Elternforum Rund ums Baby

Rechtfertigen für längere Elternzeit

Rechtfertigen für längere Elternzeit

Blumenmädchen4

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Hallo zusammen, ich mache zwei Jahre Elternzeit die ich vielleicht noch auf drei Jahre verlängern werde. Danach oder ggf schon nach zwei Jahren, werde ich auch nur 8 Stunden pro Woche arbeiten gehen. Aufgrund dessen wurde ich durchgehend schief angeschaut. Schon zu Beginn in der Rückbildungsgruppe war ich die einzige mit zwei Jahren Elternzeit. Alle machen nur 6-12 Monate trotz erstem Kind. Ich möchte halt gerne für mein Kind da sein, Kindergarten auch frühstens erst mit 2,5 Tendenz eher zu 3 Jahren (vorher gibt es bei uns im direkten Umkreis eh keine Plätze). Bin ich hiermit ein Einzelfall? Hier ist man damit gefühlt unten durch, außer man kriegt natürlich noch ein Kind..


Gustavina

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Du hast eine gewisse Luxussituation, denke ich. Zwei oder gar drei Jahre Elternzeit können sich einfach wenige Familien leisten. Viele Mütter wollen auch gerne in ihren selbstgewählten Beruf zurückkehren, um nicht so lange "raus" zu sein.  Beides (und noch viel mehr) sind legitime Gründe. Ebenso wie deine Gründe zuhause zu bleiben legitim sind.    Nutz die Chance einfach, um dir ein dickeres Fell zuzulegen - das wirst du als Mutter ohnehin brauchen, da unsere Entscheidungen immer für irgendjemanden falsch sind. 


TatsächlichLiebe

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Ist in meinem Umfeld auch eher unüblich. Ich hätte in meinem Job auch komplett den Anschluss verloren. Bei mir wurde sehr geschätzt, dass ich recht schnell und dann auch mit 30 Stunden zurückgekommen bin (auch nach dem ersten Kind), sodass ich auch als Mutter überall eingeplant werde und keiner denkt "Ach, die hat eh vor allem ihre Kinder im Kopf, mit der brauchen wir nicht rechnen". Für mich ist das sehr schön zu erfahren und die Kinder wundert das auch nicht, weil alle anderen Mütter um uns herum auch so arbeiten.  Mit meinem Mann bin ich so gut auf Augenhöhe. Die restlichen Aufgaben bleiben nicht nur an mir hängen. Aber: Wenn Du es anders möchtest und anders machst, dann ist es Deine Entscheidung! Egal, was Dein Umfeld denkt oder sagt. 


kia-ora

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JEDE Mutter muss sich rechtfertigen,  egal wie lang die Elternzeit ist. Wir werden alle kritisiert egal was wir tun.    Vätern klopft man anerkennend auf die Schulter, wenn sie nen Monat Elternzeit nehmen.    Gewöhn dich besser dran und nimm dir das nicht zu Herzen. Gleichberechtigung ist ein Mythos oder ein Ziel in weiter Ferne.


Jayjay

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Wie sich die Zeiten geändert haben... (nur eine Feststellung, keine Wertung) Als mein Kind vor über 20 Jahren geboren wurde, war es eher normal, dass die Mutter drei Jahre zuhause blieb. Vorher gab es auch kaum Betreuungsmöglichkeiten. Und Väter, die zuhause bleiben, waren auch eine Seltenheit. Diese geteilte Elternzeit gab es damals auch noch nicht.  Als ich in Elternzeit ging, war ich sogar erst mal froh, raus aus dem Job zu sein, da mir einiges nicht gefiel. Allerdings fiel mir doch recht schnell die Decke auf den Kopf und ich nutzte die Gelegenheit, nach zwei Jahren für drei-vier Monate etwas von zu Hause aus zu arbeiten (nicht bei meinem Arbeitgeber, da hätte ich nicht von zu Hause arbeiten können, aber die Branche war die gleiche). Direkt ab dem dritten Geburtstag wollte ich auf jeden Fall wieder arbeiten, aber es gab keinen Kiga-Platz. Den gab es erst ab dem neuen Kiga-Jahr. Zum Glück war mein Arbeitgeber kulant und hat mich für weitere drei Monate freigestellt. Und zum Glück waren wir finanziell nicht davon abhängig. Mit den heutigen Möglichkeiten (Kinderbetreuung unter drei Jahren, Home-Office, Gleitzeiten) würde ich es wahrscheinlich anders machen. Auch wenn mir die Decke immer mal wieder auf den Kopf fiel, habe ich es nie bedauert, dass ich drei Jahre nicht dem alltäglichen Arbeitstrott zur Verfügung stand und "nur" Hausfrau und Mutter war. Muss jeder selber wissen, was er mag und was möglich ist. Und: Egal, was man wie macht, es gibt immer Leute, die kritisieren und alles besser wissen/machen.  


