Elternforum Rund ums Baby

Diesmal die Mutter, nicht die Schwiegermutter...

Diesmal die Mutter, nicht die Schwiegermutter...

User-1750749248

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Ich möchte es einfach mal teilen und gerne hier anonym. Mir ist vor kurzem klar geworden, dass ich nichts verliere, wenn meine Mutter irgendwann stirbt. Sie war immer da, hat sich viel Mühe gegeben, uns alle lange gestillt und bestimmt nicht schreien lassen. Ich habe auch schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Wir durften immer raus, hatten immer zB gute Inliner und Fahrräder oder was man so als Kind braucht/ haben möchte. Wenn wir krank waren lagen wir im Flur auf dem Sofa und sie war in der Nähe und hat den Haushalt gemacht. Sie hat uns viel den Rücken gekrault oder Bücher vorgelesen. Es gab frisches, leckeres Essen, wenn wir nach Hause kamen, wir hatten einen großen Garten in dem alles mögliche angebaut war... Es klingt also erstmal nach einem Traum. Jetzt kommt das Aber... Mein Vater hat uns geschlagen, erniedrigt, seelisch und geistlich missbraucht (geistlicher Missbrauch passiert oft im streng religiösen Umfeld). Ich habe ihn mehr als gehasst. Irgendwann habe ich eine Zwangsstörung entwickelt. Bevor wir Kinder wollten war es mir wichtig, diese zu behandeln, also habe ich eine Therapie gemacht. Die jat sehr gut funktioniert und ich habe mich dazu entschieden, meinem Vater zu vergeben, was sicher nicht leicht ist und phasenweise immer mal hochkommt. Meine Mutter hat nichts unternommen. Wir konnten mit ihr nicht reden. Nicht über das, was da passiert und auch über andere Sachen nicht. Ich wusste vieles einfach aus der Schule, aber mit ihr konnte ich nichts besprechen. Sie hat mich mal gefragt, ob ich "meine Monatliche" hätte, weil ich Bauchschmerzen hatte. Sie wäre beinahe im Boden versunken, so unangenehm war ihr das- mir dadurch natürlich auch. Und jetzt kam mir vor kurzem dieser Gedanke, dass mir nichts fehlen wird. Ich wäre traurig, aber mein Leben würde sich nicht ändern. Und das macht mich traurig. Keine Ahnung, was ich hier erwarte, aber danke fürs Lesen. P.S. Meine Schwiegermutter ist toll und es läuft bestens ;)


Pamo

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Antwort auf Beitrag von User-1750749248

Ich denke nicht, dass du allein stehst. Viele Menschen werden ihre Eltern im Todesfall nicht vermissen, viele lieben ihre Eltern nicht und viele haben dafür (wie du) gute Gründe. Ich werde meine Mutter auch nicht vermissen und mein Hintergrund ist gar nicht so dramatisch wie deine. Hauptsache, man lernt zu vergeben, zu akzeptieren und findet inneren Frieden.


ZweifelistderTeufel

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Antwort auf Beitrag von User-1750749248

