Mitglied inaktiv
Aha, jetzt habe ich auch den dazugehörigen Jackenbeitrag gelesen. Ich glaube der Fehler liegt wieder darin, den Nichterziehungsansatz als "Methode" zu sehen :-) Du hängst die Jacke nämlich nicht auf, "damit" er irgendwann seine Jacke selbst aufhängt, sondern einfach so, weil du siehst, dass er offensichtlich jemand ist, dem es nicht wichtig ist und er frei ist, JETZT so zu sein, wie er ist und eventuell auch weiterhin so zu bleiben. Vielleicht wird es ihm irgendwann wichtig, vielleicht nicht. Er hat dann im schlimmsten Falle das "Pech", dass er in einer Familie geboren wurde, in der Jacken aufhängen wichtig ist, und das ist aber nach Nichterziehungsansatz nicht ein Grund, es ihm aufzuzwingen (bzw. ihr habt das "Pech" einen Gast bekommen zu haben, dem es nicht wichtig ist). Dazu muss man sagen, dass man natürlich davon ausgeht, dass das Kind sich das Sozialverhalten der anderen anschaut und wenn er es für richtig hält nachahmt. Wenn er sieht, dass im Kindergarten bestimmte Regeln ablaufen, alle Kinder die Jacken aufhängen bzw. die Kindergärtnerinnen ihre Regeln durchsetzen, dann wird er das schon mitkriegen und sich eingliedern – von selbst, da musst du nichts machen. Es kommt auch darauf an, was für Konsequenzen folgen, wenn er es nicht macht, da brauchen wir keine willkürlichen aufzustellen (wir können nur essen, wenn du die Jacke aufhängst oder so einen Quatsch), denn es gibt genügend Sachen, die verwehrt bleiben, wenn man sich nicht entsprechend verhält. Z.B. gibt es bestimmte Restaurants, da darf man schlichtweg nicht rein, egal wie doof man das findet, wenn man seine Jacke liegen lassen würde oder sich sonst nicht angemessen benehmen würde. Essen in einem Restaurant ist ein Privileg, was verbunden mit gewissen Verhaltensregeln ist, und daher *entscheiden* sich die Menschen freiwillig, die Regeln zu befolgen, wollen sie in den Genuss des Essens in diesem Restaurant kommen. Natürliche Grenzen! Zu Hause würde es eher so aussehen: du hängst die Jacke nicht mit dem "Unterton" auf "argh, jetzt *muss* ich das schon wieder machen, obwohl er es eigentlich schon kann – kannst du bitte Mal deine Jacke aufhängen – aaaaach, schon wieder hat die Bitte nicht geklappt und ich *muss* das aufhängen: wann wird das endlich aufhören, aha Nichterziehung funktioniert nicht, er nutzt mich nur aus... er wird es NIE lernen, dabei ist es ja so wichtig...", sondern "Es gibt gerade wichtigeres für mein Kind, als seine Jacke aufzuhängen, und ich gönne es ihm. Ich hänge sie gerne für ihn auf – komm schatz, ich nehme dir noch deine Jacke ab und hänge sie hin". Ich stelle mir vor, ein Kind das das 3 Jahre lang mitmacht denkt irgendwann "ich will selber Mal die Jacke aufhängen" und sagt von selbst "Mama, ich will die Jacke aufhängen" – oder, vielleicht macht er das nicht, aber mti 13 sagt er seiner ersten Freundin: "Warte Schatz, ich nehme dir noch deine Jacke ab und hänge sie hin" – und irgendwann, vielleicht schon vorher denkt er "ach mama, du tust schon so viel für mich, die Jacke, das schaff ich schon selbst, aber danke". (((Man kennt das Verhalten von Kindern, die erzogen werden, aber auch stark betüttelt "MA-MA, LASS das!!! Ich kann SELBER für mich reden/meine Hände waschen/nach Hause laufen/mein Pyjama anziehen..." Man könnte sogar sagen, wenn man schon eine Methode anweden will: verbiete ihm, die Jacke aufzuhängen und hänge sie IMMER selbst auf, wirst schon sehen, wie schnell er die Jacke selbst aufhängen will ;-) aber das nur am Rande, nicht dass ich das ernsthaft empfehle! Ich meine das nur als