Elternforum Rund ums Baby

Geburt rückwirkend traumatisierend?

Geburt rückwirkend traumatisierend?

Ivymars

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Achtung Trigger Warnung, negatives Geburtserlebnis! Hallo, ich wende mich an euch weil mich seit der Geburt meines Babys Anfang September etwas sehr beschäftigt. Es war meine erste Geburt. Ich bin völlig unvoreingenommen, unvorbereitet und ohne jeglichen Geburtsplan an die Geburt rangegangen. Ich wollte alles auf mich zukommen lassen. Die Wehen gingen spontan und völlig unerwartet los. Ich komme direkt zum Punkt: 13 std nachdem meine Wehen eingesetzt haben, wurde mir ziemlich hochdosiert Oxytocin verabreicht weil es dem Frauenarzt zu langsam ging. Ein Wehensturm folgte und mein MM war innerhalb von 1 Std auf 8-9cm. Ich bettelte um eine PDA die ich auch bekam. Die Schmerzen waren nicht mehr auszuhalten. PDA wirkte zwar aber nicht für lange. Dann gingen ziemlich rasch die Presswehen los. Die Hebamme riss zur Unterstützung mit ihren Fingern meinen MM(?) auf. Und die Schmerzen die ich dabei hatte, wirken bis heute noch nach (gedanklich). Ich glaube, die Presswehen an sich hätte ich gut ausgehalten. Aber was die Hebamme da gemacht hat… ich dachte zu dem Zeitpunkt, das müsste so gemacht werden und sagte deshalb nichts. Als das Baby dann da war, war alles vergessen. Als wir dann aus der Klinik draußen waren, ging es los mit dem bis heute andauernden Gedankenkarussell. Jeden Tag denke ich an diese Situation zurück. Zum einen, weil ich das Gefühl habe ich war mit meiner natürlichen Geburt ein Störfaktor, der zu lange brauchte. Zum anderen die Situation mit der Hebamme, der ich irgendwie hilflos, oder eher ahnungslos ausgeliefert war. Vielleicht hat ja schon mal jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. Übertreibe ich und bewerte ich alles über? Wie schaffe ich es, mein negativ erlebtes aufzuarbeiten? Wird jetzt auch meine (eventuell irgendwann) nächste Geburt auch so ablaufen? Dann überlege ich es mir 2x ob ich nochmal ne natürliche Geburt will. Freue mich über eure Antworten und bin gespannt, ob vielleicht jemand Ähnliches berichten kann.


Azurblau

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Hallo Ivymars, solche Gedanken würde ich ernst nehmen und nicht versuchen, das Erlebte wegzuschieben oder zu verdrängen. Am Ende holt es einen doch ein. Ich würde dir raten, den Geburtsbericht anzufordern, es muss einen geben und Interventionen müssen vermerkt sein (googel nach Geburtsjournal anfordern für Vorlagen zur Formulierung; die muss richtig sein, sonst geben sie dir nix oder was falsches). In meinem stehen zum Teil auch Begründungen dabei. Hier findest du schon einmal Klarheit, was eigentliches passiert ist und warum. Wenn du die Kraft dafür hast, bitte im Krankenhaus um ein Nachgespräch. Da kannst du fragen, ob es Alternativen gegeben hätte... Und sie auch wissen lassen, dass es dich quält. Vielleicht war es "nur" schlechte Kommunikation o.ä. - dann können sie aus deiner Rückmeldung dazulernen. Ansonsten: Hast du eine Nachsorgehebamme? Auch sie kann dir bestimmt helfen, einzuordnen, was da war. Wenn nein: viele Kliniken bieten Hebammensprechstunden an. Ich wünsch dir alles Gute und baldigen Frieden mit der Geburt


miss_spicy

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Naja eins kann man schon sagen, auch wenn du einen Geburtsplan gehabt hättest und auch bestens vorbereitet gewesen wärst, wäre es vermutlich nicht anders abgelaufen. Dahin gehend würde ich mir also keinerlei Vorwürfe machen, in dem KH wo ich entbunden habe hat niemanden irgendein Geburtsplan interessiert, das war reinste Massenabfertigung, der Kreißsaal bis oben hin voll. Ich glaube wenn man wirklich eine individuelle Geburt haben möchte müsste man wohl eher in ein Geburtshaus gehen oder sich eine Beleghebamme nehmen. Die Gewalt die dir während der Geburt angetan wurde ist schlimm, ich musste leider eine ähnliche Erfahrung machen, ich finde du "übertreibst" ganz und gar nicht. An deiner Stelle würde ich mich an eine Selbsthilfegruppe oder sogar Psychologin mit Schwerpunkt Geburt/Schwangerschaft wenden, die sind da super ausgebildet und erfahren, sowas kann sehr gut helfen damit klar zu kommen.


