Mitglied inaktiv
Saublöder Betreff, aber ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll !? Meine Große (6) ist zur Zeit etwas nah am Wasser gebaut. Sie ist sehr sensibel und feinfühlig, körperlich eher robust aber eigentlich ein kleines "Seelchen". Kommt ihr jemand quer, läuft es nicht so wie sie es sich vorgestellt hat, dann beginnt sie zu weinen. Meistens kein trotziges Weinen, sondern ein trauriges. Wenn ich dabei bin tröste ich sie natürlich (kommt auf die Situation an, oder ich gehe nicht weiter drauf ein, wenn der Grund echt pipi ist). Neulich im Schwimmkurs war sie das einzige Kind welches ohne Schwimmgürtel schwimmen sollte (die anderen hatten alle einen an), da sie sich schon ganz gut über Wasser hält. Zuhause hatte sie mir aber noch erklärt, daß sie ohne nicht schwimmen will, da es zu anstrengend wäre. Ich nehme an, da sie mit der Situation überfordert war, fing sie nach kurzer Zeit an zu weinen - ich habe es von draußen beobachtet. Die Schwimmlehrerin bemerkte es, ist aus dem Wasser raus und hat sie getröstet. Danach ging es wieder, immer mal wieder ein Schluchzer, aber sie ist tapfer weitergeschwommen. Nach dem Kurs habe ich sie gelobt, daß es schon ohne Gürtel klappt und bin nicht weiter auf ihr Weinen eingangen. Erst zuhause habe ich mit ihr gesprochen: Sie hatte Wasser geschluckt! (Das war definitiv nicht der Grund fürs Weinen......) Nun zu meiner Frage: ist es immer gut, so auf die Traurigkeit einzugehen und zu ergründen? Kann es sich auch um ein "erlerntes" Verhalten handeln, verstärkt durch überempathische Eltern? Versteht mich nicht falsch, ich spreche mit meiner Tochter viel über Gefühle und sie ist auch ein Kind, daß sehr gut ausdrücken kann wie es ihr oder anderen geht. Ist es eine Phase? Ist es vielleicht sogar wichtig? Ich kenne Kinder, die _nie_ weinen. Ist das vielleicht bemerkenswert? Freue mich auf Antworten! LG Lora
Hi, das ist aber jetzt eine schwierige Frage.... Ja, sowas wie Wasser- Schlucken ist für meinen 3-jährigen auch Pipi.... Ich tröste ihn da, aber gleichzeitig lache ich. Kind mittlerweile auch. In der Situation mit dem Schwimmen.... einerseits sollte man da schon drauf eingehen, wenn sie überfordert ist, als einzige ohne Schwimmgürtel zu schwimmen, aber ist sie denn nicht auch stolz? Trotz aller Empathie Deinerseits, wenn nicht das Wasserschlucken der Grund war, was war es dann? Hast du es rausgefunden? War es ihr peinlich, daß sie die beste war? Mit 6 würde ich glaube ich beim Schwimmkurs auch nicht mehr daneben stehen (obwohl es doch toll ist, daß sie sie in der Situation getröstet haben, und du das gesehen hast) Kurz gesagt: Ja. Es gibt auch manchmal zuviel Empathie durch die Eltern, und das fördert auch nicht gerade die seelische Widerstandskraft des Kindes. Andererseits ist zuviel Emphatie aber besser als zuwenig. Ciao Biggi
Hallo, Deine Tochter erinnert mich sehr an meinen kleinen Neffen, der auch immer weint und so richtig doll traurig ist. Ich denke man muss dann unterscheiden, was es für Situationen sind, in denen geweint wird. Das Wasser schlucken wird wohl nicht der Grund gewesen sein, ich denke eher die Erwartung der Schwimmlehrerin, die meinte sie könne ohne schwimmen. Ich weiß, das meine Schwester tröstet, wenn er traurig ist, weil er sich eh getan hat oder man eben ersieht das er traurig ist. Seine Frustationsgrenze ist sehr ausgeprägt, er heult wenn was nicht klappt, wenn was nicht nach seiner Nase läuft und dann auch richtig traurig, aber da muss er dann eben durch und lernen, das es so nicht geht. Ich denke, Du musst die Gründe unterscheiden und dann danach handeln. Es ist schwer, mir tut er auch immer so wahnsinnig leid, wenn er so traurig ist. LG Tanja
Es war nicht das Wasser schlucken - es war die Erwartung der Schwimmlehrerin, also der "Druck" der für sie zu groß war (obwohl sie es ja eigentlich kann). Ich habe die Befürchtung, daß man das Weinen in Belastungssituationen verstärkt, wenn man zu sehr darauf eingeht, versteht ihr? Daß es sich quasi durch positive Verstärkung einmal verselbständigt. Sie kommt nun in die Schule und freut sich auch sehr darauf. Aber die Situationen in denen man sich zuesrt einmal hilflos fühlt werden ja mit zunehmendem Alter nicht weniger........ Danke erstmal für die Antworten! LG Lora
