Mitglied inaktiv
Hallo und vielen Dank für deine Antwort. Nachdem ich mich nun belesen habe (auch auf deiner HP), möchte ich mich nochmal an dich wenden. Wenn ich dich kurz zitieren darf bezüglich Erziehung: -- Das Elternteil hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie das Kind/der Mensch sein sollte, z.B. ordentlich, lieb, freundlich, zuvorkommend, lernbereit und geht eigentlich nicht davon aus, dass es von alleine so wird, sondern dass es eben erst dazu erzogen werden muss. -- Wenn man Erziehung SO definiert, dann ist m.E. jeder, ich sag jetzt mal, "moderne" Erzieher ein Nicht-Erzieher. Der "moderne", also der emanzipierte, demokratisch denkende, freiheitsorientierte , halbwegs grundgebildete und vor allem liebende Mensch würde niemals auf die abstruse Idee kommen, daß ein Kind erst zur Ordnung, Liebe, Freundlichkeit, Lernbereitschaft usw. erzogen werden muß. Nein, der "moderne" Erziehende, der auch nur halbwegs die "modernen" Erziehungsratgeber (Dr. Posth, Hans Grothe, Steve Biddulph, Jean Liedloff, Frederick Leboyer usw. usf.) verinnerlicht hat, wird seinem Kind von Anfang an mit Respekt begegnen, seine Bedürfnisse erfüllen, ihm nicht irgendwelche erwünschten Verhaltensweisen überstülpen, sondern es zu dem Menschen werden lassen, der es ist. Wenn Nichterziehen das Weglassen jeglicher bewußter Formung ist, dann bin ich nach deiner Definition auch NE, nenne mich aber erziehend. Wenn zur Nichterziehung dazukommt, daß - Zitat -- viele Nichterzieher noch ein paar andere Dinge "hinzufügen": besonders die Freiheit des Kindes beachten, eigene Bedürfnisse zum Teil erhöht zurücknehmen zugunsten der Beziehung, und alles mögliche noch -- dann bin ich nach deiner Definition auch NE. Dennoch nenne ich mich erziehend. Ich möchte auch nicht auf den Titel des "Erziehers" verzichten, denn ich halte Erziehung für nichts schlechtes. Ich halte es sogar für etwas, worauf Kinder ein Grundrecht haben. Kinder (alle Menschen) wollen Freiheit. Aber Kinder (alle Menschen) wollen auch Orientierung und ob ich diese nun Führung, Grenzen, Regeln, Vereinbarungen oder Zingzangzong nenne, ist doch wohl unerheblich, solange jeder weiß, was gemeint ist. Im Übrigen beruht IMHO die ganze Diskussion Erziehung - Nichterziehung lediglich auf Mißverständnissen und fehlenden Begriffsklärungen. In der Tat ist der Begriff Nicht-Erziehung schlecht gewählt. Wie wäre es stattdessen mit Nicht-Dressur? Denn von der Nichterziehung wird doch im Grunde nichts weiter abgelehnt als Dressur. Ich weiß nicht von wem der Spruch stammt: "Erziehung ist Vorbild und ansonsten nichts als Liebe", aber dies gibt ungefähr meine Erziehungshaltung wider. Desweiteren der folgende Ausspruch (von Rudolf Steiner): "Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes." Was für mich beispielsweise bedeutet, daß ich erst meinen eigenen Süßigkeiten-Konsum diszipliniere, wenn ich der Meinung bin, daß meine Kinder zuviele (d.h. in schädlichem Ausmaße) Süßigkeiten essen. Vielleicht kannst du mir einmal schildern, wie du als Nichterzieherin handelst/handeln würdest in folgenden (hypothetischen!) Situationen, weil es mich doch sehr interessiert, inwiefern sich unsere Erziehungsstile unterscheiden: - dein Kind(3) verzehrt Süßigkeiten im Übermaß - dein Kind(4) will nicht Zähneputzen - dein älteres Kind(5) hat den eben von dir zubereiteten Obstsalat aus dem Kühlschrank geholt und deinem jüngeren Kind(18 Monate) gegeben, welches nun hingebungsvoll dabei ist, den leckeren Obstsalat in den Mülleimer zu schaufeln - dein Kind(7) konsumiert für Kinder ungeeignete Medieninhalte (Gewalt, Porno, Horror) - dein Kind(13) schlägt/ärgert/quält/erpresst andere Kinder oder stiehlt - du bist Vegetarierin, weil dir die Tiere so leid tun und dein Kind(9) verlangt von dir, ein blutiges Steak zuzubereiten - du und dein Mann, ihr seid Antialkoholiker. Dein frühreifes Kind(10) hat ältere Freunde, die es regelmäßig zu Saufgelagen einladen/mitnehmen - dein Kind(8) will 500 Euro (von seinem Sparbuch) für ein neues Fahrrad, obwohl sein altes erst 2 Monate alt und noch tiptop ist - dein Kind (16) will 500 Euro (von seinem Sparbuch) für einen Scientology-Kurs - du bist Atheistin und dein Kind (14) will auf ein kath. Gymnasium (anstatt auf die Sudbury-School) Wie handelt der konsequente Nicht-Erzieher konkret?
