jannas
Hallo, meine Tochter, 17 Jahre, seit ihrer Geburt geistig eingeschränkt, hat "Streit " mit ihrer (eigentlich einzigen) Freundin. Nun hat sie sich geritzt. Sie hätte sich nicht anders zu helfen gewusst. Sie ist letzte Zeit sowieso sehr zurück gezogen und wirkt bedrückt. Zu den Gründen konnte sie nichts sagen. Vor einiger Zeit war sie schon eine Weile bei einer Therapeutin. Dort kann ich mit ihr in zwei Wochen nochmal herkommen. Aber wie verhalte ich mich denn jetzt? Ich finde das ganz, ganz schlimm und fühle mich so hilflos. Man kann ja nicht rund um die Uhr aufpassen, dass sie sich nicht verletzt. Außerdem würde das ihre Anspannung nicht nehmen. Hat jemand auch solche Erfahrungen machen müssen? Was ist jetzt das richtige? Jannas
Bei selbstverletzendem Verhalten würde ich mit ihr sofort in die nächste Klinik fahren.
Sie braucht Hilfe , dass ist mir klar. Daher habe ich auch sofort zur Therapeutin wieder Kontakt aufgenommen. Sie von jetzt auf sofort "wegbringen" wäre für meine Tochter Höchststrafe. Ich will ihr helfen, sie nicht dafür bestrafen, dass sie so verzweifelt ist. Man muß bei ihr immer auch ihre bekannten geistigen Einschränkungen bedenken. Mit einer fitten 17 jährigen kann man sie nicht vergleichen. Meine Frage geht so in die Richtung, was für Aussagen und Taten von mir ihr im ersten Moment etwas bringen könnten.
Es ist keine Strafe, sondern eine sofortige Hilfe!
Meine älteste Tochter hatte das nachdem sie gesehen hat wie ihr Großvater gestorben ist. Ich bin mit ihr zu Klinik und würde weggeschickt. Begründung das machen viele Jugendliche und wäre nix akut dringendes ( kein Witz) das ist sieben Jahre fast her, unter corona wird das noch schlimmer sein. Niedergelassenen Therapeuten anrufen und fragen ob man den Termin vorverlegen kann wäre mein Tipp
Du als Mutter kannst gar nichts tun, spitze Gegenstände weg packen wobei das fast unmöglich ist, zu Not bauen Teens halt den Anspitzer auseinander
Ich hab ein ähnliches Problem mit meiner 15 Jährigen. Aktuell haben wir eine gute Phase, eine Psychologin inzwischen ebenfalls(wenn auch nur einmal im Monat, aber besser als nix). Hier half es, sie in den Arm zu nehmen, mit ihr darüber zu sprechen was sie bedrückt. Bei uns war der Grund, dass sie ihre Freunde nicht sehen durfte. Die Eltern ihrer Freunde wollen nicht das deren Kinder hier her kommen, sie durfte allerdings auch nicht hin fahren. Schule fand für sie auch keine statt, ihr bester Freund hat jetzt die Schule verlassen. Das lastete immens auf ihr. Ich hab immer wieder gefragt, wie es ihr geht, sie in den Arm genommen, versucht sie auf andere Gedanken zu bringen, mit ihr raus zu gehen, Dinge zu machen, die ihr Spaß machen. Fühl dich gedrückt, ich kann so gut nachfühlen was in dir vorgeht!
Danke für die Antwort. Ich habe der Therapeutin eine Mail geschrieben, was los ist. Hoffentlich meldet sie sich zeitnah.
Danke. Ich fühle mich so hilflos. Das wirst du ja kennen. Mit ihrer Therapeutin war es schon mal Thema, weil ich den Verdacht hatte. Da meine sie, es würde viele Mädels mal sozusagen ausprobieren. Da war es aber auch nur ein Verdacht von mir/ ihren Geschwister. Als Grund nennt sie diese Freundin. Schwierige Konstellation, die Freundin selbst ist noch deutlich eingeschränkter als meine Tochter und sich ihres Verhaltens nicht bewusst. Damit verletzt sie meine Tochter und sie nimmt es sich so zu Herzen... Die beiden kennen sich von der Förderschule.