Oh Gott, da kann ich auch gleich wieder senfen. Und zwar finde ich das völlig okay. Dein Gefühl ist, wie es ist. Du wertschätzt ihre Leistung und das, was sie für dich getan hat. Klingt nach einer "guten" Mutter, die das, was Mütter so tun, getan hat. Du bist auch ein "gutes" Kind, das reflektiert und respektvoll über seine Kindheit reden kann und sowohl Stärken wie auch Schwächen schildert ohne in Raserei zu verfallen. Scheint so, als ob da also an sich alles in Ordnung ist. Wenn deine Mutter für dich keinen großen Verlust darstellt, ist es so. Es gibt keine Preise für sowas und bei dir läuft nichts falsch, weil du keine Freundin oder Verbündete in ihr hast. Es ist eben bei euch eine andere Beziehung, der du durchaus einen Wert beigemessen hast. Deine Kindheit war eben eine andere als die vieler deiner Freunde und deshalb empfindest du das wahrscheinlich als merkwürdig. Wen man es auf den Kopf stellt, kann man sogar sagen, du bist so selbstständig, wie du es nur sein kannst, denn du hast tatsächlich keine Fesseln der Bauart "Oh Gott, was, wenn meine Mutter nicht mehr ist! Ohne sie kann ich einfach nicht! Das verkrafte ich nicht!" Das würde ich als sehr gesund erachten, wenn du tatsächlich keinen Schmerz mehr damit hast, wie deine Kindheit verlief und dass sie dich nicht stärker geschlitzt oder gesehen hat o.ä. Und du bist damit ganz sicher nicht alleine. Das Modell Mama, das versorgt und darüber hinaus eben nichts, ist ein sehr gängiges Modell. Das ist bestimmt nicht so merkwürdig, wie du meinst. Ich glaube eher, dass wir in den letzten Jahrzehnten ähnlich wie in der romantischen Liebe ein überhöhtes Bild mit vielen unerfüllbaren Idealen zusammengeschustert haben, indem Mütter quasi zu Allroundern in der Familie werden, die für jeden einfach alles bedeuten sollen. Viele dieser ideale dürfen mMn auf den Prüfstand, weil seit mindestens 2 Generationen regelmäßig Frauen an diesem unerfüllbaren Bild ausbrennen. Wenn deine Mom für dich eine respektable Person darstellt, die dich nicht vor lauter Unbill nachts wach liegen läßt und du in der Lage bist, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen, dann ist das einiges.


ZweifelistderTeufel

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Antwort auf Beitrag von ZweifelistderTeufel

*GESCHÜTZT sollte das natürlich heißen. Eieiei, dieses Telefon hat enau meinen Humor...


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von ZweifelistderTeufel

hier auch so, nur dass mein Vater noch hinzukommt. Der ist schon lange verstorben und es macht mir nichts aus. Wird bei meiner Mutter nicht anders sein. Wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr. LG


ösitina

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Antwort auf Beitrag von User-1750749248

Wow, mein Respekt dass du ihm vergeben kannst, vielleicht schaffst du es auch mal bei ihr… Ich habe mittlerweile auch keinen Umgang mit meiner Mutter und wäre nicht traurig über ihren tot…. Dazu ist hier auch zu viel passiert, wenn jetzt auch nicht so wie bei dir, aber auch einige unschöne Dinge…. Vom verzeihen bin ich weit entfernt …- Alles gute und liebe für dich


User-1750749248

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Antwort auf Beitrag von ösitina

"Vielleicht schaffst du es auch mal bei ihr" hat mir zu denken gegeben. Bei meinem Vater war es offensichtlich, dass es etwas zu vergeben gab. Bei meiner Mutter war das nicht so klar und auch nicht wirklich Thema in der Therapie. Das ist sicher noch mal 1-2 Stunden wert. Danke, für den Anstoß.


Baerchie90

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Ich hätte das damals auch bei meinem Vater gedacht. Wir hatten fast 10 Jahre nur sehr sporadischen Kontakt und quasi keine Bindung. Dachte ich. Als er dann von heute auf morgen starb machte das mit mir aber doch so einiges und auch jetzt fast 8 Jahre später, vermisse ich ihn doch hier und dort und trauere eigentlich bis heute zumindest etappenweiseum ihn.


Itzy

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Antwort auf Beitrag von Baerchie90

Mir geht es auch so. Scheidungskind, meine Mutter war zwar da, aber nicht wirklich wie ich es gebraucht hätte. Sie hatte genug eigene Baustellen. Ich habe mehr oder minder gut funktioniert. (Wobei meine Haut eine andere Sprache gesprochen hat). Ich hatte keine emotionale Unterstützung, der Ort wo wir nach der Scheidung hingezogen sind ist nie Heimat für mich geworden. So, nun bin ich lange weg, auch km mäßig. Und seit 1 Jahr wo ich den Kontakt auf ein absolutes Minimum reduziert habe, sprich mal 1 Satz per WhatsApp wenn sie meinen Status kommentiert, geht es mir so gut!!! Sie nimmt einfach keinen Raum mehr ein. Sie und mein Vater sind nicht im guten auseinander gegangen, ich habe mich nicht völlig auf ihre Seite gestellt, das steht weiter zwischen uns. Sie kann das auch nach vielen vielen Jahren nicht trennen. Für mich ist das erledigt. Stirbt sie, wäre ich traurig, aber es wird mich nicht emotional so mitnehmen. Bei meinem Vater der schon einige Jahre tot ist, und zu dem ich auch keinen engen Kontakt hatte, war das nach dem Tod anders. Das lag aber daran, weil wir beide ein Interesse an Klärung hatten, es aber nicht mehr dazu kam. Mit ihr habe ich alles zig mal besprochen, wir drehen uns im Kreis, mache ich nicht mehr. Die Energie stecke ich in mein selbst gewähltes Umfeld.


