Elternforum Rund um die Erziehung

3 Jahre alt - zu viel Fremdbetreuung ?

3 Jahre alt - zu viel Fremdbetreuung ?

LineS

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Liebe alle, ich freue mich über Einschätzungen! Ich frage mich seit längerem, ob wir unser (bislang einziges) Kind zu viel fremd- bzw familienmitglied-betreuen lassen und ob ihm nicht eher mehr Zeit mit uns auf dem Spielplatz gut täte, wo dann auch andere Kinder sind, mit denen er potentiell spielen würde. Bislang tut er das nicht. Wir kennen zwar Eltern mit Gleichaltrigen, aber wegen Krippe ab 2. Geburtstag hatten wir den Eindruck,  er hat vormittags genug Kinder und nachmittags reicht es, wenn er mit uns oder seinen (geliebten und liebenden) Großeltern zusammen ist. Möglichst draußen. Noch wichtig ist glaube ich, dass die Krippe im EG und der Kindergarten im 1.OB des gleichen Gebäudes mit dem gleichen Außenbereich ist und er zu seinen Krippen- wie KiGa-Erzieher*innen eine vertrauensvolle Beziehung hat und er gern hingeht. Nur wenn er jetzt nach vier Stunden KiGa um 13.00 abgeholt wird, ist er sehr müde und unruhig bzw überdreht. Eigentlich könnte er bis 14.30 bleiben und sie gehen um ca 13.30 immer in den Außenbereich, sodass es immerhin ruhiger ist, aber mein Eindruck ist, dass wir noch eine ganze Weile bei 13.00 bleiben müssen, wenn wir ihn nicht überfordern wollen. Nun ist es so, dass wir beide arbeiten, mein Mann noch bis Sommer in Vollzeit, ich in Teilzeit. Wir haben durch Scheidungen drei hochmotivierte Großelternpaare, die traurig bis beleidigt sind, wenn sie Kind nicht jede Woche sehen bzw. abholen und eine Weile betreuen dürfen/können. Kind erzählt immer wieder, dass er gern mit der S-Bahn zur Omama und zum Opapa fahren möchte oder bei der Oma mit der Duplo-Eisenbahn spielen wird und kommt meistens wohlgenährt, gewässert und zufrieden zurück. Allerdings hat das dazu geführt, dass er ab April 24 an zwei und ab September 24 an drei Nachmittagen nach dem Mittagsschlaf von Großeltern (je 1x) abgeholt und betreut wurde, 2mal davon nicht daheim, sondern jeweils bei den Großis zuhause. 1x hier in der Gegend nach Möglichkeit draußen oder dann bei uns. Wenn bei Großis zuhause, kam er erst gegen fünf oder sechs zurück nach hause. Das waren lange Tage für ihn, aber er  und das wollen wir jetzt anders machen, was geht, weil ich andere Arbeitszeiten habe. Aber um das zu ermöglichen, müsste er an zwei Tagen von Oma bzw Patentante (liebt er auch) gebracht und an 2-3 Nachmittagen von Omama/Oma/Großvater abgeholt werden.  Ist das zuviel? Alternativ müsste ich weiter reduzieren, es ginge finanziell schon irgendwie, aber wäre schade. Und ich merke: Ich möchte gern selber mein Kind öfter abholen und dann mit ihm draußen sein, die Großeltern können dann gern noch ein paar Stündchen zu uns kommen. Wie macht ihr das mit "zu vielen" Großeltern? Oder mit (gefühlt) zu wenig Zeit mit eurem Kind? (Ich weiß, es ist ein Luxusproblem.) Vielen lieben Dank für Ideen und Einschätzungen!


