"Ruhigstellen"

"Wenn ich merke, dass ich nicht mehr zu ihm durchdringe, dann frage ich ihn, ob er nicht erstmal in sein Zimmer gehen möchte, um sich zu beruhigen" Bei so einer Aussage frage ich mich immer, was das Kind wohl schreiben würde, wenn es das könnte. Vielleicht würde es schreiben: "Wenn ich merke, dass Mama mich einfach nicht verstehen kann, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es einfacher ist, resigniert in mein Zimmer zu gehen, anstatt weiter zu versuchen, mich ihr zu erklären." Ich finde solche "ins-Zimmer-schicken"-Maßnahmen immer schwierig. Dass die Kinder trotzig sind, ist die eine Sichtweise. Dass sie ihren Willen entdecken und nun abgleichen müssen, wann ihr Wunsch realistisch ist und wann nicht eine andere. Das tun sie doch nicht, weil sie sich gerne mal "Austoben" oder "Abarbeiten" wollen!!! Sie wollen verstanden werden, in ihrem Bemühen, eigene Interessen wahrzunehmen. Was tut denn euren Kindern leid? Ihr Wunsch nach Eigenständigkeit? Nach eigenen Entscheidungen? Die Entdeckung des eigenen Willens? Natürlich sind sie noch ungeschickt in der Umsetzung, aber das ist doch auch logisch am Anfang! Sie lernen ja noch. Wenn ein Kind sich dann an die Mama klammert dann ist das doch ein deutliches Signal: "Mama, ich will dir was erklären, aber ich weiß nicht wie, bitte hilf mir dabei!". So ein Verhalten würde ich im Traum nicht bestrafen. VlG Annette PS: Und bevor hier falsche Eindrücke entstehen: Ich habe drei Kinder (9, 5 und 2) und weiß wirklich von welcher Phase ihr sprecht.

hallo annette, leider hast du versäumt zu schreiben, wie Du denn solche Situationen löst, würde mich sehr interessieren, denn mein sohn entdeckt auch grad seinen willen, was nicht immer mit meiner meinung konform geht... also, wie macht man das am geschicktesten ? würde mich sehr über antwort freuen, lg unbekannterweise, Laura

hallo, was ich mache, hängt vom verhalten des kindes ab. wenn es mir am bein hängt, schicke ich es nicht weg, sondern knie mich zu ihm und höre ihm zu, auch wenn es laut ist, weil es mir offensichtlich etwas wichtiges zu sagen hat. ich sage nicht: "ich höre dir nur zu, wenn du anständig mit mir sprichst!" wenn es verzweifelt ist, aber seine gefühle nicht artikulieren kann, versuche ich mit ja-nein -fragen die emotionswelt zu ordnen ("bist du traurig, weil...?"). wenn es wütend ist, enttäuscht, sauer oder unzufrieden und schreit, versuche ich nicht, es mit allen mitteln zu beruhigen, bin aber anwesend und ansprechbar und gehe auf das kind zu, wenn ich den eindruck habe, dass es das wieder annehmen kann. ich erwarte keine entschuldigung -wir vermitteln, dass es okay ist, wütend, traurig und sauer wegen XYZ zu sein. grundsätzlich versuche ich das verhalten meiner kinder aus ihrer perspektive zu sehen, anstatt auf meiner zu beharren. das ist eine ganz nette erweiterung des horizonts. ;-) selbstreflektion ist für mich eine wichtige eigenschaft. im übrigen sind die meisten schwierigen situationen ja mit ein bisschen "übung" absehbar. wir versuchen sie zu umschiffen, das geht eigentlich ganz gut. (ich bestehe nicht darauf, dass das kind den warmen pullover schon in der wohnung anzieht, ich nehme den pullover einfach mit. wir gehen nicht am spielplatz vorbei, wenn ich weiß, dass ich in zehn minuten einen termin habe.) viel hängt auch am eigenen verhalten (wie sehr bestimme ich den tagesablauf ohne einbeziehung des kindes? wie sehr bin ich bereit, mit meinem kind kompromisse zu schließen?), eigenen erwartungen und kommunikationstrategien. wir sagen oft "ja" und selten "nein" ("ja, wir gehen auf den spielplatz nach dem einkaufen"). lg