Flori83

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Antwort auf Beitrag von User-1750749248

Sie ist genauso Opfer, wie du. Hat dich diese Erkenntnis jetzt so viel weitergebracht? Und obwohl dein Vater Täter war, verzeihst du ihm und deine Mam ist dir egal? Abgesehen davon: du bist jetzt erwachsen und deine eigene Herrin, du kannst nicht ein Lwbenlang alles auf deine Eltern schieben, jetzt bist du verantwortlich und nur du. Es klingt, als wärst du auf einem guten Weg, ich wünsche dir inneren Frieden und Gelassenheit


User-1750749248

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Antwort auf Beitrag von Flori83

Genau weil ich erwachsen bin und nicht alles auf andere schiebe, komme ich so gut zurecht. Die Erkenntnis ist tatsächlich wichtig. Allerdings ist auch sie erwachsen und sollte Verantwortung übernehmen. Meine Mutter war immer auf einem Podest und als Kind für mich perfekt. Da gab es bis vor kurzem nichts zu vergeben. Aber das wird jetzt die nächste Baustelle.


Pumpum090120

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Ich hatte eher ein schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter, da sie eine Narzistin ist. Sie schlug mich bei Überforderung, machte mich verbal nieder, hielt mich klein und war nie für mich da. Seitdem ich vor 4 Jahren schwanger war wurde mir bewusst das die Frau nicht gut tut, behielt aber den Kontakt zu ihr sporadisch wegen meinem Sohn, aber das Interesse was sie angepriesen hatte, kam nicht und dementsprechend habe ich den Kontakt dann abgebrochen. Ihr damaliger Partner und ihr Job und ihr Image waren ihr wichtiger wie 10 Minuten einmal im der Woche zu telefonieren. Deswegen hab ich mich nach einem Streit von ihr abgewendet und seit 2 Jahren besteht null Kontakt zu ihr. Mein Vater sah auch immer Nur zu, half mir nie wenn sie handgreiflich wurde. Jedoch konnte ich immer mit ihm reden überalles, das mütterliche übernahm meine Oma die leider letztes Jahr starb. Der Tod von ihr nahm mich heftiger mit wie ich erwartet hatte. Mein Vater warf mich wegen meiner Stiefmutter raus, aber auch wenn das natürlich das Verhältnis trotz Entschuldigung angeknackst ist, haben sie viel für mich getan und waren für mich da. Nun fragte mich meine Cousine, die sich gut mit meiner Mutter versteht, noch mehr seitdem meine Mutter wieder in unserer Heimat gezogen ist, ob ich traurig sei wenn Sie sterben würde. Meine Antwort war nein, nein diese Frau werde ich nicht vermissen. Denn die wenigen schönen Momente die ich mir ihr hatte reichen für Trauer nicht aus. Diese Frau war nie für mich da, hat mich nie verteidigt oder unterstützt wie meine Oma es tat. Wegen ihr leide ich an Depressionen und hab kein Selbstwertgefühl. Meine Cousine war geschockt natürlich da sie zu ihrer Mutter das beste Verhältnis hat und auch leider vor vielen Jahren ihren Vater verlor, den ich auch sehr vermisse das es mein Pate war. Meine Mutter ist mir völlig fremd, geworden in den letzten 15 waren wir nur am streiten, zum einen weil sie wohl nicht akzeptieren kann das ich kein kleines Kind mehr bin was sie beeinflussen kann. Ich finde da nix verwerfliches dran, auch wenns die eigenen Eltern sind. Für die Gesellschaft ist es noch ein absolutes Tabu Thema wenn man nicht um die eigenen verstorbenen Eltern weint oder sich von Eltern abwendet. Ichw werde nicht um meine Mutter trauern, über meinen Vater schon, weil wir wesentlich schöne viele Momente hatten.


