Mitglied inaktiv
Hallo, hier wie versprochen mal kurz was zum Thema. Du bist ja Kinderpflegerin, wie du schreibst. Möchtest du umschulen? Wenn du langfristig in die Behindertenarbeit einsteigen möchtest, würde ich dir das raten, denn an die interessanten, und damit auch gut bezahlten Jobs ;-) kommt man nur so.. Die meisten sind Heilerziehungspfleger/innen. Das ist ein 3jähriger Ausbldungsberuf. Damit kannst du z.B im Wohnheim arbeiten, aber auch in sog. Tagesförderstätten, Werkstätten für behinderte Menschen oder im Einzelfall auch Schulen. Du kannst auch, wenn du Erzieherin bist ( könntest du ja als Kinderpflegerin noch als Aufbauausbildung machen), auch noch eine Zusatzausbildung zur Heilpädagogin machen. Damit kommst du - oft - an interesantere Jobs. Z.B. auch in heilpädagogischen Praxen ( privat) oder in der Frühförderung oder in Beratungsstellen. Wenn du noch mehr Zeit erübrigen kannst, oder Abitur hast oder das nachholen willst/kannst, dann kannst du auch Sozialpädagogik studieren oder Heilpädagogik ( mit Diplom), damit stehen dir noch mehr Türen offen, eben auch in Beratungsstellen, Werkstätten, evtl. auch in der öffentlichen Verwaltung. So, das zur Ausbildung. Gaaanz wichtig: hast du selbst Kinder? Frage deshalb, weil du z.B. als Heilerziehungspflegerin wohl zu 90 % nur einen Job im Wohnheim oder in irgendeiner betreuten Wohnform finden wirst. Da gibt es einfach die meisten Stellen, da dort das meiste Personal gesucht wird. Der Grund: dort arbeitest du im Schichtsystem. Also auch Abends, am Wochenende, manche brauchen auch Nachtdienste ( obwohl das oft durch extra Kräfte abgedeckt wird) u. U. verbringst du auch dort Weihanchten, Ostern, Sylvester, die nächste Fußball-EM/WM, etc. mit deinen Bewohnern/innen. Evtl. fährst du auch mit ihnen in Urlaub oder machst die jährliche Gruppenreise. Du bist dort so eine Art Bezugsperson für sie, fast schon eine Art Familienersatz. Ich sage dir das deshalb, weil sich das evtl. nicht verträgt mit Kindern, vor allem Kleinen. Daher: gut überlegen! Du hast dort auch einen sehr engen Kontakt zu den behinderten Menschen, du pflegst die schwerer Behinderten, evtl. hast du auch etwas "leichter" Behinderte, wo du dich auf z.T. naja, "extrem" schwieriges Sozialverhalten einstellen musst. Das soll jetzt nicht abschrecken, aber realistisch sein. Dafür "lernst" du genau das in einer qualifizierten Ausbildung. Im sogenannten "Betreuten Wohnen" arbeiten meist Sozialarbeiter. Dort hast du mit Erwachsenen zu tun, und das geht außer der Hilfestellung im Haushalt, bei Arzt- und Behördengängen ( die Leute sind hier meist nicht soo schwer behindert) vieles in den Bereich der Beratung, also auch bei Antragstellung, Behörden; sprich: du brauchst ne Menge Fachwissen. Im Schichtdienst arbeitest du dort auch. Dann könntest du es noch in Werkstätten für Behinderte versuchen, dort ist oft auch zusätzlich handwerkliches Geschick gefragt ( je nach Asurichtung auch in der Verwaltung/PC oder Hauswirtschaft, oder oder...). Dort arbeitest du tagsüber, meist auch nicht am Wochenende, hast einigermaqßen geregelte Arbeitszeiten - perfekt mit Kind. Du könntest es auch an einer Sonderschule versuchen, oder an einem dort angegliederten Kindergarten. Dort werden außer dem Lehrern auch oft noch zusätzliche pädagogische Fachkräfte eingestellt, die die Lehrer unterstützen im Unterricht. Diese Stellen sind natürlich GEIL!! für Mütter: denn: du hast ( in der Regel, nicht in allen Bundesländern und allen Schulen) die kompletten Schulferien frei und damit Zeit für deine Kinder. Allerdings sind diese Stellen sehr rar und sehr begehrt, dort arbeiten oft auch arbeitslose Sozialarbeiter, Psychologen, die eigentlich überqualifiziert sind, aber froh sind, so was zu