Schade, dass man die Kommentare hier immer nur halbherzig liest, sonst würde man erkannt haben, dass ich mein Kind NICHT ins Zimmer schicke und sehr wohl versuche, ihm zuzuhören! Aber es gibt Momente, da hat er sich so festgebrüllt, ist so geladen, dass es ihm hilft, sich in seine "Höhle" zurückzuziehen, um sich zu beruhigen! Zum Teil ist er selbst in sein Zimmer gegangen und ich habe es einfach aufgegriffen, um ihm die Chance zu geben, sich zu beruhigen und sein Anliegen dann nochmal vorzutragen! Sorry, dass ich nicht einer der Übermütter bin, die ihr Kind versteht, dass total hysterisch herumbrüllt, ohne auch nur ein klares Wort von sich zu geben! Und wenn du meinen Bericht genau gelesen hättest, hättest du festgestellt, dass ich Strafe komplett daneben finde, weil Kinder eigene Köpfe haben, die nicht immer alles lustig finden müssen, was wir ihnen auferlegen! Und ich habe NIE von meinem Kind verlangt, dass es sich entschuldigt (genau lesen)! Das hat er sich abgeschaut, weil ich mich z.B. auch bei ihm entschuldige, wenn ich mal falsch verstanden haben sollte oder es etwas gibt, für das ich mich entschuldigen möchte! Er merkt, dass in den Wutausbrüchen irgend etwas schief gelaufen ist und macht es dann so deutlich! Denn wenn du so eine Expertin bist, dann wirst du ja wissen, dass bei Kindern dieses Alter durch ihre Emotionen oft eine Welle in Gang gesetzt wird, aus denen sie sich oft selbst nicht befreien können und es ratsam ist, ihnen erstmal die Chance zu geben, da allein heraus zu finden - mein Sohn kann das am Besten in seinem Zimmer, da dieses Zimmer für ihn nie eine Straflkammer war, sondern seine geborgene Höhle ist, in der er sich wohl fühlt! Egal ... warum sollte ich mir hier die Finger blutig schreiben, wenn eh wieder nur die Hälfte gelesen wird! Sofortangriff scheint hier mittlerweile zum Hobby zu werden! Viel Spaß beim weitergiften! n.r.05

Ich stimme miebop zu. Die Angst, dass sich kleinere Geschwister was abgucken, halte ich für unbegründet, denn das große Kind hat sich sein Verhalten ja auch nirgends abgeguckt, sondern ist von ganz allein drauf gekommen . Du kannst also die Kleinen fern halten wie Du willst: Du musst da trotzdem noch mal durch. Allerdings lernen die Kleinen auch schon eine Menge aus Deiner Reaktion auf das Verhalten. Wenn Du wie miebop reagierst, dann lernen sie schon vorher: "Mama versucht, uns Kinder zu verstehen, wenn wir uns aufregen" und "Wenn ich meine Gefühle ordne, komme ich besser mit ihnen klar".

Hoppla, jetzt habe ich miebops Beitrag noch mal durchgelesen, um mich vielleicht doch zu distanzieren, denn ich fand auch Deinen Beitrag gut* und würde mich da keiner Kritik anschließen wollen. Aber die habe ich dort auch nicht gefunden. Meinst Du vielleicht momworking? * Ich würde es bei meinen Kindern nicht so machen, weil die sich vor Publikum besser abreagieren, bin aber überzeugt, dass es Kinder gibt, denen Zurückziehen eher hilft. Ich ziehe mich selber auch lieber zurück, wenn ich wütend bin, weiß allerdings nicht mehr, wie ich das als KiGa-Kind gemacht habe.

hallo novemberrain, ich schreibe ja gern mal zynische, böse und teilweise auch gemeine postings. das obenstehende enthält aber keinen gewollt giftigen oder subtil hinterhältigen seitenhieb. die ausgangsposterin sprach davon, ihr kind ins zimmer schicken zu wollen, darauf habe ich mich bezogen (ohne beabsichtigt vorwurfsvollen unterton :-)), ebenso auf die frage von lauraknoten, von der ich mich, obwohl ich nicht gemeint war, angesprochen fühlte -ich war so frei. deinen beitrag habe ich nicht gelesen (ich lese oft nicht alle postings), bis mich deine relativ heftige gegenreaktion erreicht hat. vielleicht hast du trotz gründlichen lesens ;-) die parallele zwischen dem ausgangsposting und deinem eigenen übersehen? miebop

Hallo, also meine Tochter hat auch einen 2 Jahre älteren Bruder, und von dem hat sie sich das "bocken" schon bissl abgeschaut. Sie fing mit einem knappen Jahr an zu stampfen, sich ggf. hinzuschmeißen...Aber nur für paar Sekunden, dann hat sie mich angekuckt so wie "reicht das?!" (sie hat es ja bei dem Großen gesehen) Aber ich hab ihr angemerkt das sie noch nicht von "sich aus bockig"war, sondern "Weil man das so macht" (also der Bruder) Also ich denke schon das sie sich da teilweise was abschauen. Aber danke, das du dir Zeit genommen hast zu antworten!!! Und vielleicht wird es bei den kleinern nicht so schlimm... Simone

