Elternforum Rund um die Erziehung

Starke Willensäußerung mit 12 Monaten

Starke Willensäußerung mit 12 Monaten

Mitglied inaktiv

Hallo Zusammen, unser 12 Monate alter Sohn kann Zähneputzen nicht leiden. Anfangs ging es ganz gut, wir haben Witze gemacht, dabei getanzt oder mal die elektrische Zahnbürste genommen, dann durfte er sich selber oder mir die Zähne putzen - irgendwie habe ich es immer ohne Tränen hinbekommen. Mit der Zeit musste ich mir aber immer mehr einfallen lassen, dass er den Mund aufgemacht hat. Und obwohl ich alles immer ganz locker und ohne Stress (trotzdem konsequent jeden Tag) gemacht habe, brüllt er inzwischen schon los, wenn ich die Zahnbürste nur in die Hand nehme. Meine Witze und Tricks ziehen überhaupt nicht mehr und heute war es so schlimm, dass er nahe vor dem Hyperventilieren war. Wie gehe ich mit sowas um? Ich kann doch dann nicht aufhören? Ich habe es nicht mal in die Nähe seines Mundes geschafft, er war außer sich vor Empörung. In meiner Not habe ich den Kleinen heute morgen dem Vater in die Hände gedrückt, ich dachte er erstickt gleich! Was ist so schlimm am Zähneputzen (egal ob mit oder ohne Creme) und wie reagiert man bei so einem Panikausbruch?


Mitglied inaktiv

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Vielleicht ist er müde um die Zeit und nicht auf show aus? Dann könnte es helfen, ein Weilchen auszusetzen und danach mit ganz normaler Routine anzufangen, statt mit Comedy. Oder er merkt, dass du nur so tust, als wäre es kein Stress. Oder ihm tut was weh im Mund: neuer Zahn, Aphte, Riss in der Lippe... Lg Fredda


Astrid

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Hallo, entschuldige, natürlich ist es ein ernstes Thema, aber ich fand den Titel Deines Postings so super! "Starke Willensäußerungen" sind eben kein Privileg von uns Erwachsenen, auch die ganz kleinen Menschen sind schon dazu in der Lage. Das ist in diesem Alter, dem sog. Selbständigkeitsalter, ja ganz natürlich. Nun aber zum eigentlichen Problem: Es wäre sicher gut, wenn eine Zeitlang Dein Männe dem Kleinen die Zähne putzen würde. Oft entspannt sich die Abwehr eines Kindes, wenn eine andere Person so ein Ritual vornimmt, statt immer nur z. B. die Mutter. Denn hier sind die Rollen schon sehr eingefahren, da kommen Mutter und Kind nur schwer wieder heraus. Auch ein Ortswechsel kann oft etwas bewirken: Das Bad ist ja momentan als Kampfarena und sehr negativ abgespeichert im Kopf Deines Kleinen. Es kann sein, dass er gar keine Probleme macht, wenn Dein Mann ihm die Zähnchen mal im Wohnzimmer auf der Couch sitzend, mit ihm auf seinem Schoß, putzt (einfach Handtuch umlegen). Und zwar ohne große Vorankündigung, einfach nebenbei. Denn damit rechnet der Kleine sicher nicht, hier gilt: neues Spiel, neues Glück. Wenn das nix hilft, empfehle ich Dir das wunderbare Buch "Das kompetente Kind" von Jesper Juul, das ideal zu Eurer Situation und zum "Trotzalter" passt. Es hilft, die Situation mit den Augen des Kindes zu sehen und das Kind dadurch erst richtig zu verstehen - nur dann findet man auch eine gute Lösung, die zum Kind passt. Denn die Verweigerung Deines Sohnes, falls sie weiter besteht, hat ja einen Grund. Das kann ein nahe liegender Grund sein (Putzen tat schonmal weh, Mama ist dabei zu hektisch oder innerlich immer schon angespannt), oder auch einer, der eher mit seiner Entwicklung, Ablösung und seiner Beziehung zu Euch zu tun hat. Solche Gründe sind für uns Große oft nicht so gut erkennbar, trotzdem sind sie da und es lohnt sich, sie zu finden. Eine Familie ist ja wie ein System, ein Organismus, in dem alle Teile miteinander zusammen hängen. Verändert nur ein Teil sein Verhalten oder seine bisherige Sichtweise, verändert sich das ganze Familiensystem, die ganze Stimmung wird anders. Bei uns hat dieses Buch im schwierigen Trotzalter meiner Kinder wirklich etwas verändert, und das sehr schnell, ich hätte das gar nicht gedacht. LG