Hallo Silence, danke für deine sachliche Antwort. Ich kann dir da nicht voll zustimmen. Du hast Recht in der Sache, dass es ja wurscht ist, wie wir das nennen, solange wir alle wissen, was gemeint ist. Ich denke aber NICHT, dass "jeder normale moderne" Erzieher *eigentlich* Nichterzieher ist. Ich glaube schon, dass ALLE ihren Kindern mit "Respekt" begegnen wollen und das ist natürlich sehr gut so. Ich glaube aber nicht, dass sich der Begriff/die Vorstellungen von "Respekt" unter Erziehern und Nichterziehern decken. ***Wenn ich dich kurz zitieren darf bezüglich Erziehung: -- Das Elternteil hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie das Kind/der Mensch sein sollte, z.B. ordentlich, lieb, freundlich, zuvorkommend, lernbereit und geht eigentlich nicht davon aus, dass es von alleine so wird, sondern dass es eben erst dazu erzogen werden muss. -- Wenn man Erziehung SO definiert, dann ist m.E. jeder, ich sag jetzt mal, "moderne" Erzieher ein Nicht-Erzieher. *** Das sehe ich nicht so.... Das von dir Zitierte ist ja nicht die "Definition von Erziehung", die Nichterziehung zugrunde liegt. Das ist lediglich die Basis, aus der Erziehung resultiert. Jeder kann ja eine (Wunsch)Vorstellung haben, wie sein Kind sein "soll" oder nicht – es kommt dann darauf an, ob er diese Vorstellung auch in die Tat umsetzen will oder nicht. ****Der "moderne", also der emanzipierte, demokratisch denkende, freiheitsorientierte , halbwegs grundgebildete und vor allem liebende Mensch würde niemals auf die abstruse Idee kommen, daß ein Kind erst zur Ordnung, Liebe, Freundlichkeit, Lernbereitschaft usw. erzogen werden muß.**** Das glaube ich eben nicht. Ich hätte mich bis vor letztem Jahr sicherlich zu einem "modernen", emanzipierten, demokratisch denkenden, freiheitsorientierten, halbwegs grundgebildeten und vor allem liebenden Menschen hinzugezählt. Das scheint Erziehungsgedanken nicht auszuschließen! Und ich gehe jede Wette ein, dass die meisten Erzieher hier (diejenigen zumindest, die Erziehung verteidigen und gut finden), die auch für klare Regeln und Grenzen und sonst vielleicht sogar Strafen sind, sich auch dazu zählen. Wäre ja schön, aber ist meiner Erfahrung und Beobachtung nach nicht so. ***Nein, der "moderne" Erziehende, der auch nur halbwegs die "modernen" Erziehungsratgeber (Dr. Posth, Hans Grothe, Steve Biddulph, Jean Liedloff, Frederick Leboyer usw. usf.) verinnerlicht hat,**** Ich finde sehr wenige haben das "verinnerlicht", und wenn es so wenige "moderne" Menschen gibt, dann muss noch viel Information und Aufklärung getan werden.... ohne zu erziehen natürlich :-) Aber informativ bereit stehen, so wie ich und andere hier. ***... wird seinem Kind von Anfang an mit Respekt begegnen, seine Bedürfnisse erfüllen, ihm nicht irgendwelche erwünschten Verhaltensweisen überstülpen, sondern es zu dem Menschen werden lassen, der es ist.*** Ja, das wäre ja toll. ***Wenn Nichterziehen das Weglassen jeglicher bewußter Formung ist, dann bin ich nach deiner Definition auch NE, nenne mich aber erziehend.**** Kann sich natürlich jeder so nennen, wie er will und das ist dein gutes Recht. Mir ist es auch wurscht, ob wir es Erziehung nennen, wir müssen nur wissen, was wir meinen und ich finde den Begriff "Erziehung" auch recht irreführend, ehrlich gesagt. Laut Definition des Wörterbuchs ist es aber jedenfalls AUCH bewusste Menschenformung, dies ist Teil der Definition. (da gibt es ja immer so 1., 2. etc.) ***Wenn zur Nichterziehung dazukommt, daß - Zitat -- viele Nichterzieher noch ein paar andere Dinge "hinzufügen": besonders die Freiheit des Kindes beachten, eigene Bedürfnisse zum Teil erhöht zurücknehmen zugunsten der Beziehung, und alles mögliche noch -- dann bin ich nach deiner Definition auch NE. Dennoch nenne ich mich erziehend.*** :-) ***Ich möchte auch nicht auf den Titel des "Erziehers" verzichten, denn ich halte Erziehung für nichts schlechtes. Ich halte es sogar für etwas, worauf Kinder ein Grundrecht haben. Kinder (alle Menschen) wollen Freiheit. Aber Kinder (alle Menschen) wollen auch Orientierung und ob ich diese nun Führung, Grenzen, Regeln, Vereinbarungen oder Zingzangzong nenne, ist doch wohl unerheblich, solange jeder weiß, was gemeint ist.*** Wenn Kinder "Orientierung" brauchen, verstehe ich nicht, warum man dass dann unbedingt "Erziehung" nennen will, und warum man das nicht einfach "Orientierung" nennt, wen doch Erziehung AUCH per Definition "bewusste Menschenformung" bedeutet – Aber gut, jeder kann natürlich auch zur Katze "Hund" sagen :-) Es ist wirklich eigentlich wurscht und im Endeffekt ist nur entscheidend, wie man tatsächlich handelt. Allerdings, wenn wir uns darüber unterhalten, wäre es gut, wenn wir uns auf bestimmte Begriffe einigen. Aber das Problem hatten wir ja schon öfter hier im Forum :-) und auch in der Mailingliste... es ist halt schwierig. ***Im Übrigen beruht IMHO die ganze Diskussion Erziehung - Nichterziehung lediglich auf Mißverständnissen und fehlenden Begriffsklärungen. *** Ja, zum Teil schon. Aber nicht nur. Es gibt einfach auch viele, die meinen, Erziehung im Sinne von Menschenformung sei vollkommen OK. Und ich find's halt ganz und gar nicht OK. Und wir haben natürlich alle unser Recht auf unsere Meinung. Ob die betreffenden Eltern das Recht haben, ihre Kinder zu Erziehen, tja, das ist halt auch Auslegungssache. Ich würde sagen, nein, Menschenrechtswidrig sogar. Aber dafür haben diejenigen natürlich überhaupt kein Verständnis, weil sie ihre Menschenformung total respektvoll und gut finden UND sogar als ein "Grundrecht" erachten. Und da wir halt alle ein Recht auf freie Meinungsäußerung haben und das wohl auch so gedacht ist, dass wir uns unterhalten und diskutieren können, wird das halt gemacht. Ist ja auch interessant und jeder kann seine Schlüsse ziehen und seine Handlungen überdenken... oder halt nicht. ***In der Tat ist der Begriff Nicht-Erziehung schlecht gewählt.**** Da kann ich dir vollkommen zustimmen! Aber es ist auch sehr sehr schwer, einen besseren Begriff zu finden. ***Wie wäre es stattdessen mit Nicht-Dressur? Denn von der Nichterziehung wird doch im Grunde nichts weiter abgelehnt als Dressur.