maxikid2024

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Meine große wird 20 und damals dachte ich naiv.....schön 3 Jahre zu hause bleiben, sich mit anderen Müttern treffen.....aber....alles sind schon nach 11-12 Monaten wieder zur Arbeit gegangen. Oder sogar noch viel früher....Ja das ist schon 20 Jahre her und war in meinem Umfeld komplett üblich... Ich kannte damals ganze 2 Mütter die länger als 1 Jahr zu hause geblieben sind. Mach wie Du denkst, irgendjemand meckert sowieso immer.  LG maxikid


misssilence

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Ich sehe es wie Gustavina: eine so lange Elternzeit ist ein Zeichen von Privilegiertheit. Ich glaube, dir sollte klar sein, dass sich das heutzutage einfach kaum jemand leisten kann. Und nur sehr wenige Jobs erlauben eine Arbeitszeit von nur 8 Stunden pro Woche. Außerdem ist eine lange Elternzeit und geringe Berufstätigkeit ein großes Armutsrisiko. Auch das muss vom anderen Elternteil zusätzlich finanziell ausgeglichen werden - und dafür reicht dann ein einzelnes Einkommen wirklich kaum aus.  Von daher würde ich meinen Fokus weniger auf die gefühlte Herabwürdigung setzen, sondern darauf, dass du dankbar bist, dass du das so machen kannst. Und vielleicht mal die Perspektive der anderen einnehmen.  Ich möchte noch einen aneuen Aspekt ansprechen: eine dreijährige Elternzeit von dir bedeutet letztlich auch, dass den Partner eben NICHT dieses Privileg genießen kann, für euer Kind da zu sein, und die Entwicklung so nah mitzuerleben. Das geht in den Diskussionen oft unter.... Und, ganz wichtig, kann ich auch betonen: lass das nicht zu sehr an dich heran. Als Mutter kannst du es NIE recht machen. Und andere Mütter sind oft die größten Kritiker  ;-)


Blumenmädchen4

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Antwort auf Beitrag von misssilence

Erstmal danke an alle für den respektvollen Austausch. Ihr habt Recht, ich genieße jetzt einfach mein privilegiertes Leben und werde abwertende Leute aus meinem Leben streichen. Zum Thema Partner, er macht seine Elternzeit in Teilzeit, somit hat er auch Zeit fürs Kind, natürlich nicht in meinem Ausmaß. (Ausländische Regelung, gibt es leider in Deutschland nicht)


Bela66

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Hallo, warum ist es dir so wichtig, was andere denken? Du bist doch eine erwachsene Frau, du brauchst nicht für jede deiner Entscheidungen den Applaus anderer Menschen, oder? Wenn die anderen Mütter schief schauen, dann vielleicht aus Neid, weil sie aus finanziellen Gründen früher wieder arbeiten müssen. Oder auch, weil sie auf die gesellschaftliche Erwartung reinfallen, dass nur bezahlte Arbeit "richtige" Arbeit ist. Das ist natürlich ein Märchen. Mach es, wie du es für richtig hältst. Du bist nicht von der Erlaubnis anderer abhängig, und sie müssen dich auch nicht verstehen. Steh du zu dir selbst, mehr ist nicht nötig. Ich habe übrigens gleich mehrere Freundinnen, die drei Jahr Auszeit fürs Kind genommen haben. Es ist also auch ein bisschen Zufall, wie das in eurer Krabbelgruppe ist, die ist ja von der Größe her keine statistisch relevante Gruppe. LG


WonderWoman

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wir rechtfertigen uns niemals dafür wie wir unser leben leben. dabei gibt es auch bei uns immer wieder leute die meinen sie müssten unsere lebensentscheidungen kommentieren/bewerten. und wenn man es drauf anlegt ist doch alles irgendwie verkehrt - man bekommt die kinder zu früh oder zu spät, man bekommt zu viele oder zu wenige, man schickt sie zu früh in die kita oder zu spät, man arbeitet zu früh wieder oder zu spät und zu viel oder zu wenig, bei uns kommt noch hinzu dass der falsche elternteil (nämlich mein mann) die care-arbeit übernimmt.... aber warum sollten wir uns dafür rechtfertigen und vor wem? solange wir die konsequenzen unserer entscheidungen tragen geht das doch niemanden was an?