rabarbera

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Wir hatten ziemlich genau in dem Alter das gleiche Problem. Ich würde empfehlen: 1. Ein paar Tage lang das Zähneputzen wirklich nur "anbieten", d.h. wenn er nicht mag und sofort losbrüllt, auch nicht drängen oder ihn zwingen, sondern es einfach lassen - bei uns hat das schon geholfen, die "Zahnputzaversion" ein bisschen zu lösen, weil er wusste, er MUSS nicht um jeden Preis... Und weißt du, noch keinem 1jährigen Kind sind die Zähnchen rausgefault, nur weil mal 1 Tag, oder auch ein paar Tage hintereinander, nicht die Zähne geputzt worden sind... meiner Meinung nach zumindest, Beweise habe ich nicht ;-) 2. Mir hat damals jemand hier im Forum Xylitgel empfohlen; vorher haben wir nur mit Wasser geputzt. Das Gel schmeckt schön süß, gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen und ist gut für die Zähne - wir haben immer 2 Sorten da, und mein Sohn darf sich eine aussuchen, zusätzlich eine von 3 verschieden farbigen Zahnbürsten auswählen. Mittlerweile (er ist jetzt 16 Monate) putzen wir 2-3mal am Tag die Zähne, und das ohne Zwang - mein Sohn liebt es, ehrlich!! Er darf sich auf die Waschmaschiene setzen, Zahnbürste und Gel aussuchen, und ich singe ihm ein Lied vor. Wenn er (was selten vorkommt) mal keine Lust hat, lassen wir es sein und putzen später die Zähne - wir haben keine feste Zeit dafür, aber 2-3mal am Tag (und natürlich möglichst nicht direkt vor einer Mahlzeit ;-) wird bei uns geputzt! LG


streepie

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Solche Wutausbrueche wirst du in der naechsten Zeit immer wieder haben - wenn du Glueck hast,hoert sowas dann mit 3, 4 Jahren auf. Wir waren allerdings nicht so nett wie Aspira, sondern haben trotz Protestgebruell geputzt. Zaehnenputzen MUSS sein. Basta. Trotzdem hat meine (jetzt 2 1/2) keine Aversion gegen das Zaehneputzen entwickelt - sie rennt jeden Morgen und jeden Abend von selbst ins Bad zum Zaehneputzen, und macht sicher, dass wir es auch machen. Du kannst jetzt also entweder alle moeglichen Maetzchen machen, oder einfach Augen zu und durch. Die Idee, deinen Mann ran zu lassen, war auch gut - der durfte es wahrscheinlich. Lass deinen Sohn auch mal selber putzen (oder selbst Zahnpasta auf die Zahnbuerste machen), oder ihn auch mal dir /euch die Zaehne putzen. LG Connie


streepie

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sorry, nicht aspira - rabarbera


Mitglied inaktiv

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"Augen zu und durch" ist einfach nicht mein Ding (wahrscheinlich ändert sich das, wenn ich mal 3 Kinder habe ;)) Jesper Juul kommt meiner Einstellung da schon näher. Bisher haben wir solche Situationen immer mit Kompromissen und Umwegen lösen können. Ich habe nie nachgegeben, meinen Sohn aber auch nie "überwältigt". Ich mache eigentlich auch keinen Druck oder bin gestresst. Das heute hatten wir zum 1. Mal. So kannte ich ihn bisher nicht. Panisch und kopflos. Wie reagiere ich in so einer Situation?


rabarbera

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Mich würde interessieren: was hättest du gemacht, wenn dein Kind nicht nur gebrüllt, sondern sich mit Händen und Füßen gewehrt hätte? Oder einfach den Mund nicht aufgemacht hätte? Nase zu halten, dann macht er schon den Mund auf?? Wo hört sanfte Gewalt auf und fängt übertriebene körperliche, dem Anlass unangemessene Gewalt an? Ich habe ein ausgesprochen temperamentvolles Kind! Und was ich noch gerne wüsste: wie lange hat es gadauert, bis deine Tochter letztendlich akzeptiert hatte, dass "Zähneputzen sein muss, basta!"? Bei uns ging es nach den paar Tagen Pause mit dem neuen Gel vom 1. Tag an problemlos und ohne Protest oder Geschrei, das mittlerweile seit immerhin 4 Montaten, mal schauen, ob es so bleibt... Auch für mich war das, denke ich, stressärmer, als "Augen zu und durch", von meinem Kind mal ganz zu schweigen! LG


rabarbera

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Ich fand "Mein kompetentes Kind" grundsätzlich auch ein wirklich tolles Buch und kann auf jeden Fall empfehlen, es zu lesen!! Es hat mir einige grundsätzliche Dinge klar gemacht! ABER: wenn du dir konkrete und v.a. schnelle Hilfe bei Themen wie eurer momentanen "Zahnputzproblematik" erhoffst, wirst du evtl. enttäuscht sein! Das Buch gibt wenig konkrete Tipps, fand ich zumindest. LG


streepie

Antwort auf Beitrag von rabarbera

Sie hat sich mit Haenden und Fuessen gewehrt ;-) Und es hat 2 Tage gedauert. LG Connie