*** Hm, nein, das ist auch schlecht gewählt, denn unter Dressur würde wohl nicht fallen, dass man z.B. solche Gespräche führt: "Ach, Andrea, das macht man doch nicht. Schau Mal, die X ist total traurig deswegen." "Kämm dir Mal die Haare, man erkennt dich ja kaum wieder. Wir gehen gleich zu X. Die erkennt dich ja gar nicht wieder, wenn du dir nicht die Haare kämmst. Willst du das?" etc... So was fällt für mich aber auch unter bewusste Menschenformung/Erziehung. ***Ich weiß nicht von wem der Spruch stammt: "Erziehung ist Vorbild und ansonsten nichts als Liebe", aber dies gibt ungefähr meine Erziehungshaltung wider.*** Unter der Definition könnte ich auch nur bedingt mich selbst weiterhin Erzieherin nennen, denn es gibt auch bei der Vorbild-Sache einen Unterschied: Machst du das, DAMIT dein Kind soundso wird, oder lebst du einfach, so wie du es für richtig hältst und vertraust darauf, dass das Kind sich daran orientieren wird WENN ES WILL und sich an dir ein "Vorbild" nehmen wird WENN ES WILL (und wenn nicht, dann eben nicht)? Es gibt nämlich auch Eltern, die sind z.B. vor den Kindern extra Vorbild und benutzen keine Schimpfwörter oder sind extra Hilfsbereit, nur um dem Kind zu zeigen, wie man es machen "soll". Sind die Kinder nicht da, benutzen sie die derbsten Schimpfwörter und lassen niemanden im Verkehr durch – nur extreme hypothetische Beispiele – und das würde z.B. auch nicht unter "Dressur" fallen. Es geht halt manchmal mehr um die Absicht, die dahinter steckt (Menschenformung). Bei "Nichtdressur" wäre "extra-Vorbildsein" nicht mehr ausgeschlossen. Daher wird ein Begriff genommen, der laut Wörterbuch "bewusste Menschenformung" in Bezug auf Kinder bereits beinhaltet. ***Desweiteren der folgende Ausspruch (von Rudolf Steiner): "Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes." Was für mich beispielsweise bedeutet, daß ich erst meinen eigenen Süßigkeiten-Konsum diszipliniere, wenn ich der Meinung bin, daß meine Kinder zuviele (d.h. in schädlichem Ausmaße) Süßigkeiten essen.*** Letzteres wäre wieder extra-Vorbild sein. Wobei es unter bestimmten Umständen eventuell immer noch "nichterzieherisch" sein könnte. (Wenn man z.B. an seinen Kindern diesen typischen "Spiegel" sieht, also sich selbst in den Kindern wiedererkennt und man gefällt sich SELBST nicht (mehr), und man DAS ändert, dann ist das nichterzieherisch; wenn man es aber macht DAMIT sich die Kinder dann auch ändern, in der Hoffnung quasi, dann wäre das erzieherisch... ich weiß nicht, ob du da einen Unterschied erkennen kannst (für mich ist er sonnenklar...)) ***Vielleicht kannst du mir einmal schildern, wie du als Nichterzieherin handelst/handeln würdest in folgenden (hypothetischen!) Situationen, weil es mich doch sehr interessiert, inwiefern sich unsere Erziehungsstile unterscheiden:**** Eigentlich nein. Ich kann das nur teilweise beantworten. Ich will gerne und lieber Fragen beantworten, die NICHT hypothetisch sind. Jedes Kind ist anders und hat seine eigene Vorgeschichte und seine Familie ist auch anders und wie man damit umgeht ist auch wiederum anders. Die Grenzen der jeweiligen Mitmenschen sind auch anders und die Situationen sowieso. Wenn es ein hypothetisches Beispiel ist, dann kann man nicht nachfragen, was vorher passiert ist, wie das entstanden ist, was das für Hintergründe hat, wie die Personen bislang damit umgegangen sind, wie lange das Problem besteht, wie sich das Kind damit fühlt etc. etc. etc. ... ich hoffe du kannst verstehen, was ich meine. Es gibt keine Patentrezepte, sondern eine grundlegende Art, mit Dingen umzugehen und die heißt in erster Linie: nicht erziehen. An Beispielfragen will ich dir zeigen, dass ich nicht auf solche Fragen antworten kann. Also es geht, aber meistens entsteht ein total verzerrtes Bild von Nichterziehung. Erinnere dich z.B. an SusanneZs Pauschalantwort zu einer hypothetischen Frage: was macht ihr, wenn das Kind mit Essen schmeissen will – sie antwortete, sie würde die geeignete Umgebung dafür schaffen. Es hat ein DRAMA deswegen gegeben und Nichterziehung wurde wieder komplett missverstanden wegen EINER Pauschalantwort, die aber eben auf SUSANNEZs Grenzen basiert. Bedeutet aber eben nicht, dass jeder NE so reagieren würde. - dein Kind(3) verzehrt Süßigkeiten im Übermaß Warum? seit wann? was ist "Übermaß"? Was sagt das Kind dazu? Welche "Maßnahmen" wurden bereits ergriffen? Wurde das Kind vorher in seinem Konsum eingeschränkt? Hat es immer freie Wahl gehabt? Hatte irgendwelche Phasen gehabt ("nur nudeln")?werden andere Dinge angeboten? Werden diese auch abgelehnt oder isst es auch Obst im "Übermaß"? Inwieweit ist das Kind tatsächlich gefährdet? Sind irgendwelche Auswirkungen sichtbar (Fettleibigkeit, Allergien, Karies? ...... - dein Kind(4) will nicht Zähneputzen Seit wann? Wurden andere Zahnbürsten ausprobiert? Ist das Kind immer alleine beim Zähneputzen? Was wurde schon probiert? WIe oft wird geputzt? Wie lange? Wurde das Kind schon mal dazu gezwungen? Wie informiert ist das Kind? Hat es schon bleibende Zähne? Wie schmeckt die Zahnpasta? Hat es irgendwelche Ereignisse gegeben, die das hervorgebracht haben könnten? Was sagt der Zahnarzt dazu? war das Kind schon Mal beim Zahnarzt? Hat es bereits ein Kariesproblem? Wieso will das Kind nicht Zähneputzen? Hat es jemals Zähnegeputzt? Lässt es sich auhc nicht die Zähne putzen? - dein älteres Kind(5) hat den eben von dir zubereiteten Obstsalat aus dem Kühlschrank geholt und deinem jüngeren Kind(18 Monate) gegeben, welches nun hingebungsvoll dabei ist, den leckeren Obstsalat in den Mülleimer zu schaufeln Wofür war der Obstsalat gedacht? Wie viel ist noch zu retten? In diesem Fall kann ich durchaus auch bereits antworten, dass ich mich wohl ärgern würde, ich würde vielleicht fragen, warum das passiert ist. Ich gehe davon aus, dass beide nicht wussten, was sie da "anrichten" und beide nur mit besten Absichten handeln: Das größere wollte dem kleineren was zu essen geben, was es vielleicht sogar selbst haben wollte (auch hier weiß man bei dieser Pauschalfrage einfach nicht, was tatsächlich passiert ist und