haben. Noch was zum Personenkreis: Du solltest dich fragen, willst du eher mit behinderten Kindern arbeiten oder Erwachsenen? Auch dort sind die Unterschiede groß. Auch die Behinderungsformen können reichen von totaler Pflegebedürftigkeit/Bettlägerigkeit über geistige Behinderungen schwerer/leichter Art, körperliche Behinderungen, bei denen die Leute geistig total "normal" sind oder nicht, den Bereich der Lernbehinderten ( oft gepaart mit ziemlich großen sozialen Problemen) oder auch psychisch kranke Menschen. Alles ist irgendwie spannend und hat was für sich, das musst du selbst rausfinden. Bei einigen machst du echt körperliche Pflege, bei den anderen macht du eher so was wie soziales Gruppentraining, dann machst du z.B in Wohngruppen auch ganz schön viel Hausarbeit mit ( darfst dort aber auch mal mit den Leutchen "shoppen" oder aus Konzert), dann könntest du auch ziemlich kreativ und handwerklich mit den Leuten arbeiten, andere musst du beraten oder du machst Einzelfördersitzungen. Ich finde, man muss schon überlegen: welcher Typ bist du? Im Wohnbereich bist du mehr Assistent, "Anwalt", Familienersatz, kannst und darfst dich nicht so sehr abgrenzen, bist viel "dichter" an den Leuten dran. In den Werkstätten, Schulen, etc. "machst" du mehr mit den Leuten, vor allem auch "vorgegebnes" ,es muss dir liegen, auch mal vor einer Gruppe von Menschen was anzusagen, Ziele zu verfolgen, auf ein produktives Ergebnis hinzuarbeiten, eine durchstruktierte Beschäftigung anzubieten.... Es ist halt doch nnoch mal was anderes. Dort hast du auch mehr Distanz zu den Menschen. Ich selbst habe übrigens folgenden Werdegang: nach 8 Semestern Germanistik/Anglistik-Studium abgebrochen, Erzieherausbildung gemacht, kurz im Beruf gearbeitet, danach noch ein Zusatzstudium zur Sonderschullehrerin für geistig Behinderte, dann nach Berlin gegangen- Ausbildung zur Lehererin wird hier nicht anerkannt - dann in einer Werkstatt für Behinderte angefangen, in so einer Art Sozialarbeiterfunktion, d.h., Behinderte und deren Angehörige beraten, die ganze Aufnahme begleiten, die Gruppenleiter und Erzieher beraten, Einzelförderung machen, Teamsitzungen leiten, etc. Mein Personenkreis bestand einerseits aus erwachsenen psychisch Kranken und andererseits schwer geistig Behinderten. Dann 2 Jahre eigene Betriebsstätte aufgebaut, geleitet, jetzt für ein Jahr ausgestiegen wegen Kind, ab April fange ich wieder an, und mache was "zwischen" den beiden vorgenannten Posten. Ich habe auch viele Berufspraktikanten begleitet, die vor oder in der Ausbildung standen. Es ist mit der Behindertenarbeit meist so: es entscheidet sich sehr schnell, ob das "dein Ding" ist: entweder es macht dir total Spaß und ist deine Erfüllung, oder du kannst es dir gar nicht vorstellen. Galt nicht nur für die ganz Jungen, sondern auch für die älteren "Umschüler". Hast du denn schon mal reinchnuppern können oder etwas Vorerahrung gesammelt? Viele Träger bieten Praktika an, wenn du jung bist, kannst du auch ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Ich würde dir raten, ein Praktikum mind. 6 Wochen, besser 3 Monate zu machen, damit du eine Eindruck bekommst. Ich wünsch dir viel Erfolg auf deinem Weg. Grüße, Bettina ( dieses Posting ist doch etwas länger....) sorry, kann es aber nicht in 3 Sätzen beantworten...
Die letzten 10 Beiträge
- Suche Mutmacher. Wie bringt man alles unter einen Hut?
- Geteilte Elternzeit und Teilzeitarbeit
- Mutterschutz-Vollzeit Arbeiten - Elternzeit
- Arbeit und Kinderbetreuung
- Basiselterngeld gleichzeitig mit meinem Partner
- Kurz vor Ende der Elternzeit wieder schwanger
- Kinderwunsch/ Arbeitgeber/ Loyalität
- Teilzeit nach Brückenzeit
- Kind krank - was sagt man dem ARbeitgeber
- Brückenteilzeit