehr wichtigen Dingen Verbote, alles andere war ein Entscheiden in der Situation. Du machst das sicher goldrichtig, wenn du nach wie vor auf dein Gefühl hörst! Was daraus wird, kann dein Sohn dann in fünfundzwanzig Jahren seinem Therapeuten erzählen (kleiner Scherz........).
Hmmm, wahrscheinlich hast du recht. So hab ich das noch nie betrachtet. Vor ein paar Wochen hab ich mitbekommen, wie eine Frau im Bus mit ihren Kindern spricht. Vorher mit dem Fahrer noch zuckersüß und kaum das Wort an die (Schul)Kinder gerichtet, war sie nur am schimpfen, total aggressiv und schon der Ton den sie angeschlagen hat war unerträglich. Ich glaube nicht, dass ihr das bewusst war und deswegen hab ich mir Gedanken gemacht wie es zu sowas kommen kann- aber dazu gehört wahrscheinlich ein bisschen mehr als zwischendurch mal motzig zu sein :) Wäre trotzdem froh über andere Meinungen...
Hallo, ich seh das auch so, dass eine Mutter auch mal eine andere Laune haben darf als nur nett und lieb. Bei einigen Dingen muß man auch einfach einen anderen Ton anschlagen um dem Kind vor eine Gefahr zu schützen. Mein "Stop!" hört sich in einigen Ohren sicherlich auch nicht besonders liebevoll an, hat aber bei meinen Kindern einen besseren Erfolg als "xy, halte doch bitte an." Bei mir habe ich etwas anderes festgestellt. Als ich besonders grauselig zu den Kindern war hab ich mich gefragt warum das so ist. Ob die Kinder tatsächlich etwas so schlimmes angestellt hätte. Ich bin dann zum Entschluß gekommen, das es das nicht ist und festgestellt, dass ich zu dem Zeitpunkt nur mit mir selbst unzufrieden war und meine Laune mehr oder weniger an den Kindern ausgelassen hab. Nach der Überlegung hab ich bei mir etwas geändert. Bei mir war es, das ich außerhalb der Familie zu wenig Freizeitgestaltung/Gespräche hatte. Ich fühlte mich mit meinen Sorgen und meinen Ideen allein. Ich hatte auch keine beruflichen Perspektiven mehr (Job gekündigt, noch keine Möglichkeit zum neuen Job, da Kind noch nicht im Kiga). Das alles hat dazu beigetragen, dass ich unzufrieden war und die Kids angenörgelt hab. Das hab ich jetzt geändert (teilweise) und jetzt gehts wieder besser. LG coryta
Du hast schon recht, ich merke auch, dass ich weitaus weniger Geduld habe wenn ich z.B. mit meinem Partner gestritten habe.
Aber mein Verhalten momentan bezieht sich eigentlich eher darauf, dass mein Kleiner "halt so überhaupt nicht hört". Wie schon oben angesprochen in den immer wiederkehrenden Situationen, und immer öfter hab ich schon gar keinen Bock mehr ihm im Guten zu sagen, dass er das nicht darf, sondern ihn gleich anmotz.
Wobei das wahrscheinlich auf in die fehlende Geduld zurück zu führen ist, und woher die kommt, weiß ich auch nicht so genau. Ich werde weiter suchen
von Sternenspinne (werd gerade Fan ;)) ) Ich kann nur zustimmen. Entspann dich, nimm dich selber nicht so verzerrt wahr. Du bist eine ganz tolle Mutter! Lass dich nicht vor irgendeinen Karren spannen vor lauter Übereifer und der Unsicherheit. Fehler machen wir alle sowieso. Und das ist okay, gehört zum Leben wie Lachen und Weinen. Mit 15 Monaten wird ein Kind sowieso kaum Grenzen erkennen. Besser ist es, Gefahren aus dem Weg zu räumen und ihn ansonsten aus den jeweiligen Situationen heraus zu nehmen. Ein kurzes "Nein" ist alles, was er derzeit verarbeiten kann (nicht verstehen!!!). Bis er weiß, was NEIN bedeutet, wirst du es wahrscheinlich zum 36574. mal wiederholt haben ;) Wie du schon schreibst, ist Lob, also positive Bestärkung, das wichtigste und wirkungsvollste. Negatives wird wenn möglich ignoriert oder nur kurz kommentiert. Dass du mal sauer bist wegen der tropfenden Flasche oder heruntergeworfener Lebensmittel oder weiß der Geier, ist doch normal. Wir sind Mütter, wir haben nicht mit dem Gebähren des Kindes unsere Menschlichkeit verloren :) Ach, und Steineschmeisser findest du überall. Lass dich davon nicht beeindrucken. Mach Dein Ding.