wieso) und der kleinere weiß irgendwie noch nicht genau, wofür Mülleimer sind und was Abfall eigentlich ist. Er ist vielleicht sogar ganz stolz, etwas zu machen, was er täglich von uns beobachtet hat. Es ist ihnen eigentlich kein Vorwurf zu machen – und selbst wenn, ist das für mich keine Erziehung, weil ich keine erzieherischen Hintergedanken hätte, wenn ich bestürzt meinen Ärger dazu äußern würde. - dein Kind(7) konsumiert für Kinder ungeeignete Medieninhalte (Gewalt, Porno, Horror) Wie ist das Kind dadran gekommen? Wieso hat es Interesse daran? Hat es das alleine getan? Wer war dabei? Wer hätte es verhindern können? War das Kind alleine? Wieso? Ist das schon Mal passiert? Wo hat es diese Dinge gefunden? Wie hat das Kind reagiert? Ist es schon passiert/abgeschlossen, oder komme ich gerade in diesem Moment herein, wo es gerade 3 Sekunden zugesehen hat? Ist das Kind aufgeklärt? Solche hypothetischen Fragen sind auch immer doof, weil so was in der Regel nicht passiert. Es wird so getan, als ob man Erziehung unbedingt bräuchte, nur im Falle dass so was passiert (oder was?) Natürlich fällt die Reaktion trotzdem OHNE ERZIEHUNG aus. Darum geht es ja :-) Meine Tochter hat überhaupt keine Lust, sich Horror oder Porno anzuschauen und schaltet so was selbst weg oder weigert sich, es zu gucken (nicht dass wir es mit Pornos ausprobiert hätten, aber irgendwann hatten wir Mal das Thema und wir haben erklärt, was das ist, sie fand's eklig und wollte das niemals sehen). Hätte sie Lust, würde ich sie dabei unterstützen (begleiten, kommentieren, ihr die Fernbedienung in die Hand drücken damit sie jederzeit pausen/stoppen kann, mich davor informieren darüber wann gruselige Stellen kommen etc. etc.). Ansonsten ist in einer intakten, erziehungsfreien Beziehung sehr viel Raum für einfach: "Ich glaube, das ist nichts für dich, du hättest Bilder im Kopf, die du nicht mehr so leicht loswirst und die eklig sind und die du wahrscheinlich bereuen würdest, vertraut mir." – das gleiche würde ich zu einer Freundin sagen, wenn ich wüsste, das ist nichts für sie. Sie, und auch mein Kind kann immer noch entscheiden, ob es das immernoch sehen will aber in der Regel, wie gesagt, in einer intakten Beziehung orientieren sich die Kinder GERNE an dem, was die Erwachsenen sagen und – so erlebe ich es zumindest – nehmen so einen ausnahmsweise ungebetenen Rat auch gerne an. Kinder BRAUCHEN nicht nur Orientierung, sie WOLLEN sie auch und SUCHEN sie ganz von alleine auf, wenn die Beziehung intakt ist (für mich heißt das erziehungsfrei). Meine Tochter vertraut mir. Was kann ich noch sagen? Es käme einfach auf die Situation an. Ein Patentrezept gibt es nicht und die wohlgemerkt nichterzieherische Reaktion fällt in jedem Fall unterschiedlich aus (während übrigens sehr viele Erzieher darauf setzen, immer gleich zu handeln/reagieren, konsequent sein und so). - dein Kind(13) schlägt/ärgert/quält/erpresst andere Kinder oder stiehlt Das kommt auch drauf an: Wurde das Kind noch nie erzogen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es dann so was tun würde und wenn, würde in dem Alter wohl allein reichen, dass man darüber redet - schließlich geht es hier schlicht um Schutz der Opfer. Ist das KInd in der Übergansphase zwischen Erziehung und Nichterziehung? Ist diese schon abgeschlossen? Was haben die anderen Kinder getan? Was sagen die Opfer dazu? Was hat das 13-jährige Kind zu sagen? Wie wurde in der Vergangenheit mit solchen Situationen umgegangen? Wo sind diese Ideen her? Wie lange geht das schon? Wie fühlt sich das Kind? Was sind die Hintergründe? Welche Bedürfnisse des Kindes werden da befriedigt/kompensiert? Kriegt das Kind genügend Taschengeld? Welche Dinge hat es gestohlen und wie? Ich würde mich ernstlich fragen, was da schief gegangen ist, ich glaube nämlich nicht, dass das eine natürliche und angenehme Situation für die Kinder ist. Da ist irgendwas aus dem GLeichgewicht und das stellt man (meiner Meinung nach!) mit Sicherheit nicht mit Erziehung her. - du bist Vegetarierin, weil dir die Tiere so leid tun und dein Kind(9) verlangt von dir, ein blutiges Steak zuzubereiten Würde ICH persönlich selbstverständlich machen – aber ich bin keine Vegetarierin. Mein Freund ist Vegetarier und er macht unseren Kindern auch Fleisch und beschmiert "eklige" Leberwurstbrote. Aber vielleicht ist für manche Vegetarier da eine krasse Grenze. Ich kann mir kaum vorstellen, wie man da außer durch hoffnungsvolle Information weiterkommen könnte, nichterzieherisch. Es wäre aber ein Unding, nur weil man selbst einer Überzeugung ist, anderen irgendwas aufzudrücken, oder? Ich denke ein Nichterziehender Vegetarier würde wohl so ein Steak einfach machen müssen. Es gibt da aber auch einfach sooo viele Lösungen. Man könnte dem Kind zeigen, wie man sich so was selbst macht. Oder den Nachbarn bitten. Man kann sich auch ganz nichterzieherisch einfach weigern (eigene Grenze) – ist ja auch meine Freiheit, ob ich so was mache (wäre aber vielleicht vom Kind als "gemein" zu bewerten)..... dem kreativen Nichtezieher fallen vielleicht doch noch sehr viele weitere Möglichkeiten ein. - du und dein Mann, ihr seid Antialkoholiker. Dein frühreifes Kind(10) hat ältere Freunde, die es regelmäßig zu Saufgelagen einladen/mitnehmen Again – ich kann das so schlecht beantworten, denn ich bin nicht Antialkoholiker und ich kenne die Hintergründe nicht. Wieso hat es solche Freunde? kenne ich die genauer? Was sind das für Leute? Kann ich da mitgehen? Was sagt mein Kind dazu? Will es denn dahin? Wenn nicht, warum tut es das? Wenn ja, warum genau? Trinkt es dort überhaupt? (für mich ehrlich unvorstellbar, dass es das tatsächlich tun will, ich glaube einfach, dass erziehungsfrei aufwachsende Kinder gar nicht solche komischen Bedürfnisse entwickeln, aber gesetzt dem Falle und würde man eine ernstliche Gefahr sehen würde man selbstverständlich auch hier (nichterzieherisch) eingreifen, genauso wie ich bei einem befreundeten Erwacshenen eingreife, wenn er sich jeden Tag besäuft, es ist ja eine gefährliche Krankheit. Versthest du? Da geht es doch nicht um Menschenformung oder um Erziehung). - dein Kind(8) will 500 Euro (von seinem Sparbuch) für ein neues Fahrrad, obwohl sein altes erst 2 Monate alt und noch tiptop ist Sein Ding. