good4nothing
Ich möchte mein Problem heute einmal hier schildern, weiß auch gar nicht, auf was ich hoffe, Ratschläge, Zuspruch oder einen Satz heißer Ohren. Feststeht, wir sind mit unserem Latein am Ende. Es geht um unseren großen Sohn, 10 Jahre, der schon immer Auffälligkeiten im Sozialverhalten gezeigt hat. Als Baby war er ein Hans Dampf in allen Gassen, konnte schnell laufen, klettern, etc.pp. Er ließ sich auch nie bremsen, er war sehr fordernd, aber ein lustiger kleiner Kerl. Bei der Tagesmutter fing es an, dass er mit Gleichaltrigen nicht viel anfangen konnte und Singespiele, Babyturne etc. eher störte, als sich da zu intergrieren. Hinzu kam ein ausgesprochener Dickkopf. Im Kiga das gleiche, der Dickkopf war nur jetzt nicht mehr zu bändigen. Alltägliche Machtkämpfe, Wutanfälle gehörten dann zum Repertoire. Mit der Geburt der klkeinen Schwester war dann die familiäre Situation so belastend, dass wir zur Ergotheraphie gingen, auch psychologishe Diagnostik wurde durchgeführt. Dann kam die EInschulung, zeitgerecht, also nicht vorzeitig und dann wurde es richtig hart. Wir hatten jeden Tag Einträge im HA-Heft wegen störendem, unangemessenen, aggressiven Verhalten, Verweigerung im UNterricht usw. Dann ein Lehrerwechsel und die stellte fest, unser Sohn wird in der Klasse gemobbt und deshalb seine katastrophale Verfassung. Mit der neuen Lehrerin lief es dann endlich ab Klasse 2 gut. Hin und wieder gabs kleinere Dinge, aber nix wildes undser Sohn schien angekommen. Dann wieder Lehrerwechsel ab Klasse 3 und es ging von neuem los.Nicht so schlimm wie in klasse 1, aber es kamen wieder Anrufe aus der Schule, Verweigerung, Aggression, Störung. Unser Glück: wir sind umgezogen, Schulwechsel. Wir hatten große Hoffnung, von wegen Neuanfang. Die ersten drei Monate liefen sensationell, wir hatten zum ersten Mal mit unserem Sohn das Gefühl, wir sind angekommen. Er war ausgeglichen, lachte viel, blühte auf. Dann nach drei Monaten fingen die alten Probleme wieder an, ganz schleichend. Es kam die Mitteilung, dass die Klassenlehrerin aufhört, eine neue Kollegin übernimmt. Wahrscheinlich war das der Punkt, wo er aufhörte zu funktionieren. Jetzt ist er in der 4. Klasse, die Situation ist verfahrener den je, er wird gehänselt, er rastet aus und schlägt Mitschüler. Wir dulden dieses Verhalten keineswegs, aber wir wissen nciht weiter. Er sucht sich auch Lehrer, die ihm helfen sollen, wenn andere Kinder ihn verbal niedermachen, aber häufig bekommt er diese Hilfe nciht und dann führt das zur Eskalation. Die Argumentation der Lehrer: Kinder hänseln nun mal, das muss er aushalten. Aber genau das ist das Problem, sowas hält er eben nicht aus. Das ist sein rotes Tuch und selbst endlose Gespräche, Therapieansätze oder Konsquenzen haben daran noch nichts ändern können. Demnächst sind wir wieder beim Psychologen, mittlerweile erwägen wir einen Klinikaufenthalt, da er auch schon drohte, aus dem Fenster zu springen. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, Ratschläge oder den ultimativen Hinweis, was wir als Eltern noch angehen können? Und entschuldigt den langen Text.
Mensch, das klingt wirklich nach einem schwierigen Weg, auch für Euch Eltern! Ich finde es toll, wie sehr Du Dich in die Situation Deines Sohnes hineinversetzt und ihn zu verstehen versuchst. Auch, dass Ihr Euch schon mehrere Male Hilfe gesucht habt, finde ich wirklich gut!
Einen Klinikaufenthalt würde ich nur bei einem psychiatrisch sehr auffälligen Kind erwägen. Ich weiß nicht, ob er wirklich schon in diesen Bereich gehört, das würde ich gemeinsam mit einem Psychologen abwägen. Ein Klinikaufenthalt ist ja immer auch belastend, weil ein Kind aus der gewohnten Umgebung heraus muss, weil es vermittelt bekommt: Ich bin falsch, so wie ich bin, und weil es dort natürlich fast nur verhaltensgestörte andere Kinder und Jugendliche trifft, was ich nicht heilsam finde. Vielleicht könnte man Impulse oder Drohungen, wie das aus dem Fenster springen, lieber vorübergehend medikamentös angehen, dafür aber ambulant. Wie gesagt, das würde ich aber natürlich unbedingt mit einem Fachmann besprechen.