Beweis, dass Kinder sehr wohl eigenständig und vernünftig handeln können, nur sie brauchen in bestimmten Dingen einfach länger, als wir es in der schnelllebigen Zeit heutzutage erwarten und erwünschen, um uns von gewissen Aufgaben zu entlasten))) Das "klappt" aber nur, wenn du eben so was liebevoll und nicht voll Groll machst. Und natürlich nicht mit dem Erziehungsziel, dass er das ja "lernen muss", sonst kann er sich in die "Gesellschaft nicht eingliedern". Es "klappt" nur, wenn du Vertrauen hast. Wenn du aber doch Groll hast (so schien es mir nicht, aus deinem Posting, aber vielleicht für andere hier interessant), dann solltest du das lieber nicht machen, sondern, so würden (erfahrene) Nichterzieher das machen, dann halt mit ihm aushandeln, dass du ein Problem hast: "Schatz, mich stört es unheimlich, immer die Jacke aufhängen zu müssen. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht weiter komme, ich habe das Gefühl, diese Situation ändern zu müssen, aber ich weiß nicht wie, ich will dich auch ja zu nichts zwingen. Trotzdem stört es mich ungemein. Außerden habe ich Angst, dass du das nie lernen wirst". Dann würdet ihr darüber reden und ausmachen, das.... a) er seine Jacke immer aufhängt (wer weiß, vielleicht sieht er es einfach ein) b) er sie aufhängen würde, wenn du ihn immer freundlcih daran erinnerst c) ihr einen Erinnerungszettel aufhängt d) ihr einen Korb statt Haken hinlegt, wo er die Jacken einfach hineinwerfen kann, sie aber trotzdem ordentlich aussehen d) es dich doch nicht mehr so stört, weil er so lieb argumentiert hat e) ihr ausmacht, er wirft seine Jacken bei sich ins Zimmer, wo er eh unordentlich sein darf (oder so), f) er "Zeit" kriegt, er will es nicht sofort machen, wäre aber bereit, es nach Erinnerung etwas später zu machen, du wärest bereit, 30 Minuten die Jacke da zu ertragen g) ihr einen Haken basteln, der lustig aussieht h) – was weiß ich! :-) Dein Kind hat vielleicht viele Ideen. Ach ja, ganz wichtig wäre, ihm zu verraten, dass du wirklich Angst hast, dass er das "nie" lernt – das ist ein unglaublich guter Tipp. Ich habe das kürzlich ausprobiert und es funktioniert wunderbar. Nicht, dass meine Tochter sich dann "ändert", aber sie schafft es, mir die Angst zu nehmen. Es ist unglaublich, und schafft ein ungeimeines Vertrauen zwischen uns, weil ich mich ihr offenbare und gleichsam auch somit erkläre, warum ich in Versuchung gerate, sie zu erziehen. Gruß Johanna
Liebe Johanna, bin froh, dass du den letzten Absatz noch geschrieben hast. Der ist fuer mich das A und O. Mich wuerde es naemlich nerven, wenn ich immer die Jacke fuer ihn aufhaengen muss und genau die Begruendungen, die du im unteren Absatz ansprichst benutze ich. Und es klappt hervorragend. Ich mache das bei vielen Dingen so...Aufraeumen: ich sage Elio, dass er bitte aufraeumen soll, weil geputzt werden muss und ich oder die Putzfrau schon putzen muessen und nicht auch noch Lust haben, das Spielzeug wegzuraeumen, weil wir sonst vom vielen Buecken Rueckenschmerzen bekommen. Der Hinweis auf eventuelle Schmerzen oder eventuelles Unbehagen anderer Leute funktioniert bei meinem Sohn sehr gut. Nicht immer, immer aber doch oft. Ich verhandel auch und teile meine Sorgen mit ....Ist zum Teil recht zeitintensiv, aber es lohnt sich. Ich dachte er lernt dabei auch Ruecksicht zu nehmen. Das ist aber fuer dich sicher schon wieder ein Erziehungsziel und als solches nicht ok, oder? Bin ansonsten eifrige stille Leserin deines Forums und bin sehr gern dort. Gruss Christiane
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