Schmetterfink

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Ich habe bei beiden Kindern 1 1/2 Jahre Elternzeit genommen und war damit schon die Exotin schlechthin. Die meisten Mütter in meinen Babykursen mussten nach einem Jahr wieder arbeiten gehen - und sind bei unseren Winterkindern direkt in die Kinderbetreuungsfalle getappt. Kinderbetreuungsplätze werden bei uns nur zum 1. August vergeben, für Kinder die vor dem 1. November 1 Jahr alt werden. Alle anderen müssen Glück haben (Plätze U3 sind Mangelware), sich selbst eine Tagesmutter suchen (die verteilt(e) die Stadt bei uns damals nicht zentral) oder über die Arbeit eine Möglichkeit der Kinderbetreuung mit unterjährigem Start haben. Wir haben immer bis August ziehen können und ich habe das schon als Luxus empfunden.   Unbezahlte Elternzeit muss man sich halt leisten können (oder keine Hemmung haben, sie sich staatlich finanzieren zu lassen). Das Konstrukt "Papa als Alleinverdiener" läuft halt in vielen Familien nicht. Und wenn man ehrlich ist, tat es das auch früher häufig nicht. Mütter haben oft gearbeitet, auch in bezahlter Lohnarbeit. Damals waren oft nur die Familienstrukturen noch räumlich enger (die Kinder waren dann bei Oma oder Tante) oder die Kinder sind sich selbst überlassen worden (meine jetzt verrentete Kollegin Ende 60 hat immer mit Schaudern an ihre Kindheit zurückgedacht - die sind mit 4 Kindern immer sich selbst überlassen worden, den jüngsten "nervigen" Bruder haben sie oft morgens am Waldrand festgebunden und dann abends auf dem Heimweg wieder eingesammelt; auch meine Mutter musste mit 5 schon ihre Baby-Schwester betreuen, weil meine Oma im Familienbetrieb arbeitete). Um drei Jahre voll in Elternzeit zu bleiben, muss halt das Drumherum stimmen. Dass ein Partner so viel verdient, dass die Lebenshaltungskosten für eine Familie gedeckt sind, ist halt selten (und dann waren vor den Kindern oft die Ansprüche schon entsprechend hoch). Lebenshaltungskosten (für drei/vier/fünf Personen), die so niedrig sind, dass sie von einem Durchschnittsgehalt - 4.634 Euro brutto / grob geschätzt 3.300 Euro netto? - abgedeckt werden können, sind in vielen Gegenden wohl auch nicht realistisch, sofern man sich nicht sehr einschränkt oder das Glück hat kostengünstig/kostenlos zu wohnen. Dabei ist noch völlig außer Acht gelassen, dass man dafür halt auch im Mutter-Sein voll aufgehen muss. Es gibt eben Frauen, denen liegt die Hausfrau-und-Mutter Rolle nur bedingt, die freue sich, wenn sie früher als nach drei Jahren wieder "Erwachsenengespräche" führen können und bei der Arbeit den Kopf von zu Hause frei bekommen. Wer sich lange beruflich qualifiziert hat, will vielleicht auch gar nicht drei Jahre "nur" zu Hause sein.   Freu dich doch einfach, dass du die Möglichkeit hast. Ihr scheint finanziell keine Sorgen zu haben. Dein Beruf scheint dir eine lange Auszeit auch zu ermöglichen. Du musst dir ganz offensichtlich auch keine Sorge um deine Rente/Altersarmut zu machen. Das sind halt alles Privilegien, die nicht jede hat. Und das ist doch super, dass du die Sorgen nicht hast! Da muss man doch "schiefe Blicke" einfach aushalten können. Und vielleicht nimmst du "schiefen Blicke" auch falsch wahr? Gibt es sie wirklich? Und wenn sie da sind, könnten sie nicht manchmal eher neidisch als abwertend sein?


bea+Michelle

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Antwort auf Beitrag von Schmetterfink

"den jüngsten "nervigen" Bruder haben sie oft morgens am Waldrand festgebunden und dann abends auf dem Heimweg wieder eingesammelt; "   Das glaubst du doch wohl selber nicht.