Hallo! Auch ich handle in erster Linie intuitiv und nur aus Intersse lese ich das ein oder andere Buch oder hole mir in einem solchen, Anregungen, wenn ich mal wieder unsicher bin. Letztendlich muss ich aber alles mit einem guten Gefühl tun können und authentisch bleiben können, womit wieder die Intuition mit ins Spiel kommt. Besorge Dir mal das Buch von Eva Kessler: "Von der Kunst, liebevoll zu erziehen - sinnvoll Grenzen setzen und dabe gute Laune bewahren" (vieles darin lässt einen doch nochmal eben "Aha" machen) und das Buch "Tao te king für Eltern" con William Martin. Es ist wirklich toll. Du hast auf jeder Seite einen in sich abgeschlossenen Text, der immer so viel Wahres beinhaltet. Wirklich lesenswert! Ich tippe mal einen Text daraus an und zitiere, der Dir zeigt, in welche Richtung das Buch geht: "Keine Doppelbotschaften Natürliche Eltern geben keine Doppelbotschaften. Wenn sie wütend sind, sehen ihre Kinder ihre Wut und lernen, dass sie sie nicht nur zu fürchten brauchen. Wenn sie traurig sind, sehen ihre Kinder ihre Traurigkeit und lernen, dass sie auszuhalten ist. Wenn sich die schwierigen Gefühle verzogen haben, bleibt kein Rest davon zurück. Ihre Beziehung zu ihren Kindern bleibt rein und ungetrübt. Es ist mehr als schwierig für Eltern, sich ihre Natürlichkeit zu bewahren. Wir haben gelernt, unsere natürlichen Reaktionen zu unterdrücken, sie zu verändern und ihnen zu misstrauen, bis wir sie kaum noch erkennen können. Natürlich solltest du deine unterdrückten Gefühle nicht an deinen Kindern "auslassen", aber du kannst anfangen, sie selbst wahrzunehmen und dich mit deiner natürlichen Wesensart anzufreunden. So wirst du lernen, dich deinen Kindern gegenüber angemessen und achtsam auszudrücken. Es wird immer weniger verborgene Absichten geben, und ein frischer Wind wird den Raum zwischen euch reinigen" *Zitatende* Ich hoffe, der Text hat Dir schon etwas geholfen! Bleibe Dir treu, höre weiterhin auf Dein Herz und wenn Du meinst, wirklich mal etwas zu "hart" gewesen zu sein, kannst Du Dich jederzeit aufrichtig bei Deinem Kind dafür entschuldigen und es wird verstehen. Alles Liebe Andrea
hallo, ich finde, kinder sollten auch am tonfall der mutter erkennen können: gefahr, toll gemacht, nu ist aber schluss mit blödsinn. tonfall, nicht lautstärke. gerade gefahr sollte erkennbar sein. nur liebevoll loben und dauergrinsen ist garantiert nicht machbar, sinnlos und doch eher ein schauspiel vor dem kind. du bist ein mensch mit einer palette an gefühlen, die auch dein kind lernen und einordnen muss. die verwirrung wäre komplett, wenn es dann mal nicht so ist, das leben ist ja nicht immer rosarot und du kannst die leute in seiner umgebung ja nicht aus dem leben streichen, da er dort ja durchaus auch andere gefühle kennenlernt. mit liebe, grenzen, die auch mal überschritten werden können und der richtigen lautstärke und wortwahl wird das schon. ihm zu sagen: §nein, mit der flasche wird nicht getropft" ist kein verbrechen am kind. Auch ein lautes schreckhaftes Nein, wenn er doch ungeahnterweise an das messer auf dem küchentisch kommt, wird kein trauma auslösen. ich finde, kinder müssen hören. nicht hörig sein sondern am tonfall und an den worten hören, was mama meint und auch fühlt. und das geht auch auf einer liebevollen ruhigen ebene ohne schauspielen. locker bleiben und schauen, was für euch alle machbar und lebbar ist und dann wird das schon. lg
Hallo, das mit dem Tonfall kann ich nur unterstreichen. Anderenfalls sind das dann nämlich die Mütter, die auf dem Spielplatz mit zuckersüßer Stimme zwitschern "Ach Kevin, lass das doch sein ..." Kevin hört aber nicht, da an der Stimme/Tonlage gar nicht erkennbar ist, dass die Mutter ein ernstes Verbot ausgesprochen hat. lg Anja
Ganz ehrlich? Ich vergreife mich auch schon mal im Ton (und dann wird nicht nur gemault, das finde ich persoenlich fuerchterlich), sondern schon mal kurz "gedonnert". Kinder muessen lernen, dass Eltern auch Gefuehle haben, und nicht immer freundlich und verstaendlich grinsend durch die Welt laufen. Und wenn es gefaehrlich wird, muessen sie das auch am Ton erkennen koennen. Viel Erklaeren hilft in dem Alter noch nicht viel - lieber dann aus der Situation wegnehmen. LG Connie
Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich jetzt von allen Seiten runter gemacht werde, wie schrecklich ich doch bin. Es ist schön zu lesen, dass wir wohl doch alle nur Menschen sind :) Also werde ich heute beim Essen wohl mal wieder, zum gefühlten 734x "nein" sagen, wenn mir die Karotten um die Ohren fliegen, oder die Wand weitere kreative Tupfen bekommen, aber innerlich schmunzeln! Danke!