Die Aussage kommt mir bekannt vor, dass man sich nicht anders zu helfen wusste... Sie hat das jetzt ein Mal gemacht oder öfter? In der Therapie werden Skills geübt, die bei Ritzdruck angewendet werden sollen. Das kann man natürlich auch schon vorher probieren. Typisch wären Igelball ( hart) etwas sehr Saures (Center shock z. B.) etwas streng riechendes (anfangs ggf Essig) Eiswürfel Chili Haargummis/Gummiband Musik hören und dabei tanzen Handexpander Murmel/ Legosteine in die Schuhe geistig oder körperlich verausgaben (Sudoku, laufen, Liegestütze, Rätselhefte...) Es gibt garantiert noch viel mehr, das muss man ausprobieren. Wichtig ist, dass nicht geschimpft wird und keine übermäßige Aufmerksamkeit fürs Ritzen geschenkt wird. Wunden nötigenfalls versorgen, über den Auslöser sprechen. Bei der erwähnten Wesensveränderung auch an Depressionen denken. Kontakt zur Therapeutin hast du ja eh schon aufgenommen.
Genau so.
Toller Beitrag. Sehr wichtig, danke.
Leider ist mir das Thema nicht fremd. Wie tief ritzt sie? Oberflächlich, flächig? Oder tief, große Blutgefäße verletzend, also lebensgefährlich? Je nachdem ist das unterschiedlich einzuordnen. Bitte nicht in die Klinik bringen, das bringt nichts, außer es besteht Lebensgefahr. Ritzen ist "Mode" und es ist ansteckend. Wenn das Mädchen einen Therapeuten hat: Kontaktieren. Schreibe ihr jeden Tag, dass du sie liebst. Sagen genügt nicht. Und bleib mit ihr im Gespräch. Ruhig bleiben.
Ritzen ist "Mode" finde ich nicht passend. Es kann durchaus auf tiefe Verzweiflung und Leere hinweisen, Ausdruck von viel tiefer liegenden Problemen sein. Meine Tochter zeigt auch SVV, ist schwer depressiv, die macht das sicher nicht, weil es eine Modeerscheinung ist!
Modeerscheinung.... wenn ich sowas lese wird mir übel! Dort stecken idR wirklich unschöne Krankheitsbilder hinter. Diese Aussage lässt Betroffene (also indirekt auch mich) noch schlechter fühlen!
Ritzen ist AUCH Mode. Es ist nicht immer ein Zeichen tiefer Verzweiflung. Aber selbstverständlich kann es das sein.
Ich kenne auch Menschen in meinem Alter die das aus Mode gemacht haben, ich habe das über 10 Jahre gemacht und wenn es jemand sah wurde es nachgemacht, weils ja cool wäre oder doch mal kurz Aufmerksamkeit da war.
Dieses Mode Verhalten fand ich total daneben, weil es Menschen wie uns die wirklich Jahre lang damit zu kämpfen haben deshalb nicht ernst genommen werden, ich habe zumindest die Erfahrung sehr oft gemacht.
Ich habe mich selbst jahrelang geschnitten und möchte dir aus „betroffener“ Sicht sagen, dass ein Klinikaufenthalt vielleicht nicht direkt, aber bei erneutem Schneiden, sinnvoll wäre. Sie braucht die Hilfe jetzt, nicht erst in 2 Wochen wenn ihr zum Therapeuten könnt. Ruf doch mal in der nächsten Kinder- und Jugendpsychiatrie an und bitte um Hilfe, was du tun kannst. Ansonsten nochmal beim Therapeuten und um einen früheren Termin bitten. Ich wünsche euch alles Gute!
Ich würde den Fokus ihr gegenüber nicht aufs ritzen legen. Gib ihr Aufmerksamkeit und Liebe, zeig ihr, wie man mit Gefühlen (ich würde sowohl positive als auch negative nennen) adäquat umgehen kann. Dazu gibt es auch schöne Bücher. Bei einmaligen vorkommen würde ich dem nicht zu viel Gewicht geben, sonst lernt die Tochter vielleicht damit zu agieren. Schwerer Spagat, aber ein Gedanke, den man wenigstens mal gehört haben sollte. Deiner Tochter alles gute!