Jorinde17

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Antwort auf Beitrag von bea+Michelle

@bea+Michelle: Das mit dem festgebundenen Kind könnte leider stimmen. In der bekannten Autobiografie "Herbstmilch" beschreibt die Autorin Anna Wimschneider, dass es in Bauernfamilien früher durchaus üblich war, ein Kind daheim am Tischbein anzubinden, während man selbst draußen den Kuhstall ausgemistet hat. Es gab keine Kinderbetreuung, es gab kein Wissen über Pädagogik oder Kinderbedürfnisse, und oft auch keine allzu große Kinderliebe, weil frau nicht die freie Wahl hatte, ob sie Kinder bekommen wollte oder nicht. Denn Verhütung gab es auf dem Lande ebenfalls nicht. Mein Schwiegervater wurde laut seiner Mutter als Baby noch beruhigt, indem man ein Mulltuch in süßen Schnaps tauchte und das Kind daran saugen ließ. 😬 Vieles, was früher normal war, auch das Schlagen oder Einsperren von Kindern, ist heute unvorstellbar. Zum Glück. LG


malini

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Antwort auf Beitrag von Schmetterfink

Meine Oma kannte das mit dem Festbinden auch noch. Ländliche Gegend, viel Feldarbeit... Und das ist rund 80 Jahre her. Selbst bei ihren Kindern hat sie das teilweise noch gemacht. Nicht am Waldrand, aber im Garten. Also ich glaub das schon, auch wenn vielleicht in der Überlieferung dramatischer erzählt wird, als es tatsächlich war.


Pocahontas1234

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Antwort auf Beitrag von Blumenmädchen4

Ich hatte auch 3 Jahre Elternzeit. Solange der AG damit fein war, waren mir andere Meinungen auch herzlich egal. Blöd angeredet hat mich keiner. Die Meinungen waren eher positiv, a la es ist besser fürs Kind wenn man länger zuhause ist oder wenn man es machen kann, warum nicht oder recht hast du :-) Viele sind bestimmt einfach neidisch.   


Janet90

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Antwort auf Beitrag von Blumenmädchen4

Ich bin mittlerweile auch schon einige Jahre mit den Kindern zuhause und werde es auch noch länger sein. Ich thematisiere das einfach nicht mehr. Sei froh in so einer luxuriösen Situation zu sein. Neid gibt es immer und überall. Positives Feedback habe ich tatsächlich noch nie dafür bekommen. Eher schiefe Blicke.


JoMiNa

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Antwort auf Beitrag von Blumenmädchen4

Es hängt stark von der Region ab... Hier kenne ich nur ein Kind, das deutlich unter 1 Jahr in Betreuung war, und nur wenige, die einen Platz ab dem ersten Geburtstag haben. Die meisten bleiben also länger in Elternzeit, wenn auch oft unfreiwillig. Übrigens stimmt es nicht, dass Männer nur Beifall bekommen, wenn sie Elternzeit nehmen. Im Gegenteil, ich habe schon oft negative Bemerkungen aus dem Arbeitsumfeld mitbekommen. 1-2 Monate wird noch gerade so toleriert, wie eine lästige Krankheit. Und bei allem drüber wird Karrierewille, Kompetenz, Führungsfähigkeit... dem Mann komplett abgesprochen. Also ja, wie man oder frau es macht, macht man/frau es verkehrt...


ak

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Antwort auf Beitrag von JoMiNa

Ich war 5 Jahre zu Hause- mit einem Kind. Also 2 Jahre unbezahlten Urlaub. Ich musste mich damals rechtfertigen, dass ich wieder arbeiten gegangen bin. Denn die Mütter, die gingen, das war nur eine Handvoll. Aber ich bin froh--- es ist nämlich ein guter Job...mittlerweile leider auch nicht mehr, das was mal war... aber die Zukunft ist leider so, wie ich sie mittlerweile ausüben ( muss )... einfach weil mal MCKinsey wieder mal meinte, frische Struktur in unser Unternehmen bringen zu müssen. Ich fand die Zeit schrecklich, als Sohnemann noch im KG war- permanent schlechtes Gewissen- obwohl ich nur halbe Tage arbeite- und es immer noch tue. Die Zeit mit Kind kann einem nicht wieder gegeben werden. Leider... und die Politiker schreien, dass Frauen nicht genug arbeiten können. Vielleicht wollen es ja einige auch nicht. Why not ? Natürlich müssen die finanziellen Rahmenbedingungen mitspielen. Sonst geht es nicht. Irgendeiner schrieb... die Mütter haben früher gearbeitet ? Also ich bin in den Siebziger groß geworden... da hat keine Mutter meiner Freundinnen gearbeitet... außer bei vielleicht 1 oder 2 Familien. Denke eher, dass dieses im Osten so war. Im Westen nicht so ganz üblich.f