Urvertrauen und Bedürfnisse

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Urvertrauen und Bedürfnisse

Werte Frau Simon, vielen Dank das Sie sich die Zeit nehmen hier Fragen zu beantworten! Sie haben mir schon einige Male geholfen. Ich habe zwei Fragen. 1. Momentan ist mein Sohn (19 Wochen alt) oft sehr quengelig und unzufrieden mit allem. Es dauert oft sehr lange bis ich herausgefunden habe was ihm dann gut tut, bzw was ihn gerade bedrückt. Noch vor ein paar Tagen waren wir, was das angeht, ein total eingespieltes Team. Doch jetzt ist irgendwie alle anders. Zb. Sind seine Anzeichen für Müdigkeit gerade eher schwer zu erkennen, kein Augenreiben oder Gähnen mehr, sondern nur quengeln. Wenn er quengelt probiere ich ihn anzulegen, mit ihm zu spielen und zu singen, ihn umher zu tragen oder seine Position ( Bauchlage/Rückenlage) zu ändern. Wirkt es sich negativ auf meinen Sohn oder unsere Bindung aus wenn ich nicht immer gleich das richtige finde, was er in dem Moment braucht???? 2. Vor ein paar Tagen hatten wir einen Termin zur Ergotherapie aufgrund seiner Regulationsstörung. Während der Therapie hat er einen Schreianfall bekommen. Die Therapeutin bestand darauf, dass mein Mann ihn nimmt und ihn versucht zu beruhigen, damit sie in Ruhe mit mir sprechen konnte. Mein Sohn beruhigt sich aber ausschließlich bei mir. Mein Mann ist beruflich sehr eingebunden, somit ist mein Sohn maximal 20 Minuten am Tag bei Ihm, manchmal auch gar nicht. Mein Sohn hat sich bei der Therapie natürlich nicht beruhigt und immer weiter rein gesteigert. Nach 30 Minuten ist er vor Erschöpfung eingeschlafen. Mein Mann sollte ihn dann in seine Babyschale legen, natürlich ist er davon aufgewacht. Die Therapeutin hat dann ein Tuch über die Babyschale Gehangen und diese geschaukelt. Mein Sohn schrie und beruhigte sich nach ca 5 Minuten. Ich habe die gesamte Zeit gesagt das ich das gerade nicht möchte und ihn gerne auf den Arm nehmen will. Doch sie riet mir davon ab, da er ja lernen soll sich Selbst zu regulieren. Ich habe weinend die Praxis verlassen und auch jetzt nagt das alles noch sehr an mir. Ich habe große Angst das mein Sohn folgen davon trägt. Kann diese Situation etwas an seinem Urvertrauen zerstört haben? Bzw etwas an unserer Bindung geändert haben? Ich habe Größe Angst das mein Sohn das Gefühl hatte, ich hätte ihn verlassen. Ich habe in diesem Moment so unglaublich mit ihm mit gelitten und fand diesen Termin dort etwas traumatisierend. Vielen Dank für Ihre Antwort

Mitglied inaktiv - 13.06.2018, 14:50



Antwort auf: Urvertrauen und Bedürfnisse

Liebe Tulpe, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie die Therapiestunde sehr mitgenommen hat und Sie in Frage stellen, ob das alles seine Richtigkeit hatte. Denn ja, es kann zu Tränen der Mutter kommen, wenn es um eine Ablösung geht..., aber, dies wird i.d.R. vom Therapeuten angekündigt, dass emotionaler Stress zu erwarten ist. Es hat mir den Anschein, dass die Therapeutin eher aus dem Affekt reagiert hat- nicht aus einer gewünscht zielorientierten Planung, die mit Ihnen abgestimmt war. Damit Sie aber eine korrekte Antwort auf Ihre Frage erhalten, rate ich Ihnen, Ihr Befinden bitte nochmals an die Therapeutin zurückzuspiegeln und um konkrete Erklärungen für die Handlungsweisen einzufordern. Denn, nur wenn Sie verstehen und nachvollziehen können, können Sie mithelfen. Ein Kind und auch nicht Sie als Eltern sind in der Lage von jetzt auf gleich " ein bisschen Regulation" zu lernen. Sie haben sich bisher sehr bedürfnisorientiert Ihrem Kind zugewandt. Das lese ich auch aus Ihrer ersten Frage heraus. Was ich Ihnen sagen kann ist: NEIN! Ihr Baby wird keinen Schaden nehmen oder am Urvertrauen zweifeln, wenn Sie es nicht unmmittelbar DAS geben können, was es vermeintlich braucht. Ich denke sogar weiter. Es tut Ihrem Kind nun gut, zu lernen, dass es auch gewisse Wartezeiten gibt, bis Mama oder Papa eine diese Lösung anbieten, die gefällt bzw. das Bedürfnis befriedigt. Ihr Kind spürt Ihre Zuwendung, Ihre Liebe und Ihr Bemühen. Sie sind gut gebunden! Auch die Situation in der Praxis hat nichts am Urvertrauen gerüttelt- aber Ihr Impuls sagt Ihnen: so soll es auf keinen Fall sein! Und wenn dieses so ist, dann muss anders vorgegangen werden. Sprechen Sie bitte noch einmal mit der Therapeutin. Ein sehr schönes Buch als Lesebegleitung ist: SAFE von Dr. Brisch. Berichten Sie gerne, wie es Ihnen geht und ob sich die Therapiestunden verändern. Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 13.06.2018



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