Elternforum Rund um die Erziehung

Freundschaft mit Autisten

Freundschaft mit Autisten

Calpurni

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Hallo, ich habe bei der Musikschule eine nette Mutter mit einem zwei Jahre älterem Jungen kennengelernt. Wir verstehen uns gut und unternehmen gerne etwas zusammen. Dass ihr Kleiner Autist ist, ist für mich vollkommen okay und ich kann gut damit umgehen. Doch mein Sohn leider zunehmend nicht. Obwohl ich ihm erkläre, dass XY es nicht böse meint, kann er es mit drei Jahren nicht verstehen, wenn dieser nicht mit ihm spielen möchte. Klar möchte ich, dass er Toleranz lernt, aber er soll auch nicht dauernd ,,zurückgewiesen" werden. Gibt es hier Erfahrungswerte? Was können wir tun, damit eine Freundschaft entstehen kann? Echte Abneigung ist es nicht. Denn nach den Treffen sagt XY zu seiner Mutter, dass er sie schön fand. Nur während der Treffen merkt man es leider nicht. Er sagt ständig, dass er nach Hause möchte und dass mein Kleiner nicht sein Freund ist. Echt blöde Situation ... Aufgeben möchte ich eigentlich nicht. Ich bin für jeden Tipp dankbar. Viele Grüße C.


Windpferdchen

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Hallo, es klingt ein wenig so, als ob du die Idee dieser Freundschaft schön fändest und daher das Ganze ein bisschen forcieren und erzwingen möchtest. Aber das funktioniert bei Kindern nicht, wie du ja selbst beobachten musstest. Es hat nichts mit fehlendem Mitgefühl oder Toleranz zu tun, wenn man sich eingesteht, dass es einfach zwischen den Kindern nicht läuft. Dein Sohn hat nichts von den Treffen mit diesem Jungen, da dieser offenbar nicht wirklich kommunizieren oder mit anderen Kindern konstruktiv spielen kann. Ich kann verstehen, dass du die andere Mutter magst und sie dir vielleicht auch etwas leid tut, weil ihr Sohn wenig Spielgefährten hat. Aber dein Kind kommt immer an erster Stelle. Dein Sohn profitiert nicht nur nicht von den Treffen, sondern das Verhalten des Jungen frustriert ihn, irritiert ihn und macht ihn ratlos. Echter Autismus ist eine gravierende Einschränkung, und ein Dreijähriger ist überfordert damit, sich auf ein solches Kind einzustellen. In der Grundschule wäre das vielleicht schon etwas anderes, da können Kinder sich bereits in andere hineinversetzen, deren andere Art akzeptieren und ihr Verhalten auch etwas deuten.  Ich würde mich mit dieser Mutter vielleicht lieber zu zweit treffen, ohne Kinder, wobei ein gelegentlicher gemeinsamer Ausflug sicher trotzdem geht. Fürs regelmäßige nachmittägliche Spielen würde ich aber Treffen mit Kindern ermöglichen, die für deinen Sohn einen echten, lebhaften, bereichernden Austausch bieten können.  LG


annarick

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Ich würde mal andere Treffen ausprobieren. Vielleicht in einem Tierpark, wo nicht das Spielen im Mittelpunkt steht, sondern, wo sich die Beiden die Tiere anschauen können. Oder es kommen noch andere Kinder dazu. Oder so ähnlich. Wenn die Kinder nicht miteinander spielen können, fänd ich es für mein Kind auch irgendwie blöd. 


JoMiNa

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Man kann das Zusammenspielen nicht erzwingen, egal ob Autist oder nicht. Wir haben zum Beispiel eine befreundete Familie mit 2 Kindern, und die beiden jüngeren Kinder,  Mädchen 3 und 4 Jahre, ähnliche Interessen, selbe Kindergartengruppe, könnten prima miteinander spielen. Aber es funkt einfach nicht. Die 3jährige zeigt zwar ab und zu Interesse, aber die 4jährige weist sie zurück und orientiert sich in der Konstellation lieber an den größeren Kindern. Oder eine Mutter, mit der ich jahrelang befreundet bin: Unsere Kinder verstehen sich sehr gut, hatten aber immer wieder Phasen, in denen es viel Streit gab. In diesen haben wir uns dann seltener getroffen, irgendwann hat sich eines der Kinder weiterentwickelt und dann ging es plötzlich wieder gut. Wenn dein Kind bei den Treffen unglücklich wirkt, würde ich die Treffen entweder reduzieren, oder wie jemand vorgeschlagen hat, etwas unternehmen, bei dem sie nicht zusammen spielen müssen. Vielleicht macht es aber auch deinem Kind nichts aus, und nur dich als Mama stört es, dass dein Kind Ablehnung erfährt? So oder so: Du kannst von einem 3jährigen nicht erwarten, dass er Verständnis für das andere Kind hat, oder irgendwelche speziellen Tipps befolgt. Und es muss auch zwischenmrnchlich  "Klick" machen. Du selbst willst bestimmt auch nicht mit jeder anderen Mama aus den Kindergarten befreundet sein.


Caot

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Ich schlage vor, dass ihr etwas draußen zusammen macht. Da, wo man auch "alleine" als Kind etwas davon hat. Ein Park den man durchläuft und von Spielgerät zu Spielgerät "wandert". Mit dem Laufrad, Roller .... so etwas habe ich früher ganz oft mit fremden Kindern gemacht. Ein Tierpark eignet sich auch dazu.


kuddelmuddel

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Liegt es am Autismus oder am Alter? Das ein Fünfjähriger nicht mit Drreijährigen spielen möchte , ist sehr gut möglich - da liegen Welten zwischen. Auch die Interessenlage kann sehr unterschiedlich sein - der eine mag Autos, der andere Tiere. Es ist gut möglich, dass die Kids einfach nicht "matchen". Und ein Fünfjähriger (egal ob Autist oder nicht) definiert schon genauer, was ein "Freund" ist - der meint dann, dass der Kleine nur ein bekannter ist, den er schonmal in der Musikschule sieht. Und da Kinder mit ASS oft "sehr gerade heraus" sind, ist die Aussage "Du bist nicht mein Freund, ich will nach Hause" in diesem Moment für den Großen eine Tatsache. Warum soll er Rücksicht auf den Kleinen nehmen? DU möchtest mit der MUTTER des Kindes befreundet sein. Das ist super! Die Kinder müssen aber deswegen nicht auch befreundet sein. Also, wenn du dich treffen willst, dann entweder ohne Kinder (oder nur eins) oder so, dass beide Kinder was von der Situation, aber nicht gezwungenermaßen voneinander haben.  Ich würde die ganze Sache lockerer angehen. Die Kinder können, aber müssen nichts miteinander tun. Wenn der Kleine will, aber vom Großen abgewiesen wird, dann ist es deine Aufgabe, dem Kleinen zu erklären, dass er das zu akzeptieren hat. Wenn der Große scheinbar doch Spaß hat, sich aber währenddessen eher nörgelig und sozial unangemessen verhält, liegt es an der Mutter des Jungen, ihrem Kind das zu vermitteln. Den Kindern etwas anbieten, was beide zueinander bringt, kann helfen, muss aber nicht LG LG