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es das wollen würde, aber wenn – ist doch seine Sache. Sein Geld! Kommt drauf an, vielleicht würde ich meine Meinung dazu sagen, je nachdem ob ich überhaupt gefragt werde oder ob es irgendwie zum Gespräch passt. Ich kann aber auch zu einem Freund meine (auch "eindringliche") Meinung sagen, wenn er so was machen würde, das wäre ja auch nicht Erziehung :-) Sondern einfach nur Meinungsaustausch. - dein Kind (16) will 500 Euro (von seinem Sparbuch) für einen Scientology-Kurs Ich wäre ernstlich besorgt. Ich glaube auch hier nicht, dass es das wollen würde, welcher vernünftige Mensch will denn sowas? Wieso erwartest du so was? Menschen, die Süchten verfallen oder Auf Der Suche sind nach "Etwas", was sie bei einer Sekte wie Scientology zu "finden" glauben - da ist doch erheblich schon viel zu viel schief gegangen, meinst du nicht? Auch hier würde ich nach den Hintergründen suchen, informieren und im Ernstfall eingreifen. Ich lasse auch mein Kind nicht aus dem Fenster springen, wäre das für dich Erziehung? - du bist Atheistin und dein Kind (14) will auf ein kath. Gymnasium (anstatt auf die Sudbury-School) Das trifft Mal ausnahmsweise (außer das Alter des Kindes) auf mich zu und ich könnte es mir vorstellen, dass mein Kind so was will. Es darf selbstverständlich in egal welche Schule. Ich hasse solche hypothetischen Fragen, weil sie meist nie die tatsächlichen Probleme treffen, die in Wirklichkeit passieren und auch tatsächlich gestellt werden. Sie spiegeln nur die Ängste der Menschen wieder. Wir leben nach Prinzipien, nicht nach Ängsten. Es ist schon herausfordernd genug, sich mit den Situationen und Problemen zu beschäftigen, die *tasächlich passieren*, als dass man sich unbedingt darüber Gedanken machen müsste, was man machen würde *wenn* und *falls*. Die MÖGLICHKEITEN sind eben nur *Möglichkeiten* und meistens kommt es sowieso anders. Ich möchte mein Leben nicht nach Möglichkeiten ausrichten. Ich will hier und jetzt glücklich leben und ich denke das ist die beste Voraussetzung dafür, auch in Zukunft glücklich zu sein, denn wenn ich das ja IMMER will und danach lebe, brauche ich weder zu warten noch zu hoffen, ich kann immer sicher sein, dass ich IMMER, auch im zukünftigen *hier und jetzt* glücklich sein werde. Das gehört aber nicht unbedingt zu Nichterziehung ;-) Jedenfalls wäre man erstaunt, was für Probleme WIRKLICH auftauchen. Sowohl in den englischen Mailinglisten über das Thema als auch auf der Unerzogen-Mailingliste tauchen solche Extremfälle nie auf. Ich bin eigentlich daovn überzeugt, dass sie deswegen nicht auftauchen, weil die Kinder nicht erzogen werden – aber natürlich kann man diese Fälle nicht komplett ausschließen, nur weil sie so äußerst selten sind. Trotzdem ziehen wir es vor, uns erst DANN damit zu beschäftigen, wenn es tatsächlich passiert, damit man auch das Gesamtbild sieht und einen guten Ratschlag geben kann bzw. sagen kann, wie man da jetzt als "konsequenter" Nichterzieher handeln würde.... Gruß Johanna www.unerzogen.de
Ich kann jetzt nicht viel schreiben, wollte nur schnell Danke für deine ausführliche Antwort sagen, und daß meine konkreten Beispiele natürlich sehr z.T. extrem und weit hergeholt sind. Sie spiegeln aber keineswegs meine Ängste wider. Ich bin eben so ein Denkertyp, der ausschweifende Gedankenexperimente macht (Was passiert, wenn...). Werde später nochmal versuchen, ausführlich zu antworten. Bis dann.
So beendete M.R.-R. gern sein Lit. Quartett, woran ich mich hier auch erinnert fühle. Silence stellt konkrete Fragen und solelo antwortet mit Fragen. Ein Schelm, der sich dabei denkt, professorales Ablenkungsmanöver... Zumal solelo an diversen Stellen ihre Grenzenlosigkeit doch begrenzt. "Wir leben nach Prinzipien, nicht nach Ängsten." Klasse, ich nenne meine Prinzipien Grenzen und damit finden wir uns auf einer Ebene wieder. Oder wie war noch der Grundsatz von der Authentizität??? Ach, weißt Du was? Ich höre hier auf! Aber noch eines: Nach all den wirklich sehr interessanten Autoren, von denen ich erstmalig hier etwas erfahren habe, möchte ich einmal einen meines Erachtens empfehlenswerten Autor jedem ans Herz legen, der an dieser Diskussion die Freude verloren hat: Jesper Juul, Was Familien trägt Eindeutig (für mich) das Beste, was zu diesem Themenkomplex geschrieben wurde. Auch die NE könnten sich hierin wiederfinden.... Und die E werden sich wiederfinden und neu finden.... LG, AyLe
Liebe AyLe, ich finde das ein bisschen gemein, denn es ist keineswegs ein Ablenkungsmanöver. Diese Fragen zu beantworten, bevor man handelt, ist auf für Erzieher wichtig. Wer sich in der Unerzogen-Mailingliste anmeldet, wird sehen, dass da sämtliche Fragen (solche Fragen, aber echte Fälle) immer ausführlich beantwortet werden mit vielen sehr kreativen und erziehungsfreien Lösungsvorschlägen oder -ansätzen. Es ist gemein hier zu sagen, ich wolle nur ablenken. Ich habe selbst 2 Kinder, die nicht erzogen werden und ich muss mir selbst solche Fragen (wie die von Silence) stellen und mich selbst auch zurückfragen, was da eigentlich wirklich vor sich geht. Ich würde gerne ausführlicher antworten, aber die Beantwortung der Rückfragen ist nun Mal essentiell. Es ist unheimlich wichtig, ob ein Kind beim Süßigkeitenkonsum bislang eingeschränkt wurde oder nicht, z.B. Es ist IMMER wichtig zu wissen, was das Kind von der ganzen Sache hält, und ob es das selbst überhaupt als Problem sieht. Es ist wichtig herauszufinden, ob hier wirklich Grenzen vorliegen oder nur Ängste. Ob tatsächlich Schaden entsteht oder ob man nur davor Angst hat, und ob diese Angst begründet ist und ob man überhaupt was dagegen tun könnte. All diese Antworten sind meiner Meinung nach total wichtig und daher mag ich einfach keine Pauschalantwort geben. Daher kann ich jedem, den das ernsthaft interessiert, die Mailingliste empfehlen, denn dort gibt es weder Pauschalantworten noch "Abklenkungen" bzw. das, was danach aussieht. Die meisten Probleme kommen übrigens wenn die Kinder klein sind (unter 6). Ab Einsetzen der Vernunft und Diskussionsfähigkeit wird es erheblich einfacher, miteinander klar zu kommen. Gruß Johanna