„Nicht viel Gewicht geben“ - finde ich persönlich eher kontraproduktiv. Aber da kann ich nur aus meiner Sicht sprechen. Mein leiblicher Vater hat es „einfach hingenommen“ und dadurch hat sich das Verhalten bei mir verstärkt. Man sagt nicht umsonst, dass es ein Hilfeschrei ist.
Ich betone noch einmal: gib ihr Aufmerksamkeit und Liebe. Bespreche Gefühle und ihren Umgang, dafür gibt es auch (bilder-)Bücher. Der hauptfokus sollte nicht das ritzen sein, sondern die Ursache dafür! Ich habe nie gesagt, die Tochter und die Handlung einfach hinnehmen und basta.
„Nicht viel Gewicht“ heißt nicht „ignorieren“. Es ignorieren ist sicher falsch, das weiß ich leider selbst aus schmerzlicher Erfahrung. Aber ich persönlich (!) finde es ganz richtig, wenn jetzt nicht der Fokus auf das Ritzen gelegt wird, sondern auf das Problem dahinter. Das es keine Vorwürfe oder auch Selbstkasteiung für das Ritzen gibt, sondern es „akzeptiert“ wird (es ist nun mal leider passiert) und statt dem Kampf gegen das Ritzen (da braucht man kein „du, du!“, man weiß selbst, dass es nicht richtig ist) lieber der Kampf gegen die negativen Gefühle dahinter geführt wird. Positiv unterstützt wird. Etc.
Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht angreifen oder so. Habe das nur anders, bzw. offenbar falsch aufgefasst. War keine böse Absicht!
Ich würde ihr mal ein paar Alternativen anbieten. Es wurden ja schon einige Sachen genannt. Es kann das Gefühl der Leere sein oder auch ein immenser Druck (Gefühle, denen man keinen Ausdruck verleihen kann) und man braucht ein Ventil. Der (kurzzeitige) Schmerz kann so ein Ventil sein. Ob das bei euch zutrifft kann ich nicht sagen. Das sind nur meine Erfahrungen. Lluvia
Ein wichtiger Aspekt ist, inwieweit sie "geistig eingeschränkt" ist. Ist sie lernbehindert? Oder geistig behindert? Hat sie Probleme, sich auszudrücken?Wie ist der IQ? Denn je nach Art und Schweregrad der Probleme ist auch ein anderer Umgang damit erforderlich, als mit gesunden Jugendlichen.
Sofort in eine Klinik ist leider Quatsch, denn im Klinikalltag ist Ritzen keine sofortige Aufnahme wert... das die Therapeutin erst in 2 Wochen kann ist leider auch nicht unnormal. Ich würde dir raten so viel wie möglich da zu sein, auch wenn sie nicht mit dir reden sollte. Viel Präsenz zeigen um ganz praktisch zu verdeutlichen "ich bin für dich da, du bist nicht allein, du bist es mir Wert" Gespräche anbieten, aber nicht aufzwingen... Als Mama kann man leider nicht viel mehr machen, aber sich Zeit nehmen ist oft sehr wichtig auch in dem Alter. Ich hoffe sie ritzt nicht zu tief und es ist eher ein ausprobieren, aber dennoch solltest du es ernst nehmen und ihr das zeigen.
