Frage: Bedürfnisse

Guten Tag Ich möchte wissen, ob man "verpasste" Bedürfnisse beim Baby nachholen kann. Ich fand etwas schlecht in meine Mutterrolle und merkte erst nach einiger Zeit, welche Bedürfnisse unser Kleiner wirklich hatte. Ein Säuglingskurs wäre wohl prima gewesen, wo uns erklärt worden wäre, dass es ganz normal ist, dass ein Neugeborenes in der Nacht nicht unbedingt wieder einschläft nach dem stillen und was man da so tun kann. Im Geburtsvorbereitungskurs wurden wir zwar prima auf die Geburt vorbereitet, aber eben nicht auf die Zeit danach und das wäre wohl viel wichtiger gewesen. Ich dachte immer, wenn es in der Nacht getrunken hatte und im Stubenwagen dann quengelte, warum es denn nicht schlafen könne. Versuchte ihn dort zu beruhigen. Manchmal lief das so. Quebgeln, Musikdose aufziehen, Schnuller, kurz einnicken, wieder quengeln.... das eine Stunde lang. Wenn er weinte stillte ich ihn meist nochmals oder trug ihn ein bisschen. Aber auch am Tag war er am Anfang oft auf dem Stillkissen am schlafen, machmal liessen wir ihn sogar unter dem Spieltrapez weil er das so gerne anschaute, anstatt die Wachphasen mit ihm zu nutzen :-(. Kuscheln war nicht so oft angesagt - ich musste noch häufig zur Physio wegen der schweren Geburt. Da schaute dann mein Mann zum Kleinen. Ich muss aber sagen, dass unser Sohn sehr lange getrunken hat (gestillt), so ca. eine Stunde mit wickeln dazwischen - in 24 h ca. 6-8 mal. Da habe ich ihn oft gestreichelt. Und zwischendurch nahmen wir ihn auch sonst auf den Arm, aber eben nicht so oft, wie er es wohl gebraucht hätte :-(. Am Tag interpretierte ich auch manchmal falsch, dass er müde wäre und legte ihn ab, wo er quengelte und ich ihn zum einschlafen bringen versuchte. Im Nachhinein ist mir schon klar, dass er einfach meine Nähe gebraucht hätte. Er hätte einfach auf meinem Arm bleiben wollen, denn da quengelte er nicht :-(. Sonst gingen wir sehr liebevoll mit ihm um, wollten alles richtig machen. Aber merkten irgendwie noch nicht ganz, dass ein Baby ein 24 Stunden Job ist und viel Nähe braucht. Mit ca. 3 Wochen fingen Blähungen an. Eigentlich ein Glück für uns, denn nun realisierte ich, dass er viel getragen werden möchte. Während er schrie, trug ich ihn oft sehr lange. Wir machten dann einen Tragetuchkurs, fingen an zu pucken beim schlafen, usw. Später mit ca. 3 Monaten wo er ganz stark geschrien hat bei jedem stillen, habe ich ihn fast ausschliesslich getragen und er kam dann auch zu uns ins Bett. Wir schafften uns eine Babyhängematte an, wo er sich viel besser in den Schlaf schauckeln konnte. Unser Stubenwagen hatte nur sehr kleine Räder und man konnte den Stubenwagen nicht hin und herschieben zum beruhigen. Mittlerweile ist unser Sohn über 7 Monate alt, schläft zwar ziemlich schlecht, aber sonst ist er ein süsser Junge. Ich bin nun fast ins Gegenteil gekippt, will immer sofort alle Bedürfnisse von ihm erfüllen- trage ihn auch noch sehr viel, da mich einfach das schlechte Gewissen nicht los lässt. Immer wieder kommt mir in den Sinn, dass er als Neugeborenes manchmal quengeln musste, weil ich dachte er müsse doch einschlafen oder warten können. Schreien lassen kam schon nicht in Frage, aber trotzdem, ich bereue einfach die Zeit, dass ich nicht viel mehr mit ihm gekuschelt habe. Kann man Nähe und Geborgenheit, die er die ersten Wochen wohl manchmal vermisst haben musste, nachholen? Oder bräuchten das gerade die Kleinsten am meisten? Oder ist das Bedürfnis nach Nähe zu Mama gleich gross ob er jetzt 1 Wochen alt ist oder 6 Monate? Darf ich ihn also jetzt immer noch tragen, tragen, tragen? Ich wünsche mir einfach so sehr, dass ich das irgendwie aufholen kann. Warum sagt das einem niemand, was NACH der Geburt auf einem zukommt? Das müsste unbedingt im Kurs angesprochen werden. Na ja, ich hätte auch Bücher lesen sollen - das habe ich jetzt nachgeholt. Ich will jetzt nach vorne schauen und mich freuen, dass wir die Bedürfnisse doch noch erkannt haben. Aber ich wüsste schon gerne , ob man das nachholen kann...Und eben die wichtigste Frage: Brauchen die Kleinen die Nähe am meisten wenn sie gerade auf die Welt kommen oder auch später? Denn als Neugeborenes schlief er halt schon viel und da trugen wir ihn noch nciht so herum. Merken die Neugeborenen das, dass sie im Bett liegen und nicht auf Mamas Arm wenn sie schlafen? Ich danke Ihnen für Ihre Antwort! Liebe Grüsse