Oh, ich wollte zwar nicht gemein sein, aber doch sarkastisch. Oh, ja, Fragen sind wichtiger als Antworten, das spreche ich nicht ab. Dennoch bewegt sich die Diskussion so auf ermüdend theoretischen Terrain. Und - mit Verlaub - wir könnten dieses Fragespirale ad infinitum fortsetzen - mit welchm Ergebnis? Das im Einzelfall die Antwort jedes Mal eine andere sein wird. Und noch etwas: wer hat jemals sein Kind gefragt, ob es mit der Nichterziehung oder Erziehung einverstanden ist? Es sind doch immer die Eltern, die wenn auch sonst nicht, so doch die Prinzipien ihres Umgangs mit ihren Kindern festlegen... Und wer garantiert, dass das konkrete Kind genau das möchte. Man unterstellt per se den Erziehenden, dass sie an den Bedürfnissen ihrer Kinder vorbei handeln und diese außer Acht lassen. Selbiges möchte ich in meiner Verbrämtheit auch von den nichterzogenen Kindern behaupten. Aufregung? Warum, so beweist mir das Gegenteil und so lange nicht, dann ist das von mir Geschriebene gültig.... Und genau vor diese unmögliche Aufgabe werden die Erziehenden gestellt. Noch eine Kleinigkeit, man ist nie frei von den Erziehungsmethoden seiner eigenen Eltern. Und wie kann ein erzogener Nichterzieher frank und frei behaupten nicht zu erziehen? Unmöglich . Daher die provokative Frage: Bist Du Du, weil Du Du bist oder weil Du nicht wie Deine Eltern sein wolltest??? Ein letzter Satz, richtig kann Erziehung nie sein, sondern nur eine Hilfestellung, damit Nietzsches Postulat für die Kinder Realität wird: Werde der, der Du bist. in diesem Sinne, AyLe
Liebe AyLe, bei mir fühlen sich deine Postings so aggressiv an. Irre ich mich? Ich finde nicht, dass Fragen wichtiger als Antworten seien, ich weiß gar nicht, was wichtiger ist ;-) Auf jeden Fall sollten auf Fragen selbstverständlich Antworten folgen. Es ist laut meiner Erfahrung nicht so, dass man ewig weiter fragt sondern meistens nur 1 Mal zurückfragt und oft die Leute (+ Hintergründe) schon ganz gut kennt (z.B. in der Mailingliste) und daher auch nicht so viel nachzuhaken braucht. Auch sind bei Leuten in der Mailingliste z.B., die sich ja bereits für Nichterziehung entschieden haben, bestimmte Fragen schon geklärt und bestimmte Fakten schon bekannt (seit wann Nichterziehung, Einschränkung vorher oder nicht, etc.) und außerdem wird oft die Frage etwas ausfürhlicher formuliert als rein: "Mein Kind isst maßlos Süßigkeiten, was mach ich jetzt?", sondern es wird eigentlich immer recht ausführlich die Situation beschrieben und was man schon versucht hat, wie man sich bereits verhalten hat, was man gesagt hat etc, da bleiben oft gar keine Frage offen und man kann gleich drauf los antworten. Ganz ehrlich :-) Zur Frage, ob jemand seine Kinder jemals gefragt hätte – ich meine nicht, dass man da fragen müsste, man kann ja auch einfach nur zuhören – und wenn ein erzogenes Kind niemals protestiert weil es so behandelt wird, dann ist doch gut. So wie ich das jedoch sehe protestieren aber 100% der Kinder und zwar vehement und immer wieder gegen Erziehung. Nach der "Trotzdphase" haben sie bei "erfolgreicher" Erziehung etwas resigniert, sobald sie dann wieder die Chance haben, weil sie irgendwann endlich auhc körperlich mithalten können, versuchen sie es noch Mal (Pubertät). Das schlimme daran ist, dass der Protest ja überhaupt nicht ernst genommen wird, sondern auch noch als "normal" und "hinzunehmen" dargestellt wird und mit bestimmten Namen versehen wird ("Trotzphase", "Pubertät", "er ist gerade so X"). Es ist "normal", dass Kinder protestieren und es wird nicht hinterfragt ob es vielleicht daran liegt, dass man grundsätzlich eine bestimmte Haltung gegenüber des Kindes eingenommen hat, die eventuell verkehrt ist und das Kind entwürdigt (Erzieher –> Erzogener). Wenn Kinder gegen Erziehung lauthals protestieren, gucken sich Mütter oft nur nickend/grinsend/verständnisvoll nach dem Motto "kennst es ja auch". Meine Tochter hat sich jedenfalls herzlich und herzzerreisend bedankt dafür, dass wir sie nicht mehr erziehen und dieses Thema wird hier zu Hause auch offen behandelt, sie könnte jederzeit nach "Erziehung" fragen/verlangen, wenn sie das wollte. Wenn du Bedarf hast, oder irgendjemand hier kann ich gerne eine mp3-Datei schicken mit einem Interview, dass ich Mal mit meiner Tochter über Erziehung geführt habe. Ich habe das nicht ins Netz gestellt, weil mir so viele davon abgeraten haben, aber ich schicke es gerne (wenn Tochter einverstanden ist) per E-Mail. Also ich kann reinen Gewissens sagen, dass meine Tochter auf keinen Fall erzogen werden will :-) Aber natürlich hast du Recht, wir sind es, die entscheiden KÖNNEN, wie wir mit unseren Kindern umgehen. Es ist daher umso gemeiner, zu entscheiden, dass wir unsere Macht missbrauchen und unseren erziehen und damit massiv in deren Leben eingreifen. *** Man unterstellt per se den Erziehenden, dass sie an den Bedürfnissen ihrer Kinder vorbei handeln und diese außer Acht lassen.*** Das glaube ich nicht. Das hört sich nur so an, weil "wir" auch bei Nichtbeachtung der "Regeln" ("In der Regel" möchte ich nicht geschlagen werden, als Beispiel) nach den hintergründigen Bedürfnissen forschen. Ich habe jedenfalls niemals behauptet, Erzieher würden nicht auch - neben Erziehung – auf die Bedürfnisse der Kinder achten. Das ist ja schön und gut, aber ich würde die Erziehung trotzdem gerne weggelassen sehen :-) Wenn erzogen würde und auch noch die Bedürfnisse außer Acht gelassen würden, das wäre ja unter aller Sau. ***Selbiges möchte ich in meiner Verbrämtheit auch von den nichterzogenen Kindern behaupten. Aufregung? Warum, so beweist mir das Gegenteil und so lange nicht, dann ist das von mir Geschriebene gültig....*** Um dir das zu beweisen, müsste ich hier Mal genauer wissen, welche Bedürfnisse des Kindes du unter Nichterziehung nicht befriedigt siehst. ***Noch eine Kleinigkeit, man ist nie frei von den Erziehungsmethoden seiner eigenen Eltern.