Hallo, die Befürchtung, Du könntest die Weinerlichkeit Deiner Kleinen durch zuviel Mitgefühl verstärken, ist sicher unnötig. Ihr Weinen ist ja kein Fehlverhalten, das sie sich abgewöhnen müsste oder was durch Darauf-Eingehen noch schlimmer würde. Mit dieser Einschätzung unterstellt man ihr, dass ihr Verhalten falsch und ungerechtfertig ist. Es ist aber gar nicht irgendwie "falsch", sondern schlicht eine Botschaft oder ein Signal. Kinderpsychologen wie Jesper Juul betonen, dass ein Kind immer mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen kooperieren möchte. Wenn es weint oder aggressiv ist, heißt dies, dass es gesehen und verstanden werden möchte, weil es mit einer bestimmten Situation und auch den in der Situation vorkommenden Personen ein Verständigungsproblem hat. Dass man das Kind ansieht und sein Gefühl wahrnimmt, ist dabei das Wichtigste. Nicht, dass man sein Verhalten bewertet (das Weinen also gerechtfertig oder ungerechtfertigt findet). Wir Erwachsenen möchten das Verhalten des Kindes meist mit einem Stempel versehen (verständlich, nicht verständlich, übertrieben, nachvollziehbar, unpassend, peinlich, bockig, schwierig), davon haben wir ein großes Reservoir. Dabei reicht es, wenn wir das Gefühl des Kindes einfach nur spiegeln. Dass wir ihm also zeigen: "Ich sehe deinen Kummer. Was könnten wir denn jetzt tun, damit du dich jetzt in dieser Situation besser fühlst?" Damit macht man ein Kind nicht noch weinerlicher, sondern im Gegenteil: Es fühlt sich wahrgenommen, aber nicht abgestempelt oder abgewertet. Und es kommt etwas Konstruktives dabei heraus. Das Weinen wird unnötig. Ganz konkret hätte man die Schwimmunterricht-Situation vielleicht so verstehen und so lösen können: Deine Tochter sagt (indirekt): "Ich weine, weil ich mich ohne Gürtel noch unsicher fühle, auch wenn ich vielleicht nicht untergehe. Ich weine, weil die anderen alles diesen Gürtel anhaben, nur ich nicht. Ich möchte sein, wie die anderen. Es ist gerade etwas schwierig für mich, diese Sonderstellung zu haben. Außerdem bin ich nicht ganz sicher, dass ich nicht doch untergehe, ich habe schon etwas Wasser geschluckt." Die Schwimmlehrerin kann natürlich - wie geschehen - Deine Tochter nun zum Schein trösten, in der Sache aber knallhart bleiben. Das ist aber keine echte Lösung für Deine Tochter gewesen. Ihre Botschaft blieb absolut ungehört, ihre Gefühle unwahrgenommen und für "falsch" und "unnötig" erklärt. Die Lehrerin hätte stattdessen sagen können: "Ich glaube ganz bestimmt, dass du schon ohne Gürtel schwimmen kannst. Aber ich sehe, dass du dich nicht wohlfühlst und sogar Angst hast. Was meinst du, was wir tun können?" Deine Kleine hätte vielleicht eine gute Idee gehabt, z.B. dass sie den Gürtel mit nur noch einem Schwimmelement hätte anziehen können. Ich fände es wichtig, dass Deine Tochter selbst entscheidet, wann sie sich so sicher fühlt, dass sie keinen Gürtel mehr braucht. Weil die Lehrerin ihr diese Entscheidung weggenommen und sie für sie gefällt hat, ist die Sache schiefgegangen. Deine Tochter war einfach noch nicht bereit für das Abenteuer "gürtellos Schwimmen" - auch wenn ihr Körper das geschafft hätte. Wir nehmen unseren Kindern tagtäglich X Entscheidungen weg, weil wir denken, dies sei nötig, weil das Kind zu klein sei, um selbst zu entscheiden. Man fällt aber von einem Staunen ins nächste, wenn man seinem Kind einfach zutraut, gewisse Dinge, die es selbst betreffen, auch selbst zu entscheiden. Kinder sind unglaublich klug und erfindungsreich, was Lösungen angeht, die zu ihnen passen und die ihnen nicht von uns aufgestülpt wurden. Du könntest momentan in jeder "weinerlichen" Situation, in der Du dabei bist, Deine Kleine zunächst auf Augenhöhe anschauen und sagen: "Ich sehe, dass du traurig bist oder Angst hast. Ist es weil...? Was meinst du, was könntest du / könnten wir tun, damit du dich besser fühlst.?" So fühlt sie sich wirklich gesehen. Lies doch dazu vielelicht auch mal von Jesper Juul "Das kompetente Kind". Es ist ein Buch, das man wirklich verschlingt und dass den gesamten Alltag und Umgang mit dem eigenen Kind verändert - und damit zugleich auch das Verhalten des Kindes. Grüßle, BB