von Sunneschyn am 09.02.2011, 12:08



Antwort auf: Bedürfnisse

Liebe Sunneschyn, die Sprache des eigenen Kindes zu verstehen braucht Zeit. Selbst wenn Ihr kleiner Mann der Sprache schon mächtig und schon mit Ihnen kommuniziert. Das Weinen des Babys, die Gesten, später dann verbale und nonverbale Sprache zu deuten, ist nicht immer einfach. Und ja, es kann zu Missverständnissen kommen. Aber diese sind menschlich--- sie gehören zur Eltern- Kind Beziehung dazu, wie zu jeder anderen Beziehung ( Partnerschaft, Freundschaft). Nur ist es wichtig, wie man mit diesem Missverständniss umgeht. Heisst: wird es aufgeklärt oder Ihr Kind ( Partner etc.) erfährt durch Zuwendung und den ansonsten erfüllten Bedürfnissen keine Ablehnung, so ist nicht zu erwarten, dass es einen Bruch gibt. Und diesen gibt es auch nicht bei Ihnen und Ihrem Kind. Sie dürfen sich lösen von dem schlechten Gewissen, welches Sie mit sich herumtragen. Gerade Ersteltern bzw. Erstmütter sammeln unwahrscheinlich viele Tipps aus Literatur oder Internet oder hören meist "immer das beste" von erfahreren Müttern. Sie hören also immer nur den Idealfall. Genau so wie Sie geschildert haben, wird die Zeit nach der Geburt nur kurz und knapp gehalten in Gesprächsrunden. Wie man als kleine Familie und als gehandikapte Wöchnerin mit evt. Geburtsverletzungen den 24h Job schaffen soll, verrät erstmal niemand. Das auch hier die Bedürfnisse der MUTTER bzw. der Eltern enorm wichtig sind, muss ebenfalls unterstrichen werden. Und das gilt für die gesamte Kinderzeit. Verlieren Sie sich nicht aus den Augen... Tragen Sie Ihr Baby, so lange Sie und Ihr Kind es mögen. Geniessen Sie die jetzige Zeit und gestehen Sie sich ein, dass Sie in der Neugeborenenphase wirklich alles richtig gemacht haben.... Sie haben Ihr Kind weder vernachlässigt, noch seine Grundbedürfnisse ignoriert. Die innigen Stillmomente z.B. haben Ihrem Kind schon unwahrscheinlich viel Nähe gegeben. Und wenn Sie sich eine zweifach- oder "nochmehr" Mutter anschauen, so sind vermutlich "nur" diese Stillmomente, die sie so innig mit dem jeweiligen Kind verbringen kann und das Tragen natürlich. Heisst: jedes Kind hat seinen Platz im Leben einer Familie und lernt es so kennen. Viele Grüße und bis bald von Katrin

von Katrin Simon am 11.02.2011



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