*** Na ja, man ist NIE völlig frei, das stimmt, aber man kann sich schon ganz gut distanzieren, ich bitte dich. Aber genau das ist der Punkt. Man ist NIE völlig frei von den Erziehungsmethoden der Eltern!!!! Das ist doch total schlimm. Schlimm genug, um damit endlich aufzuhören. Irgendjemand muss den Anfang machen. Unsere Kinder werden es schon viel leichter haben. Frag Miebop. ***Und wie kann ein erzogener Nichterzieher frank und frei behaupten nicht zu erziehen?*** Er kann es nicht, außer Miebop vielleicht :-) Sie wurde ja nicht erzogen. Und unsere Enkel :-) Ich erziehe hier und da auch noch. Ich versuche es nicht zu tun. Wir tun und versuchen alle immer nur unser Bestes. Auch Erzieher erziehen Mal nicht, und auch Erzieher schaffen es nicht, immer konsequent zu sein etc. Ich kenne welche, die erziehen auch echt gar nicht mehr, bzw. haben nie. Und außerdem lassen sich Unerzogene irgendwann gar nicht mehr erziehen. Hier gibt es großen Krach wenn ich es Mal wieder versuche :-) Da wird zurecht heftigst protestiert. So einfach ist das dann nicht mehr ;-) ***Daher die provokative Frage: Bist Du Du, weil Du Du bist oder weil Du nicht wie Deine Eltern sein wolltest???*** Bei den Nichterziehern gibt es so viele unterschiedliche Leute. Man kann überhaupt nicht behaupten, das seien alles nur "Erziehunggeschädigte", die es nur unbedingt GANZ anders machen wollten. Wir sind alle "Produkt" etlicher Einflüsse, und niemand war nur seinen eigenen Eltern "ausgesetzt". Ich meine auch, wenn man besonders "Eltergeschädigt" ist, dann sucht man schon recht bald nach anderer Orientierung, was dann auch wieder ganz anderen Einfluss bedeutet, selbst unter den sonst ständigen Einfluss der Eltern. Wie auch immer, ich finde deinen Satz ganz nett, regt schon zum Nachdenken an, aber ich sehe den Zusammenhang nicht. Egal wie man darauf antwortet, es tut nichts zur Sache. ***Ein letzter Satz, richtig kann Erziehung nie sein, sondern nur eine Hilfestellung, damit Nietzsches Postulat für die Kinder Realität wird: Werde der, der Du bist.*** Genau das will aber Erziehung ja nicht. Erziehung will aus Kindern eine bestimmte Art Mensch machen (wobei jeder wieder ein anderes Idealbild hat, und wobei es auch trotzdem noch sehr viele Gemeinsamkeiten gibt) unter der Annahme, das was "sonst" (ohne Erziehung) dabei rauskommt, sei nicht gut genug, nicht "richtig", nicht gesellschaftsfähig oder sonst wie "anders", nicht angepasst genug, keine Ahnung. Jedenfalls finde ich, dass Kinder durch Erziehung erheblich daran gehindert werden, die zu sein UND zu werden, die sie eigentlich sind und das EGAL ob die Erziehung "gelingt" oder nicht, denn wie du schon sagtest, manche werden dann nur extra nicht das, was "gewollt" war, aber ob man der ist, der man "eigentlich" ist, das kann man nie wissen. Von daher ist so wenig eingreifen wie möglich, für mich die logischste Konsequenz, um wirklich die Kinder selbst "SELBST" WERDEN zu lassen. Unser Job ist es, ihnen dabei zu helfen, sie dabei zu unterstützen und zur Seite zu stehen. Mit Erziehung (und ihren Erziehungs*maßnahmen*) wird aber massiv eingegriffen. Von daher verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wie du "Nietzsches Postulat" so toll finden kannst, wenn du eigentlich für Erziehung bist :-) Passt für mich überhaupt nicht zusammen, es sei denn, wir sind hier schon wieder bei einem Definitionsproblem angelangt. Gruß Johanna
Hallo, solelo, nein aggressiv trifft meinen Tenor nicht, sondern vielmehr offensiv. Ich halte bei solchen Auseinandersetzung viel von Klarheit und begrifflicher Eindeutigkeit - was natürlich Polemik, Sarkasmus und Ironie nicht ausschließt ;) Ich danke Dir für die umfassenden Antworten auf meine Beiträge, dafür möchte ich meine Anerkennung zollen. Nun, auf alles Lesenswerte Deines Artikels kann ich aus zeitlichen Gründen nicht eingehen, aber zwei Aspekte greife ich willkürlich heraus. Zum einen Deine (ich nenne es so) Behauptung, die sog. Trotzphase sei eine Reaktion auf die elterliche Erziehung. Das ist eine Verkehrung der Ursachenkette. Die Autonomiephase ist unabhängig von der elterlichen Einstellung vollkommen unabhängig. Genau so wie Eltern kaum das Tempo der kindlichen Entwicklung beeinflussen können. (warum sonst die von allen gerne herangezogene Floskel, jedes Kind habe sein eigenes Tempo?!). Nur das Ausmaß der Auseinandersetzungen im Laufe der Autonomisierung ist abhängig von der Eltern-Kind-Beziehung. Wenn wir uns über Folgen und Konsequenzen sonst auch auf weiter Flur unterhalten, so sollten unsere Ansichten hier doch aufeinandertreffen. Denn das Ausmaß ist die Folge der elterlichen Forderung nach Konsequenzen! Der zweite Punkt ist das Resümé über mein Menschenbild. Weißt Du, ich bin ein einfacher Mensch mit einfachen Idealen und einem Anspruch an mich selbst, reflektiert an das LEben heranzugehen und stets neugierig zu bleiben, mich nicht als Maß der Dinge zu begreifen. Ich bin jeder Doktrin gegenüber skeptisch und halte nichts von der Absolutheit und dem Weltheilungsgedanken diverser Methoden. Nur eines weiß ich, dass Individuum bedingt die Gesellschaft und auch andersherum. Und solange das so ist, wird jeder, der der er ist und auch sein soll. Und hier darf ich Brecht zitieren: "Nicht das Bewusstsein bestimmt das Sein, sondern das Sein bestimmt das Bewusstsein" Tja, ich bin also eine Erzieherin, die streng erzogen, humanistisch aufgeklärt und reflektiert handelnd mit einer Nichterzieherin, die teilweise radikaler in ihren Nicht-Ansichten ist als Erzieher ;) LG, AyLe
oh, der Satz war noch nicht zu Ende... hervorragend diskutieren kann. LG, AyLe