Lillimax

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Antwort auf Beitrag von LineS

Huhu, ich kann dich gut verstehen. Es geht ja in deinem Posting um zwei bis drei ganz unterschiedliche Themen, und die muss man vielleicht getrennt anschauen. Vielleicht verhilft das zu mehr Klarheit. Das erste Thema ist die Frage, ob dein Kind zu viel fremdbetreut wird. Hier brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen, denke ich. Denn Großeltern oder Patin sind keine "Fremden". Mit Fremdbetreuung sind Tagesmütter, Babysitter, Erzieherinnen und Hortmitarbeiterinnen gemeint, nicht Familienmitglieder. Kleine Kinder profitieren sehr davon, wenn mehrere Familienmitglieder sich um sie kümmern. Sie wollen mehrere Bezugspersonen, nicht nur Mama und Papa. Im Gegenteil, die moderne Kleinstfamilie nach dem Motto: "Mama und Kind allein zu Haus" (weil der Papa auch erst abends kommt), wird von Kinderpsychologen eher kritisch gesehen. Auch früher in der Großfamilie (zum Beispiel auf dem Bauernhof) war es völlig normal, dass ein Kind von Mama und Papa, von unverheirateten Tanten, Großtanten, Großeltern und so weiter betreut wurde. Das ist der natürliche Zustand. So konnten Kinder erleben, dass jeder Mensch unterschiedlich ist, Dinge anders handhabt, anders sieht - das ist eine wichtige Bereicherung und Anregung. Die zweite Frage ist: Wie kommst DU damit zurecht, dass du deinen Sohn oft nur wenig siehst am Tag? Und damit, dass die Großeltern ihn so oft haben, was einen als Mutter ja auch ein klein bisschen eifersüchtig macht. Denn natürlich gewöhnt das Kind sich an die anderen Bezugspersonen, sie werden sehr wichtig. Und wenn das Kind (gefühlt) mehr Zeit bei denen als bei der Mutter verbringt, dann tritt die Mutter tatsächlich ein wenig zurück hinter den anderen. Oma und Opa sind dann manchmal beliebter beim Kind als man es als Mutter gern sieht. Du selbst scheinst das gerade ein wenig so zu empfinden. Du hättest gern mehr Zeit mit deinem Sohn, das hört man durch. Gleichzeitig bist du froh und erleichtert, dass es so viele Personen gibt, die dich entlasten. Du bist also vielleicht hier ein bisschen hin- und hergerissen. Denn tatsächlich bezahlst du natürlich einen Preis für die Entlastung: Du findest im Alltag deines Sohnes weniger statt als Mutter. Das tut weh und ist tatsächlich nicht optimal. Als drittes Thema höre ich durch, dass du die etwas übereifrigen Großeltern nicht vor den Kopf stoßen willst. Du schreibst, sie dürften ja dann ruhig noch ein paar Stunden bei euch bleiben nach dem Abholen, auch wenn du da bist. Aber willst du das wirklich? Oder nimmst du das nur ihnen zuliebe in Kauf? Weißt du, DU bist die Mutter, DU entscheidest, wer, wann, wie lange bei euch zuhause ist, und wann du mit dem Kind lieber allein wärest. Du bist eine erwachsene Frau und musst tun, was für dich richtig ist, nicht das, was für andere richtig ist. Grenze dich nötigenfalls hier klarer ab, und zwar ohne schlechtes Gewissen. Die Großeltern stehen nämlich auch sehr gut für sich ein. Sie haben z.B. null schlechtes Gewissen, wenn sie sich dein Kind ein wenig zu oft "krallen" und sich hier durchsetzen wollen. Sie dürfen das versuchen - aber du darfst gegenhalten. Du brauchst für deine Entscheidungen auch nicht den Applaus der Großeltern, du musst nicht um jeden Preis lieb, angepasst und pflegeleicht sein, das passt nicht zu einer Mutter. Und die Großeltern dürfen ruhig auch mal enttäuscht sein - sie überleben das, wie jeder Erwachsene. Und sie respektieren dich sogar mehr, wenn du nicht immer Ja sagst. Wenn man sich nun die drei Punkte so ansieht, würde ich als Außenstehende sagen: Nimm dir tatsächlich mehr Zeit für deinen Sohn. Die frühen Jahre sind so wertvoll und vor allem so irre schnell vorbei. Man kann sie nicht mehr zurückholen und auch nicht die Stunden, die man mit seinem Kind verbracht oder eben nicht verbracht hat. Dein Bauchgefühl sagt dir das ja auch. Und sei zwar dankbar für die tolle Unsterstützung deiner Familie. Aber grenze dich trotzdem auch ab, falls sie dir hier und da zu viel werden. Das darfst und musst du sogar, denn nur so bleibt euer Verhältnis auch langfristig gut. Sonst sammelt sich bei dir nämlich unbewusster Groll an, und der kommt immer raus - irgendwann. Solange solltest du nicht warten. Steh zu dir und deiner Intuition. LG  


NBugsbunny

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Antwort auf Beitrag von Lillimax

Toller Beitrag. Ich sehe das genauso. Spricht mir total aus dem Herzen. Vielen Dank dafür! 


