Mitglied inaktiv
hallo! wir haben das problem, daß unser sohn pascal (3,5 jahre) seit längerem schwindelt. wir wissen gar nicht, wann das etwa angefangen hat. vor einem halben jahr vielleicht. es fing damit an, daß er irgendwas sagte, meist schimpfworte oder sachen, die er nicht darf. und wenn wir fragten, woher er das hat, war immer einer der opas der übeltäter. wir wissen aber 100%, daß das nicht von den opas kommt. dann schlich sich das irgendwie so ein. er streitet ganz viele sachen ab, oder lügt. wir versuchten immer zu erklären, was wahrheit und lügen ist, warum das nicht schön ist zu lügen,... heute wurde ich im kiga von der erzieherin angesprochen. er hat einem jungen einen baustein auf den kopf gehauen und sagte, er war es nicht. sie haben ihn aber dabei gesehen. sie wollten dann, daß er es zugibt. versicherten ihm aber auch daß er nicht bestraft wird und er keine angst haben braucht. er weinte fürchterlich, er will heim, muss auf toilette,... aber er hats nicht zugegeben. dann hat er sich auf einen stuhl gesetzt und ist 45 min. nicht mehr aufgestanden! erst zum stuhlkreis. aber er hats immer noch nicht zugegeben. die erzieherin erzählte, das wäre in letzter zeit wohl schon öfter vorgekommen, daß er was anstellt und es auf andere schiebt oder sagt, er war es nicht. ich hab ihn ruhig darauf angesprochen, aber er stellt auch zuerst stur. irgendwann gibt er es unter druck zu. aber das ist doch auch nicht der richtige weg. was kann ich machen? wie erkläre ich es am besten? lg laurine
Kinder in dem Alter lügen nicht. Sie kennen die "erwachsene" Einteilung der Welt in "so war das" und "so war das nicht", den Unterschied zwischen "Realität" und "Traum" oder "Irrealität" noch gar nicht. Deswegen halte ich sowohl Eure Maßnahmen, als auch die Maßnahmen des Kindergartens für absoluten Humbug. Wahrscheinlich macht Ihr die Sache so nur noch "schlimmer", denn Ihr leugnet sein Gefühl. Zum einen: Warum ist es wichtig zu wissen, woher das Kind welche Schimpfworte hat? Was soll das Kind denn sagen? In den meisten Fällen wird er gar nicht mehr erinnern, wo er was jetzt zum ersten Mal gehört hat. Also wirft er die erste Person in den Raum, die ihm einfällt. Und dann wird das zu Selbstläufer: Letztes Mal war es Opa, das hat die Mama nicht geglaubt, aber ich habe nicht gelogen (hat er - für sein Gefühl - wahrscheinlich tatsächlich nicht), also sage ich wieder Opa. (Das hat mich bei meinen Ex-Mann immer aufgeregt. Wenn ein Kind Blödsinn gemacht hat, fragte er immer "Warum?". "Warum hast Du due Wand angemalt?" "Warum hast Du in der Wohnung Ball gespielt?" "Warum hast Du Deinem kleinen Bruder eine übergebraten?" - Erwartet wirklich ein Erwachsener auf solche Fragen von einem Kleinkind eine reflektierte Antwort á la: "Ich habe in der Wohnung Ball gespielt, weil der Ball da lag und ich nicht widerstehen konnte!"?) Wenn das Kind z.B. nicht zugeben möchte, daß es dem Spielkameraden mit dem Legostein eine übergebraten hat, dann ist das in dem Alter meistens so, daß es diese Tat ungeschehen machen möchte. Das ist das "magische Alter", wo Kinder an Geister und Monster glauben und jeder Traum "wahr" ist. Konsequenterweise kann man die Vergangenheit verändern, indem man sie leugnet. Das ist nicht "falsch" oder "böse", das ist eine wichtige und natürlich Entwicklungsphase. Insofern ist es besser, wenn man auf das Kind eingeht und ihm zeigt, daß man sein "leugnen" richtig verstanden hat - nicht als Ausweichen oder "auf andere schieben wollen", sondern im Grunde als seine eigene Art der Entschuldigung. Das nächste Mal würde ich auf die Ebene des Kindes gehen. Wenn das Kind also sagt: "Ich habe Maxi nicht den Legostein auf den Kopf gehauen!", dann kann man das Kind in den Arm nehmen und sagen: "Du möchtest, daß Du dem Maxi nicht wehgetan hast? Das kann ich verstehen, denn es tut dem Maxi ja weh, wenn er einen Legostein auf den Kopf gehauen bekommt. Ich bin mir sicher, der Maxi ist nicht mehr sauer auf Dich, wenn Du Dich jetzt bei ihm entschuldigst." So in der Art. Nicht weiter die "Lüge" thematisieren, sondern beim eigentlichen Punkt bleiben. Und dem Kind seinen kleinen Verdrängungsmechanismus gönnen. Das geht von selber vorbei, wenn die magische Phase vorbeigeht. Gruß, Elisabeth.