Hallo solelo, vielleicht denke ich einfach zu naturwissenschaftlich. Ich war davon ausgegangen, daß wenn man ein Weltbild oder ein auch nur ein neues Konzept postuliert, daß dann auch für jeden erdenklichen Fall (und mag er noch so theoretisch sein) eine bestimmte Vorgehensweise definiert ist. Dabei sind auch die Hintergründe, wie es zu der jeweiligen Situation gekommen ist, gar nicht entscheidend, da ich lediglich wissen wollte, wie in genau jener Situation der Nichterzieher konkret handelt. Der Physiker, der die Geschwindigkeit mißt, mit der eine Kugel auf den Boden aufschlägt und mit diesem festgestellten Meß-Ergebnis dann weiterrechnet, fragt ja auch nicht nach den Umständen unter denen die Kugel hinuntergefallen ist. Gerade weil ihr nach Prinzipien, also nach etwas Definiertem lebt und nicht nach Ängsten, müßt ihr doch wissen, wie ihr in einer künftigen oder hypothetischen Situation handeln würdet, da euer Handeln durch eure Prinzipien gebunden und determiniert ist. Vielleicht habe ich meine Frage mißverständlich ausgedrückt. Die Frage war: Wie handelt der konsequente Nicht-Erzieher konkret? Ich füge hinzu: im hier und jetzt, in jener Situation, die er so und nicht anders in diesem Augenblick vorfindet und deren Hintergründe er nicht unbedingt kennt. --- - dein Kind(3) verzehrt Süßigkeiten im Übermaß Warum? seit wann? was ist "Übermaß"? Was sagt das Kind dazu? Welche "Maßnahmen" wurden bereits ergriffen? Wurde das Kind vorher in seinem Konsum eingeschränkt? Hat es immer freie Wahl gehabt? .... --- Übermaß ist das, was dein gesunder Menschenverstand dafür hält, bzw. das, was ganz offensichtlich gesundheitsschädlich ist. Das Kind sagt:lecker. Egal warum, seit wann usw. - wie handelt der Nicht-Erzieher genau jetzt, genau hier in dieser Situation, da der Süßigkeiten-Mißbrauch stattfindet? Gebietet er dem Konsum Einhalt oder läßt er das Kind weitermachen, um seine Freiheit nicht zu beschränken? --- - dein Kind(4) will nicht Zähneputzen Seit wann? Wurden andere Zahnbürsten ausprobiert? Ist das Kind immer alleine beim Zähneputzen? Was wurde schon probiert? WIe oft wird geputzt? Wie lange? Wurde das Kind schon mal dazu gezwungen? Wie informiert ist das Kind? Hat es schon bleibende Zähne? .... --- Moment mal... warum ist es für den NE ein Unterschied, ob das Kind schon bleibende Zähne hat oder nicht??? Auch Milchzähne müssen gewissenhaft gepflegt werden. Ansonsten auch hier: egal seit wann, warum wieso, weshalb - was tut der Nicht-Erzieher in genau dieser Situation hier und jetzt, in der die Zähne geputzt werden MÜSSEN und das Kind nicht WILL? Setzt er sich gegen den Willen des Kindes durch, weil es Dinge gibt, die einfach getan werden müssen (dies könnten auch andere hygienische oder medizinische Maßnahmen sein) - oder läßt er das Kind in Ruhe, da man einen Erwachsenen ja auch nicht dazu zwingen würde, nicht dazu zwingen dürfte(!) (selbst wenn er dann Karies kriegt oder im Falle einer med. Maßnahme seine Gesundheit irgendeinen Schaden nehmen würde). Was ist dem Nicht-Erzieher wichtiger - die Freiheit und die Würde des Kindes nicht anzutasten oder die Hygiene/Gesundheit des Kindes aufrechtzuerhalten? Dies ist m.E. eine absolute Kernfrage, die in einem Erziehungskonzept eindeutig geklärt sein muß. Auch wenn so ein Fall bisher noch nicht vorgekommen sein mag. Man kann sich doch nicht einfach darauf berufen, daß man sich erst dann damit auseinandersetzt, wenn es soweit ist. Oder noch extremer: davon ausgehen, daß es so einen Fall nicht gibt, wenn Kinder Nichterziehung erhalten. --- - dein älteres Kind(5) hat den eben von dir zubereiteten Obstsalat aus dem Kühlschrank geholt und deinem jüngeren Kind(18 Monate) gegeben, welches nun hingebungsvoll dabei ist, den leckeren Obstsalat in den Mülleimer zu schaufeln Wofür war der Obstsalat gedacht? Wie viel ist noch zu retten? In diesem Fall kann ich durchaus auch bereits antworten, dass ich mich wohl ärgern würde, ich würde vielleicht fragen, warum das passiert ist. Ich gehe davon aus, dass beide nicht wussten, was sie da "anrichten" und beide nur mit besten Absichten handeln: Das größere wollte dem kleineren was zu essen geben.... --- Jaja, es ist schon klar, daß die beiden nichts "Böses" im Sinn hatten und es ist offensichtlich daß das Kleinere nur aus Nachahmung gehandelt hat. Daß hier nicht geschimpft werden darf, ist für mich selbstverständlich. Die Frage, die mich hier interessiert ist: Schreitest du ein? Oder läßt du das Kind weitermachen, damit es in seiner Persönlichkeitsentfaltung nicht behindert wird, da es ja ganz offensichtlich das Bedürfnis hat, Obstsalat in den Mülleimer zu schaufeln. Wofür der Obstsalat gedacht war, ist ja nun völlig nebensächlich, denn natürlich war er auf jedem Fall dazu gedacht, im Magen eines Menschen zu landen und auf keinen Fall im Mülleimer. --- - dein Kind(7) konsumiert für Kinder ungeeignete Medieninhalte (Gewalt, Porno, Horror) Wie ist das Kind dadran gekommen? Wieso hat es Interesse daran? Hat es das alleine getan? Wer war dabei? Wer hätte es verhindern können? .... --- Egal, egal, egal woher, wieso, weshalb. Ok, sorry, hätte ausführlicher die Situation beschreiben sollen, ich hatte erstens auf deine Phantasie gezählt, zweitens war ich davon ausgegangen, daß es für NE keinen Unterschied macht woher und warum das Kind die Videos/DVDs/Videospiele (Ego-Shooter) hat, sondern daß allein wichtig ist, daß es diese Dinge WILL. Ok: Vielleicht hat es die Videos aus der elterlichen Sammlung. Vielleicht die Ego-Shooter-Spiele von Freunden. Und die in meinen Augen naheliegendste Möglichkeit ist: Ihr Eltern habt sie dem Kind gekauft, weil es sie im Laden/bei Freunden/in der Zeitschrift die Cover gesehen hat, hochinteressant fand und haben WOLLTE. Bei deinem braven Töchterchen mag es ja vielleicht reichen zu sagen, du ich glaub das ist nichts für dich, und sie folgt deiner Orientierung. Was aber ist zu tun oder zu sagen bei charakterlich anderen (aufsässigeren, neugierigeren) Kindern, die lieber auf ihre Peer-Group und deren Orientierung hören als auf die Mama? Und was tut ihr denn nun in der gegebenen Situation, in der regelmäßig und mit steigender Tendenz besagte Inhalte konsumiert werden? Greift ihr regulierend ein oder nicht? Nur das möchte ich wissen. Stichwort Peer-Group: Auch beim Thema Alkohol oder Gewalt spielt die Peer-Group ja eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sind Nicht-Erzieher wirklich davon überzeugt, daß sie aufgrund ihres (Nicht-)Erziehungsstils vor Problemen, die aus Mitläufertum oder Gruppenzwang enstehen, gefeit sind? Ich muß jetzt aufhören. Schreibe später weiter.
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