WonderWoman

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Antwort auf Beitrag von Lillimax

so sehr ich ansonsten bei dir bin, aber die unterscheidung zwischen fremdbetreuung und nicht-fremdbetreuung am verwandtschaftgrad festzumachen ist lachhaft. wieso soll eine weit entfernte oma die das kind vielleicht 3x im jahr sieht keine fremdbetreuung sein, die erzieherin die das kind jeden tag sieht aber schon? ja, ein kind sollte mehr als 1 bezugsperson haben. aber der verwandtschaftgrad hat damit nichts zu tun.


Caot

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Ich halt es für besser, wenn das Kind nicht "tausend" Bezugspersonen hat. Sondern begrenzt. Das wäre der Kiga. Und da Du nur halbtags arbeitest kannst Du doch dein Kind auch abholen. Du bist die Mutter. Die Oma ist Oma und der Opa Opa. Was Opa oder Oma wollen ist egal. Dein Kind, deine Vorgaben. Du musst aufpassen, dass Du vor "lauter recht machen" wollen, nicht deine Bedürfnisse aus den Augen verlierst, nur weil die Großeltern A,B,C und die Cousine auch mal abholen wollen.  Für mich wäre die Sache klar. Kiga und ich hole das Kind ab. Dann kann man schauen ob denn nicht der Opa mit dem Kind zum Kinderturnen fährt. Aber das besprecht ihr zuerst als Kernfamilie. Was will ich, ohne mich und das Kind zu stressen.  


zweizwerge

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Huhu, Deinem Kind geht es augenscheinlich gut damit und es liebt Omas und Opas und die Zeit mit ihnen. Warum sollte diese Zeit anstrengender sein als Zeit mit Dir, wenn er diesen doch auch vertraut? Vermutlich gehen sie auch mit ihm auf den Spielplatz... Du holst Dein Kind dann vermutlich an 2 Nachmittagen die Woche um 13 Uhr ab und hast das ganze Wochenende mit ihm. Das ist doch eine ganze Menge! Viele Eltern müssen mehr oder wenger Vollzeit arbeiten und sehen ihr Kind an 5 Tagen in der Woche erst ab 16 oder 17 Uhr. Ich sehe hier auch eher ein Eifersuchtsproblem zu den Großeltern :-). Und natürlich wird uns Müttern immer eingeredet, dass nur wir die Kinder gut betreuen können und sonst gar niemand. Aber das stimmt nunmal zum Glück nicht. Also mach es so, wie es für Dich, für Euch für Eure Konstellation passt und freue Dich, dass das Kind seine Großfamilie liebt.  


Caot

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Antwort auf Beitrag von zweizwerge

Es geht hier ja aber gar nicht um eine Betreuung, das übernimmt ja der Kiga.  Es geht doch darum, dass sich die Großeltern A,B,C und die Tante streiten, wer denn nun ab Nachmittag das Kind haben darf. Oder hab ich das missverstanden? Also ich kann da nur sagen, vom Kuga abholen war meine Aufgabe. Die hab ich auch genutzt, kurz mit den anderen Müttern zu sprechen oder den Erzieherinnen, zu kontrollieren ob Ki d alles dabei hat und eben dieses "Willkommen" auch ein bisschen zu Zweit zu genießen. Denn die Zeit kommt nie wieder, das intensive und glückliche "Mama ist da". Wenn das Kind freudestrahlend auf mich zukam, das waren intensive Momente. Dann nachhause. Kurz zur Ruhe kommen. Im Anschluss spricht dann nichts gegen die Großeltern. Ich hab Bekannte, da waren Großeltern A für die Musikschule zuständig, Großeltern B für's Kinderturnen. Immer nach dem Kiga und es war "ihr Nachmittag".  Das  fand ich immer eine ganz nette Lösung. Da waren die Großeltern in der Musikschule mit dem Enkelkind und verbrachten eine gute Zeit darin und danach.  Das gebe ich hier mal als eine Möglichkeit mit. 