Was bedeutet geistig eingeschränkt konkret? Lernbehindert/geringer IQ? Das kann natürlich (je nachdem) die Arbeit für sie daran erschweren. Dass sie nicht wahrnehmen und äußern kann, was los ist, klingt da zumindest sehr typisch danach. Erstmal ist es gut, dass du direkt Kontakt zur Therapeutin aufgenommen hast. Ernst nehmen und kümmern ist der erste Schritt zur Besserung. Es wurden schon einige sehr gute Tipps gegeben. Also konkrete Handlungsalternativen genannt. Aber, das ist unter Umständen ein langer Weg bis sie lernt, beim Impuls zum SVV einzulenken und diese zu verwenden. Vor allem weil sie erst einmal lernen muss den Impuls wahrzunehmen und dann noch die für sie geeignete Alternative herauszufinden. Das ist dann langfristige Aufgabe der Therapie. Was du als Mutter tun kannst, ist für sie da zu sein, sie dazu anzuregen nachzudenken woher ihr Druck kommt, Probleme verbalisieren (z.B. "Bist du traurig, dass du Streit hast?"), Die Hilfe organisieren (da bist du ja dran). Wunden versorgen gehört auch dazu. Desinfizieren, ggf tapen und verbinden, möglichst ohne Heckmeck. Und dann, wie du es ja offenbar schon machst, nachher reflektieren was da los war. Außerdem kannst du versuchen mit ihr gemeinsam nachzudenken, was ihr zur Zeit gut tun könnte. Im besten Fall lernt sie schnell, beim Druckgefühl noch VOR dem SVV auf dich zuzukommen und sich so Hilfe bei dir zu holen.
Vielen Dank für die ganzen Antworten. Ich muss alles nochmal in Ruhe lesen, es war heute alles ein bisschen viel. Sie besucht eine Förderschule geistige Entwicklung. Dort ist sie schulisch endlich angekommen....wenn jetzt nicht die Sache mit dem anderen Mädchen wäre.... Ihre Behinderung...manchmal überrascht sie, was sie weiß oder kann. Andererseits tut sie sich bei einfachen, alltäglichen Dingen wieder ungewöhnlich schwer. Sie kann sprechen, aber nicht so fließend und mit viel Inhalt. Man muss mit ihr in einfachen Sätzen reden, viele bildhaften Beispiele. Die Schnitte sind nicht so tief, dass sie wirklich lebensgefährlich wären. Aber sehr deutlich sichtbar. Mit der Lehrerin haben wir vorhin telefoniert. Dort war es heute aufgefallen. Sie machen sich auch in der Schule viele Gedanken und wir arbeiten grundsätzlich gut zusammen. Danke für die Antworten. Jannas
Ich habe angefangen mich mit 11 selbst zu verletzen und bin jetzt 23, ich habe durchaus Erfahrung damit, am besten ist es immer sich mit Skills zu beschäftigen, dazu findest du online etwas. Viel zu viel drauf einreden aber bitte auf keinen Fall, ich hatte in dem Alter keinen Nerv dazu ständig mit Mutti darüber zu reden, zumal oft die eigene Einsicht nie da ist das sich was ändern muss, die kam bei mir erst 10 Jahre später. Das soll aber keine Angst machen, einige tun das ein paar mal und dann hat sich die Sache wieder gegessen, die Therapie ist ganz wichtig und bitte auf keinen Fall ständig kontrollieren, dass macht die Beziehung zur Tochter nur schwieriger, einfach da sein, zuhören und wenn Sie auch mal alleine sein will dann ruhig lassen. Therapie hat mir auf jeden Fall oft geholfen und es gab zum Glück immer wieder Phasen in denen ich aufhören konnte, bei mir gab es aber auch andere Gründe für das SVV aber jeder Mensch leidet anders und auch die Probleme die für einen als klein erscheinen sind für andere ganz große, es kann schon sein das normale Therapie und Skills dazu beitragen können das so etwas nicht wieder geschieht, schön wäre es vielleicht noch ein besseres Netzwerk aufzubauen (mehr Kontakte), denn abhängig von einer einzigen Person zu sein macht es nur schwieriger und der Wille wirklich dran arbeiten zu wollen und den wirklich richtigen Grund für das SSV zu finden, da steckt meistens nämlich viel mehr hinter. Liebe Grüße
Bei mir hat es geholfen als meine Mutter sagte „wenn du dich noch mal verletzt, dann schicke ich dich in Psychiatrie „ Da ich schon da war habe ich aufgehört Ich weiß das ist für dich nicht so wirklich hilfreich, aber bei mir hat es funktioniert
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