Das hast Du super geschrieben und auch gut auf den Punkt gebracht. Wollte ich nur mal schnell loswerden. Grüssle Tina
Wir machen das auch so wie +emfut+ es beschreibt. Man erzieht Kinder doch nicht dadurch zur Ehrlichkeit, dass man sie zwingt, sondern dadurch, dass man ihnen das Gefühl gibt, egal was für großen Mist sie gebaut oder auch nicht gebaut haben, sie werden verstanden und geliebt. Das Verhalten der Erzieherinnen finde ich sehr seltsam. Entschuldigen finde ich auch wichtig, aber so aufs "Zugeben" zu drängen? Das ist ja wie am Pranger öffentlich bloßstellen.
Hallo, zunächst einmal muss man vorausschicken: Alle Kinder schwindeln im Kiga-Alter gelegentlich. Das gehört zu ihrer altersgemäßen und normalen Entwicklung dazu. Grund ist, dass sie jetzt entdecken, dass man die Welt mit Worten beschreiben und damit auch ein bissel verändern kann. Das ist eine sehr faszinierende Sache für die Kleinen, die natürlich erstmal ausprobiert werden will. Dabei bieten sich naturgemäß solche Situationen besonders an, in denen Kinder sich vor Unannehmlichkeiten schützen möchten. Ausflüchte, Märchen und Schuldzuweisungen an andere Kinder sind daher sehr beliebt! Dieses Schwindeln ist kein Lügen. Lügen ist etwas, dass in böser Absicht und aus niederen Beweggründen geschieht. Lügen tun z.B. Top-Manager, wenn sie ihre Bestechlichkeit oder ihre Steuerhinterziehung verbergen wollen, mit der sie anderen Menschen schwer schaden. Für ein kleines Kind passt dieses Wort überhaupt nicht. Bedenklich wird das Ganze nur, wenn Kinder sehr oft schwindelt. Das hat dann laut schlauer Kinderpsychologen meist den Grund, dass Eltern Fehlverhalten ihres Kindes generell zu sehr ahnden und zuviel Druck ausüben: Zuviel schimpfen, zu sehr in es dringen, es demütigen mit ihren Beschuldigungen (auch bezüglich des "Lügens"), die Sache zu sehr betonen und überbewerten. Der Erfolg ist dann, dass die Kinder noch mehr schwindeln und erst recht nichts mehr zugeben möchten, aus Angst, noch mehr das Gesicht zu verlieren. Meine Kinder haben in diesem Alter auch ab und zu die Wahrheit etwas verändert. Ich habe dann gesagt: "Naja, ich glaube aber, dass das nicht so wirklich stimmt, was du sagst. Ich finde es schöner, wenn du dich jetzt beim XY entschuldigst, was meinst du? Dann ist alles wieder gut." Das hat manchmal geklappt, manchmal nicht. Aber meine Kinder haben gesehen: 1.: Die Mama kann man nicht so leicht hinters Licht führen. Und 2.: Es ist aber trotzdem nicht so schlimm, von ihr ertappt zu werden. Sie schimpft nämlich dann gar nicht. Also braucht man eigentlich auch gar nicht mehr zu schwindeln, hm...". Mit der Zeit ging das Schwindeln völlig von selbst weg. Langer Rede kurzer Sinn: Das Schwindeln ist eine der berühmten "Phasen", wirst sehen, es geht auch wieder weg. Du hilfst Deinem Sohn dabei, indem Du es nicht wie ein Groß-Inquisitor überbewertest, ihm keine Vorträge zum Thema Lügen hältst und nicht zu streng in ihn dringst, wenn er das tut. Zeige ihm, dass Du die Wahrheit kennst, dass Du Schwindeln nicht so gut findest (aber dennoch nicht schimpfst), Ehrlichkeit aber mit Lob und Freude belohnst. Grüßle, B.
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