JoMiNa

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Antwort auf Beitrag von Caot

Das mit dem Kinderturnen oder Musikstunden finde ich eine sehr gute Lösung: Die Großeltern sind involviert  und bekommen ihre Zeit, aber übernehmen auch "Pflichten". Als Eltern hat man die anderen Nachmittage zur freien Verfügung. Und Kind erweitert nochmal sein soziales Umfeld, bzw. lernt neues. Also Win-Win-Win 🤣 (Wobei letzteres mit 3 jetzt nicht unbedingt sein muss, aber so mit 4-5 Jahren können solche Aktivitäten außerhalb vom Kindergarten sehr bereichernd sein, finde ich.)


JoMiNa

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Antwort auf Beitrag von LineS

So wie du es beschreibst, hat dein Kind kein Problem mit der Situation. Da er den halben Tag unter Kindern ist, müsst ihr aus meiner Sicht auch nichts ändern an der Gestaltung der Nachmittage. Ich glaube auch nicht, dass du als Mutter "in den Hintergrund" trittst, nur weil er öfters mal bei den Großeltern ist. Du bist ja trotzdem täglich präsent, ihr wohnt zusammen, usw. (Ich habe im Bekanntenkreis einen Fall, da hat ein Kind mehrere Jahre lang bei den Großeltern gelebt, sogar über Ländergrenzen hinweg. Das hat tatsächlich zu einer Entfremdung zu den Eltern geführt, obwohl die Kernfamilie später für den Rest der Kindheit wieder zusammen gewohnt hat. Davon seid ihr aber sehr weit entfernt nach deiner Beschreibung.) Aber ein paar andere Aspekte, die bisher genannt wurden, finde ich schon wichtig. Nicht im Sinne von, ihr müsst aus diesen Gründen Dinge ändern, aber einfach darüber nachdenken, wo deine / eure Prioritäten liegen. Es hat ja jede Entscheidung Vor- und Nachteile. Für mich wären das Dinge wie: - Habe ich das Gefühl, ich sehe mein Kind oft genug, oder werde ich später der Zeit nachtrauern? - Bringen und Abholen vom Kindergarten ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Leben eines Kindes. Austausch mit dem Personal, Kontakt zu anderen Eltern, Verhalten der Kinder untereinander... Auch wenn es nur Momentaufnahmen sind, man bekommt ja doch vieles mit und kann ggf. bei negativen Dingen dagegensteuern oder zumindest Kind dabei begleiten, oder wenn sich zum Beispiel eine neue Freundschaft oder man positive Verhaltensweisen beobachtet, diese bestärken. Praktische Aspekte können da auch zu Reibereien mit den Großeltern führen (Wo sind schon wieder die Handschuhe, Warum habt ihr das Kind morgens nicht eingecremt...). Also Bringen und Holen regelmäßig auf so viele Schultern verteilen finde ich eher nicht optimal, da ist schon zwischen nur meinem Mann und mir ständig Austausch nötig. - Wenn der neue Job eine ganz besondere Gelegenheit ist, oder ihr finanziell darauf angewiesen seid, würde ich das aber auch berücksichtigen. Man kann nun mal nicht immer Büllerbü haben. Finanzen und spätere Karriereaussichten kann man bei der Entscheidung nicht einfach ignorieren. Am Ende muss ich dazu sagen, dass ich von deiner Situation nur träumen kann 😉 Wir haben gar keine Familie in der Nähe. Wenn wir das hätten, würde ich die Betreuung durch Großeltern auf jeden Fall in Anspruch nehmen, auch regelmäßig. Es muss aber nicht heißen, dass jedes Familienmitglied Anspruch auf einen festen Wochentag hat. Bei Bekannten gibt es zum Beispiel einen festen Oma/Opa-Tag in der Woche, da wechseln sich die Großeltern ab, jeder ist also nur alle 2 Wochen mit Abholen dran. Das heißt ja nicht, dass sie ansonsten das Kind nicht sehen.