Hallo, erstmal Danke, das ihr mir geantwortet habt, aber eine Lösung hab ich immer noch nicht. Klar, die muss ich ja allein finden, aber ich denk wir haben uns auch bissl missverstanden. Ich seh das auch so wie novemberrain: ich schicke sie nicht in ihr Zimmer um sie zu bestrafen, weil sie bockig ist, sondern ich will das sie sich abreagiert. Vielleicht geh ich auch zusehr von mir aus: wenn ich richtig auf Prass bin will ich doch auch für mich sein? Ihr nicht? Und wenn ich sie ohne Sandmann ins Bett schicke, dann schon für Dinge die kurz davor passiert sind. Ich bin der Meinung immer nur Drohen bringt auch nichts. Und wenn sie ihren großen Bruder immer wieder stänkert, muss sie auch die Konsequenzen tragen... Während der Große dann Sandmann kuckt, geh ich zu ihr und wir reden dann halt nochmal miteinander. @miebop: Wenn sie an meinem Bein hängt frag ich auch mit ja-nein-Fragen was sie möchte, aber ich bekomm dann als antwort nur Gebrülle. Was machst du dann? Ich kann sie ja nur das fragen, was ich denke was sie will! Wenn ich sie dann frag, dann sag du mal, versteh ich auch nichts vor schluchzen und gebrüll...Da möcht ich halt erst das sie runter kommt. Wenn wir (wie auch immer) es geschafft haben, das sie sich beruhigt sagt sie mir auch was los war und alles ist klar. Ich bin auch niemand, der auf den dicken Pullover besteht. Wenn sie meint die Gummistiefel müssen im Hochsommer in den Kiga angezogen werden, bitte... Ich hab die Sandalen der Kindergärtnerin gegeben und beim rausgehen gabs keine Probleme. Auch wenn sie den Pullover verkehrt rum an hat, die Erzieherinnen wissen bescheid und wenn die sagen dreh den mal bitte rm, klappt das auch... Also ich hoffe ich hab nochmal bissl was erklären, klarstellen können. Danke Simone

hallo obsttomate, magst du noch mal schreiben: was sind denn so die situationen, in denen deine tochter so laut wird (und nach ihrem gefühl: laut werden muss)? wann ist sie so überfordert, dass sie hysterisch wird? kann es der frust sein, sich nicht verständlich machen zu können, der sie so reagieren lässt? welche ursachen siehst du? wenn meine kinder so wütend sind, dass sie für ein gespräch nicht offen sind, lasse ich sie in ruhe, bleibe aber in der nähe. wenn sie ruhe brauchen um für sich wieder runterzukommen, gehe ich davon aus dass sie von allein in ihr zimmer gehen. ich selbst bin manchmal, wenn ich aufgebracht bin, auch lieber für mich. ich würde es aber nicht wollen, wenn jemand zu mir sagte: weißte, geh doch mal in dein zimmer und reagier´ dich da ab. :-) es ist ja ein unterschied, ob man es aus freien stücken tut oder geschickt wird. lg

"Die Angst, dass sich kleinere Geschwister was abgucken, halte ich für unbegründet, denn das große Kind hat sich sein Verhalten ja auch nirgends abgeguckt, sondern ist von ganz allein drauf gekommen ." Hallo, murmeldrach2, dann hat sich die Theorie des elterlichen Vorbildes erübrigt und alles ist selbst erlernt?! Ein Teil Charakter, ein Teil Veranlagung, ein Teil Evolution aber trotz und bei allem sehr viel Vorbild. Und natürlich schauen sich Geschwister voneinander viel ab. Sowohl im Positiven als auch im Negativen... Aber ja doch, auch das erste Kind hat sich das Verhalten in Anlehnung an die Annahmen vieler hier, sein Verhalten von den Eltern "abgeguckt". Sei es nun als unmittelbare oder verkehrte Spiegelung. Wie dem auch sei, in einem stehe ich voll und ganz und ohne Polemik hinter deinem Beitrag: "Du musst da trotzdem noch mal durch." In diesem Sinne AyLe