Chrysopteron

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Das ist sehr, sehr traurig. Finde ich zumindest. Ich liebe meine Kinder so sehr - es wäre für mich schrecklich, wenn ich so wenig für sie da wäre, dass ihnen ohne mich nichts fehlte. Natürlich sollen sie nicht abhängig, unselbständig, kleingehalten sein. Aber das ist ja auch gar nicht notwendig. Meine Mutter wird dieser Tage 80. Und ja, sie hat ihre Eigenheiten, und ja, in der Pubertät habe ich sie inbrünstig gehasst und ja, sie hat Fehler gemacht. Aber ich will gar nicht daran denken, wie es ohne sie sein wird. Oder wenn sie z.B. dement würde. Ich werde das hinkriegen, keine Frage. Bin eine erwachsene Frau. Aber sie wird mir entsetzlich fehlen, an jeder Ecke. Der Mensch, der immer für mich da ist, der immer an mich glaubt, bei dem ich mit 40 Jahren noch im Arm weinen darf wie ein kleines Kind - wenn es denn mal unbedingt sein muss. Als letztes Jahr meine jüngste Tochter starb, war es soweit. Ich wünsche mir und uns allen, dass unsere Kinder auch einmal so für uns empfinden und wir es schaffen, ihnen bei dem, was wichtig ist, zu geben, was sie wirklich brauchen. In diesem Sinne ist unsere Beziehung zu unseren eigenen Müttern immer kostbar. Wenn nicht als Vorbild, dann als Erinnerung daran, was wir anders machen wollen.


memory

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Antwort auf Beitrag von User-1750749248

Hier zum Teil auch so. Allerdings waren meine Eltern sehr jung und später war die Arbeit wichtiger, wie wir Kinder. Runtergebrochen , haben die Fehler meiner Eltern, mich hoffentlich zu einer besseren Mutter gemacht. Jeder Klärungsversuch endet oft mit " das,war halt damals so..." nur selten kam mal ein Satz wie, " also wenn ich sehe, was du alles für die Kinder machst...." .....aber wir konnten ja nicht so......ja ja...."konnten" Ich kann es eh nicht mehr ändern. Einsicht gibt es eh nicht. Dafür immer finanzielle Unterstützung....wahrscheinlich Ihre Art der Wiedergutmachung


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von memory

Meine Mutter hat mich extrem jung bekommen. War komplett ein unerwünschtes Kind, was mich die ganze Familie immer spüren lassen hat. Wir wohnten mit meinen Großeltern unter einem Dach, mütterlicherseits. Meine Oma hat sich sehr um mich gekümmert. Sonst wüste ich nicht, was noch schlimmer gekommen wäre. Meine Mutter ist ein Mensch ohne liebe, nur mit sich selbst und ihrem Schicksal vereint, hat mich immer im Stich gelassen, ist einfach sehr oft einfach Tage lang weggewesen, kam verprügelt und betrunken dann nach Tagen nach hause. Ich habe so um Liebe gebettelt. Nicht, nichts kam zurück. Wenn ich in den Arm genommen werden wollte, hat sie mich geschlagen.....dann noch die 2. Ehe mit einem agressiven Akloholiker (der lebte auch noch bis 88, obwohl der mit 13 anfing zu saufen), noch 2 weitere Kinder, die komplett kaputt sind. Nein Danke. Nur weg....und somit auch immer die Aussgrenzung in der Schule, nie Freunde etc. Ich versuche es besser hinzubekommen, aber es steckt so viel tief drin, da ist eine Heilung kaum möglich. Jeder Tag ist ein Kampf mit mir selber. Vieles mache ich bestimmt besser, aber da würde noch mehr gehen......LG