Mir fiel noch als Idee ein: Hat Dein Sohn ein sportliches Hobby? Team-Sportarten helfen oft bei zu aggressiven Kindern. Denn hier tobt das Kind sich körperlich aus, was Aggressionen abbaut. Zugleich lernt es, den Trainer zu respektieren und sich in eine Mannschaft einzufügen, wo einem keine Extrawurst gekocht wird. Ein Trainer hat als Mann oft eine viel direktere und "straighte" Art - anders als eine Lehrerin, die mit Jungs eh nicht ganz so viel anfangen kann. Der Sohn einer Freundin von mir war in der Grundschule verhaltensauffällig und aggressiv. Nach anderthalb Jahren beim Kampfsport war das Problem komplett vorbei.
LG und alles Liebe! Es kommen ganz sicher auch wieder bessere Zeiten!
Danke, für deine tröstenden Worte, die sind hier gern gelesen. Genau die Zweifel habe ich auch an einem Klinikaufenthalt, ich möchte nicht, dass mein Sohn sich ausgeschlossen und verraten fühlt. Medikamente möchte ich eigentlich zu gut es geht vermeiden, ich hoffe Verhaltenstherapeutisch geht noch was. Er war bis vor kurzem ebenfalls in einem Verein für Kampfsport (fast 3 Jahre), der Trainer war klasse, hatte ein Händchen für unseren Sohn. Leider mussten wir ihn abmelden, da wir durch den Umzug zu weit weg wohnen und ich demnächst wieder nach meiner Elternzeit anfange zu arbeiten. Der Weg war unter der Woche nicht mehr machbar. Wir suchen derzeit etwas Neues, er ist dem auch aufgeschlossen. Vielen Dank für dein Feedback
Was kam bei der bisherigen Diagnostik heraus? M.E. ist das Mobbing einer Ergebnis seiner Auffälligkeiten seit Babyalter .... deswegen wird es "woanders" eskalieren, auch wenn das Mobbing aufhört. Und weil es auf mich den Anschein einer tiefergelegenen "Störung" ist und nicht "nur" Ergebnis der blöden Umstände in der 1. Klasse würde ich dringend zu einem KinderPsyCHIATER zu einer eingehenden Diagnostik gehen und nicht zu einem Psychologen. Wurde der Schulpsychologische Dienst noch nicht angestrengt? Wenn Du was Selbstmrodgedanken erzählst, dann kommt der auch in die Puschen ... Gab es außer HA-Einträgen sonst keine Gespräche und Maßnahmen in der Schule??? LG, 2.
Ich versuche mal deine Fragen nacheinander zu beantworten:
die bisherige Diagnostik war bisher ergebnislos, kein ADHS, kein Autismus, keine Hochbegabung, der IQ liegt zwar etwas höher, aber nicht außergewöhnlich. Die abschließende Diagnose lautete: Oppositioneller Charakter, damit müssen wir leben.
Richtig, seine Art bringt ihm immer wieder diese Außenseiterrolle in Gruppen ein. Er ist sehr verkopft und in den Themen, die ihn interessieren, häufig nicht gerade kindlich. Er wirkt manchmal wie ein kleiner älterer Herr mit einem Hang zu schwarzem Humor. Hinzu kommt, dass seine Altersgenossen auch schnell rausfinden, dass man ihn gut provozieren kann. Damit ist nicht gesagt, dass er ein Unschuldslamm ist, aber im Großen und Ganzen richtet er keinen Flurschaden an, wenn man ihn sein Ding machen lässt.
Wir sind uns auch darüber bewusst, dass wir mit ihm genau daran arbeiten müssen, an seiner Konfliktfähigkeit. Wir machen das auch schon seit mittlerweile 7 Jahren, zuerst mit Schwerpunkt auf die Familienregeln, später Konfliktverhalten und Geschwisterbeziehung. Wir haben schon viele Problemfelder beackert, einige mit mehr, ander mit weniger Erfolg.
Gespräche in der Schule gab es zuhauf, aktuell fast aller zwei Tage. Wir können schon gar nciht mehr zählen, wie oft wir seine Biographie wiedergegeben haben.
Der Schulpsychologe ist JETZT erst eingeschalten worden, Anfang Oktober ist die erste Hospi.
Wir warten jetzt das Psychologengespräch nächste Woche ab, vielleicht ist sie auch der Meinung, dass ein Psychiater die bessere Wahl ist.
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