Hallo miebop, Hm, muss mal überlegen, wenn ich ihr sag, nur sag das der Pullover verkehrt rum ist, wird sie schon ganz wütend. Da ich sie dann aber in Ruhe lass, sprich sie so gehen lass wie sie ist, wird der Anfall nicht schlimmer. Sie kann sehr gut sprechen. Kann also schon deutlich machen was sie will oder nicht und sagt mir dann auch der Pullover muss so sein... Das ist schonmal kein Thema mehr um hysterisch zu werden. Vielleicht kann ich in paar Tagen nochmal schreiben, wenn was aktuelles war? Das wär super. "wenn meine kinder so wütend sind, dass sie für ein gespräch nicht offen sind, lasse ich sie in ruhe, bleibe aber in der nähe." Das würd ich ja gern, haber sie hängt an MIR dran. Ich denk das abreagieren muss sie doch auch lernen und ich dacht wenn ich ihr sag geh ins Zimmer oder setzt dich auf den Sessel, oder.... bis es wieder besser ist, merkt sie das es allein besser ist runter zu kommen. Verstehst du mich? Ich mein das sie irgendwann dann aus freien Stücken sagt ich will jetzt allein sein. Meinem Großen hab ich z.b. gesagt er soll auf sein Kissen hauen wenn er wütend ist. (Er schlägt im Bock gern um sich), die Lösung fand er gut. Also, ich meld mich wenn ich was aktuelles hab. Danke

Guter Einwand, ALe. Ich revidiere mein Posting. Natürlich gucken sich Kinder viel von anderen Kindern, von anderen Erwachsenen und vor allem von den Eltern ab. Natürlich ist Vorbild sein wichtig. Dennoch gehe ich davon aus, dass obsttomates Mann sich bei Unzufriedenheit nicht an ihr Bein klammert und brüllt, und in so fern hat das Kind sich diese Verhaltensweise zugelegt, ohne sie von einem älteren Familienmitglied im eigenen Haus mit der eigenen Mutter vorgelebt zu bekommen. Es unterlag also grundsätzlich ähnlichen Einflüssen, denen auch das nächste Kind unterliegen wird, selbst wenn es dieses Verhalten nicht beim ersten sähe. Klar ist das mit "von allein drauf gekommen" etwas überspitzt ausgedrückt. Dass mir dies bewußt ist, hatte ich mit dem Zwinkeremoticon ausdrücken wollen. War wohl nicht deutlich genug :-( Also: Ich halte die Angst, dass sich das zweite Kind dieses Verhalten vom ersten Kind abguckt weiterhin für unbegründet. Präzisiert nun darum, dass das erste Kind nur EINER von vielen einflussnehmenden Faktoren ist. Dieses Verhalten ist einfach bei den meisten Kindern zu beobachten, ob nun mit oder ohne älteres Geschwistervorbild. Und ja: Vorbild ist wichtig, und wie ich weiter schrieb, lernt das zweite Kind ja nicht nur am Vorbild des ersten, sondern auch an der Reaktion der Mutter darauf. Und in sofern revidiere ich auch ansatzweise das "Du musst da trotzdem noch mal durch." Ja, Dir wird auch das zweite Kind brüllend am Bein hängen. Aber wenn Du beim ersten Kind lernst, gelassen damit umzugehen, weißt Du das zweite schon viel besser zu nehmen. Und weil DU dann möglicherweise anders bist und das Kind möglicherweise schon am Vorbild des ersten gelernt hat, wirst Du diese Situation dann auch anders und - hoffentlich - gelassener erleben. Wie die Chinesen sagen: Man steigt nie zweimal in den selben Fluß. Und wenn Du Dich beim brüllenden klammernden ersten Kind nicht noch zusätzlich verrückt machst "Wenn ich das jetzt nicht abgestellt kriege, dann wird das zweite genau so schlimm", ist auch das erste leichter zu ertragen.

hallo obsttomate (witziger nick :-D), vielleicht verstehe ich es jetzt eher. aber vielleicht magst du wirklich noch mal schreiben, wenn was aktuelles war? wie reagierst du denn, wenn sie dir am bein hängt? und wie brüllt sie -denkst du, sie ist nur wütend oder ist sie eher gefrustet oder verzweifelt mit einem schuss hysterie? kannst du sie dann nicht in den arm nehmen? wenn sie nicht loslässt, dich vielleicht mit ihr zum nächsten stuhl schleppen, dich hinsetzen und sie dann umarmen? vielleicht braucht sie gerade in dem moment buchstäblich deinen physischen rückhalt. vielleicht braucht sie auch deine anwesenheit, weil sie sich von dir übergangen/ignoriert fühlt? das heißt ja nicht, DASS du sie absichtlich ignorierst, aber gibt es was, das bei ihr so ankommen könnte? lg, miebop

Hallo, ich habe gerade in dem Beitrag von Ayle den obigen Begriff gelesen. Hab das vorher noch nie gehört, kann mir mal jemand erklären, was das bedeutet? Danke und LG Sandra