die_ente_macht_nagnag

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Hast du eine Nachsorge-Hebamme mit der du die Geburt nochmal besprechen kannst und dir vorallem erklärt, warum und wieso etwas gemacht wurde. Das du unvorbereitet in die Geburt gegangen bist, mag vielleicht ein Grund sein für das Grübeln jetzt. Hattest du eine Begleitung? Wie hat diese die Situation empfunden? Was du machen kannst: fordere eine Kopie des Geburtsberichtes/-Protokolls an. Die Kliniken sind verpflichtet dies zu führen und dir eine Kopie auszuhändigen. Und für die nächste Geburt würde ich mich gut informieren, was genau bei der Geburt passiert und welche Möglichkeiten der Schmerzbewältigung/-verarbeitung es gibt. Beim 2. Kind war ich bei einem klassischen Geburtsvorbereitungskurs bei einer sehr erfahrenen Hebamme (die auch selbst Kinder geboren hatte), da habe ich sehr viel gelernt über die Vorgänge bei einer natürlichen Geburt (ganz ohne ChiChi und Gedöns). Dies hat mir sehr geholfen, als ich dann mit K2 unter der Geburt war (K1 war ein Kaiserschnitt, eher unschön). Und Kaiserschnitt kannst du ja immer noch. Bloß nicht erwarten, dass das dann die easy Traumgeburt ist. Die Kliniken sagen bestimmt nicht nein und finden einen Grund, warum es medizinisch induziert ist. Sectio ist planbar und die Kliniken bekommen mehr Geld.


User-1721826469

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Ich denke ein Stück weit sind deine Gedanken und Ängste völlig normal. Auch dass dich das jetzt mit Abstand zur Geburt vielleicht sogar mehr beschäftigt als vorher. Eine Geburt ist halt leider meist nicht easy peasy. Das muss man erst einmal verarbeiten. Selbst die einfachste Geburt ist halt doch mit ziemlichen Schmerzen verbunden. Informiere dich, wenn du das brauchst, fordere den Geburtsbericht an, sprich mit deiner Hebamme oder deiner Frauenärztin. Mir hat es geholfen so viel wie möglich zu lesen. Manchmal ist es nämlich so, dass man das ganze Procedere als Erstgebärende als sehr traumatisierend und vielleicht auch als lebensbedrohlich empfindet, es aber aus Ärztesicht hierfür keinen Grund gibt und eigentlich alles -zumindest für die Ärzte- sehr gut abgelaufen ist. Da hilft dann oft ein klärendes Gespräch mit einem Experten. Dadurch kann man es dann besser verarbeiten und auch verstehen. Mit den Zuständen in unseren Krankenhäusern geht manchmal die Empathie oder zumindest die Zeit für Erklärungen verloren und dann steht man am Ende da und versteht gar nicht was da jetzt eigentlich passiert ist. Bei mir war es auch nicht schön und ich habe lange gebraucht damit klar zu kommen. Jetzt nach bald 1,5 Jahren habe ich es aber gut verarbeitet.


MamaTeaRex

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Hi, Tut mir leid, dass die Entbindung bei dir so ablief. Mach dir keine Gedanken, ob du einen Geburtsplan gebraucht hättest. Ich hatte einen und es kam alles anders als gedacht. Da meine Kleine krank wurde nach der Entbindung, hat es bei mir auch ein paar Wochen gedauert, bis das Gedankenkarussell bei mir losging... Ich hatte mir das Buch "es ist vorbei, ich weiß es nur noch nicht" besorgt. Das hat mir schon sehr geholfen. Habe mir jedoch nach Monaten noch eine Therapeutin gesucht. Ich habe wahrscheinlich immer noch nicht so ganz meinen Frieden damit geschlossen, wie alles ablief. Beruhigend für mich war, dass einige Mamas aus dem Buch "ältere"kinder hatten, also 18M + und ich dem ganzen auch noch etwas Zeit geben darf. Selbst bin ich noch nicht wieder schwanger oder hatte eine zweite Entbindung. Mein Frauenarzt meinte aber ganz salopp: "Die zweiten haben es viel leichter, da machen Sie sich mal gar keine Sorgen" So in etwa is auch der Tenor der zweifachmamas um mich rum, aber wer weiß Du bist auf alle Fälle nicht allein und ich drücke dir alle Daumen:) Liebe Grüße


