Mitglied inaktiv
Hallo zusammen, ich habe mir so meine Gedanken gemacht zur Diskussion weiter unten (Osteuropa und die vermeintliche "bessere" Erziehung). Vorweg: ich arbeite in einer wissenschaftlichen Bibliothek - Schwerpunkt Osteuropa und Europäische Geschichte :-) Wir haben Bücher von anno 1650 bis heute, darunter zum Teil auch Erziehungsratgeber! Natürlich nicht sooo alt, aber so ab 1800 aufwärts. Aus allen Regionen Europas (nach damaligem und heutigem Stand). Ihr würdet euch soooo wundern, was da manchmal für tolle Dinge drinstehen. Tipps und Belehrungen zur richtigen Kindererziehung, die sich zum Teil in NICHTS von einem heutigen Ratgeber unterscheiden. Es wird defintiv NIE zum Schlagen aufgefordert oder sonst irgendeiner körperlichen Züchtigung. Es wird sehr viel von Liebe, richtige Kommunikation etc. gesprochen. Seit 1900 werden sogar die "richtigen" Kinderzimmer (hell, freundlich, nicht zu voll!!!) beschrieben - zumindest wie sie sein sollten. Wie Saulute richtig schlussfolgerte, ist der Grund für die hohe Selbstmordrate der Alkohol. Ja, klar macht Alkohol süchtig - die Frage ist ja aber: wenn jemand eine richtige und gute Erziehung genossen hat, unter der er ein solides Selbstbewußtsein aufbauen konnte, wird dann so jemand folgerichtig Alkoholabhängig? Man könnte ewig darüber diskutieren ... Meine kleine bescheidene Lösung sieht wie folgt aus: die Erziehung (auch in Deutschland) ist heute deshalb so "schlecht", weil es noch nie sooo viele Menschen und sooo viele Informationsmöglichkeiten gab, wie heute. Wobei "schlecht" für mich bedeutet, daß viele Eltern (Mütter) so verunsichert sind, durch die pralle Informationsflut, die über sie hereinbricht (eben über, wegen, um die Erziehung). Gerade eben ist man so haarscharf dabei, wenigstens im Bereich der Babypflege (im Sinne der "Erziehung", nicht des Wickelns) dahin zu gelangen, doch wieder mehr auf sein Bauchgefühl, seine Intuition zu hören und sich darauf zu verlassen. Schietegal, ob andere Babys im 4-Std-Rhythmus trinken, eher weinerlich, schläfrig oder sonstwie sind. Ob andere einen 7-Tage-Plan zur Ablenkung haben (Babyschwimmen, Pekip etc.), davon sollte man sich um Gottes Willen nicht beeinflussen lassen! Ist ja auch schön und gut und vor allem richtig, aber es ist noch ein weiter Weg, bis eine Mutter (und selbstverständlich auch der Vater) sich soweit auf ihr Bauchgefühl verläßt, daß Babys trinken können, wann sie möchten, schreien können, wie sie es brauchen, schlafen, wie sie es für nötig halten, ohne daß IRGENDEIN Erzeihungsratgeber in irgendeiner Form (Buch, Bekannte, Internet usw.) in der Lage ist, dieses Gefühl zu zerstören. In der Erziehung sind wir wohl noch lange nicht soweit. Das zumindest denke ich mir so für meinen Teil, wenn ich jetzt so an unsere Babymonate (-jahre) zurückdenke. Viele, viele Internetseiten habe ich durchgeforstet, viele Ratschläge von Bekannten und auch meiner Mutter bekommen (das fing ja schon im Krankenhaus mit den Hebammen und Kinderschwestern an) und mein Fazit ist: ich mache es mindestens seit 18 Monaten (unserer ist jetzt 22 Monate) so, wie WIR es rein von unserem Gefühl her für richtig halten. Wir denken einfach viel darüber nach am Abend -war es so richtig, wie wir gehandelt haben, sollten wir wirklich so "oft" nein sagen, etc. Das alles sind Fragen, die wir nun nur noch fast ausschließlich in dem Kreis diskutieren, der Raphael auch betrifft (auch die Tagesmutter und selbst meine Mutter *ähem* gehören dazu). Punktuell kann man bestimmt auch mal jemand Erfahrenen befragen, aber niemals irgendein Schema übers Kind stülpen, weil's gerade dem angeblichen "Zeitgeist" entspricht. So und nu geh ich endlich in die Falle und stelle meine eigentliche Frage lieber morgen ;-) LG ... Marion
Hallole, vor allem, wenn du die These aufstellst, dass die sich breit machende "Erziehungsverwirrung" u.a. auch daran liegt, dass wir "dank" der neuen Medien (also Internet, Handy etc.) direkt ersäuft werden in der - teilweise mehr als unqualifizierten - Informationsflut. Vor Beginn dieses Zeitalters musste man eine ordentliche Recherche machen und zur Not auch mal nen Weg in die Bibi oder in die Stadt, um sich Bücher zu besorgen und sich zu informieren. Jetzt ein klick und schon schwappen die Infos nur noch so rein ;-) Hat aber natürlich auch sein Gutes (denke da an online-Wörterbücher *freu*, die das Übersetzerleben um einiges vereinfachen...). Und der Austausch z.B. hier ist auch bereichernd, wenn man sich die Denkansätze bzw. -anstöße rausholt, auf Grund derer man sich seine eigenen Gedanken macht.. Lg JAcky
Hallo Marion, hat Spaß gemacht, deinen Beitrag zu lesen und ich kann ihn voll unterschreiben. Aber eins mag ich noch anmerken: Waren wirklich erst die Bücher und Informationen da oder gibt es so viele Bücher und Informationen, weil es so viele ratlose Eltern gibt? Für mich wird ganz klassisch ein Markt bedient. Und das trifft sich mit meiner Aussage, dass vielen Eltern ein sicheres Fundament in der Erziehung fehlt. Liebe Grüße Heike
ich mag die beiträge auch. zu den büchern....naja, eigentlich geal ob sie da wren davor oder eben erst weil.... im prinzip ist es doch so, jeden beruf kann man durch eine mehrjährige lehre erlernen, wie man aber erzieht wird nicht vorher erlernt! vielleicht kann jemand ja dort dann mal ansetzen *grübel* lg phi
Hallo Phi, du schreibst: "wie man aber erzieht wird nicht vorher erlernt! vielleicht kann jemand ja dort dann mal ansetzen." Das trifft es genau, wir Mütter werden allein "im Regen" stehen gelassen, bekommen aber von allen Seiten die Schuld aufgebürdet, wenn das Kind nicht so funktioniert, wie es die Umwelt erwartet. Störenfriede in der Schule wurden bisher aussortiert, was aber bald nicht mehr geht, weil es immer mehr werden. Es gibt auch immer mehr Kinder, die reden einfach nicht mehr mit anderen Menschen, siehe das Problem im Forum von LeeAnn. Fachleute haben sich sogar einen Namen dafür ausgedacht. Es werden immer mehr Auffälligkeiten und sie kommen mit der Klassifizierung gar nicht mehr hinter her. Wir Mütter tragen ein sehr große Verantwortung, aber den Rücken stärkt uns keiner. Ganz im Gegenteil, wir Mütter gehen im Alltag aufeinander los, wir haben weder Verständnis noch Mitgefühl für andere Mütter und dadurch mißtrauen wir auch erstmal selbst jedem gutgemeinten Rat. Hauptsache, die eigenen Kinder funktionieren, dann hat man doch seine Schuldigkeit als Mutter getan. Liebe Grüße Heike
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