Hallo... ich schreib mal kurz aus meiner Erfahrung (ohne dabei irgendeinen Erziehungsratgeber konsultiert zu haben). Bei der Kindegruppe, die ich leite, hatten wir einen Jungen (9Jahre), der immer sehr schnell geweint hat. Bei ihm war es offensichtlich, dass es um Aufmerksamkeit ging (im Unterscheid zu deiner Tochter). Wir haben auch erst versucht zu trösten, dann zu ignorieren etc. Dann habe ich ihn mir vor der Gruppe immer mal wieder zur Seite genommen (ohne dass andere es mitbekamen) und habe mit ihm eine Wette abgeschlossen : Ich wette, du schaffst es heute ohne Tränen, glaubst du das auch? Es war ein Deal, eine Abmachung nur zwischen uns und es hat ihm Spaß gemacht. Immer wenn er dann kurz vorm Weinen war, haben wir uns mit Blickontakt verständigt und siehe da: er hat die Tränen zurückhalten können (und bekam dafür natürlich später ein dickes Lob). Aber wie gesagt, das passt wahrscheinlich nicht ganz zu deiner Tochter, oder meinst du, sie hätte auch mal Lust wetten? LG Emily
Danke für deinen ausführlichen Beitrag! Es passt auch sehr gut zu meiner Tochter, sie ist wirklich in vielen Dingen kompetent, auch wenn sie nun immer mehr Dinge entdeckt, die ein großes Kind (Schulkind) kann und sie eben noch nicht. Ich will es ja auch nicht völlig ignorieren wenn sie weint - das würde mir komplett gegen den Strich gehen. Ich war nur nicht sicher aus welchen Gründen sie weint. Dein Beitrag hat echt weitergeholfen und das Juuls-Buch werde ich mir eventuell anschaffen (habe ich auch schon mal in der Hand gehabt). LG Lora
Hallo! Sie weint eher selten, aber immer öfter in kniffligen Situationen. Die Idee mit dem Wetten finde ich eigentlich eine gute Sache, aber so ausufernd passiert es eben nicht - obwohl es sie durchaus belastet wenn die anderen es mitbekommen. Danke für den Tip! LG Lora
Hi, ich finde die Einstellung von Bonniebee bzw Juuls auch gut. Und ich denke, das ist Empathie, weil du versuchst, dich in sie reinzudenken. Und das finde ich auch gut. Gleichzeitig denke ich mir nur, ein Kind muss eigene Strategien entwickeln können, wie es mit Situationen umgeht, in denen es ein Problem hat. Ich finde auch Weinen da nicht schlimm, sondern eine Möglichkeit unter vielen. 1. war die Situation nicht schlimm. Es wurde ihr etwas zugetraut, was sie dann nicht konnte (nicht das Schwimmen, sondern das so vorzuführen). Das ist doch nicht schlimm? Weder, daß ihr das zugetraut wurde, noch daß sie sich unter Druck gefühlt hat. Noch, daß sie geweint hat. 2. Heb' doch auch das Positive raus an der Situation. Die Tatsache, daß sie ausgewählt wurde, ist doch positiv! Sie konnte es am besten. Deshalb wurde sie ausgewählt! Deshalb muss sie es nicht können, aber sie kann es probieren, wenn sie will. 3. Ermutige sie gegenüber dem Schwimmlehrer. Sie darf ihm ruhig sagen, wenn sie was nicht will, oder Angst hat. (sie muß das aber nicht, also nicht enttäuscht sein, wenn sie weiterhin weint, statt was zu sagen. Das macht nix) 4. Ich würde meinem 6-jährigen (meiner ist ja noch kleiner) durchaus zutrauen, daß er ohne Mama an so was teilnehmen kann, und auch den Schwimmlehrern, daß sie Erfahrung haben und mit Kindern umgehen können, also, wenn ich mein Kind in einen Schwimmkurs gebe, stehe ich auch nicht dabei und schaue zu. 5. Wenn die Erwachsenen (oder auch andere Kinder) nicht so gut reagieren, wie ich es mir wünschen würde, macht es auch nix, da kommt mein Kind schon durch. Ciao Biggi
- zumindest in manchen Situationen habe ich auch die Erfahrung, v.a. bei unsrem "Grossen", dass man auf das Weinen/Heulen/Jammern nicht zu sehr einsteigen sollte, da er sich sonst auch reinsteigert und das Ganze auch ein Selbstläufer werden kann und er nicht mehr da raus kommt (in der konkreten Situation). Da hilft eher ein bisschen "Runterspielen", Aufmuntern und Ablenken.
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