kattta

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Ich fühle mit Dir. Die Geburt meiner ersten Tochter hat mich auch lange beschäftigt ( vorzeitiger Blasensprung 3 Wochen vor Termin, Blutverlust, Uniklinik mit Blaulicht, Geburt eingeleitet, Muttermund auch händisch geöffnet, Wehensturm, nach 39 Stunden ab Eiinleitung dann Notkaiserschnitt). Ich habe mir damals den Geburtsbericht angefordert. Viel darüber gesprochen. Hätte im Nachhinein wenig anders machen können. Habe meinen Frieden damit gemacht. Die Geburt meiner 2 . Tochter lief anders. Dazwischen habe ich Zeit gebraucht, habe noch lange nach der Geburt der ersten beim Stichwort Geburt reflexartig mene Schenkel zusammengekniffen- diese gewaltsame Muttermundöffnen gehört wirklich verboten und wäre eine Anzeige wert. Doch soweit wollte ch mch nicht mehr damit beschäftigen. Du wiirst das nach und nach besser verarbeiten. Unterstützung von einer Therapeutin kann gut tun. Aber auch vertraunesvolle gesprähc emit Hebamme und Gynäkologin. Und Freundinnen. Viele von uns haben nicht das glück, mit Traumgeburten beschenkt worden zu sein. Das tröstet ein bischen...


bellis123

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Ich hatte ein ähnliches Erlebnis und ich habe im Nachhinein sehr sehr viel mit meinem Mann darüber geredet. Das hat mir geholfen, irgendwann konnte ich damit abschließen. Ich sage mir auch immer, dass man als Laie nicht beurteilen kann, ob das ein oder andere "normal" (?) ist bzw. notwendig, oder ob die Hebamme wirklich so grob ist, wie man es in dem Moment empfindet.


AugustMama90

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Ich denke es ist keine Übertreibung. Es ist eine Ausnahmesituation, in der du dem Personal im Kreißsaal ausgeliefert bist. Gerade, wenn du keine Erfahrungen hast. Es ist wichtig das Ganze zu verarbeiten! Ich hatte auch einige unschöne Momente während der Geburt. Aber im Nachhinein bin ich froh, das ich trotz Ausnahmesituation auf meine Entscheidung beharrt habe, dass ich keinen wehentropf möchte. Ich finde es schlimm, was mit manchen Frauen unter der Geburt gemacht wird und wie sehr das doch im Nachhinein traumatisiert. Du kannst in der Klinik deinen Geburtsbericht anfordern, vielleicht hilft dir das schon. Ansonsten ist es auch keine Schande professionelle Hilfe bei der Verarbeitung anzunehmen. Fühl dich gedrückt


Thea0121

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Ich finde auch nicht das du übertreibst! Man ist oft dem Personal "ausgeliefert" und ja eine natürliche Geburt kann länger dauern bzw. man weiß nie wir lange es dauert etc. als ein geplanter Kaiserschnitt. Fordere den Geburtsbericht an und sprich mit deiner Hebamme, evtl. hat sie eine Adresse für dich von jemandem der in Geburtstrauma geschult ist. Ich habe auch lange überlegt wie ich mit meinem Geburtserlebnis umgehen soll. Mir hat schon mal geholfen danach bei einer Visite zu bitten mit mir über die Geburt zu sprechen. Eigentlich finde ich das sollte dazu gehören. Der Arzt war etwas perplex und hat als erstes gefragt warum wir das wollen, hat sich dann aber die Zeit genommen und mit uns gesprochen. Aber er hat auch selbst eingeräumt normalerweise ist dafür keine Zeit. Aber ich schweife ab. Ich kann auch verstehen, dass du dir Gedanken um "das nächste Mal machst", so geht es mir auch. Vielleicht gibt es ja eine Alternative in deiner Nähe wie die anderen schon gesagt haben Geburtshaus oder Belehhebamme, das würde ich dir wünschen.